Medizinische Versorgung - was muss man leisten können?

  • Weil es in dem Thema zur Preisfrage bei Hundezüchtern zur Sprache kam:


    Das man was für Notfälle auf der hohen Kante haben sollte, wenn man sich einen Hund anschaffen möchte, da sind sich eigentlich alle einig. Aber wie viel sollte denn konkret sofort verfügbar sein?


    Und abgesehen vom Geld, muss man bereit sein, alles mögliche an Behandlungen auch möglich zu machen, wenn es dem Hund noch eine schöne Zeit mit guter Lebensqualität verschafft, oder darf man irgendwann auch aus Kostengründen ne andere Option wählen?

  • Ich denke vor allem letzteres ist eine Gewissens- und Einstellungsfrage.
    Gehört man zu den Menschen, die notfalls für den Hund (wortwörtlich) das letzte Hemd geben würde oder gibt es bereits vorher Grenzen?


    Das muss jeder für sich entscheiden und niemand sollte für irgendeine Entscheidung in dieser Hinsicht kritisiert werden. Jeder weiß am Besten, was er selbst leisten/aushalten kann...



    Wir haben ein kleines finanzielles Polster und eine OP-Versicherung. Letztere war mir sehr wichtig, da wir nicht in der Lage wären auf einen Schlag 1.000€ oder mehr zu zahlen.
    Wobei bei meinem Stammtierarzt (dort bin ich seit 3 Jahren) auch Ratenzahlung möglich wäre. Aber sowas ist mir immer sehr unangenehm. Ich mache nicht gern Schulden.

  • Wir haben für unseren Dalmatiner Paul bis jetzt rund 26.000 € an Arztkosten hingelegt. Das fing mit 4 Jahren an und er ist nun 11 Jahre alt. Er benötigt bisher keine Medikamente und ist noch recht fit. Auf jeden Fall hat er noch richtig viel Lebensqualität. Klar ist Paul die Ausnahme, aber was macht man, wenn man an eine solche "Ausnahme" gerät ?
    Also ich würde das nicht an einem Betrag festmachen wollen, was man "auf der hohen Kante" haben sollte. Wir hatten auch schon Hunde, die haben den TA nur zum impfen gesehen. Und dann gibts halt auch solche wie Paul.


    Mit einer OP Versicherung hätten wir nicht viel anfangen können, Paul hatte nur 2 OP's. Er mag lieber MRT's usw., für die die OP Versicherung nicht zahlt.

  • Hi,


    ich hatte immer ein Tierarztkonto mit ca. 1000€ + OP-Versicherung und habe mich damit ziemlich sicher gefühlt... und dann kam Ebby und produzierte innerhalb von neun Monaten mal eben schlappe 7000€ Kosten für Operationen, Untersuchungen, Behandlungen, etc. Ein Teil war durch die OP-Versicherung zum Glück abgedeckt und dennoch stieß ich definitiv an meine Grenzen. Dann stand die Überlegung an, ob noch ein MRT gemacht werden soll und ich kam an den Punkt, wo ich mir ehrlich eingestehen musste, dass ich längst am Limit angekommen war bzw. darüber hinausgegangen bin. Für mich kam dann der Punkt, an dem ich gesagt habe "Dafür mobilisiere ich nochmal alles, aber danach ist Schluss mit Untersuchungen."


    Ich habe inzwischen gar kein spezielles Tierarztkonto mehr, weil ich mit zwei chronisch kranken Hunden ohnehin nicht mehr dazu komme, da noch was anzusparen. Es läuft jetzt alles über mein ganz normales Konto. Für allergrößte Notfälle habe ich zusätzlich einen Dispo in Höhe von 1000€ einrichten lassen, sodass schon ganz schön was passieren müsste, dass ich in der Klinik / Praxis / was auch immer stehe und sage "Ich kann mir das nicht leisten."


    Jeder Mensch steckt seine Grenzen selbst. Mir wurde mehr als 1x gesagt, ich solle Ebby doch endlich einschläfern lassen bzw. "Wenn's mein Hund wäre, ...", oftmals ging es da auch um die Kosten.


    Die Frage "Muss man bereit sein, alle Behandlungen möglich zu machen?" und die Frage, ob man aus Kostengründen auch andere Optionen (z.B. eine Einschläferung) in Erwägung zieht, sind für mich zwei verschiedene Dinge.


    Die Frage "Muss man bereit sein, alle Behandlungen möglich zu machen?" hat für mich auch viel mit der inneren Einstellung zur Ethik der Behandlungen zu tun. Denken wir doch nur mal an Bestrahlungen, Chemotherapien etc. Da hat letztendlich jeder seine Meinung dazu - und letztendlich kann man sich im Falle eines Falles am Ende doch ganz anders entscheiden...
    Ich hätte mich früher eher in die Ecke "Ich mache absolut ALLES möglich." gestellt, inzwischen gehöre ich eher ins Lager "Ich mache absolut alles möglich, wenn es mir wirklich sinnvoll erscheint.".


