Unsere Hibbelhunde - schneller, höher, weiter!

  • Ich belohne das immer wieder, das ganze Hundeleben lang. Ich möchte nämlich nicht, dass sich der Fokus ausschließlich auf die Strafe bezieht.

    Ich glaube ich habe mich missverständlich ausgedrückt.


    Belohnen ist bei mir mit Leckerlies, wenn ich diese nicht mehr benutze, dann lobe ich nur noch mit Worten weil ich keine Lust habe, ein Hundeleben lang dauernd Leckerlies herumzuschleppen.
    Lob gibt es bei mir immer wenn der Hund etwas befolgt hat, entweder verbal oder auch mal als Spiel, aber Belohnungen lasse ich irgendwann weg.

  • Bei "weiter" forderst du deinen Hund auf weiterzulaufen als Alternative zum aktuellen Verhalten = Schnüffeln. Das ist kein Abbruch, oder?

    Jein.


    Der Zusammenhang war eigentlich (bitte nicht lachen) dass ich ja so einen Herrn Superjäger habe und im Sommer viele Nacktschnecken im Garten. Herr Superjäger puschelte sich an jeder einzelnen der 30000 Nacktschnecken fest und spulte sich hoch.


    Mein "nein" ist anscheinend nicht so sauber aufgebaut, dass ich damit das Verhalten abbrechen konnte. Also habe ich das mit "weiter" neu aufgebaut. Ebenfalls über das hier schon geschilderte Meideverhalten.


    Er darf schnuppern. Vorraussetzung ist, dass er das in Ruhe tut und sich nicht reinsteigert, sonst gibt es ein "weiter ". Im Prinzip ist es mir dann egal, ob er tatsächlich weiter geht oder Löcher in die Luft guckt. Ich will die Aufregung raus haben. Dann ist er nämlich nicht mehr ansprechbar.


    Das scheint auch ganz gut geklappt zu haben. An Wildspuren unterwegs geilt er sich inzwischen kaum noch auf. Und falls doch kriege ich ihn aus der Aufregung raus mit einem "weiter".


    Eine Beruhigung habe ich in dem Fall sehr hochwertig belohnt. Auch heute noch belohne ich Abbruch von Jagdverhalten sehr hochwertig.

  • ich lese hier ja immer mal wieder mit, obwohl ich keinen Hibbel habe, der Mali hätte aber durchaus Potential dazu..


    ich find die Antwort von @flying-paws echt faszinierend.



