Verhätscheln wir unsere Hunde

  • Zitat

    Man kann sich sicher mal fragen, was man so mit dem eigenen Hund tut, in welchem Verhältniss das steht. Um das in Relation zu setzten sind so Erlebnisse von vor 50 Jahren oder aus nem anderen Land gut...

    Eben, die Selbstreflektion ist des Pudels Kern ;) .

    Und auch, wenn das jetzt schon wieder OT ist: Ich bin oft in Mittel- und Osteurpa unterwegs. Aber abgemagerte oder augenscheinlich hungernde Hunde habe ich dort nie gesehen. Es ist nicht immer alles optimal, insbesondere auf den Dörfern. Z.B. wird Fellpflege dort eher klein geschrieben.

    Aber, und das ist ja nicht eben unwesentlich, fette, überkonditionierte Hunde sind mir dort nie über den Weg gelaufen. Wäre ja auch einmal ein Aspekt, über den man nachdenken kann.

    Ach ja, zum Thema frierender Hund:
    Mein erster Hund wusste ganz genau, wann ich aus der Schule kam. Er lag schon als Welpe zu der Zeit immer draußen und wartete auf mich. 10 Grad Frost und Welpe auf einem Schneehaufen liegend, das fand meine Oma nicht passend und wollte ihn, nachdem er nicht ins Haus wollte, mit dem Besen ins Haus jagen. Dorfschnack danach: Oma hat den armen Hund mit dem Besen aus dem Haus gejagt :lachtot: .

  • Das Du so wenig abgemagerte Hunde hast sehen können liegt wahrscheinlich daran, das regelmässig in Polen, Rumänien, Bulgarien und angrenzenden Ländern Tötungsaktionen durchgeführt werden. Hunde sind in diesen Ländern meist weniger Wert als Dreck. Ein Teil der Bevölkerung akzeptiert die Strassenhunde, der andere Teil sieht sie lieber tot und tut was dafür.

    Das Leben dort auf der Strasse ist jedenfalls kein Zuckerschlecken, wie Du es irgendwie darstellen willst. Natürlich gibt es dort keine fetten Hunde - wie soll das funktionieren, wenn das Volk selbst auch kaum was zu beissen hat.

    Mein Verein organisiert vor Ort Kastrationsprojekte, vermittelt Hunde u.a. aus Rumänien, ich kann daher schon behaupten: was ich von der Mentalität und Einstellung vieler Rumänen oder Angehörige anderer Ostblockländer gegenüber des Menschen bestem Freund weiss, lässt sich mit einem Satz sagen: Nur ein toter Hund ist ein guter Hund. Ein Land, was sogar seine Pferde am Strassenrand verrecken lässt, ist sehr weit davon entfernt, als zivilisiert und fortschrittlich zu gelten.

    Und ist somit auch Himmelweit davon entfernt, als Gegenbeispiel zu dienen, ob wir unsere Hunde zu sehr verwöhnen. Find ich zumindest.

    Und zu frierenden Hunden im Ostblock - die meisten Strassenhunde überleben den Winter gar nicht. Denn neben der fehlenden häuslichen Unterkunft bekommen sie nicht mal was zu beissen. Die Plätze, die die Toten freimachen, nehmen die aufrückenden Populationen, die vor die Türe gesetzt wurden, ein - bis zur nächsten Vergeltungsschlacht - oder eben dem nächsten kalten Winter ...

  • Eine augenscheinlich glückliche,miteinander spielende Hundemeute,sich vollkommen selbst überlassen,welche dann mit ihrem eventuellem Nachwuchs die Tierheime füllt oder wo sich der Mensch das Recht rausnimmt zu entscheiden ob die daraus entstehenden Welpen leben dürfen oder nicht,hat wohl kaum etwas mit "nicht verhätschelt" sein zu tun.
    Ich glaube auch nicht das sich dort irgendjemand darum schert wenn einer der Hunde verletzt oder krank ist.

    Ich bin nicht der Meinung das ich meine Hunde verhätschel weil sie Familienanschluß haben,gut untergebracht sind,täglich ihr Futter bekommen,gepflegt werden und ich mich mit ihnen beschäftige.

