Sehr ängstlicher Hund - Erfahrungswerte gefragt

  • Hallo,


    wie einige bereits gelesen haben suchen wir einen zweiten Hund. Eine Hundedame besser gesagt.


    Jetzt waren wir gestern zum dritten Mal im Tierheim und haben tatsächlich mal eine Hündin mit auf den Parkplatz genommen um sie unserer Hündin zu zeigen. Es war ein Fiasko. ^^'


    Die Tierheimhündin hat Angst vor allem, sie muss praktisch den ganzen Weg ausserhalb ihres kleinen Zimmers gezogen werden. Am Halsband und Geschirr - sonst hat man keine Chance. 1 Jahr ist sie alt und die Tierpflegerin meinte auf Nachfrage auch das selbst öfters kommende Gassigeher sie noch durch die Gegend zerren müssen. Sie hasst es einfach.
    Und selbst Sway hatte trotz ihres gesamten Charmeeinsatzes keine Chance.
    Die kleine Maus sah nur in Luftlinie zu ihrem Zimmer zurück. Lediglich dreimal haben wir ihren Blick auf die Hände lenken können - für allerhöchstens drei Sekunden. Sway verlor das Interesse und begann lieber ihr Herrchen zu beeindrucken.


    Tjaja das war ein Reinfall. Ich hab zwar schon viele ängstliche Hunde gesehen aber in diesem Ausmass nicht.
    Drum frage ich euch nach Rat.


    Erste und wichtigste Frage die sich stellt ist natürlich:
    Hilft man dem Hund wenn man ihn zu sich holen und mit ihr die Welt Stück für Stück erarbeiten würde?
    Oder ist es nicht besser für sie wenn sie im Tierheim in ihrem Gruppenzimmer bleibt und ihre Spielgefährten hat, immerhin scheint sie dort sehr glücklich zu sein und wollte auch immer dorthin zurück.


    Die zweitwichtigste Frage ist dann:
    Wir können ihr ja zwei relaxte lebenslustige Hunde bieten die allerdings recht wenig Verständnis für dauernde Spielaufforderungen haben. (Das soll laut der Tierpflegerin bei den bekannten und sehr ausdauernden Gassigehern helfen) Also Sway macht eine Aufforderung, höchstens Zwei, dann findet sie den anderen Hund doof. ^^'
    Aber könnte man es in zwei Wochen schaffen diesen Hund einen Weg vertraut zu machen so das sie ihn ohne übermässige Panik beschreiten kann und vielleicht sogar dort ihr Geschäftle macht?


    Also von unserer Hundeschule kenn ich auch schon einige ängstliche Hunde... aber sowas wie diese Hündin - hab ich noch nie gesehen. Nicht in einem solchen Ausmass... da fehlen mir einfach ganz deutlich die Erfahrungswerte.
    Ich glaube ja nicht recht daran aber, so wie sie jetzt ist wird sie sicher nicht vermittelt. Zumindest ist die Chance recht gering würde ich vermuten. Nur vielleicht ist das auch gar nicht nötig wenn sie quasi ein Spielparadies im Tierheim hat.


    :hilfe:


    An die Mods - Ich wusste beim besten Willen nicht wohin dieser Thread passen würde. Ich hoffe mal hier bin ich richtig. ^^

  • Hallo Wuggie


    Tja, diese Frage ist immer schwierig zu beantworten. Als ich meinen Champ aus dem TH holte verhielt er sich genau so wie von Dir beschrieben. Ich hatte damals keine Ahnung, auf was ich mich einliess. Ich dachte mir, dass sich das schnell legt und er mit Geduld und Liebe das Vertrauen fasst. Das ist auch geschehen, nur dauerte es sehr lange und benötigte jede Menge Geduld, bis heute (er ist nun 4 Jahre bei mir und er war auch etwa 1 Jahr alt als ich ihn zu mir holte).


    Ich für meinen Teil würde es wieder machen, heute bin ich mir eher bewusst, was auf mich zukommen kann. Trotzdem ich vorher schon einen Hund hatte, hat dieser Schritt mein Leben und das meines Umfeldes enorm beeinträchtigt. Ich musste viel lernen, fing praktisch beim meinem Wissen über Hunde bei Null an.