    Im Nahbereich über soziale Interaktion. Nur noch mal vorneweg: Wir sprechen hier von der Kontitionierung! Der Strafe geht immer das Kommando voraus. Das Kommando ist nie die Strafe, sondern immer nur die Ankündigung! Das ist wichtig, sonst funktioniert das nicht.
    Strafe ganz konkret: Ich bedränge den Hund körperlich und/oder schubse ihn an der Schulter weg. So lange und/oder so vehement, bis er Meideverhalten zeigt, auch, wenn ich mich wieder in völlig normaler Körperhaltung befinde. Bei Hunden, die aus diesem Bedrängen einen Ringkampf machen (ist oft bei Hunden der Fall, die ihre Menschen körperlich ständig bedrängen dürfen und dafür gelobt werden und/oder hundtypenabhängig) nutze ich auch Wasser. Das aber nicht irgendwo neben den Hund oder auf den Popo, sondern mitten ins Gesicht. Ich will den Fluchtreflex, das Bedrohungsgefühl auslösen. Es soll für den Hund wirklich doof sein. Auf Distanz werfe ich dem Hund etwas entgegen, das ihn auch treffen darf, wenn er selbst reinläuft, weil er das Kommando nicht bricht. Natürlich ist das etwas, was ihn nicht verletzen kann. (Da ich immer schlecht vorbereitet bin, ist das meist was aktuell Verfügbares aus meiner Jackentasche. |) Notfalls auch die Leine zusammengeknüllt und verknotet. Meine Leine hat nur einen kleinen Karabiner dran und keine Ringe.) Wenn mein Hund auf Distanz einen Fehler begeht, ich das mit dem Kommando abbreche, der Hund nicht reagiert und ich aktuell nix zum Werfen habe, dann nehme ich die Füße in die Hand um wie oben beschriebe einzugreifen. Was meine Hunde nie erleben ist ein Abbruchkommando, dass nicht durchgezogen wird. Mein Spitz, der Lump, weiß ganz genau, wann ich bereit bin den Sprint hinzulegen. Dann bricht er auch auf große Distanz ab. Daher muss ich immer bereit für den Sprint sein.
    Wenn sie auf den Abbruch reagieren werden sie anfangs immer belohnt (außer beim Hau ab, da würde ich mir wegen der gewollten Distanzvergrößerung zur Situation ein Problem schaffen, dass der Hund wegen der Belohnungserwartung wieder rankommt), später sporadisch, aber auch noch recht häufig.
    Und jetzt noch ein kleiner, aber so wichtiger Fakt: Ich trainiere dieses Kommando in lapidaren Alltagssituationen auf. Niemals beginne ich so was an der Stelle, wo ich es eigentlich brauche. Denn dort ist der Stresspegel bei allen so hoch, das sich mir da gleich mal eine hohe Wahrscheinlichkeit schaffe, dass es schief geht. Heißt im Klartext: Ich verbiete alles mögliche, was ein Hund im Alltag so tut. Einfach mal so. Zeitung lesen. Einfach mal abbrechen. Klar, Unrat aufsammeln - ist aber meist schon wieder eine stressigere Situation. Kuscheln. Spielen. Der Hund will trinken gehen. (Oh, ich hör schon wie jetzt viele sagen: Das ist ja arschig! Ja, aber beim Futter wird knallhart kontrolliert. Wo ist der Unterschied zum Wasser? Abgesehen davon ist das auch real. Ich war am Wochenende bei einer Veranstaltung, da standen Wassernäpfe für alle. Meine dürfen da nicht ran. Erregerumschlagplatz. Nein Danke.) Schön sind auch so "Ja-Nein-Übungen": Mit Spielzeug spielen, aufhören, das Spielzeug präsentieren und es verbieten. Dann über klare Signale wieder auffordern. Aufhören etc. Oder Futter weitläufig streuen, den Hund fressen lassen, Abbrechen, dann wieder freigeben etc. Das selbe mit Zeitung lesen. Das schult ungemein, dass der Mensch!!! lernt klar zu kommunizieren was er will. Und, dass ein Abbruch kein Weltuntergang ist, sondern einfach mal aufhören. Und evtl. danach weitermachen. Oder nicht.


    Achso. Und weil es oben erwähnt wird: Leinenruck kommt für meine Hunde nicht vor. Die Leine ist rein positiv belegt. An der Leine sein ist bei uns DAS Entspannungssignal schlechthin. Abgesehen davon habe ich keinen Bock meinem Hund die Halswirbel rauszuknallen.


    ich bin ja keine Hundetrainerin und mit Sicherheit auch nicht annähernd so versiert, aber tatsächlich habe ich das bei meinen Hunden ganz ähnlich aufgebaut... mit hat das beim Lesen heute morgen echt überrascht..
    Und wie auch beschrieben ist mir das Meideverhalten wichtig..



    ich habe ebenfalls unterschiedliche Abbruchkommandos, je nachdem wie 'schlimm' die Handlung des Hundes ist. Und auch ein 'raus' wenn ein falscher Weg eingeschlagen wird :D sieht man ja in dem Video auch, als einer der Border Collies ein paar Schritte in diese Hofeinfahrt (?) macht.



    Ich sag die Abbruchkommandos auch grundsätzlich leise. Meine Hunde sind eh selten extrem weit weg und es ist erstaunlich, wie gut doch deren Gehör ist. =)


    sorry, eigentlich total überflüssiger Post, aber irgendwie musste ich meine Faszination jetzt gerade einfach mal los werden :hust:

  • Ich habe das was ich mache nirgends gelernt oder erklärt bekommen (ok, dass die Leine mal fliegen soll wenn sie partout nicht hören will, wurde mir bei meiner 1. Hündin schon gesagt), das mache ich irgendwie aus dem Bauch heraus. Da es bisher recht gut funktioniert hat, ohne dass mein Hund mir im Alltag auf dem Kopf herumtanzt oder vor mir "kuscht", denke ich, mache ich dabei nicht allzuviel verkehrt.
    Man kann sicher immer einiges anders/besser machen, aber ich glaube, dann würde das oftmals etwas zu "verkopft" werden und bringt dann vllt. gar nicht viel.

