Ist das noch Tierliebe?

  • Zitat

    Du hast den Hund ja über Wochen nicht gesehen, die Besitzer täglich. Das spielt da vielleicht auch eine Rolle. Der Hund wird langsam dünner, langsam frisst er weniger, langsam bewegt er sich weniger. Ich stelle mir vor, da ist es schwierig, genau den Zeitpunkt zu erwischen, ab dem es eigentlich besser wäre, loszulassen.

    Das kann ich mir allerdings auch vorstellen. Aber da wäre eben die regelmäßige Rücksprache mit einem kompetenten TA erforderlich.

    Eine Freundin von mir hat ne 15 Jahre alte Fußhupe mit Herzfehler und Wasser in der Lunge. Sie ist jede WOche mit ihr beim TA und lässt alles durchchecken, bei Schwäche o.ä. gehts zusätzlich hin, einfach weil sie auch schon viele Tiere (und Angehörige) hat leiden sehen und der Lütten so etwas ersparen möchte.

  • Ohje, es ist natürlich schlimm, wenn man das als Außenstehender mitbekommt und sich im Sinne des Tieres wünscht, die Familie hätte anders gehandelt... Andererseits lieben manche Leute ihr Haustier so sehr, dass sie panische Angst vor dem "Loslassen" haben und sich einbilden, ihrem Hund/Katze usw. etwas Gutes zu tun.

    Ich habe so einen Fall selbst mitbekommen. Meine Tante hatte mal eine Schäferhündin, die sich am Ende wirklich jeden Tag aufs Neue gequält hat. Sie war so schwach und hatte solche Schmerzen - und wurde trotzdem täglich zum Tierarzt geschleppt und hat Infusionen bekommen. Ihr Rücken war schon total verstochen... Damals haben wir meiner Tante zugeredet und gehofft, dass sie selbst mal einen Blick dafür bekommt. Aber meines Erachtens hat es trotzdem zu lange gedauert...

    Hoffentlich bin ich mal vernünftiger, wenn ich selbst in eine solche Situation komme (was ich nicht hoffe!!)!

  • Hallo,
    als Besitzer ist man oft "Betriebsblind", will es nicht wahrhaben...
    Der Hund freut sich doch noch, er frisst doch noch etc.
    Abmagern wird nicht so wahrgenommen, weil man den Hund täglich sieht usw.
    Als Aussenstehender hat man da einen ganz anderen "Blick".

    Ich finde es falsch die Leute zu verurteilen :|
    Es mag sein, dass sie "zu lange gewartet" haben. Aber wie möchtest du das beurteilen? Vlt. ging es ihm erst so schlecht, als du ihn sahst!

    Kira mussten wir auch sehr plötzlich erlösen! Das geht oft ganz schnell...
    Abgemagert war sie auch! Aber bis zu "dem Tag" WAR sie noch GLÜCKLICH m.E.

  • Ja, wie weit geht Tierliebe?
    Wenn man ein Tier liebt, dann schöpft man, sind wir mal ganz ehrlich, auch im Krankheitsfall immer noch Hoffnung.
    So lange, bis der Schmerz des Tieres am eigenen Körper schmerzt.

    Ich hätte mich bei meinem Hund auch eher zu einer Euthanasie entschliessen sollen, denn wie es dann so weit war, bestand mein gelähmtes Hundi nur noch aus Knochen, Haut und Fell :/
    Dadurch, dass ich ihn über eine Woche nicht in der Klinik besuchen durfte, ist mir der rapide Verfall so richtig bewusst geworden.
    Mich lassen die Bilder seiner letzten Minuten nicht mehr los, und ich komme mir heute noch vor wie ein Tierquäler...aber ich habe immer noch so unendlich gehofft. :sad2:
    Als meine Freundin mich bat, bei ihrem Hund beim Einschläfern dabeizusein, hatte ich ihn zuvor auch zwei Wochen nicht gesehen.
    Auch mir bot sich ein Bild des Schreckens, aber nur mir, denn auch meine Freundin hoffte bis zum Schluss auf ein plötzliches Wunder.
    So lange man liebt, wird man dieses "Festhalten am Elend" immer wieder erleben, und ich denke auch, dass man als Aussenstehender dies aus einem völlig anderen Blickwinkel betrachtet.
    Der Conny wird es ähnlich ergangen sein, wie es mir bei meiner Freundin damals erging, das blanke Entsetzen und schlussendlich die Frage, ob dies noch Tierliebe bedeutet?