    Ich persönlich denke, man hilft dem Hund wenn man ihm aus dem TH holt. Natürlich fühlt sie sich "wohl", dort wo sie jetzt ist, sie kennt ja auch nichts anderes. Ich finde, wenn man die Zeit und Geduld hat, kann man einer solch armen Fellnase Freude, Glück und Liebe geben, was sie bisher noch nicht kannte. - Eure 2 Hunde könnten ihr evtl. auch helfen, gewisse Aengste schneller etwas abzubauen. Bei mir war es so: einzig die Hunde meiner Freunde und Familie waren am Anfang fähig, Champ aus seinem Trauma für kurze Zeit raus zu holen. (heute ist es natürlich anders)


    Ob 2 Wochen reichen kann Dir wahrscheinlich niemand sagen. Champ hatte nach 3 Jahren noch Tage, wo er nur morgens früh und abends spät (wenn es dunkel war) seine Geschäfte verrichtete...


    Ich finde es toll, dass Du Dir solche Gedanken machst und würde mich freuen, wenn Du Deinen Entscheid mitteilst.


    Gruss
    S.

  • Hallo,
    ich denke nach einmal den Hund besuchen kann man noch kein Urteil fällen.
    Ihr solltet die Hündin, wenn ihr Interesse an ihr habt, noch öfter besuchen und noch mehrere (kurze) Gassigänge mit ihr ausprobieren, vielleicht mit Leckerlie bewaffnet und dann noch mal reiflich überlegen, ob ihr euch zutraut, sie zu nehmen. Viel Geduld werdet ihr bestimmt brauchen um der Hündin alles Schritt für Schritt zu lernen und Vertrauen aufzubauen. Man benötigt Zeit und Geduld und sie wird es euch sicher danken.
    Gruss R., die auch einen unsicheren Hund aus TH genommen hat.

  • Zitat


    Aber könnte man es in zwei Wochen schaffen diesen Hund einen Weg vertraut zu machen so das sie ihn ohne übermässige Panik beschreiten kann und vielleicht sogar dort ihr Geschäftle macht?


    Warum muss es in zwei Wochen sein? Es kann u. U. viel länger dauern, bis ihr den Hund soweit habt. Wenn ihr wirklich Interesse an dem Hund habt, würde ich auch vorschlagen, besucht sie öfters, versucht, mit ihr rauszugehen (mit Leckerlie) und ihr Vertrauen zu gewinnen.
    LG Noora und Jerry

  • Gerade ängstliche Hunde sind in einem Tierheim total überfordert und zeigen sich noch viel viel ängstlicher...


    Meine Teak musste ich damals auch rauszerren aus ihrem Zwinger - die wär freiwillig keinen Schritt mit mir gegangen! Als ich sie dann schließlich ins Auto packen wollte, ging gar nichts mehr. Ich hab sie auf dem Arm ins Auto getragen und dort hat sie versucht sich unter den Sitz zu quetschen.


    Ein ängstlicher Hund braucht Zeit. Wieviel, kann Dir niemand voraussagen. Und es kann Dir auch keiner sagen wie lange es dauern wird, bis sie sich öffnet oder ob sie sich überhaupt jemals öffnen wird.


    Sehr hilfreich war für meine Teak damals mein Bobby. Er war ihr Halt, da er sehr souverän durchs Leben gegangen ist. Man sollte auf keinen Fall einen solchen Hund aufnehmen, wenn man auch eine "Schissbuxe" hat... dann bestärken die sich gegenseitig in ihrer Angst.


    Viele Grüße
    Corinna

  • *meld*


    ich gehöre auch zu den leuten mit extremen angsthund :D


    als ich ihn beim züchter auch mit einem jahr abgeholt habe (war erst vor drei monaten), kannte er NICHTS!!!
    er hat den totalen kulturschock bekommen. vor allem, da es auch gleich mit langer zugfahrt und diversen umsteigen nach hause ging... es war die hölle! ich musste aufpassen, dass er sich nicht rauswurschtelt, dass er nicht wegrennt, ihn treppen, in menschenmengen, in den zug rein und raus tragen und in hamburg hbf war's dann völlig vorbei... er hat nicht mal mehr einen schritt zurück und weg gemacht, sondern war vor angst erstarrt und zitterte wie espenlaub... also wieder tragen... das ging dann bis zuhause so und auch die erste woche war es ganz, ganz schlimm, ich musste ihn wirklich aus der wohnung schleifen... menschen=panik, hunde=panik, umwelt=panik, einfach alles=panik...