    Was versteht man unter einem verhätschelten Hund?
    Sind das z.B Hunde die Leckerlies reingestopft bekommen bis sie vor Fett nicht mehr laufen können?
    Hunde welche mit Diamanten bestückten Halsbändern auf dem Arm getragen werden damit sie sich nur nicht die Pfoten schmutzig machen ?
    Hunde welche wie Modepüppchen rumlaufen?
    Wieviele Hunde bekommen die Abartigkeiten einiger Menschen zu spüren.
    Solche Hunde können mir nur leid tun!Das fällt wohl schon eher unter Mißbrauch und Tierquälerei.
    Ich denke nicht das es ein "Verhätscheln" des Hundes gibt.
    Das mag bei Kindern zutreffen,welche jeden Willen bekommen.Kinder können fordern,Hunde müssen leben wie der Mensch es für sie einrichtet.
    Hab noch nie einen Hund gesehen der mit einem Dickkopf eine isolierte Hundehütte einforderte.
    Für mich gibt es nur eine gute oder schlechte Hundehaltung und verantwortungsvolle oder verantwortungslose Hundehalter.

  • Ein schönes Thema :gut:

    Aber selbstverständlich wird unser Hund verhätschelt!
    Wir selbst übrigens auch.

    Wenn wir ehrlich sind, kann man es kaum besser treffen als zu unserer Zeit und in unseren Breitengraden - wenige Menschen leb(t)en in ähnlichem Wohlstand. Ich besitze viele Dinge, die ich nicht brauche. Ich genieße viel Luxus, den ich nicht brauche. Mein Leben ist viel leichter, als es beispielsweise das Leben meiner Großmutter gewesen ist.

    Dinge, die ich natürlich auch an meinen Hund weitergebe.

    Es wäre vor sechzig Jahren undenkbar gewesen, in diese Tiefe in die ausgewogene Hundeernährung einzusteigen, den Hund in der Form zu bespaßen oder gesundheitlich zu versorgen.

    Ich bin dankbar für den Luxus, den wir genießen dürfen.
    Ich bin dankbar dass ich meinen Hund verhätscheln kann.

  • Na, ja der Vergleich mit in der Entwicklung hinterherhinkenden Ländern hinkt schon ein wenig, es kommt wohl auch auf den Ausgangsstandpunkt an:
    - es gibt Menschen, die haben fast kein Wasser, nur Dreckbrühe
    - es gibt Menschen, die laufen kilometerweit zum Brunnen
    - es gibt Menschen, die haben den Brunnen im Dorf
    - es gibt Menschen, die haben zwar ne Leitung, müssen das Wasser aber abkochen
    - es gibt Menschen, die können ihr Wasser immer aus der Leitung trinken
    - es gibt Menschen, die nur das Wasser einer bestimmten Marke trinken
    - es gibt Menschen, die trinken für den Durst gar kein Wasser

    Ich glaub jetzt nicht, dass ich die Menschen, die einen eigenen Brunnen in ihrem Dorf bekommen, verhätschle

    Aber es reicht auch das saubere Wasser aus der Leitung um den Durst zu stillen, also finge das "Verhätscheln" für mich erst bei den letzten zwei Punkten an.

    Manch ein Mensch auf der Welt würde es schon als "Verhätscheln" empfinden, dem Hund ne saubere Schüssel mit Leitungswasser hinzustellen........

    Kommt also auch darauf an, wo man steht. Russland vergleichbar? Glaube ich nicht wirklich. Es gibt zwar ne Menge Reichtum dort, aber es gibt auch Menschen, die im Winter erfrieren, weil sie keine Heizung haben :???:

  • Mal OT und zur Klarstellung:

    Russland ist kein Entwicklungsland, es ist ein europäisches Land, auch wenn große Teile in Asien liegen. Ich sehe in den 7 Minuten, die ich in Hannover (!) vom Bahnhof zur Arbeit gehe, mehr Bettler als ich in Russland oder Polen gesehen habe. Allerdings, auch das gehört zur Wahrheit, ich sehe weniger Betrunkene in Deutschland.

    Und, auch das gehört dazu, Russland ist uns teilweise voraus bzw. hat m.E. bessere Wege der Problemlösung gefunden als wir. Beispiel: In Russland wird eine Rezeptur vom Hersteller zur Genehmigung beim Ministerium eingereicht. Wenn die Genehmigung vorliegt, darf das Futter- (bzw. Lebensmittel, wenn für den Menschen gedacht) in den Verkehr gebracht werden. Genau mit der genehmigten Rezeptur. D.h., wenn aus Kosten- oder sonstigen Gründen etwa Fleisch durch Soja ersetzt werden soll, ist eine neue Zulassung fällig oder der Laden wird dicht gemacht.

    Aber, auch das ist selbstverständlich, es gibt viele Bereiche, in denen in Deutschland bessere Lösungen gefunden wurden. Hierbei sollten wir jedoch nicht vergessen, dass wir keine 70 Jahre Lenin, Stalin & Co hinter uns haben.