  • So ihr Lieben, spamme Euch wieder mit einem aktuellen Video zu. An sich sehen wir einen Emil im entspannten Zustand, das ist erstmal nix besonderes. Daran bemerkenswert sind zwei Dinge. Es ist der Anfang des Gassiganges, also wirklich direkt nach dem Ableinen, wo die Energie beim Knallfrosch noch eher hoch ist, aber das aller bemerkenswerteste...Fiete überholt Emil zweimal, das erste Mal sogar ziemlich flott, und Emil fällt nicht ins hüten :applaus: .
    Will die Kirche im Dorf lassen, er hat später noch ein paarmal angesetzt, ich konnte es jedes Mal schnell beenden. Die beiden Jungs haben später noch super gespielt, dabei kommt Emil auch immer mal ins Kläffen, aber das darf er auch. Ich will ihm ja nicht grundsätzlich den Mund verbieten, er ist eben einfach auch kommunikativ, aber gestresstes Rumgeschreie lasse ich gar nicht mehr zu. Und Emil beruhigt sich zunehmend flotter an der Leine. Sobald Nase und Rute an der Leine abwärts gehen darf er wieder freilaufen und das geht inzwischen meist recht flott.


    [Externes Medium: https://youtu.be/BX61MhgDPBk]
  • Ich will den Fluchtreflex, das Bedrohungsgefühl auslösen.


    Es fällt mir grad nicht leicht hier etwas zu schreiben. Aber es beschäftigt mich und darum tu ichs einfach doch.


    Zum Thema Abbruch durch fundierte Drohung.
    (Ich nenns nicht aus Bosheit so, sondern weil ichs so verstanden hab. Wenns falsch ist korrigiert mich gern bzw. schreibt wieso ihr anders deutet.)
    Ich fangs mal über dieses Zitat hier an:


    Letztens habe ich auch mal ein lautes und genervtes "HERRSCHAFTZEITEN_GENUUUUUG" gebrüllt (bin auch nur ein Mensch) und es war Ruhe. Aber das will ich so ja nicht und man weiß ja auch noch aus kindererziehungszeiten, dass sowas nicht dauerhaft funktioniert. Man muss immer lauter werden, damit man den gewünschten Effekt erzielt und was kommt dann?


    Ich wurde von frühster Kindheit an mit Erklärungen und ohne Verbote und damit auch ohne Strafen erzogen. Allerdings steht mir jemand nah, der auf das leiseste Wimpernzucken seines Vaters reagierte, weil er wusste, dass andernfalls Strafen folgen würden, die er fürchtete. Ich denke, er wirkte sehr "gut erzogen".
    Aber eines Tages nahm er, als eine Strafe drohte den Baseballschläger und schlug seinen (meist bewaffneten Bodybuilder) Vater damit die Treppe hinunter. Notwehr.
    Ich hab ihm von diesem Thema hier erzählt und er sagte sehr gefasst, "Diese solide aufgebauten Drohungen um einen Angst basierten Gehorsam zu erhalten, nennt man Terror." Das sei die Definition. Ich habs mal gegoogelt. Stimmt.
    Joa. Hat mich erschüttert.


    das wegen der Angst vor der Strafe definitiv umgesetzt wird,


    Mich interessiert das Thema und ich fänds sinnvoll die letzten Seiten (gut 10 Tage Diskussion) in einen eigenen Thread abzutrennen.
    Es hat ja mit Hibbeln doch nicht mehr wirklich viel zu tun und es würde leichter gefunden.


