Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Ich kann das gar nicht so gut erkennen mit dem Halsband - wenn es so eines ist, da gibts ja auch den Typ mit flachen Platten, wofür das gut sein soll, ich weiss es nicht - die Mc`s hier tragen aus Sicherheitsgründen gar keine Halsbänder, dazu sind mir die Rinder viel zu spiel- und leckfreudig.


    LG, Chris

  • aus der Tageszeitung von heute. Wie ich finde mal ein guter, sachlicher Artikel. Ma sehen, ob die so eingeführte Wolfsbeauftragte eine Chance hat und nutzt.
    Da der Artikel noch nicht frei verfügbar ist, stelle ich ihn hier ein.


    Ohne Schutz haben Schafe keine Chance
    Die Wolfsbeauftragte Valeska de Pellegrini vermittelt bei Konflikten
    Von Gudrun Janicke
    Valeska de Pellegrini, Wolfsbeauftragte des Landes Brandenburg, zu Besuch bei Schäfer Olaf Kolecki. FOTO: Patrick Pleul/dpa
    Potsdam. Valeska de Pellegrini hat bislang in ihrem Leben erst einmal zwei Wölfe in freier Natur gesehen. „Eine Fähe und ein Rüde beobachteten mich aus etwa hundert Meter Entfernung“, erzählt die Brandenburger Wolfsbeauftragte. Von dem Paar wurde sie aus sicherer Entfernung beäugt, dann zog es ab. „Die Tiere haben sich vorbildlich verhalten“, lobt de Pellegrini, die von ihrem Hund begleitet wurde. Die Szene spielte sich vor Jahren in der Colbitz-Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt ab.
    Schäfer Olaf Kolecki hört der 40-Jährigen ruhig zu und blickt auf seine Herde. „Ich sehe die Gefahr durch die Wölfe immer näher kommen.“ Er will keines seiner Tiere verlieren und sucht deshalb den Rat der Fachfrau.
    Seit gut einem Jahr gibt es in Brandenburg zwei Wolfsbeauftragte. Sie sollen bei ernsten Konflikten zwischen Mensch und Isegrim vermitteln. Hauptbetroffene sind dabei Schaf- und Weidetierhalter, die auf eine „Regulierung“ der vor Jahren wieder heimisch gewordenen und auf der Roten Liste stehenden Raubtiere drängen. Als erstes Bundesland hat Brandenburg seit Jahresanfang eine Wolfsverordnung. Sie erlaubt immerhin bei einer ernsten Bedrohung oder gar Schäden als letzten Ausweg den Abschuss.
    Derzeit leben in Brandenburg 29 Rudel, ein einzelnes Tier und möglicherweise ein Paar. Auch die Nachbarländer Sachsen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt durchstreift inzwischen der Wolf. Allein in Sachsen-Anhalt ergab die letzte Zählung elf Rudel – insgesamt 70 Exemplare.
    Der Brandenburger Bauernbund sieht als einzigen vernünftigen Herdenschutz die Reduzierung der Wölfe. Das Tier müsse dort gejagt werden, wo Menschen und Weidetiere leben, heißt es.
    An betroffene Tierhalter wurden laut de Pellegrini seit 2007 bis Ende Juni dieses Jahres rund 252 000 Euro Entschädigung gezahlt. In 430 Schadensfällen mit Nutztieren wurde ein Wolf als Verursacher ermittelt oder zumindest als solcher nicht ausgeschlossen.
    Die Tiere von Schäfer Kolecki stehen vor allem in Westbrandenburg. Seine Border-Collie-Hündin Hanuk hält die Herde zusammen: weiße Bentheimer Landschafe, die ebenso vom Aussterben bedroht sind wie die Rauhwolligen Pommerschen Landschafe. „In meiner Herde ist Gott sei Dank noch kein Schaf gerissen worden“, sagt Kolecki, aber er kennt Berichte von Berufskollegen über tragische Verluste. „Ich weiß, man muss etwas tun.“
    Ein Wolf töte das Schaf mit einem Biss in die Kehle und reiße dann den Bauchraum auf, erklärt de Pellegrini. „Das ist ein schlimmer Anblick.“ Ein Tier, dass man selbst aufgezogen habe, sollte nicht so in den Tod gehen. Schafe, die nicht geschützt werden, hätten keine Chance.
    Die Wolfsbeauftragte berät Schäfer dahingehend, was möglich und bezahlbar ist. Sie hat internationales Waldökosystem-Management in Eberswalde studiert und außerdem Ausbildungen als Hundeerzieher und -trainer hinter sich. Einen Geldkoffer hat die Landesbedienstete bei ihren Treffen mit Tierhaltern nicht dabei, weiß aber, wie und wo Fördergelder zu erhalten sind.
    „Ein Zaun von mindestens 90 Zentimeter sollte Standard sein“, sagt de Pellegrini. Wer die Prävention verbessern wolle, könne Zäune bis 1,20 Meter fördern lassen. Und dann sollten obendrein 4000 Volt anliegen. „Einen hundertprozentigen Schutz gibt es zwar nicht, aber das könnte weitere Übergriffe abhalten.“ Nach ihren Angaben liegen für dieses Jahr mehr als 100 Anträge im Umfang von 420 000 Euro vor. Etwa 70 wurden bereits bewilligt, 40 sind derzeit in der Bearbeitung. Mit dem Geld können Zäune oder die Anschaffung speziell ausgebildeter Herdenschutzhunde gefördert werden.
    Zudem gibt es einen Schadensausgleich, wenn ein Wolf Weidetiere gerissen hat – vorausgesetzt, die Herde wurde ausreichend geschützt. Die Summe sei jedoch auf 15 000 Euro innerhalb von drei Jahren begrenzt, erläutert de Pellegrini.
    Schäfer Kolecki lebt wie die meisten seiner Kollegen vor allem von der Landschaftspflege mit seinen Tieren. „Der Verkauf des Lammfleisches lohnt nicht bei einem Kilopreis von zwei Euro. Und für Wolle gibt es kaum Interessenten“, sagt er. Wenn Tiere getötet werden, fehlten wichtige Einnahmen aus der Landschaftspflege.
    Die wenigsten Schäfer hätten eigene Flächen, über die sie Prämien beantragen könnten. „Für sie wären Weidetierprämien von 38 Euro pro gehaltenes Mutterschaf, wie in 22 europäischen Ländern üblich, wichtig“, betont Kolecki. In Problemfällen, wenn Wölfe wiederholt gute Sicherungssysteme überwinden, bleibe nur die Tötung, räumt de Pellegrini ein. „Ich sage nicht, dem Wolf darf kein Haar gekrümmt werden.“