    Wir, und damit meine ich alle Gesellschaften, befinden uns im Wettbewerb um die besten Lösungen. Und die meisten Fragen sind die gleichen, egal wo man lebt. Es wäre doch vermessen, wenn, welche Gesellschaft, welcher Staat auch immer, von sich behaupten würde, alle gefundenen Lösungen wären ideal und unübertreffbar. Nee, bei aller Vaterlandsliebe, das ist mit absoluter Sicherheit nicht der Fall.

    Mein Russischlehrer beim Bund hatte einen ganz guten Spruch von George Bernhard Shaw in seinem Büro:
    Wenn ich einen Apfel habe und du hast einen Apfel und wir tauschen die Äpfel, dann hat jeder einen Apfel. Aber wenn ich eine Idee habe und du hast eine Idee und wir tauschen unsere Ideen, dann hat jeder zwei Ideen.

    Ergänzend möchte ich hinzufügen, dass wir dann auch drei und mehr Ideen haben können.

    Mal drüber nachdenken, ehe der Stab über wen auch immer gebrochen wird.


    @ lotuselise
    Ja, sehe ich auch so, guter Beitrag!
    Nur, bitte lass Russland raus. Wer da erfriert, würde, das gleiche Klima vorausgesetzt, auch hier erfrieren. Die haben durchaus ein soziales Netz, allerdings eines, das nicht mehr als das nackte Überleben sichert. Hartz IV ist dagegen Luxus. Ist aber auf der anderen Seite des Atlantik auch nicht anders, eher schlimmer.

  • Zitat

    Ich sehe in den 7 Minuten, die ich in Hannover (!) vom Bahnhof zur Arbeit gehe, mehr Bettler als ich in Russland oder Polen gesehen habe.

    Daraus würde ich aber nicht auf einen gleichen Entwicklungsland der beiden Länder schließen. Eher auf eine ander Mentalität. Wir Deutschen sind in der Regel gerne verhätschelt (ja, auch da verallgemeinere ich). Und die, die es nicht sind, oder nicht so sehr wie sie es gern hätten, versuchen dies eben zu erreichen. Von daher muss nicht jeder Bettler mehr, der auf deutschen Straßen sitzt, ein Indiz dafür sein, dass Russland weiter entwickelt ist als hier geschrieben wurde.

    Ich selbst kann es nicht aus erster Hand beurteilen und hätte mich daher hier nicht zu Wort gemeldet. Aber das Argument hat grade doch etwas den Bezug verloren finde ich.

    Zitat

    Es wäre doch vermessen, wenn, welche Gesellschaft, welcher Staat auch immer, von sich behaupten würde, alle gefundenen Lösungen wären ideal und unübertreffbar. Nee, bei aller Vaterlandsliebe, das ist mit absoluter Sicherheit nicht der Fall.

    Das hat hier doch auch niemand getan? Ehrlich gesagt sehe ich den Bezug zum Thema bzw. zu den Beiträgen nicht mehr. Wer hier hat denn gesagt, dass unsere Hundehaltung (oder sonstige "Lösung") die Ultimative ist? Es wurde nur gesagt, dass sie für Deutschland passend und somit in Ordnung ist, so lange es in kein Extrem geht.

    Warum den Hund also nicht verwöhnen, so lange es artgerecht ist?
    Genau so natürlich auch: Warum den Hund nicht unbeheizt draußen halten, wenn es artgerecht ist?
    Wo hier aber die Grenzen liegen, kommt, wie auch schon geschrieben wurde, in erster Linie auf den Hund an. Ebenso auf den Halter, Möglichkeiten und Einstellung.

    Verwerflich kann ich ein überteuertes Futter, eine beheizte Hütte, ein zehntes Halsband etc. nicht finden. Ob es für mich die richtige Lösung ist, ist eine andere Frage. Auch wenn ich meinen Hund definitiv verwöhne... Jeder eben so weit, wie er es richtig findet und (nochmal) so lange es dem Tier nicht schadet.

  • Zitat

    Darum geht es mir, was ist sinnvoll und nötig und wo fängt das Verhätscheln an. Darüber, so meine ich, machen wir "satten Deutschen" uns viel zu wenig Gedanken. Nicht alle, aber viele.

    Ich denke, man muss differenzieren:
    Was ist nötig und unverzichtbar?
    Was ist nett und sinnvoll?
    Was ist brauchbarer Luxus?
    Was ist schädlicher Luxus?

