Gegen "Anfängerhunde" - Begriffskritik

  • Ok, ist ein bischen provokant der Titel. Mir geht es mal um einen generellen Diskurs zum Begriff des "Anfängerhundes".


    Ich bin Mitte 30, single, selbstständig (alleine arbeitend), den ganzen Tag zu Hause oder in der Firma, welche 2 Straßen weg ist und einen großen Hof hat, habe zwar einen großen Garten, aber auch eine Etagenwohnung.


    Ich denke ein Hund kann es schlechter treffen. Nur habe ich nie einen Hund gehabt, oder einschlägige Erfahrung. Ich führe nun im Tierheim Hunde aus und informiere mich fleißig.


    Nun zum Problem: Ständig lese ich überall die warnenden Worte "kein Anfängerhund, nein nein, auf keinen Fall, böse, böse!".
    Im Tierheim gibt es 3 kleine Dackel & Co, die man als Anfänger nehmen darf. Die großen haben Paten und sind gesperrt und der Rest bellt Jogger an und ist somit natürlich schon tabu.


    Hier im Forum konnte ich auch in Threads lesen "Nein, ein Mali ist kein Anfängerhund, auf keinen Fall, nenene!".


    Aber ein Hund ist doch kein Gebrauchtwagen, den ich 1 Jahr fahre, weil ich gerade erst den Führerschein gemacht habe und verkaufe um mir was vernünftiges zu holen. Ein Hund, vor allem einen kleineren "Anfängerhund" hab ich doch schnell mal 10-15 Jahre. Ich werde ja auch nicht 200 Jahre alt.


    Nehmen wir den Malinois, obwohl es nicht unbedingt ein solcher für mich sein muss (ich mag halt so 50-60cm, kurzes Haar, draußen auch mal flotter unterwegs):
    Ist es wirklich so unklug so einen zu nehmen, auch wenn man keine Erfahrung hat? Reicht es nicht, wenn ich engagiert an die Sache gehe, lese & lerne, Samstags im örtlichen Hundeklub vorbeischaue und konsequent bin?


    Ich rede ja nicht von einem Hund, der 5 Jahre lang geschlagen wurde und schon 3 Jogger verspeißt hat. Der typische Tierheimhund mit Knacks, ist doch ängstlich, verunsichert und deshalb etwas nervöser. Das muss man doch in den Griff bekommen?


    Müsste man nicht eher von "Hund für Engagierte" und "Hund für Faule" reden? Denn wer sich nicht groß mit dem Thema beschäftigen will, der ist natürlich mit einem anspruchsvollerem Hund nicht gut beraten.
    Aber auch wer 3 Jahre einen Dackel hatte, oder 3 Jahre seinen Mali verzogen hat, hat zwar Erfahrung, kommt aber doch deshalb vielleicht als schlechterer "Erzieher" daher, als ein Newbie mit Antrieb, oder?


    Entschuldigt den negativen Ton. Es ist aber irgendwie schwierig aus dem Stand Dosenöffner für einen sportlichen, größeren Hund zu werden, bei dem was man alles so ließt. Deshalb der Thread. :???:

  • Meiner Meinung nach gibt es auch keine Anfaengerrassen oder "Nur-fuer-Fortgeschrittene" Rassen.


    Solange man sich ueber die gewuenschte Rasse schlau macht, sich umfangreiches Wissen ueber die Thematik aneignet, engagiert ist dann klappt auch die Erziehung der gewuenschten Rasse.


    Anders schauts fuer mich aus, wie Du ja auch erwaehnt hast, wenn es um einen individuellen Hund mit echten Verhaltensstoerungen geht.....da sollte man dann mit kompetenter Hilfe dran arbeiten.....egal ob's der erste eigene Hund ist oder der Dritte.

  • Hallo Soeiner (schade, daß Du keinen Vornamen hast), erstmal herzlich willkommen im DF.


