Die Wahrheit über Dominanz(theorien)?

  • Huhu,
    im Großen und Ganzen schließe ich mich LasPatitas an. Unerzogene Hunde.


    Allerdings:

    Zitat

    Und Hunde die als dominant bezeichnet werden, sind nach meinen Erfahrungen einfach Hunde die nichts gelernt haben und denen die Halter alles durch gehen lassen (klar ist er denn in dieser Situation dominant, weil die Halter sich dominieren lassen).


    Ich finde, man kann nicht sagen, ein Hund ist in einer Situation dominant. Genauso wie sich mir nicht erschließt, wie ich zuhause feststellen soll, ob mein Hund dominant ist. Bedeutet das, er VERSUCHT, seinen Willen durchzusetzen? Kann er ja, wird aber nicht immer funktionieren. Dadurch ist er ja nicht dominant, nur weil er es versucht?


    Die Hunde, die gerne als "dominant" betitelt werden, sind mE entweder unerzogen oder entziehen sich Befehlen ("in einer Situation dominant sein"), oder sie sind tatsächlich selbstbewusst und souverän ("Alpha-Tier-Veranlagung" aus meiner Sicht - aber das ist doch selten), dann würd ich mich freuen. Allerdings bedeutet ja selbstbewusst und souverän nicht, dass ICH mich nicht mehr durchsetzen kann.


    Grüßle
    Silvia


  • Dominant in einer Situation ist ein Hund/eine Person dann wenn er/sie sich durchgesetzt hat: a) es ist heiß, ich gehe mit Barry los, nach 50 m dreht Barry um und geht nach Hause und ich gehe mit > Barry verhält sich in dem Moment dominant da ich es zulasse. b) Barry sieht einen Hund und will in die Richtung. Ich rufe ihn ab, er "ich möchte aber", ich "vergiss es, hier spielt die Musik" und wir gehen in die andere Richtung > ich bin Dominant, ich setze mich durch, er akzeptiert es.


    Es ist immer zuerst ein Versuch. Wie weit macht der Gegenüber mit. Setzt er sich durch ist dieser Hund/der Mensch nicht per se Dominant. G. Boch meint das derjenige den "dominanteren Part" hat, wenn er sich in ca. 80 % der Fälle, bei denen Entscheidungen abverlangt werden (dazu gehören auch Ressourcen) durchsetzt. Letztendlich kann man "dominieren" bis zum Abwinken. Wenn der Andere sich nicht dominieren lässt, ist das reine Energieverschwendung.


    Es gibt Hunde aber auch Menschen (ich habe bis jetzt GsD nur einen kennen gelernt) die ihr dominantes Gehabe durchziehen und sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln durchsetzen wollen. Da spielen sicherlich viele Faktoren eine Rolle. Die wichtigste Rolle hat das Gegenüber, welches evtl. diesen Hund/diese Person falsch einschätzt und ihm mehr oder weniger "Futter" liefert.


    Einem Hund der immer seinen Kopf durchsetzen will, muss ich früh genug zeigen das er damit nicht durch kommt. Damit wird er lernen das er sich zurück nehmen muss. Dabei fehlt gerade diesen Hunden die Gelassenheit. Sie wollen mit dem Kopf durch die Wand. Lasse ich es zu, würd ich sagen, zieht man sich tatsächlich einen dominanten Hund heran. Aber nur weil man es zulässt.


    Einen Hund der das Bett verteidigt. Es wird zugelassen. Schmeiße ich ihn vom Bett, weise ich ihm nicht eine rangniedrigere Stellung zu, sondern setze mich einfach durch: ich dulde es nicht. Punkt. Nicht mehr nicht weniger.


    Mit einem selbstbewussten, souveränen Hund habe ich glaube ich die wenigsten Schwierigkeiten. Denn der versucht nicht wie der "Schnösel" alles Mögliche und Unmögliche durchzusetzen bzw. in Frage zu stellen.

  • Zitat


    Mit einem selbstbewussten, souveränen Hund habe ich glaube ich die wenigsten Schwierigkeiten. Denn der versucht nicht wie der "Schnösel" alles Mögliche und Unmögliche durchzusetzen bzw. in Frage zu stellen.


