Neuer Hund reagiert auf gar nichts

  • Liebe Alle,


    ich habe seit gestern früh um 6 einen Mischling aus dem Tierschutz in Ungarn (über PCAS). Er ist 8 Monate alt, die Vorgeschichte ist unbekannt. Mir wurde mit auf den Weg gegeben, dass er recht ängstlich sei, nachdem ich zugesagt hatte, ihn zu nehmen.
    Ich wohne in Berlin Mitte in einer relativ großen Wohnung, habe also Platz aber keinen Garten.


    Der Transporter kam also gestern früh an.
    Der Hund wollte erst gar nicht aus seinem Käfig, hat dann vom Käfig aus aber das Bad entdeckt und sich sofort hinter der Toilette verkrochen.
    Ich finde leider seit gestern überhaupt keinen Zugang zu ihm.
    Ich habe alle Tricks, die man mir auf den Weg gegeben hatte, berücksichtigt.
    Ihn erstmal in Ruhe lassen, mich nur langsam nähern, mich mit dem Rücken zu ihm hinsetzen und ihm Leckerlies füttern (nimmt er nur selten), ihn nicht direkt anschauen, ihm gut zuzureden, etc.


    Der Hund liegt leider nur vollkommen unbewegt in seiner unbequemen Ecke und sieht aus, als würde er am liebsten einfach nur sterben.
    Wenn ich ihn vorsichtig berühre, fängt er an zu zittern und möchte sich scheinbar am liebsten einfach in Luft auflösen.
    Zweimal konnte ich ihn mit einem Schüsselchen mit Nassfutter aus der Reserve locken, aber auch nur innerhalb des Bades und nur wenn ich mich nicht bewegt habe. Leckerlies nimmt er - wenn überhaupt - nur wenn ich sie ihm direkt vor die Nase halte oder hinlege.
    Ich habe es gestern Abend geschafft, ihm ein Halsband anzulegen und ihn hinter der Ecke herauszuholen, um ihn zu waschen. Leider war er extrem dreckig und verklebt und in der ganzen Wohnung hatte sich schon ein fieser Stallgeruch ausgebreitet. Das Waschen hat er eigentlich ganz tapfer über sich ergehen lassen, allerdings ist seither alles nicht wirklich besser geworden.
    Er zeigt überhaupt kein Interesse, die Wohnung (oder auch nur das Bad) zu erkunden, schnüffelt nicht, steht nicht mal auf, gar nichts.
    Wenn ich mit ihm spreche, zuckt er zusammen.


    Nachdem er sich mit Leckerlies und Wurst überhaupt nicht locken lässt und nicht gestreichelt werden will, habe ich überhaupt keine Möglichkeit, ihn irgendwie aus der Reserve zu holen und entsprechend zu belohnen.


    Ich habe ihm heute früh mal kurz die Leine an das Halsband gemacht, was zu totaler Panik führte und er mir fast alle Schränkchen im Bad umgeworfen hat. An Gassi gehen ist also erstmal gar nicht zu denken.


    Bisher hat er er erst ein großes Pipi gemacht (vor ca. 24 Stunden), das ich stumm entfernt habe, ohne ihn dabei anzusehen, damit er nicht denkt, ich würde ihm einen Vorwurf machen. Seither verkneift er es sich...


    Er frisst und trinkt, allerdings nur wenn ich nicht im Raum bin. Wenn ich das höre und auch nur das leiseste Geräusche mache, hört er sofort auf zu fressen, legt sich hin und fängt auch nicht wieder an.


    Es sind erst 1 1/2 Tage und ich bin bereits total ratlos. Bin Euch für jeden Tipp dankbar.


    LG,


    Thomas

  • Also diesen Kulturschock find ich hochgradig bedenklich :( : Hast du mit der Orga mal gesprochen? Wie ist die Vermittlung überhaupt gelaufen?

  • Hallo Thomas!
    Mal ein paar Tipps. ;)


    Der Hund, wie heisst das Schätzchen eigentlich?, ist vollkommen verstört.


    Bitte ignoriere ihn erst mal.
    Setze dich nur in Abstand zu ihm, schnapp dir ein Buch oder Laptop und mache es dir gemütlich.
    Wenn dein Hund kommt, ignoriere ihn weiter.


    Du kannst ihm Leckerlies in Abstand zu dir legen.
    Wenn er neugierig wird, kannst du versuchen im Leckerlies aus deiner offenen Hand zu geben.