    Dein Beitrag hat mich nachdenklich gemacht. Und ich muß sagen Du hast Recht.


    Auch ich würde eher den Hund mit "Vergangenheit" nicht für einen absoluten Anfänger empfehlen, als den Welpen einer anspruchsvolleren Rasse.


    Wir alle, auch wenn wir aus "Hundehaushalten" stammen waren ja mal Anfänger, hatten unseren ersten eigenen Hund.


    Und ist man nicht irgendwo, wenn ein neuer Hund/Welpe, mit seinem eigenen Charakter einzieht, wieder ein Anfänger?


    Wer sich im Vorfeld über "seine" Rasse schlau macht, vielleicht auch Kontakt mit Haltern dieser Hunde knüpft, schafft doch alle Voraussetzungen für ein gelungenes Miteinander.


    Deine äußeren Bedingungen stimmen, Deine Einstellung auch, also ran an den "Traumhund".


    Fang es an!


    Gaby, Idefix und ihre schweren Jungs

  • Da hast du schon recht und außerdem gibt es den Anfängerhund schlechthin sowieso nicht.
    Zumindest kann man es bestimmt nicht an einer Rasse festmachen,
    viel eher schon an dem Individum, wobei jeder Hund konsequente
    Erziehung und die richtige Auslastung braucht, egal ob Malteser oder
    Schäferhund. ;)


    Klar sind manche Rassen / Hunde anspruchsvoller als die anderen,
    aber ich wüsste keinen Grund warum ein engagierter HH so einen
    nicht als Ersthund nehmen sollte. ( Richtige Problemhunde natürlich
    ausgeschlossen.)


    Klar rate ich hin und wieder mal von bestimmten Rassen ab, weil
    ich oft der Meinung bin, dass viele die Hundehaltung unterschätzen
    und man dann mit einem ohnehin sehr anspruchsvollen Hund schnell überfordert ist.


    Außerdem kenne ich genügend Leute, die schon jahrelange Hunde-
    erfahrung haben und rein gar nichts über Hunde wissen. :/
    Und wenn solche Kanidaten einen Hund aufgrund ihrer ach so tollen
    Hundeerfahrung bekommen, bereitet mir das viel mehr Bauchschmerzen,
    als wenn ein Hundeneuling gut informiert an die Sache herangeht. ;)

  • Manchmal klingen solche Aussagen wirklich recht negativ.
    "Familienhund "mag ich auch nicht, denke dabei dann an Familienfilme und deren oft miese Qualität. :)
    In vielen Fällen gelingt auch einem sehr unerfahrenen, aber engagierten Neuhundehalter alles bestens, auch bei einem Malinois, Dackel, Jack-Russel, Akita Inu, etc.
    Andere kommen erst beim dritten Hund an ihre Grenzen, bei anderen funktioniert es nie gut.
    Voraussagen kann man es nicht wirklich.
    Wie bei der Leber wächst auch der Hundehalter mit seinen Aufgaben oder kann das zumindest.


    LG, Friederike

  • Find deine Darstellung ziemlich gut :D


    Bin auch deiner Meinung, dass es keine speziellen Anfängerhunde gibt. Ist immer abhängig von dem Engagement und dem Willen neues zu lernen.


    Trotzdem würde ich aber sagen, dass es "fortgeschrittenen" Hunde gibt, die zumindest etwas Hundeerfahrung voraussetzen. Wobei das nicht heißen muss einen eigenen Hund gehabt zu haben.
    Dazu zählen würde ich z.B. Border Collie und Listenhunde der Klasse I oder, wie du schon genannt hast, Hunde mit sehr schlechten Erfahrungen.