    Zitat

    Ich finde es falsch die Leute zu verurteilen


    Ich habe keine Verurteilung in Conny's Beitrag herauslesen können, sondern eher Traurigkeit und Unsicherheit in der Frage ... "ist das noch Tierliebe"?
    Liebe Conny, hoffentlich verfolgen Dich die traurigen Bilder nicht zu lange :knuddel:
    LG Britta

  • Ich hatte ein ähnliches Erlebnis mit unserem Blacky und unserer Dina. Blacky war schon ca. 13 Jahre oder älter. Ich kam auf den Hof, er war an einer Kette am Stall, wenn mein Vater nicht auf dem Hof war. Diesmal hat er mich nicht begrüßt. Er lag im Stall, hatte sehr abgenommen, wedelte mit der Rute, aber er stand nicht auf, so sehr ich ihn auch lockte. Ich hatte ihn ca. 4 Wochen nicht gesehen. Ich habe meinen Vater angerufen und gefragt, was mit ihm los ist. Er meinte, daß er schon seit ein paar Tagen nicht mehr aufstehen würde. Ich habe nochmal alles versucht, dann den TA angerufen, der hat ihn untersucht und gesagt, daß alle Muskeln erschlafft sind und das er nicht mehr aufstehen kann. Ich habe ihn dann erlösen lassen, ich werde nie verstehen, wie man einen Hund mehrere Tage dahin vegetieren lassen kann.

    Dina hatte Milchleisten- und Gebärmutterkrebs. Mein Vater ist nicht mit ihr zum TA, als die Tumore sichtbar wurden. Erst meine Stiefschwester hat sie zum TA gebracht. Da war es schon so, daß die Tumore Handballgröße hatten. Der TA hätte soviel wegnehmen müssen, daß sie nicht überlebt hätte. Mein Vater hat überhaupt nicht eingesehen, daß sie krank war, sie hat sich doch immer gefreut und auch gefressen. Sie ist dann zum Glück für sie mit 9 Jahren eingeschlafen, nachdem sie kaum noch laufen konnte, weil der Tumor sie beim Laufen behindert hat.

    Ich denke schon, daß ich weiß, warum Conny das geschrieben hat und ich kann sie verstehen. Ich verstehe aus der persönlichen Erfahrung heraus solche Menschen einfach nicht. Ich denke, wenn man soetwas mal gesehen hat, dann denkt man darüber auch anders. Wenn ein so goßer Hund seit zwei Wochen kaum noch frißt, dann sollte man handeln, wenn er vorher auch schon so mager war, wie Conny geschrieben hat.
    Ich denke immer, daß die Menschen nicht den Mut haben, ihre Tiere dann gehen zu lassen. Und die Tiere müssen darunter leiden :(

    RIP Tom, Blacky und Dina :sad2:

  • Es ist schwer, immer die Gefühle der anderen zu verstehen. Sicherlich haben die Leute das auch alles im besten Glauben gemacht. Du hat den Hund gemocht, aber hattest Abstand. Vielleicht kannst Du den Haltern ein wenig Trost zusprechen, weil Du die Familie ja kennst. Die Trauer ist schon großn genug.

  • Es ist aus der Ferne sehr schwer zu beurteilen ...

    Unsere Katze Zausel war 16 Jahre alt, als Gesäugekrebs festgestellt wurde. Eine OP lehnten wir in dem Alter ab - auch der TA wollte da nichts machen. Wir haben die Katze sehr genau beobachtet um den richtigen Zeitpunkt herauszufinden, wann wir sie einschläfern sollten.

    Aber wann ist der? Die Katze war soweit fit. Sie fraß, saß aufmerksam am Fenster und benahm sich soweit "normal". Sie spielte noch, kam zum Schmusen ... wäre der Tumor nicht gewesen, wäre niemanden etwas aufgefallen.

    Dann der Morgen wo sie mir entgegen kam .. Bluttropfen auf dem Boden. Der Tumor war aufgegangen - wir hatten den Zeitpunkt verpasst. Der TA sagte, dass dies irgendwann passieren könnte. Aber sie war bis dahin doch wirklich noch fit. Auch der TA sagte immer wenn er hier war, das es ihr soweit gut geht.