    Du brauchst jetzt sehr viel Geduld.


    kannst du eine dünne Leine organisieren? Und unbedingt ein Geschirr. Einen so ängstlichen Hund solltest du mit Geschirr und Halsband sichern.
    Es gibt auch ausbruchsichere Geschirre.


    Die dünne Leine kannst du als Hausleine dran lassen, so das du den Hund an die Leine gewöhnst. Aber bitte erst, wenn der Hund Vertrauen zu dir aufgebaut hat.


    Wenn du ihn fütterst, entferne dich vom Futterplatz, sonst frisst er nicht vor Panik.


    Hast du einen Hinterhof, oder irgendein Fleckchen bei dir in der Nähe was abgezäunt ist, wo du mit ihm hin kannst wenn er langsam Vertrauen zu dir gefasst hat?

  • An deiner Stelle würde ich den Hund weitestgehend einfach mal total irgnorieren und dich in der Wohnung ganz gewohnt bewegen. Er muss merken, dass von dir überhaupt keine Gefahr ausgeht. Gelegentlich kannst ja einfach mal hinter dir ein Stückchen Wurst oder sonst was leckeres fallen lassen und unbeirrt, ohne dich umzusehn, weitergehn. Mit der Zeit wird er sich vor tasten. Nur, wenn du mit ihm raus willst musst natürlich direkt an ihn ran treten. Ganz langsam und nie von vorne sondern seitwärts. Alles mit bedacht. Nach dem Gassi wie gehabt in der Wohnung frei lassen und erst mal irgnorieren.
    Unsere Lola war anfangs auch so. Es hat gedauert, ca 4-5 Wochen, dann hat sie sich IN DER WOHNUNG weitestgehend angstfrei bewegt.

  • Zitat

    Nach dem Gassi wie gehabt in der Wohnung frei lassen und erst mal irgnorieren.
    Unsere Lola war anfangs auch so. Es hat gedauert, ca 4-5 Wochen, dann hat sie sich IN DER WOHNUNG weitestgehend angstfrei bewegt.


    aber bitte mit Geschirr und Hausleine, damit man ihn nicht jedes mal zum Gassi gehen anfassen muss

  • Richtig, es sind ERST 1 1/2 Tage!! Lass ihn erstmal ankommen würde ich sagen.
    Vielleicht hat er noch nie ne Wohnung gesehen, vielleicht noch nie ein HB getragen, vielleicht noch nie LIEBEVOLLE Aufmerksamkeit von Menschen bekommen...
    Lass ihn einfach in Ruhe, lass ihm seinen Rückzugsort und sorge für Futter und Wasser. Das würde ich zumindest mal ein paar Tage so machen. Dann erst dazu übergehen, dass du zb dabei bist beim Füttern oder aus der Hand fütterst.


    Bleib ruhig und geduldig, schaue ihn nicht direkt an. Denke er muss erstmal ankommen/auftauen... Vielleicht entwickelt er sich schneller als du denkst wenn er erstmal checkt, dass du ihm nichts tust..

  • Der Hund hat wirklich einen Kulturschock. Der versteht gar nichts mehr. So ein Zustand kann sogar gefährlich werden.


    Lass den Hund in Ruhe, er muss merken, da passiert nichts. Wer weiß, ob der Hund jemals in einem Haus war und Menschen kennt?


    Wenn er frißt, wirklich weg bleiben. U.U. musste der Hund früher um sein Futter kämpfen und du musst signalisieten, dass du es nicht haben willst.


    Wenn der Zustand sich nicht bessert, rufe eine Tierarzt an, es gibt da Sachen, die den Stress lindern können. Der Hund steht absolut unter Stresshormonen, das kann sich schädlich auswirken.


    Vielleicht kennen die auch jemanden, der dir vor Ort hilft.


    Ich hoffe, du wusstest, auf was du dich da eingelassen hast. Ist der Hund gesund, entwurmt, geimpft....?

  • Auf die Gefahr hin, dass ich gesteinigt und gevierteilt werde!


    Sollte man dem Hund evtl. fuer die ersten Tage eine Wanne mit Erde und Gras als Toilette anbieten? Wenn das Huendchen solche Panik hat, wenn der Mensch sich nur naehert, ist einfangen und Gassigehen bestimmt der absolute Horror fuer das Tier. Waere natuerlich nur eine Uebergangsloesung fuer wenige Tage aber besser als auf den Boden machen oder beschriebene Panik.


    Liebe Gruesse und viel Glueck

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