  • Ich mag es nicht, wenn Hunderassen als Anfängerhunde angeboten werden und ich mag es auch nicht, wenn es nur "Profi-Hunde" sind. Jeder Hund ist anders und auch jeder Mensch.
    Person XYZ, die seit 30 Jahren Hunde hat, kann mit einem gewissen Hund nicht klarkommen, weil es einfach nicht passt. Oder weil eine gewisse Rasse einfach grundsätzlich nichts ist, für diese Person.
    Hingegen kann ein Neuhundehalter mit genau dieser Rasse super klarkommen (evtl. mit Hilfe).


    Solange der Hundehalter weiß, was er sich da ins Haus holt und sich informiert und sich auf diese Rasse und diesen Hund einläßt, ist doch alles gut :^^:

  • so unrecht hast du gar nicht.


    ich sag ja auch immer gern: anfängerhunde gibts nicht.


    aber es gibt bestimmte unterschiede unter den einzelnen hunderassen, die es einem vielleicht eher unerfahreren hunde"anfänger" leichter machen sollten, die geeignete rasse für sich selber zu finden.


    denn: auch "anfänger" ist nicht gleich "anfänger".


    jemand, der eigentlich einen alltagstauglichen familienhund sucht, der zwecks der kinder eine eher hohe reizschwelle hat und der nicht unbedingt eine spezielle auslastung braucht und der vielleicht eher der gemütliche typ ist - dem würde ich einen border oder andern "working"dog eher ausreden.


    jemand, der sportlich ist, der sich vornimmt, mit viel spass am agility teilzunehmen und vielleicht gern ins obidience geht - der sollte sich wohl eher nach einer rasse mit viel "will to please" umschauen und nicht unbedingt mit einem herdi liebäugeln.


    und genau da liegt so oft das problem: der hundewunsch ist da, man schaut sich hunderassen an - und oft (nicht immer) "verliebt" man sich dann schon allein wegen des "optischen" in eine bestimmte rasse. dann wird einem womöglich noch auf züchterhompages sugeriert "tolle anspruchslose kinderliebe familienrasse" und schon sieht man nur noch rosarot. und das hirn setzt aus.


    wenn sich ein "anfänger" wirklich informiert, wenn er sich im klaren drüber ist, was er genau mit dem hund machen möchte, wenn er bereit ist, dazu zu lernen und wenn er auch klar und deutlich sieht, dass es bei "DER" rasse wahrscheinlich auch diese und jene bestimmte eigenschaft einfach da ist (jagdhunde, hütehunde, herdenschutzhunde, gebrauchshunde ect. ect. ect.) und zwar oftmals in sehr ausgeprägter form und sich der anfänger sicher ist, genau diese eigenschaften kann er fordern und fördern und damit umgehen: dann ist er auch für nicht-anfänger-hunde geeignet.


    nur - : wer ist schon so ehrlich zu sich selber um im entscheidenen moment wirklich vor sich selber zu zugeben: "das ist dann doch eher nicht wirklich das, was ich will - die nächsten 8,10 jahre lang".


    so wie du dich beschreibst in deinem eingangsposting, würde ich jetzt bei deinem beispiel mali nicht sagen, dass er nicht zu dir passt. denn du scheinst ja durchaus bereit zu sein, dich zu informieren und dich wirklich drauf einzulassen. und du scheinst auch nicht unbedingt vom "lassie-syndrom" ;) befallen zu sein.

  • Ups, bin ich so vielen Foren unterwegs und nicht in allen wird Wert auf Namen gelegt, sorry. :ops:


    Also, ich bin der Tobi. :p


    Na ich bin schonmal etwas beruhigter. Es gibt so unendlich viel zu lesen, da wird man ganz narrisch. Wahrscheinlich ist es so wie mit allen Entscheidungen, auf die man sich lange vorbereitet. Irgendwann muss man einen Strich unter die Recherche machen, entscheiden und so ist es dann.


    Da ich Ende des Jahres noch in den Ski-Urlaub fahre, werde ich vorher eh nicht aktiv. Will Hundi ja nicht irre machen. Also hab ich noch ein paar Wochen, um mich zu bilden... ;)


    lg,
    Tobi

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