    DAS ist für mich der Knackpunkt an der ganzen Geschichte :gut:

  • Argh, merde!
    Terry, habe gerade meinen Beitrag nochmal gelesen.
    Mit:

    Zitat

    Ich finde, man kann nicht sagen, ein Hund ist in einer Situation dominant.

    wollte ich sagen: Man kann es doch nicht von einer Einzelsituation abhängig machen, dass ein Hund dominant ist, da waren Finger und Gedanke nicht synchron. Also von seinem Verhalten in bestimmten Momenten schließe ich nicht, ob "Dominanz" vorliegt (oder Weltmachtbestreben, Rudelführerschaft, Rangverbesserung).


    Beim Beispiel mit deinem Barry würde ich nichtmal die Vokabel "dominant" verwenden. Ich würde sagen, "der macht grad, was er will". ;) Da kann man ihn lassen, muss man aber nicht. Dadurch drückt sich mE wahre Souveränität aus. Beim Hundekontakt sehe ich es sogar durch bestimmte Erfahrungen mit meinem Hund noch wattebäuschiger: nicht ich bin dominant und er akzeptiert es, sondern er kriegt es gerade noch so hin, mir in dem Moment einen Riesenvertrauensbeweis zu geben. Ich weiß genau: wenn er gefühlsmäßig dazu in der Lage wäre, würde er kommen.
    Ich tendiere selber dazu, eigentlich GAR nicht mitzumachen, mein Hund lässt sich aber auch "dominieren", soll heißen, er stellt mich sehr wenig in Frage. (Beim nächsten Hund würde ich je nach Charakter vielleicht mehr zulassen. Aber auch nur, weil es hoffentlich ein Welpe wird.)

    Zitat

    Es gibt Hunde aber auch Menschen (ich habe bis jetzt GsD nur einen kennen gelernt) die ihr dominantes Gehabe durchziehen und sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln durchsetzen wollen.

    Zitat

    Einem Hund der immer seinen Kopf durchsetzen will, muss ich früh genug zeigen das er damit nicht durch kommt.


    Und das sind vielleicht die, bei denen ich von der "Diskutiererei" so die Nase voll habe. Ich denke schon, dass man dieses Gehabe unterbinden kann. Somit hängt es für mich immer am Halter, wie frech der Hund ist. Als "Schlussfolgerung" sehe ich es so, dass man statt dieser "Dominanz-/Rudel/etc-Theorien" auch einfach zu jemandem sagen kann: "Dein Hund ist frech. Er versucht dich zu beeinflussen und seinen Kopf durchzusetzen. Lass ihm das nicht durchgehen, sondern setze durch, was du in dem Moment möchtest."


    Grüßle
    Silvia

  • Zitat

    Als "Schlussfolgerung" sehe ich es so, dass man statt dieser "Dominanz-/Rudel/etc-Theorien" auch einfach zu jemandem sagen kann: "Dein Hund ist frech. Er versucht dich zu beeinflussen und seinen Kopf durchzusetzen. Lass ihm das nicht durchgehen, sondern setze durch, was du in dem Moment möchtest."


    Grüßle
    Silvia


    Das ist zu einfach, würde ja jeder gleich verstehen. Da würden einige Trainer arbeitslos.


    Gruss Liane

  • Zitat

    Das ist zu einfach, würde ja jeder gleich verstehen. Da würden einige Trainer arbeitslos.


    Gruss Liane


    Ha, na das glaube ich nicht. Möchte keinen beleidigen, aber die meißten Menschen wissen schon das sie etwas machen sollen, aber nicht wie.....und deswegen gibt es u.a. Trainer.

  • Zitat

    Das ist zu einfach, würde ja jeder gleich verstehen. Da würden einige Trainer arbeitslos.


    Gruss Liane


    :lol: die Realität lässt Grüßen :D Oft ist es wirklich Einfacher als man glaubt und ganz kleine Änderungen von Seiten des Halters reichen. Und da reicht es bei manchen HH dies Schriftlich oder per Telefon mitzuteilen. Aber damit ist man dann dummerweise auch gleich einen potentiellen Kunden los :hust:


    Zitat


    wollte ich sagen: Man kann es doch nicht von einer Einzelsituation abhängig machen, dass ein Hund dominant ist, da waren Finger und Gedanke nicht synchron. Also von seinem Verhalten in bestimmten Momenten schließe ich nicht, ob "Dominanz" vorliegt (oder Weltmachtbestreben, Rudelführerschaft, Rangverbesserung).


    und damit wären wir aber dann bei der, wie ich finde, Fehlinterpretation "Dominanz". Dominanz ist doch nur ein augenblicklicher Zustand zwischen zwei Individuen. Dominanz ist doch kein "negativer Begriff" (also Weltherrschaft anstreben, Rudelführerschaft erzwingen oder in der Hierachie nach oben sich "zwingen") sondern nur eine Beschreibung einer Interaktion.


