Bestrafen, aber wie....

  • das hochhüpfen nach der ansage war eher ein lass-mich-deinen-mund-lecken-um-dich-friedlich-zu-stimmen als ein einschüchterungsversuch, also eine eher unterwürfige aktion, nix freches oder gar aggressives, denk ich..

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    bei mir gibts für wirkliches fehlverhalten (ignorieren von kommandos, die eigentlich sitzen) eine deutliche, strenge ansage, inklusive drüberbeugen und kurz fixieren. :warn:

    Das wäre für meinen schon wieder zu viel und er würde wie ein geprügelter Hund 2 - 5 m hinter mir herschleichen und zwar nicht nur den Rest des Spazierganges, sondern den Rest des Tages. Da könnte ich mich mit Leberwurst einschmieren, das würde ihn nicht davon abhalten.

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    Aber letztens waren wir unterwegs und ein Freund von mir hatte meine kleine mit strenger lauter Stimme zurecht gezogen und ich habe bemerkt wie beintrugt sie war. Sie versuchte ihn dann einzuschüchtern mit hochspringen und…
    So etwas passiert mir mit ihr nicht so, vielleicht weil sie weiß, dass ich doch am Ende ein Lieber bin… aber ist es gut?

    Ein Klassiker den sehr viele Hundetrainer für sich ausnutzen um die Kunden zu beeindrucken. :lol:

    Es sind doch für den Hund zwei völlig unterschiedliche Dinge ob Du als seine Beziehungsperson mal lauter mit ihm sprichst oder ob ihn ein "wildfremer" Mann plötzlich "anbellt". Nur weil ein Hund durch dominantes Auftreten und strenge laute Stimme bei einem Fremden kurzfristig beeindruck ist heißt das noch lange nicht das dies auch dauerhaft so wäre wenn die Beiden eine langfristige Beziehung miteinander hätten.

    Grade bei sensiblen Hunden funktioniert ignorieren wunderbar, allerdings würde ich das nicht Strafe nennen. Es ist einfach ein Ausdruck von Kommunikation (bzw. in dem Fall Nicht-Kommunikation) der dem Hund vermittelt was "ankommt" und was ehr "abtörnt".
    Der König (also Du) beschäftigt sich eben nicht mit dem pöbelndem Fußvolk ;)
    Leider verstehen viele Hundehalter und wohl auch Trainer diesen Ansatz nicht und ignorieren den Hund viel zu lange, oft stunden - oder tagelang.
    DAS ist für ein soziales Wesen wie den Hund, dessen Überleben nur durch die Zugehörigkeit zu einer starken Gruppe (Rudel) gesichert ist, sehr bedrohlich und beängstigend. Damit macht man dann alles kaputt was jemals an Beziehung oder Bindung vorhanden war.

  • Was ich fuer ein Ammenmaerchen halte ist, dass der Hund es "begreift" oder als "Bestrafung" ansieht, dass wenn er auf mein Rufen nicht komme ich ihn abhole und an die Leine nehme fuer den Rest oder eine gewisse Zeit des Spaziergangs.

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    Was ich fuer ein Ammenmaerchen halte ist, dass der Hund es "begreift" oder als "Bestrafung" ansieht, dass wenn er auf mein Rufen nicht komme ich ihn abhole und an die Leine nehme fuer den Rest oder eine gewisse Zeit des Spaziergangs.

    Hm also meiner begreift es. Wenn er dann wieder ohne Leine laufen darf und ich möchte was von ihm, dann wird es auch pronto ausgeführt, was dann auch entsprechend bestätigt und gewürdigt wird.

    So wird schon beim Hund ein Denkprozess eingeleitet, frei nach dem Motto das war dumm, weil keine Reaktion die mir einen Vorteil bringt, also versuche ich das und das bringt mir einen Vorteil.
    Ich ignoriere auch nicht stunden- oder gar tagelang.

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    --schnipp
    Ich versuche es mit Zuneigung und viel liebe, aber ab und zu fühle ich mich nicht respektiert… --schnapp

    Hi,
    ja das kenne ich. OK, mein Kleener ist nicht besonders sensibel. Er verträgt schon mal ein harsches Wort... Allerdings hat er 2 Punkte, bei dem ich ansetzen kann, wo er merkt "He, da hab ich was falsch gemacht" oder "OK, ich kriege was, wenn..."

    Ignorieren: wende ich an, beim obligatorischen AAAAh-du-bist-wieder-da-und-ich freu-mir-10-kg-Kekse-Gehüpfe. Klappt prima, ist gewaltfrei; dauert aber etwas bis der Hund es begreift, nicht den Besuch oder mich beim betreten der Wohnung anzuspringen. Da gibt es auch keinen Spielraum. Gibt es einfach nicht und wenn er es doch macht: wird umgedreht und interessiert die Spinnweben an der Decke studiert oder ich gehe einfach durch zur Küche mit der Frage: hab ich nen Hund? Neee...