  • Bin auf Facebook auch auf einen Artikel gestoßen:


    Forscher widerspricht Politiker, der Wolfsabschüsse will | kurier.at


    „Herdenschutz mit Zäunen steht in keinem Verhältnis zum Produktionswert. Wir reden hier von 100.000 Euro und mehr Kosten für eine Herde von 200 Tieren“, schreibt Köck über den befürchteten Aufwand. Kotrschal entgegnet: „Wolfszäune sind nur unwesentlich aufwendiger als normale Schafnetz-Elektrozäune. Es ist für mich unklar, woher der Herr Bundesrat diese Zahl nimmt.“



    Da scheint ein Politiker sich sehr für den Wolfsabschuss einzusetzen...

  • Was versteht der gute Herr Kotrschal denn unter normalen Schafsnetz-Elektrozäunen ?
    Die haben meines Wissens meist 80 cm Höhe - und wer hier im Thread fleißig mitliest, weiß, dass 90 cm -das wäre für mich "unwesentlich aufwendiger", weil 10 cm höher und damit schon schwerer und sperriger - nicht ausreichen, um Wölfe am Eindringen in eine Weide zu hindern, 120 cm Höhe sollten es schon sein, um etwas abschreckender zu wirken (und hoffentlich auch zu sein).


    Aber das macht dann ein Drittel mehr Gewicht aus und ist noch deutlich unhandlicher, ich finde daher die Aussage des Wolfsexperten Kotrschal ziemlich daneben (auch wenn ich nicht weiß, ob die EUR 100.000,00 Kosten, die da gegenübergestellt wurden, nicht deutlich zu hoch gegriffen sind -zieht man aber 50 % ab, dann bleiben immer noch Kosten von EUR 50.000,00, die sicher jeder Schafhalter so nebenher auf dem Konto hat - Ironie aus*).