    Darum habe ich kein Problem in der Beziehung zwischen Barry und mir in den Beispielen von "dominieren" zu sprechen, weil es einfach nur eine Beschreibung einer Handlung in einer Situation ist. Wir wechseln uns einfach nur ab. Und auch Ashkii dominiert sogar sehr oft den Barry. Aber nur weil dieser es zulässt und souverän über diesen "Spinner" hinweg sieht. Und das mache ich auch. Ich lasse alle um mich rum dominieren, bis ich der Meinung bin, jetzt bin ich mal dran :D


    Die Bezeichnung "der ist Dominant" ist doch eine Erfindung des Menschen und kommt so, wie wir es interpretieren gar nicht vor. Ein Hund z.B., der in einer Gruppe durch "hau drauf" und "ich erzwinge Alles, ich habe die Macht", versucht zu dominieren, wird damit nicht lange vorwärts kommen und damit die Führungsposition auch nicht erzwingen können. Weil die Anderen sich das nicht lange gefallen lassen und dann gibt es richtig Krach (Kämpfe bis aufs Blut). Ist also nicht Dominant sondern der Versuch.


    Kann mich noch an einen Vortrag von Bloch erinnern, welcher die Mutter-/Tochterbeziehung in einem Wolfsrudel beschrieb: eine Jungwölfin die von Klein auf immer dominieren wollte. Es gab also regelmässig Streß, weil diese Jungwölfin ihren Kopf durchsetzen wollte. Diese verließ dann auch, nach erreichen der entsprechenden Reife, das Rudel. Monate später tauchte sie wieder auf. Ok, kein Problem. Wir sind ja eine Familie. Aber das Spiel begann von vorn: die Jungwölfin versuchte wieder zu dominieren. Das kostete sie das Leben. Die Mutter biss sie tot. Aber auch die Jungwölfin war in dem Fall nicht Dominant, sondern sie hat es nur bis zur bitteren Konsequenz versucht.


    In der Hundeerziehung wäre es sicherlich Sinnvoll den Begriff "Dominanz" völlig zu streichen.


    Zitat

    Zitat:


    Und das sind vielleicht die, bei denen ich von der "Diskutiererei" so die Nase voll habe. Ich denke schon, dass man dieses Gehabe unterbinden kann. Somit hängt es für mich immer am Halter, wie frech der Hund ist. Als "Schlussfolgerung" sehe ich es so, dass man statt dieser "Dominanz-/Rudel/etc-Theorien" auch einfach zu jemandem sagen kann: "Dein Hund ist frech. Er versucht dich zu beeinflussen und seinen Kopf durchzusetzen. Lass ihm das nicht durchgehen, sondern setze durch, was du in dem Moment möchtest."


    Ok, mit solchen "Patienten" diskutieren ich allerdings nicht. Wenn ich merke da will einer einfach nur mit dem Kopf durch die Wand und das einfach weil ihm danach ist, gibt es beim Hund eine deutliche, angemessene Ansage und entsprechende Händelung. Und da ist dein Tipp für Kunden, für mich, der einzig Richtige. Und den Weg dahin kann man dann ohne Dominanzblablabla dann dem HH zeigen.

  • Ich denke, dieses Ding wird ewig ein Streitthema bleiben. Die Menschen, die noch die "anno-dazumal-Dominanztheorie" mit Leib und Seele vertreten, werden sich in den wenigsten Fällen an neueren Erkenntnissen hierzu bekehren lassen.


    Dominanz, wie Terry auch schon sagt, ist ein Begriff, der leider einen "negativen" Charakter bekommen hat, was die Erziehung anbetrifft. Viele verstehen darunter jemanden oder etwas beherrschen. Das ist jedoch in jedem Zusammenleben ein Fehler, sowohl in der Diktatur unter Menschen als auch unter Tieren. Alles, was auf dieser Welt gut funktioniert ist, entsteht durch Kooperation. Ob bei den Menschen, bei den Bienen oder bei den Hunden... Jeder hat in diesem Team seine Aufgabe.