    Ignorieren: wende ich an, wenn ER (mein Hund) was wehement von mir fordert. Angefangen von "Ich will aufs Sofa" bis hin zu "Es ist Fütterungszeit und jetzt avanti mir die Schüssel füllen! Hopp hopp!" So ein Verhalten will ich nicht. Punkt. Ignoranz meiner Seits wird durchgeführt. Ist gewaltfrei, dauert aber bis der der Hund es begreift.

    Belohnung per Leckerchen: wende ich an, wenn es etwas Besonders zu üben gibt. Wenn er etwas besonders schnell erledigt hat oder ähnliches.

    Belohnung per Wort: wende ich an, wenn er artig bei Fuß läuft, wenn er eine Aktion toll ausgeführt hat etc.

    Das hört sich jetzt alles hart an, ist es nicht und es kommt auf die Situation an, was angewandt wird.

    Beides sind Dinge die mein Hund zum einen nicht austehen kann oder halt liebt. Beide motivieren ihn sehr (mittlerweile). Immerhin hat durch ignorieren gelernt: wenn Frauchen mich ruft, muß es etwas janz janz dolles passieren *freu renn dackel guck*

    Das soll jetzt nicht heißen, ich ignoriere ihn den lieben langen Tag. Ne, er bekommt für seine Verhältnisse noch immer genug Aufmerksamkeit. Aber ICH gebe sie ihm und nicht ER fordert sie ein.

    Hat etwas gedauert, bis ICH das gerafft habe, aber mit der besten Hundetrainer der Welt ist auch das zu schaffen (den ich übrigens nicht hergebe). Auch wenn der Hinter bei mir nach den vielen Tritten in den Popo doch ganz schön weh getan hat.

    LG
    Rudi Rüssel

    PS: Und ich betrachte mich noch immer als Anfängerin.

  • Ich kenne das gut. Manchmal fragt man sich, ob sie überhaupt begreifen, das sie gewisse Dinge nicht tun sollen.
    Aber doch, tun sie.

    Ich habe einen perfekt abrufbaren Labbi. Letzt gab es 2 Situationen, das habe ICH gepennt, heisst, ich habe zu spät gesehen, was mein Hund gesehen hat.
    Einmal Pferde auf der Koppel ( er liebt Pferde )
    und beim zweiten Mal ein Pärchen beim Piknick in einer kleinen Nische ( letztes Mal wurde er noch gefüttert :hust: )

    Beide Mal war der Abruf im Eimer und mein Hund lernt schnell.
    Ich sehe etwas, und wenn Frauchen ruft, kann ich trotzdem losrasen und habe meinen Spass.
    Was passiert schon, ausser das ich abgeholt werde, sie nichts sagt und ich einen Augenblick an die Leine muss.
    Also fing er an, diese Situationen, ich sehe etwas spannendes, auszunutzen .
    Da war ich wieder mal an einem Punkt wo ich ins Grübeln kam.

    Ich habe zwar auch einen sensiblen Hund, aber körperlich strafen oder zusammenstauchen würde ich weder bei einem sensiblen, noch bei einem unsensiblen Hund anwenden.

    Also was tun.

    Ich habe erstmal die olle Schleppe wieder ausgebuddelt, altes Schema halt, und einen total neuen Not Rückruf aufgebaut, und siehe da, es klappt wieder


    Ansonsten ist hier schon viel geschrieben worden, Verhalten ignorieren- kurz, anleinen, Körpersprache, und mit einer grimmigen bestimmten Tonlage antworten.
    All das haut hin, sie wissen schon, das war nicht okay.

  • Also es gibt ja im klassischen Konditionieren unterschiedliche "Bestrafung". EInmal direkte und indirekte Bestrafung (direkt: Hinzuführung von einem aversiven Reiz, indirekt: Wegnahme eines positiven Reizes)

    Bestrafung an sich verstärkt niemals ein erwünschtes Verhalten. Ignorieren ist auch keine Bestrafung sondern ein auslassen von Verstärkern. Also indem man Verhalten (hochspringen, betteln usw.) ignoriert und dafür anderes Verhalten verstärkt, verschwindet langfristig das unerwünschte Verhalten - es wird nicht verstärkt.

    Ich hab in einem anderen Thread schon mal gesagt, dass meiner Meinung nach Zurechtweisung nur in ganz speziellen Situationen sinnvoll ist. Darunter fällt z.B. wenn ich mir veräppelt vorkomme, mobben von anderen Hunden usw.
    Dann jedoch auch nur kurz und genau in dem Moment.
    An die Leine nehmen und den Rest des Spaziergangs ignorieren - das schnallt der doch gar nicht warum das jetzt passiert. Außerdem ist die Verknüpfung mit an die Leine nehmen und Strafe eine die ich nicht haben möchte.