    aber: es bessert sich :D er ist immer noch sehr ängstlich, aber es wird immer besser! ich habe viel mit ihm geübt, vor allem hab ich ihn einfach damit konfrontiert, also einfach in den bus und fahren, einfach ins große einkaufszentrum und bummeln usw. usw.. usw...
    und siehe da: mittlerweile hat er zwar vor zügen, bussen, menschenmassen immer noch angst, aber er steigt in jegliche art von bussen, zügen, strassenbahnen ein, hat gelernt treppen zu laufen, selbst im vollen bahnhof, kann ohne panikattacken in menschenmassen laufen, steigt in jedeart von fahrstuhl ein und sträubt sich nicht mehr vehement wenn es raus geht.


    es ist bei weitem noch nicht gut, aber wenn man bedenkt, dass er nichts kannte, sind das riesen fortschritte :smile: in den meisten situationen hat er noch immer angst, aber keine panik mehr! mittlerweile kann er auch ohne geschirr laufen, da er halt nicht mehr panisch reagiert, nur verängstigt (also rute eingeklemmt und nervös) aber halt nicht um jeden preis weg will. auch mit geräuschen geht er schon wesentlich besser um und erschreckt nicht mehr ganz so doll!
    menschen allerdings sind immer noch unser größtes problem ;) aber wir arbeiten ja dran und ich denke es wird schon noch werden!


    wobei ich dazu sagen muss, er ist ja vom charakter kein ängstlicher typ (habe ihn ja auch bei der züchterin schon kennen gelernt)! es liegt bei ihm einfach daran, dass er nie etwas kennen gelernt hat.
    weist du denn warum die hündin so ängstlich ist? vielleicht kennt sie ja auch einfach nichts? ich würde mal versuchen, das in erfahrung zu bringen.


    wenn du sie wirklich willst, dann nimm sie! klar ist es anstrengend, aber selbst ich als hundeanfänger habe es bisher souverän gemeistert! man braucht halt viel geduld, sehr viel geduld und bereitschaft!


    ah... noch zu dem "souveränen" hundekumpel: leider funktioniert das bei meinem kleinen z.b. nicht :/ er ist einfach zu dominant, er orientiert sich nicht an anderen, da er ja der "chef" ist... das klappt also auch nicht bei allen hunden...

  • Kein Wunder, wenn ich durch die Gegent gezerrt würde, würde ich es auch hassen.


    Ich denke, dass dieser Hund eine gewohnte Umgebung braucht, viel Geduld und laaaaangsames Arbeiten.
    Im Tierheim wird sich das nicht bessern und schon gar nicht in zwei Wochen und schon gar nicht mit immer wieder neuen Gassigehern.
    Wenn ihr Interesse an der Hündin habt, könnt ihr sie nicht ggf. als Pflegehund aufnehmen? Würde sich euer TH drauf einlassen?


    Ihr könntet dann sehen, wie und ob ihr mit ihr klarkommt und der Hund hat ein stabiles Zuhause. Ich denke, das wär für alle Beteiligten das Optimum.


    Macht euch aber drauf gefasst, dass ihr seeeehr viel Zeit brauchen werdet.
    Grad bei ängstlichen Hunden geht das nur in minimalsten Schritten.

  • :gut: Super das so viele sich melden.


    Danke schonmal dafür.


    Ich erwarte jetzt natürlich nicht nach zwei Wochen einen total souveränen angstfreien Hund zu haben, sondern lediglich das sie ihre vier Pfoten eine nach der anderen in eine Richtung selbstständig bewegt.
    Das Problem ist das ich nur zwei Wochen Urlaub habe. Das heisst, danach arbeite ich wieder - auch Vormittagsschichten.
    In dieser Zeit habe ich genau 50 Min um von Haar nach Vaterstetten zu fahren, mit den Hunden raus zu fliegen und wieder zurück zu fahren. Heisst: 10 min hin, 10 min zurück. Für die Hunde bleiben 20 Min Zeit wirklich zu gehen.
    Natürlich komm ich oder jemand anderes aus der Familie dann nach 2-3 weiteren Stunden "richtig" nach Hause und hat dann wieder Zeit für die längeren Spaziergänge, allerdings ist grad diese Mittagszeit mit meinen Hunden für uns sehr wichtig.


    Davor sind sie immerhin schon knappe 5h alleine.


    Das wir es bessern könnten, davon sind wir überzeugt. Nur in welchem Zeitrahmen ist die Frage. Ich kann die kleine nach den zwei Wochen ja nicht einfach 8h nicht pieseln lassen nur weil sie sich immer noch nicht traut nach draussen zu gehen. ^^''
    Und das rumgezerre finde ich jetzt auch wenig förderlich, ich hab halt Angst das ich durch das Mittagsgassigehen wieder alles zerstör was ich dann mit liebe und Geduld aufgebaut habe. Immerhin brauchts da nur einen Herrn Hochwohlgeboren der mit seinem Auto durch den Kreisverkehr schlittert und die Reifen quietschen lässt und ich darf von vorn anfangen.