    Und wenn der Hund "dominant" wird, dann liegt die Ursache ja auch meistens bei uns. Unser Hund liegt nicht zu Hause, wenn wir arbeiten oder einkaufen und grübelt darüber nach, was er am Besten tun kann, um der Chef zu werden. Seine Handlungen sind immer reaktiv auf das, was gerade passiert und in seinen Augen immer richtig. Er reagiert einfach nur auf die Umwelt. In den meisten Fällen uns. Und wie ich schon sagte - unsere Hunde verzeihen uns wesentlich mehr Fehler, als wir ihnen...
    Aber irgendwann hat Hundi unsere Fehler satt und sagt sich: so kann datt nix werden. Einer muss hier jetzt mal für Ordnung sorgen. Denn das ist instinktiv. Eine Gemeinschaft braucht Regeln zum überleben. Es geht nur um das Überleben der Gruppe. In allen tierischen Rudeln und Verbänden ist das so.


    Und wenn wir dann sagen, mein Hund ist 3 Jahre alt und auf einmal wird er dominant, dann wäre die Frage: Wieviele Fehler hast du Mensch denn schon gemacht, dass das jetzt passiert?? Und wieviele Fehler hat dein Hund denn schon verziehen, bis er jetzt die Notbremse zieht?


    Der Hund braucht eine Gemeinschaft zum sicher fühlen. Es ist in der Hinsicht das gleiche wie bei einem Kind, auch auf die Gefahr hin, dass man jetzt mit Tomaten nach mir schmeißt:-) Vertrauen, Bindung, Regeln und Konsequenzen. Das ist das was Sicherheit gibt. Uns allen, oder? Das hat mit Dominanz nix zu tun... Wer das mit Härte und Gewalt gleichsetzt, dem ist eh nicht zu helfen...

  • So "anno-dazumal" ist die "Dominanztheorie" gar nicht. Vor 30 Jahren lief das ganz pragmatisch nach dem Prinzip "der Hund hat zu hören und basta".
    Der inflationär gebrauchte Begriff der Dominanztheorie und Rangfolge/Rudelführergedöns ist deutlich jünger und wenn du siehst wie oft das hier Thema ist oder auch nur bei Problemen mal eingeworfen wird, ist klar dass die Thematik topaktuell ist.


    Zitat

    Aber irgendwann hat Hundi unsere Fehler satt und sagt sich: so kann datt nix werden. Einer muss hier jetzt mal für Ordnung sorgen. Denn das ist instinktiv. Eine Gemeinschaft braucht Regeln zum überleben. Es geht nur um das Überleben der Gruppe. In allen tierischen Rudeln und Verbänden ist das so.


    Ich glaube nicht dass ein aufmüpfiger Hund für Ordnung sorgen oder Regeln aufstellen will. Meist sind das Hunde die weder Grenzen kennen, noch gelernt haben mit Frust umzugehen. Dafür haben sie aber gelernt, wenn ich aufmüpfig bin bekomme ich meinen Willen und genau das machen die dann. Sie gehen den Weg der zum Erfolg führt.


    Gruss Liane

  • O.k., anno-dazumal ist vielleicht etwas zu weit nach hinten gegriffen :D Aber damit meinte ich hauptsächlich, dass diese Dominanztheorie vor Jahren noch wesentlich andere Züge hatte als heute. Auch in alter oder älterer Literatur und Erziehungsmethoden hatte es einen anderen Stellenwert und Ausdruck. Es ging hauptsächlich darum, etwas zu kontrollieren und das eben auch oft mit wenig Zimperlichkeit (zumindest, was die Hundeerziehung anbetrifft). ´


    Und natürlich, dass was du sagst, sie haben nicht gelernt mit Regeln umzugehen und das wiederum erzeugt Frust. Es ist ja auch das, was ich meine, Regeln und Grenzen muss es geben. Immer und überall, sonst wäre die Welt ein Chaos. Es ist eben nur die Frage, wie diese Regeln gesetzt werden und sind es logisch nachvollziehbare oder unlogische Regeln. Es geht ja im Wesentlich darum, was jeder Einzelne unter diesem Begriff Dominanz versteht. Wenn du deinem Kind konsequent beibringst, dass nach den Hausaufgaben gespielt wird, ist das Dominanz oder auch eine Regel. Es geht ja hauptsächlich darum, wie diese Dominanz gehabt wird...

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