    Für mich gibt es nicht die Grenze X€, ich möchte so etwas auch nicht aufstellen. Für mich gibt es einen Unterschied zwischen 2000€ in sinnlose Untersuchungen stecken und 2000€ in eine Operation stecken, die Heilung oder zumindest eine deutliche Linderung und damit einen Gewinn an Lebensqualität für den Hund bringt.

  • Huhu,


    ich mache es so, dass ich versuche immer mindestens zwei oder besser drei Nettomonatsgehälter auf der hohen Kante zu haben. Allgemein für Notfälle und nicht nur auf den Hund bezogen. Zusätzlich habe ich eine Kreditkarte, die ein Kreditlimit von einem Monatsgehalt hat. So kann man auch sehr spontan auf Geld zugreifen und hat dann erstmal je nachdem zwei Monate Zeit für Ausgleich zu sorgen.


    Gruß,
    Rafaela

  • Eine ethisch interessante Grundsatzfrage. Die Höhe der finanziellen Schmerzgrenze ist sicher bei jedem anders, aber das Grundproblem immer gleich.
    Für mich hängt auch viel von der Prognose ab - ist sie gut und der Hund gewinnt dadurch noch ein paar Jahre würde ich eher die allerletzten Reserven mobilisieren als für einen Hund wo die beste Prognose noch ein paar Monate sind.
    Schwierig ist es auch, wenn allein für die Diagnose Unsummen fällig werden, weil man da naturgemäß keine guten Informationen als Entscheidungsgrundlage heranziehen kann.
    Im Normalfall muss man ja auch nicht nur für diesen Hund sorgen sondern trägt auch Verantwortung für andere Haustiere, Kinder und die Familie. Auch hier müssen Prioritäten gesetzt werden, das Ausbildungssparbuch fürs Kind würde ich zB nicht plündern wollen.
    Aus Kostengründen einschläfern ist soweit ich weiß vom Tierschutzgesetz her nicht gedeckt. Ist halt die Frage, was die Alternative ist, wenn man die immensen Kosten nicht tragen kann - den Hund unbehandelt leiden oder von selbst sterben lassen? Die Kosten auf andere abwälzen (Hund verkaufen, verschenken, aussetzen)?

  • Ich habe derzeit nur wenig angespart.
    Das sah schon mal besser aus und wird auch wieder besser aussehen.


    Lina ist bisher (toi,toi,toi) ohne größere Arztkosten ausgekommen. Ich habe für beide Hunde eine OP-Versicherung für den Notfall und auch noch meine Familie im Rücken, wenn ich mir eine nötige Behandlung gar nicht mehr leisten könnte.


    Außerdem könnte ich mit meiner Stamm-Tierarztpraxis eine Vereinbarung treffen über Ratenzahlung, das wäre allerdings die letzte Möglichkeit die ich in Betracht ziehen würde.

  • Das man was für Notfälle auf der hohen Kante haben sollte, wenn man sich einen Hund anschaffen möchte, da sind sich eigentlich alle einig.


    Da geht es eigentlich schon los, dass kann man nicht so sagen. Weltweit sieht es anders aus und in selbst in deutschland ist das auch nur eine idealvorstellung.


    lg

  • Bei unserer letzten Schäferhündin hatten wir innerhalb von 2,5 Jahren OP-Kosten von ca. 5000€.
    Das war 2x eine Ellbogendysplasie-OP und 1x eine CECS-OP.
    Anschließend bekam sie Analfisteln, das waren monatliche Kosten von ca. 250-300€.

  • Bei uns gibt es da definitiv eine finanzielle Grenze.
    Wir haben zwar eine OP Versicherung,2 Tierärzte wo wir auf Raten abbezahlen können, und allgemein ist es in unserer Family so, dass wenn jemand was jat alle zusammen schmeißen.
    Aber so etwas wie zum Beispiel Murmelchen mit Pepper hatte, das hätten wir finanziell nicht wuppen können, oder wie oben 26.000 ;)
    Ein Polster haben wir nicht wirklich, sobald was da ist, geht iwas größeres kaputt,und Polster ist wieder weg.
    Groß sparen können wir auch nicht.


    Aber eben weil es bei uns so aussieht haben wir die OP Versicherung, und zwei Tierärzte die wissen dass wir im Falle der Fälle die Raten problemlos zurückzahlen.


    Ethisch, hmmm ich mag meine Hunde sehr gerne,aber wenn es nur lebensverlängernd für ein paar Monate ist,dann würde ich sie gehen lassen. Da hat der Hund nix von, und wir letzten Endes nur Schulden.
    Auch wenn ich hier manche Threats lese,denke ich oft ich hätte den Hund schon längst gehen lassen.
    Warum auf Teufel komm raus einen Hund am Leben halten,für den das Leben nur noch unter Schmerzmitteln möglich ist,oder wo das Ende absehbar ist,warum sich den Hund quälen lassen, für die paar schönen Momente die er noch hat. Nein,selbst wenn der Hund noch Lebenswillen hat,sobald die Qual überwiegt, und keine Besserung in Sicht ist, dann wäre hier der Ofen aus.
    Für mich würde ich es mir ähnlich wünschen!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!