    Am Ende gesagt richtig "bestrafen" solltest Du nicht, das bringt nichts. Meist ist das nämlich eine Tatsache, dass Du nicht wirklich gut mit ihr geübt hast. Man muss versuchen das Kind nicht erst in den Brunnen fallen zu lassen, sondern schon vorher genau zu sehen wann ein Fehlverhalten eintreten kann, sie z.B. abrufen und dann das herkommen belohnen.

  • Zitat


    Bestrafung an sich verstärkt niemals ein erwünschtes Verhalten. Ignorieren ist auch keine Bestrafung sondern ein auslassen von Verstärkern. Also indem man Verhalten (hochspringen, betteln usw.) ignoriert und dafür anderes Verhalten verstärkt, verschwindet langfristig das unerwünschte Verhalten - es wird nicht verstärkt.

    Äh ne, nicht ganz. Meiner (wie oben geschrieben) hasst es, ignoriert zu werden. Und wenn er ignoriert wird für etwas was ICH nicht wünsche, ist es aus seinem Blickwinkel eine Bestrafung. Andere Hunde hassen es, wenn man sie lauter mit (als Bsp.) "Ey, spinnst du?" anspricht und werten das als Strafe. Cerridwens Großer weiß ganz genau, wenn er beim Gassi was "verbockt" hat und dann an die Leine kommt und ne Portion "ignorieren" bekommt, da war was falsch (meiner rafft es übrigens so auch).
    So ganz kann ich also deine Deutung/Behauptung nicht im Raum stehen lassen. Nicht jeder Hund ist gleich gebürstet. Es kommt auf den Hund und die Situation an.

  • Zitat


    Bestrafung an sich verstärkt niemals ein erwünschtes Verhalten. Ignorieren ist auch keine Bestrafung sondern ein auslassen von Verstärkern. Also indem man Verhalten (hochspringen, betteln usw.) ignoriert und dafür anderes Verhalten verstärkt, verschwindet langfristig das unerwünschte Verhalten - es wird nicht verstärkt.

    Das mag stimmen, wenn du das Verhalten (hochspringgen, bettel) ignorierst und eine Alternative forderst. Dann kannst du die Alternative verstärken und das würde dann gegen das ignorierte Verhalten ausgetauscht.
    Tust du aber nichts, dann muss der Hund von sich aus ein Verhalten anbieten, welches erwünscht ist und wo mit er dann wieder an sein Ziel kommen kann.

    Zitat


    An die Leine nehmen und den Rest des Spaziergangs ignorieren - das schnallt der doch gar nicht warum das jetzt passiert. Außerdem ist die Verknüpfung mit an die Leine nehmen und Strafe eine die ich nicht haben möchte.

    Warum sollte ein Hund das nicht verstehen, das ich im Moment nicht erfreut bin?
    Warum muss ich den Hund "zusammenstauchen", weil er ein, zwei oder drei Signale überlaufen hat?
    Wenn mein Hund meint, mich veräppeln zu müssen, dann ist die Konsequenz, Ende mit Freilauf und Leinenzwang. Ich kann dir sichern, die nächsten Wochen benimmt sich mein Hund und testet mich nicht erneut aus, egal was passiert.

    Zitat


    Am Ende gesagt richtig "bestrafen" solltest Du nicht, das bringt nichts. Meist ist das nämlich eine Tatsache, dass Du nicht wirklich gut mit ihr geübt hast. Man muss versuchen das Kind nicht erst in den Brunnen fallen zu lassen, sondern schon vorher genau zu sehen wann ein Fehlverhalten eintreten kann, sie z.B. abrufen und dann das herkommen belohnen.

    So sollte es sein, aber leider sind gerade Anfänger in der Hundehaltung noch nicht so im "sehen" geschult, das sie erkennen können, wann ein Fehlverhalten eintreten kann. Das müssen solche Menschen erst einmal lernen und auf die feinen Signale hingewiesen werden. Wenn man weiß, worauf man achten muss, dann braucht man keine Strafe.

    Ignorieren sehe ich für mich persönlich auch nicht als Strafe, sondern als Kommunikationsmittel.
    Aber ganz genau genommen, in der Definition wäre Ignorieren einen negative Bestrafung, nämlich das Wegnehmen von Aufmerksamkeit und/oder Freiheiten zur Reduzierung eines Verhaltens.

    Jeder Hund ist anders und was für meinen die größte "Strafe" der Welt ist, ist für anderen völlig uninteressant und juckt die nicht die Bohne.

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