    Nochmal zum Schluss: Ich will mich hier um nichts kloppen, wollt nur meine Gedanken teilen. Wenn ich mich nun nicht mehr äußer, ist das ggF nichts persönliches, nur eine Frage meiner Kapazitäten. Es interessiert mich sehr! Aber ich mags grad nicht hier (aus-)diskutieren.
    LG! :winken:

  • Ich wurde von frühster Kindheit an mit Erklärungen und ohne Verbote und damit auch ohne Strafen erzogen. Allerdings steht mir jemand nah, der auf das leiseste Wimpernzucken seines Vaters reagierte, weil er wusste, dass andernfalls Strafen folgen würden, die er fürchtete. Ich denke, er wirkte sehr "gut erzogen".
    Aber eines Tages nahm er, als eine Strafe drohte den Baseballschläger und schlug seinen (meist bewaffneten Bodybuilder) Vater damit die Treppe hinunter. Notwehr.
    Ich hab ihm von diesem Thema hier erzählt und er sagte sehr gefasst, "Diese solide aufgebauten Drohungen um einen Angst basierten Gehorsam zu erhalten, nennt man Terror." Das sei die Definition. Ich habs mal gegoogelt. Stimmt.
    Joa. Hat mich erschüttert.


    auch wenn Kindererziehung hier nicht das Thema ist, gibt es da ja durchaus Abstufungen.


    ich wurde zb auch mit Strafen erzogen, ohne das meine Eltern mich jemals geschlagen hätten oder dergleichen. Ich habe und hatte auch nie Angst, dass meine Eltern mir gegenüber körperlich übergriffig werden könnten/konnten.


    Aber mal als Beispiel: ich habe als Kind mal auf nem Blatt Papier, das auf dem Teppich lag, mit Filzstiften gemalt, Filzstift ging durchs Papier, der helle Teppich war danach bunt. Da musste ich als Strafe den Teppich sauber machen, so gut es eben ging.
    Lernerfahrung: leg besser was unter, wenn du mit Filzstiften malst. ;)
    Bei meinen Eltern war immer völlig klar, welches Verhalten gerade Mist war und wie man es besser machen kann. Es kam nie aus heiterem Himmel, aus einer Laune heraus. Und noch mal: ohne dabei jemals körperlich übergriffig zu werden.


    Das ist auch etwas, was ich bei Hunden wichtig finde: Vorhersehbarkeit. Nicht heute so und morgen so. Der Hund braucht meiner Meinung nach einen festen Rahmen, in dem er sich bewegen kann, in dem er genau weiß, was geht und was eben nicht geht.
    Zumal ich meinen Hunden ja auch immer die Chance gebe, es richtig zu machen, in dem schon so früh wie möglich auf den Fehler hingewiesen wird. (Um mal bei dem Beispiel oben zu bleiben: man sieht, das Kind malt ohne Unterlage und sagt: leg besser was unter, sonst bekommt der Teppich was ab. Legt es dann dennoch nix unter, muss es den Teppich eben sauber machen.)


    Meine Erziehung basiert aber auch darauf, dem Hund von Anfang an möglichst genau zu erklären, was genau ich will. Er weiß also genau, in welchem Rahmen er sich bewegen kann. Und wenn er den Rahmen verlässt, folgt auch immer erst ein Hinweis.
    Es ist also nicht so, dass ich durch die Gegend laufe und nur darauf warte, dass ich meine Hunde für irgendwas bestrafen kann. Ganz im Gegenteil: ich lobe immer schon im Ansatz gute Entscheidungen und versuche eben auch im Ansatz schlechte Entscheidungen zu verhindern.


    Die besten Spaziergänge sind für mich die, bei denen es nur Lob für die Hunde gab und ich nicht eine schlechte Entscheidung verhindern musste.

  • Ich hatte bei dem alten Hunden einen Abbruch, der absolut aversiv aufgebaut wurde.
    Die aktuellen Hunde haben diesen Abbruch nicht. Ich kenne nur 2 Wege ihn aufzubauen und beide passen momentan nicht wirklich (1x ueber Futter...meine Hunde muessen aber vom Boden fressen wenn ich es sage und ich Pfeife hab Schiss das sie es dann nicht mehr tun und 1x Strafe in einer ruhigen und entspannten Situation..gefaellt mir nicht so recht).
    Mal gucken ob ich noch n anderen Weg finde.

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