    Und grade im Alpenraum stelle ich es mir extrem schwer vor, die Zäune so anzubringen, das es tatsächlich keine Schlupflöcher gibt.....

  • die Mc`s hier tragen aus Sicherheitsgründen gar keine Halsbänder, dazu sind mir die Rinder viel zu spiel- und leckfreudig.

    Ja ebenda ...
    und ich dachte, das könnte vll. schlimmer verletzen als z.b. breites Lederband, wenn sich was drunter hakt, meine Befürchtung war halt: könnte ins Fleisch schneiden ...
    Aber ich kann halt nicht erkennen, wie stabil oder nicht stabil das Material ist, biegen sich die Verbindungen eher auf oder nicht. Das müsste man live sehen, wahrscheinlich.

  • Ich kann das gar nicht so gut erkennen mit dem Halsband - wenn es so eines ist, da gibts ja auch den Typ mit flachen Platten, wofür das gut sein soll, ich weiss es nicht - die Mc`s hier tragen aus Sicherheitsgründen gar keine Halsbänder, dazu sind mir die Rinder viel zu spiel- und leckfreudig.


    LG, Chris

    Das ist das Nech Tech Sport....
    ich hätte auch Angst, die mit Halsung laufen zu lassen, einen strangulierten Hund will niemand finden

  • Ich war nun gestern bei der Diskussionsrunde mit einem Wolfsberater hier in SH.


    Gleich zu Anfang: Mein Fazit aus diesem Abend "wie sie wissen, wissen sie nichts" |)


    Gerechnet haben die Veranstalter mit 20-30 Leuten, gekommen sind weit über 100 Landwirte, Schäfer, Jäger, Hobbyviehhalter (allen voran Pferdehalter)


    Der Vortrag vom Wolfsberater...nun ja...wenn die alle so sind? Oh wei, oh wei :pfeif:
    Nach dem Vortrag waren die Gemüter auch etwas hoch gekocht, so dass der gute Mann mir schon wieder ein wenig leid tat, aber den hätten sie mal lieber vor eine Grundschulklasse stellen sollen und nicht vor gut 100 Menschen die mit Viehhaltung ihr Geld verdienen :tropf:


    Danach kam die Diskussionsrunde, Fazit: Keiner aber auch wirklich KEINER konnte uns erzählen, wie wir in Zukunft vernünftig unser Vieh auf den Weiden schützen können.


    Eine nette Dame, mit Haupterwebsschäferei fragte z.B. wie sie im Winter ihre Schafe schützen soll.
    Im Winter läuft ihre gesamte Herde verteilt auf 20 Flächen, sie hat es mal hochgerechnet und kam für ihren Schafbestand auf 40 HSH die sie bräuchte.
    Auf die Frage, wo sie im Sommer, wenn ihre Schafe auf den Deichen laufen, wo keine HSH erlaubt sind, denn mit den 40 Hunden hin soll....keine Antwort!


    Ein andere Schäfer fragte, wie er auf dem Deich seine Schafe schützen soll.
    HSH sind verboten, am Zaun darf er nichts verändern...keine Antwort!


    Mein ehemaliger Berufsschullehrer, 40 Schafe in Herdbuchzucht und eine Holsteiner Zucht.
    Ein Lamm bereits gerissen vom Wolf, 4 weitere verletzt.
    Er hat in Niedersachsen bei einem Zaunbauer nachgefragt, was denn der laufende Meter für einen Wolfssicheren Zaun kosten würde. 33 Euro den Meter |)
    Im übrigen hat er die Kosten für die 4 verletzten Lämmer mal hoch gerechnet mit allem drum und dran und kam auf 1000 Euro, wovon 200 das Land übernommen hat....


