Seminar bei Hans Schlegel
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Ich find den Typen ja auch ganz interessant...aber die Preise...die sind einfach nur witzig und völlig überzogen...
Damit ich das zahle müsste der schon der Messias persönlich sein... -
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Zitat
dem schließe ich mich an
ich schiebe die frage noch mal nach oben
gruß marion
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Hallo allerseits!
Ja, die Preise sind saftig, sogar für uns in der Schweiz. Allerdings muss ich sagen, dass in der Schweiz viele Weiterbildungen zu solchen Preisen gemacht werden - in ganz verschiedenen Gebieten, Komplementärmedizin zum Beispiel.
Da müsst ihr Euch natürlich auch vor Augen halten, dass bei uns die Lebenskosten einfach auch ordentlich höher sind als in Deutschland und die Löhne ebenso... In der Schweizer Szene liegt er also im Rahmen des üblichen, wenn auch an der oberen Grenze. Dafür hatte ich den Eindruck, dass er auch 100%ig anwesend ist und dass ihm wirklich etwas daran liegt, die Menschen auszubilden, den Hunden zuliebe.
Das Trainingskonzept jetzt hier ganz auszubreiten finde ich schwierig, zumal ich auch noch nicht mehr erlebt habe als diesen einen Tag und einige Artikel von ihm gelesen habe.
Ich versuchs trotzdem mal: Zu Grunde liegt, dass vor jeder Ausbildung des Hundes und dem Erlernen irgendwelcher Kommandi wie Sitz, Platz, Fuss oder so, das soziale Lernen stattfinden muss. Nun kommen ja die meisten Leute zu ihm mit erwachsenen Hunden, die Probleme machen. Aggressiv gegen Mensch oder Tiere sind, sich nicht abrufen lassen etc. etc.
Hier fragt er sehr genau nach, wie der Hund sich in welchen Situationen verhält (Zum Beispiel Aggression gegen andere Hunde nur an der Leine oder auch im Freilauf, was tut der Hund genau (knurren, bellen, an der Leine ziehen etc. etc.) und sieht sich das auch gerne in Natura an. Anfangen tut das schon mit dem Verhalten, wenn sich die Autotüre öffnet....
Aber ich schweife schonwieder ab. Also nochmals zur Grundlage des "sozialen Lernens", wie Hans das nennt.
Mit den Hunden, welche eben Probleme machen in der obengenannten Art, ist das Vorgehen so, dass in einer ersten Phase der Hund lernen soll, sich auf seinen Halter zu beziehen und auf Aussenreize neutral zu reagieren. Das erreicht man, indem man für rund 2 Monate mit dem Hund alleine ruhig spazieren geht, mindestens 2 mal täglich je eine Stunde, besser einmal länger, ca. 90 Minuten.Der Hund läuft - ausser um ihn vor Gefahr zu schützen - grundsätzlich ohne Leine. Das Prinzip ist, dass in einem Umkreis von 1 m um den Hundehalter, die totale Wohlfühlzone für den Hund ist. Hier wird nur gelobt und liebevoll gestreichelt. Das wichtigste daran ist, und ich finde auch das wertvollste für mich zum lernen, dass das Lob von Herzen kommt. Der Hund spürt, ob ich mich wirklich freue, ihn bei mir zu haben und glücklich bin, ein so wunderbares Wesen an meiner Seite zu haben, oder ob ich ihn streichle, weil der Hans gesagt hat, dass ich das tun soll...
und noch grundlegender: Ich muss mich selbst mögen um überhaupt in dieser Weise loben zu können.Gerade wenn ich gestresst bin und vielleicht der Hund sich nicht eben so verhalten hat, wie ich das gerne gehabt hätte, ist das für mich die grösste "Lern-Baustelle".
Nun also, am Anfang soll der Hund sehr nah - maximal 3 Meter Entfernung in alle Richtungen - bei mir bleiben. Ah ja, sein Geschäft sollte er schon vorher verrichtet haben an einem dafür ausgesuchten Ort. So gehen wir dann für mindestens eine Stunde, ganz ruhig aber konzentriert durch die Gegend.
Sollte er von mir weglaufen wollen oder sich durch andere Reize stark ablenken lassen, werfe ich ihm ein Stück Gartenschlauch zwischen die Füsse oder vor die Nase, gebe einen Zischlaut von mir und lobe augenblicklich verbal. Sooo ein guter Buuub...
Der Hund kommt zu mir in die "Komfortzone" zurück und wird dort ausgiebig und von Herzen gestreichelt und gelobt (ohne Worte und ruhig). In der Anfangsphase dauert so ein Lob mindestens eine Minute!!