    Dann wiederrum hab ich das Problem das ich nicht mehr die zwei Wochen Vorlauf habe.


    Leckerlie und Spielzeug waren dabei. ;) Die Hündin sieht allerdings durch alles durch. Sie reagiert auf nichts. Als wäre sie ein Geist und wir nicht existent. So schwer nach dem Motto: Wenn ich dich nicht sehe siehst du mich auch nicht. ^^'
    Die Pflegerin sagte auch, das Gassigeher sie in der Regel eh stehen lassen. Es gibt wie gesagt nur ein oder zwei die sie mitnehmen können, allerdings nur nach mehrmaligem Gassi gehen und mit nem zweiten Hund der sie permanent anspielt. Und selbst dann ist es ein wahnsinniger Kraftakt sie davon zu überzeugen das die Welt da draussen erträglich ist und man muss sie dennoch ziehen.


    Jetzt hab ich verständlicherweise keine Lust mit Zwang zu arbeiten. Klar, ich weiss ich muss um sie ins Auto zu kriegen oder mal zum Tierarzt etc. pp. Zwänge anwenden. Sprich sie schieben oder mal tragen. Aber darüber hinaus möchte ich sie einfach vor den Zwängen die man ihr ersparen kann (wie über den Asphalt und die Steine schleifen) auch bewahren.


    Sie bewegt sich wirklich selbstständig kein Stück, es sei denn es geht nach Hause.. aber dann bitte Luftlinie, ein Zaun darf nicht im Weg sein. ^^''


    Wenn ich jetzt von zuhause aus arbeiten würde würd ich sie sofort nehmen, keine Frage. Aber es geht ja wirklich um die Zeit des Mittagsgassigehens und obwohl ihr mir ja doch relativ viel Mut gemacht habt - auch mit euren Geschichten von euren - lese ich dort leider nur das heraus was ich schon befürchtet habe.


    Die Chancen stehen also sehr schlecht das man in zwei Wochen einigermassen gehen kann, seh ich das richtig? :( :

  • Aus Deinen Formulierungen heraus merke ich, dass Du bereit wärst für die Kleine *freu*.


    Leider kann ich Dir diese Frage nicht beantworten. Ich selber war damals, als ich Champ holte, sehr naiv... Ich holte ihn am Donnerstag und am Freitag nahm ich ihn dann grad mit zur Arbeit (tja, wie gesagt, etwas naiv). Komischerweise lief Champ, sobald wir das TH verlassen hatten, mir mit (sobald Leine/Halsband angelegt waren). Er sah mich zwar nicht, war nicht ansprechbar, ich konnte ihn nicht anfassen und er nahm keine Leckerlis... aber er lief mit. Ansonsten liess ich ihn einfach gewähren und er lag tagelang einfach nur in "seiner" Ecke


    Ich könnte mir schon vorstellen, dass es bei Euch klappt. Die grösste Problematik dabei seh ich jedoch leider beim Alleinebleiben. Dies noch zusätzlich anzutrainieren bei einem so ängstlichen Hund find ich in dieser Zeit schwierig. Jedoch nicht undenkbar. Komischerweise konnte ich Champ vom ersten Tag weg alleine lassen, in der ersten Zeit war er glaub sogar ganz froh, wenn ich weg war *smile*. Später war es dann für ihn selbstverständlich und war nie ein Problem.


    Noch ein kleiner Tip am Rande wenn Ihr Euch für die Fellnase entscheidet. Ich habe Champ relativ bald eine Box angeboten (Zeltbox, welche ich nicht zugemacht habe). Er nahm diese super gerne an, da er sich darin "verkriechen" konnte und ihm niemand etwas tun konnte. Ich habe jedoch unglaublich darauf geachtet, dass NIE IRGENDWER an die Box ran geht. Heute ist das sein Daheim. Egal wo ich bin, die Box ist dabei. Hotel / Hundeplatz / Wohnwagen... wenn ich irgendwo hinkomm, stell ich zuerst die Box auf. Champ ist noch heute "dankbar" dafür und schlupft immer zuerst da rein und freut sich sichtlich. Alternativ klappt es auch ganz gut mit einem Tisch u.ä. und dann ein Leintuch drüber. (Das Leintuch liegt bei mir auch über der Box)


    Liebe Grüsse
    S.

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