    Um beim Eingangsbeispiel, der Hundehütte, zu bleiben, ist eine einfache Hütte sicher Unverzichtbar, eine doppelwandige nett und sinnvoll. Eind doppelwandige mit Styropor würde ich schon als brauchbaren (aber eben auch bequem verzichtbaren) Luxus bezeichnen. Na ja, dann gibt es aber auch noch die Variante mit Fußbodenheizung :hust: . Ob die schädlich ist, sei einmal dahingestellt, aber der Abhärtung dient sie gewiss nicht.

    Ich geh mal nur von meinem Pudel aus - denn ich denke, es ist schon ein Unterschied, ob ich einen Arbeitshund habe, oder eben einen Toypudel - also einen "Spielzeug-Pudel".

    Hier an dieser Stelle müsste ich schon fragen: ist mein Hund an sich schon "schädlicher Luxus"? Denn er dient - genau gesagt - nur meiner Freude, er kostet und macht Dreck. Ausserdem würde er schlicht gesagt, erfrieren in einer Hundehütte hier in der Schweiz und noch eher in Russland - anders vielleicht als ein Huskie, so vermute ich. Und wenn er tagelang mit Kumpels rumrennen würde, würde er wahrscheinlich keine Woche überleben, sondern hätte schon längst den Kürzeren gezogen (vielleicht auch nicht, denn er hat ein ausgezeichnetes Sozialverhalten) bzw. wäre hoffnungslos verfiltzt. Er ist also schon per se ein Luxusgeschöpf.

    Die Frage ist nicht zu beantworten, denn wenn man nicht gerade Jäger oder Schäfer oder Polizist ist, ist de facto jeder Hund Luxus und somit auch jedes Stückchen Futter, was er kriegt und auch jeder Cent, den er kostet. Und das gilt für jeden grossen und kleinen, Mix- oder Rasse-Hund, der keine "Aufgabe" hat, also gilt dies auch streng genommen für jeden Strassenhund. ;) Sie sind, wenn nicht im Dienst wie oben beschrieben, eben keine Nutztiere und damit per se Luxus.

    Da nach meiner Meinung nach Hunde aber Lebensberechtigung auch ohne materiellen Nutzen haben (und darüber hinaus einen nicht zu unterschätzenden immateriellen Nutzen erfüllen), sehe ich sie einfach per se nicht als Luxus an, selbst Toypudel nicht.

    Ich versuche aber, meine nicht zu sehr zu verhätscheln, auch, wenn ich sie alle 3 Tage bürste, alle 6 Wochen schneide, sie im warmen Kuschelbettchen pennt, Spezialfutter bekommt, sie 2 Trainer hat.

    Sie ist der pure Luxus, wenn auch kein schädlicher.

  • Zitat


    Macht das unsere Hunde glücklich? Brauchen sie es? Oder verhätscheln wir die armen Hunde einfach nur?

    Wir verhätscheln unsere Hunde ... eindeutig. Sie brauchen dieses ganze Brimborium gar nicht. Ich differenzieren aber lieber, wie weit das verhätscheln geht, denn natürlich hat auch ein Hund es gerne bequemer ... um genau rauszufinden, was sie wollen müßten wir sie ja frei entscheiden lassen ... Bretterbude draußen oder Kuscheldeckchen neben der Heizung oder auf dem Sofa. Ich denke es würde nicht wenig Hunde geben die die Bretterbude tatsächlich bevorzugen, was natürlich auch wieder Rassebedingt ist. Ein Husky wird die Bretterbude wahrscheinlich eher wählen, als ein Mops :D.

    Die Problematik des Hundes sehe ich eher in der oft falsch verstandenen Liebe zum Hund, damit machen wir viele Hunde viel mehr kaputt. Nicht jeder .. aber viele.

    Hier stellt sich doch auch die Frage, ob der durchaus gut gemeinte Tierschutz, die ganzen Südländer hierher zu holen, wirklich sinnvoll ist ... wäre es nicht sinnvoller vor Ort den Straßenhunden zu helfen .. und ich meine nicht, dass man ihnen nen trockenes Plätzchen in einer Familie besorgt, denn wer entscheidet ob ein Straßenhund zwingend unglücklich ist?

  • Ja, wir verhätscheln unsere Hunde, eindeutig! Man sehe sich nur mal die Futter-Diskussionen und Haltungstipps an.
    Aber ich finde das nicht schlimm, wieso auch nicht? Schadet doch keinem und es macht uns glücklich.
    Verhätscheln wir nicht alles, was wir total gerne haben?? Liegt wohl in unserer Natur.

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