Danach wird nur noch gezischt, bzw. der Schlauch nur noch eingestzt, wenn das Zischen unbeachtet bleibt. 21 Tage lang dauert bei einem durchschnittlichen Hund/Mensch - Paar diese Lern und Festigungsphase. Der Radius in dem sich der Hund bewegt wird dabei erst auf ca. 5 und schliesslich auf ca. 10 Meter erweitert.
Nach weiteren 28 Tagen wird die "Schlauchtechnik" aufgelöst und Schlauchstücke werden je nach Hund zum Spielen, Suchen, Apportieren verwendet. Danach werden sie nie mehr zum werfen gebraucht.
Aber eben so weit bin ich noch nicht mit meinem Ares. Wir gehen immernoch ruhig spazieren und ich kann auch nicht immer einhalten, dass ich mit Ares allein unterwegs bin. Wenn ich auswärts arbeiten muss und vorher alle fünf Hunde raus müssen, schaff ichs nicht mit ihm allein noch eine Stunde vorher zu gehen...
Trotz all der erschwerten Bedingungen und der nicht idealen Umsetzung mit der ich das mache, stelle ich fest, dass Ares, der nach Beschreibung der Vermittlungsorganisation wegen seiner Ängstlichkeit und seinem gestörten Vertrauen zu Menschen und seiner Aggression (aus Unsicherheit, wie ich mir sicher bin) anderen Rüden gegenüber, ein sehr schwieriger Hund sei, sich sehr positiv entwickelt.
Wenn ich mit ihm so unterwegs bin (dazu muss man auch noch wissen, dass er als Strassenhund selbständig lebte, dann lebensgefährlich gequält wurde mit einem Seil, welches im Hals tief eingeschnitten war, und danach 3 Jahre lang im Tierheim war) laufe ich in dem Bewusstsein, dass wir gemeinsam lernen, mit der Aussenwelt umzugehen und dass ich ihm den notwendigen Schutz dabei gebe.
Manchmal zittert er am ganzen Körper vor Erregung, wenn er beispielsweise irgendeine Katze oder nachts auch einen Fuchs wahrnimmt. Auch wenn sich ein Auto auf nasser Strasse nähert oder ein Lastwagen. Dann gehen wir gaanz langsam oder wir bleiben auch mal stehen und streiche ihn am ganzen Körper und an der Brust ab. Es ist auch für mich eine ganz neue Erfahrung, quasi mit ihm durch diese Lernphase durchzugehen.
Wohlverstanden, wenn ein Mensch- Hund - Paar zusammen eine gute Beziehung hat, dann braucht man diese Schlauchtechnik nicht. Diese Technik ist dazu da, gezielt das schwierige Verhaltensmuster zu "löschen" und durch Ruhe, Vertrauen und soziale Bindung zu ersetzen. Ich denke, ein Welpe, der gut geprägt wird und von Anfang an bei seinen Menschen erzogen wird, wird das im Normalfall nicht brauchen.
Ist diese soziale Bindung, das neutrale Reagieren auf Aussenreize in der Nähe "seines Menschen" gefestigt, dann beginnt erst die weitere Ausbildung des Hundes. Mit Spielen und Auslastung durch andere Aktivitäten. Aber soweit bin ich jetzt eben noch nicht mit Ares.
Also wohlverstanden, bei 3 von unseren zur Zeit 5 Hunden, sehe ich keinen Anlass ein solches Training durchzuführen (auch wenn ich durchaus noch Verbesserungspotential erkennen kann), aber bei Ares und unserer Pflegehündin Yang, die knapp dem Tod entronnen ist und wahrscheinlich noch gar nie ausserhalb eines Zwingers gelebt hat, sehe ich, dass es zwar ein grosser Aufwand ist, diese Phase durchzumachen, dass es aber einfach funktioniert. Und Ares wird dabei nicht etwa ängstlicher, sondern im Gegenteil viel selbstbewusster und lockerer. Da hüpft natürlich mein Herz, wenn er so locker neben mir trabt, immer ganz verbunden mit mir :-))
Nun soweit mein Versuch einer Schilderung des bisher Erlebten.
Ah ja, nach dem Besuch eines solchen Seminars werden Lernkontroll-Tage angeboten und man kann jederzeit per mail an Hans gelangen mit Fragen oder auftauchenden Schwierigkeiten. Ich werde in jedem Fall diese Lernkontrollen machen.
Wenn es Euch interessiert berichte ich auch weiter über unsere Entwicklung. Allerdings nur, wenn das hier nicht zu einer beleidigenden Schlammschlacht ausartet. Sachliche Diskussionen find ich dagegen super.
