Aufgeteilt in zwei Teile, weil nicht alles in eine Nachricht ging:
Aus Kostengründen einschläfern ist soweit ich weiß vom Tierschutzgesetz her nicht gedeckt. Ist halt die Frage, was die Alternative ist, wenn man die immensen Kosten nicht tragen kann - den Hund unbehandelt leiden oder von selbst sterben lassen? Die Kosten auf andere abwälzen (Hund verkaufen, verschenken, aussetzen)?
Ja, eben, nur weil teuer darf man thoretisch nicht einschläfern. Aber was macht man denn als Tierarzt, wenn die Besitzer das Geld einfach nicht haben bzw es nicht ausgeben wollen?
Ab und zu behandelt man so ein Tier bei wirklich bedürftigen Leuten vielleicht mal sehr günstig oder umsonst. Ab und zu lässt man es sich auch überschreiben, behandelt es, behält es selbst oder sucht jemand neues dafür.
Aber das und andere wohltätige Lösungen geht halt nur in Ausnahmefällen.
In allen anderen hat man dann die Wahl - trotzdem einschläfern obwohl es bei Behandlung ne gute Prognose gäbe oder die Leute so mit ihrem Tier nach Hause schicken, in dem Wissen, dass sie es entweder woanders einschläfern lassen oder es langsam zuhause vergammeln lassen.
Man bewegt sich da durchaus in ner rechtlichen und ethisch-moralischen Grauzone.
Erst zu warten, bis es ohne Behandlung unerträglich geworden ist und dann erst einzuschläfern ist ja auch keine Lösung.
Wenn ich daran denke, was vor gut 20 Jahren an medizinischer Versorgung für den Hund möglich war und was wir jetzt alles tun können.Damit steigen die Ansprüche und die Kosten.
Auch das ist ein Fakt. Korrekturen von angeborenen Herzfehlern oder Lebershunt (Missbildung der Lebergefäße) oder künstliche Gelenke wären vor 20, 30 Jahren einfach noch nicht drin gewesen.
Da stellte sich die Frage nicht, ob man ein schlechter Mensch ist, weil man den Hund nicht operieren lässt. Heute schon.
Man muss immer das Gesamtbild vor Augen haben.Aber lediglich lebensverlängernde Maßnahmen die auf der Gabe von sehr heftigen Schmerzmitteln basieren, da würde ich aber schon passen.
Wobei das ja kaum jemals der Fall ist.
Das, was es gängigerweise in der Praxis als Schmerzmittel zum abgeben gibt (nicht zur Anwendung durch den TA, der ja auch z.B. Opiate anwenden darf) sind eigentlich allesamt nicht solche Hammer, dass man damit starke Schmerzen wegdrücken könnte.
Speziell den Punkt seh ich so: Wenn ein Hund mit ner infausten Prognose mit Schmerzmittel noch ein paar nette Tage haben kann, also wirklich reine Lebensverlängerung durch Schmerzmittel - warum denn nicht?
Soll er damit laufen, solange er sich noch wohlfühlt (rausgehen will, Appetit hat, Anteil an seiner Umgebung nimmt etc) und wenn Ende, dann Ende.
Da muss man dann nur ("nur" ist gut...) so ehrlich sein sich einzugestehen, wann es nicht mehr geht, statt sich drauf auszuruhen, dass der Hund ja Schmerzmittel bekommt (also kann er keine Schmerzen haben *haha*).
Darüber haben wir uns schon vor der Hundeanschaffung viele Gedanken gemacht und sind nicht zuletzt deshalb bei einer Rasse gelandet, die Krankheitstechnisch nicht mega vorbelastet ist. Wir wollten keine Hunderasse haben bei der große Operationen oder Schmerzbehandlungen quasi vorprogrammiert sind oder die mit 8/9 Jahren schon uralt ist. Ich würde z.B. auch niemals einen kranken/alten Hund aus dem Tierschutz aufnehmen, auch wenn das für viele vielleicht egoistisch klingt. Einmal weil ich gerne lange etwas von meinen Hunden haben möchte, aber auch weil ich mir, zumindest bewusst, kein "Groschengrab" anschaffen wollte. Dass trotzdem immer etwas sein kann ist uns natürlich bewusst, aber ich hoffe man versteht was ich meine.
Voll und ganz.
Unter bestimmten Umständen würde ich mir ein Tier mit einer bestehenden, einschätzbaren (auch finanziell einschätzbaren) Vorerkrankung oder Behinderung anschaffen. Grade gut händelbare Behinderungen wie Blindheit oder Taubheit oder ein amputiertes Bein (bei sonst gesundem Bewegungsapperat) würde mich jetzt nicht so sehr abschrecken, wenn es sich so ergibt und sonst alles passt (bewusst nach einem solchen Tier suchen würde ich allerdings nicht).
Aber grundsätzlich ist es mir schon wichtig, die Karten möglichst günstig auszulegen, also sowohl von der Rasse als auch von der Zucht und Aufzucht als auch vom Individuum her möglichst gesunde Hunde anzuschaffen.
Es kann immer noch so viel unvorhergesehenes passieren, man kann immer Pech haben, da muss ich mich nicht bewusst reinreiten.
Wenn ich dann Leute höre, die einen Hund einer Rasse haben, die ein oder mehrere, sehr häufige, rassetypische Erkrankungen hat, und ihr Hund hat die, und sie sind völlig entsetzt und stöhnen über die Kosten und den Kummer... und beim nächsten Mal schaffen sie sich womöglich wieder einen Hund gleicher Rasse an...
Nee, da gibt's kein Mitleid für von mir, das Grab haben die sich selber geschaufelt.