    Der Eiderwolf wird hier vllt. auch ein Begriff sein.
    Zwei Schäfer die von diesem Wolf betroffen sind waren gestern auch da.
    Bei dem einen werden alle 3-4 Tage 4-5 Lämmer gerissen.
    Sie betreiben neben den Schafen auch noch "Ferien auf dem Bauernhof" und Landwirtschaftspädagogik.
    Einen Tag war seine Frau mit 15 Schulkindern, 2 Lehrern und 3 Eltern bei den Schafen direkt hinterm Hof.
    Gegen 10 Uhr war das, so erzählte er, als plötzlich der Wolf auftauchte und bis auf ca. 25 Meter ran kam und sich von nichts, aber auch rein gar nichts beeindrucken ließ!
    Er zog dann wieder gemächlich von dannen.
    Mittlerweile, so sagte er, ginge es ihm gar nicht mehr um seine Schafe, sondern er hat wirklich Angst um seine Kinder, gerade jetzt wo auch die dunkle Jahreszeit wieder anfängt.
    Er hat jetzt einen Antrag gestellt, dass dieser Wolf zum Abschuss frei gegeben wird.
    Diesen Antrag hat er Anfang Juli gestellt und bis heute kam nicht eine einzige Rückmeldung.


    Der zweite Schäfer fragte dann, wie lange denn ein durchziehender Wolf an einem Ort bleiben würde? (Ratet...natürlich keine Antwort )
    Er hatte nun mehrere Risse in den letzten 2 Monaten, nachweislich von einem Jungwolf, der aus dem dänischen Rudel abgewandert ist...ist ein Wolf, der seit 2 Monaten an einem Ort verweilt, wirklich noch ein durchziehender Wolf?
    Er sagte ganz klar, wenn das so weiter geht, wird er die Schafhaltung aufgeben, denn er kann nicht mehr!
    4 Wochen ist er nun jede Nacht zu seinen Schafen gefahren und nun noch mit der Dürre...


    Auf die Frage von einem Mann, der im Vorstand beim Deich- und Sielverband ist, was denn mit den Deichen passiert, wenn die Schäfer alle aufgeben....keine Antwort...(und jeder der nicht ganz dumm ist weiß, dass Küstenschutz ohne Schafe nicht möglich ist.)


    Und so gingen die Fragen weiter und es kam und kam keine Antwort.
    Das lustige, keiner der Schäfer, Landwirte und co. waren für den generellen Abschuss des Wolfes.
    Der eine Schäfer sagte es ganz richtig...der Wolf gewöhnt sich an unsere Kulturlandschaft, gewöhnt sich daran, dass von Menschen, Autos etc. keine Gefahr ausgeht und das der Tisch reich gedeckt ist.
    Er sagte klipp und klar, dass der Wolf wieder lernen muss, dass er Angst vorm Menschen und dessen Vieh haben muss.

  • Ich hab des Rätsels Lösung. :applaus:
    Wie wäre es mit einem neuen Beruf? HSM. HerdenschutzMENSCH. :ugly: Genug Arbeitslose und in den letzten Jahren Zugezogene (ich drücke es jetzt so aus, weiß nicht mehr, was der politisch und ethisch korrekte Ausdruck ist) gäbe es doch sicher. :pfeif: Hatte doch irgendjemand - ich glaub sogar in diesem Thread - überlegt, wieviel Menschen denn da nötig wären für einen effizienten Schutz. Am besten in "übergreifenden" Schichten, damit es keinen direkten Schichtwechsel gibt, z. B. drei Schichten à neun Stunden. Bewaffnet mit Waffen, die schön schmerzhafte Gummigeschosse verschießen können.
    Dürften HSM auf Deiche? :pfeif: Oder sind da prinzipiell nur Schafe erlaubt, weil sonst der Deichschutz kaputt geht?



    Ach wär das schön, wenn es so einfach wär. :verzweifelt:

  • Ich habe so ein wenig das Gefühl, dass viele Wolfsberater an ihre Grenzen stoßen, wenn es tatsächlich echte Nachfragen von betroffenen Personen gibt.
    Mir ist völlig schleierhaft, wie man das ganze Thema immernoch so unbedarft behandelt.

  • und ich bin mir nichtmal sicher, ob der Wolfsberater das Problem ist
    sondern die Leute dahinter
    Vielleicht darf er dazu nichts sagen, oder er bekommt dazu keine konkreten Aussagen
    und weiß selber, dass das was nötig wäre nicht erlaubt wäre

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