Liebe Grüsse
Luriza
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Vielen Dank für deinen Bericht! Ich würde mich freuen, weiter von euch zu höre. Und dass dies möglich ist, hoffe ich auch sehr stark:
Zitat. Allerdings nur, wenn das hier nicht zu einer beleidigenden Schlammschlacht ausartet. Sachliche Diskussionen find ich dagegen super.
Liebe Grüße
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Zitat
Kennt jemand Hans Schlegel aus der Schweiz, oder war schon auf einem seiner
Seminare?
Ich hätte die Möglichkeit dorthin zu gehen, aber der Name bzw die Internetseite
sagt mir gar nichts.
Bin dankbar für eure InfosDas kommt auf deine Erwartungen an !
Ich habe ihn bereits kennen gelernt und würde auch zu einem Wochenendseminar gehen.
Meine Meinung bilde ich mir generell gerne selber und jedes Seminar, jeder neue Trainer erweitert den Horizont. Mitnehmen kann man überall etwas ...Gruß, staffy
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liebe luriza,
vielen dank für deinen interessanten bericht. :hug:ZitatWenn es Euch interessiert berichte ich auch weiter über unsere Entwicklung.
das würde mich sehr freuen. ich bin auf jeden fall interessiert, mehr von dir zu lesen.ZitatAllerdings nur, wenn das hier nicht zu einer beleidigenden Schlammschlacht ausartet. Sachliche Diskussionen find ich dagegen super.
ich hoffe, dass es sich in diesem thread machen läßt. wer kein interessse hat und stänkern will, kann ja einfach mal die finger ruhig halten.
gruß marion
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Ich finde Lurizas Bericht auch spannend und würde gerne weiterlesen.
Auch wenn diese Art des Trainings nicht (mehr) meiner entspricht,
bin ich immer offen für Erfahrungsberichte und bewerte Methoden,
deren Filosofie ich nicht teile, nicht grundsätzlich schlecht.
(da wär ich ja schön arrogant, wenn ich behauptete, alles was mir
nicht gefällt, ist schlecht für die Hunde und funktioniert nicht)Ich hätte nur eine Frage:
Dieses streicheln, das auch schon mal eine Minute dauern soll,
wäre für meinen jetzigen Hund absolut unangenehm.
Wird das in solchen Fällen dann durch andere - für den Hund angenehme -
Dinge ersetzt, und wenn ja, durch welche?LG
Chrissi -
Zitat
Ich hätte nur eine Frage:
Dieses streicheln, das auch schon mal eine Minute dauern soll,
wäre für meinen jetzigen Hund absolut unangenehm.
Wird das in solchen Fällen dann durch andere - für den Hund angenehme -
Dinge ersetzt, und wenn ja, durch welche?LG
ChrissiDas würde mich jetzt auch mal interessieren!
Ich habe zu Hause ja eine tolle Schmusebacke.
Aber, während der Trainingsstunde mag sie es halt nicht, angefaßt werden. Das empfindet sie eher als unangenehm.Schöne Grüße noch
SheltiePower -
Sehr interressant, Ich würde gerne mehr lesen. Wir haben Hans Schlegl mal in der Westfalenhalle gesehen und Ich fands irre wie die Hunde auf die leisen Zischlaute reagiert haben.
LG Katja
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Bei dem Streicheln geht es nicht in erster Linie ums Streicheln, sondern um einen intensive Nähe. Es kann durchaus auch sein, dass ich den Hund nur berühre mit der Hand beispielsweise, aber voll auf den Hund und meine Liebe zu ihm konzentriert bin. Und das kriegt der mit und das interessiert ihn auch, denn unsere Hunde wollen ja zu uns gehören, sie sind so sozial einfach veranlagt und geboren. Deshalb können Hunde überhaupt so mit Menschen zusammenleben.
Wir hatten jetzt in diesem Kurs keinen Hund dabei, der nicht angefasst werden wollte, deshalb kann ich nicht sagen, was Hans dazu sagen würde....
Aber ist das nicht eigenartig, wenn ein Hund zu Hause gerne angefasst wird und draussen nicht? Vielleicht ist er eben mit anderen Dingen beschäftigt und findet das dann lästig? Aber das wäre ja gerade der Knackpunkt... Vielleicht mögt ihr Floydie und Duran und Sheltiepower da noch was dazu schreiben?
Das ist ja dann auch nicht eine Trainingsstunde, das ist das ganz normale Leben quasi, einfach draussen. Die Trainingsstunden kommen wie gesagt erst wenn das soziale Lernen abgeschlossen ist.
Liebe Grüsse
Luriza
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