    Ich habe jetzt Tränen in den Augen weil ich an Zausel denken muss. Aber die Maus hatte hier ein sehr schönes Leben. Es ist verdammt schwer den richtigen Zeitpunkt zu finden. Wir haben uns Vorwürfe gemacht, das wir zu lange gewartet haben. Auf der anderen Seite wollten wir ihr das Leben nicht zu früh nehmen. Ein Teufelskreis ....

    Wäre Zausel schlapp gewesen, hätte nicht mehr gefressen oder so, dann wären wir eher zum TA. Aber der TA sagte, sie könnte noch drei Monate leben ... und der Tumor brach nach vier Wochen auf, Man steckt nicht drin.

  • Ich meinte das ganz allgemein, Britta!

    Wobei ich sagen muss, dass ich unsagbar traurig/sauer gewesen wäre, wenn hier so über mich und Kira geschrieben worden wäre!

    Ich glaube gerade wenn es der erste Hund ist, den man einschläfern lassen muss, ist es unglaublich schwierig (egal, was man sich vorher vorgenommen hat) den "richtigen" Zeitpunkt zu finden, ohne sich selbst zu belügen :|

  • es ist wirklich hart, dass von aussen zu betrachten.
    ich glaube jeder hundehalter muss fuer sich bestimmen wie er damit umgeht und manchmal geht die liebe zu dem extrem dass man sich an jeder kleinsten hoffnung festhaelt.
    ich bin noch nie durch solch eine situation gegangen und weiss nicht, ob ich nicht genauso sein koennte, so hart es auch klingt.

    ich hoffe tom ruht in frieden.

  • :winken:

    Der arme Tom :sad2: - hoffentlich geht es ihm nun besser, da wo er ist.

    Mhhhh- wie weit geht Tierliebe??? :???:
    das ist eine schwere Frage, die unheimlich schwer zu beantworten ist.

    Ich hatte auch immer den Standpunkt, wenn es nicht mehr geht, dann geht es nicht mehr. Ich will meine Tiere nicht leiden lassen, nur weil Ich mich nicht verabschieden will/kann.
    Für mich stand immer fest, wenn mein Tier sichtlich abbaut und keine Hoffnung mehr besteht oder schlimme Schmerzen hat- wird es erlöst.

    Dennoch- habe ich bei allen drei Katzen bzw. Katern- gekämpft. Es bestand überall noch ein kleiner Funken Hoffnung und daran hab ich mich geklammer.
    Die Vortsellung, sie einfach so zu erlösen, ohne irgendwas zu versuchen- war für mich absolut schrecklich und ich wollte um jeden Preis alles Menschmöglich tun, das es ihm wieder besser geht.- Nichts unversucht zu lassen.
    Es gab Tage, sogar Wochen, wo es steil Bergauf ging, Tage an dehnen ich soooooo froh war, das wir alles versucht haben. Es gab aber auch Tage, wo es stätig Bergab ging, Tage, wo ich meine Entscheidung "zu Kämpfen" fast bereut habe.

    Der zweite Kater, erkrankte zwei Jahre später ebenfalls an akutem Nierenversagen, dazu kam noch, das er "FIV", also Katzenaids hatte.
    Ich wusste es gibt keine Heilung, es gibt nur ganz kleine Schritte in Richtung " Bergauf", sein Gewicht wird sich stätig verringern und die Medikamente, würden zwar die Nierenerkrnakung in den "Griff" kriegen, aber das nur in einem Zeitraum von höchstens einem halben Jahr. Ich habe Mogli ( der erste Karter, der gehen musste) gesehen, ich konnte mich Damals nicht von ihm trennen und wollte weiter Kämpfen- bis zum schluss. Das wollte ich Snoopy nicht auch noch antuen!
    Die Entscheidung viel mir nicht minder schwer, im Gegenteil- Snoopy war mein ein und alles, er ist bei uns im Haus geboren und ich haben ihn mit der Flasche aufgezogen. Er war 15 Jahre bei mir und es war soooooooo schrecklich!!!!! aber ich habe die Entscheidung ihn zu Erlösen getroffen. Und dieses mal bedeutend schneller, als bei Mogli

    Die dritte Katze musste dieses jahr erlöst werden. Auch das ist mir nicht leicht gefallen, aber es ging nicht anders und ich hab es eingesehen.

    Ich habe mit unserem TA nach dem Tod des ersten Katers eine Vereinbarung getroffen.
    Ich will meine Tiere nicht Leiden lassen, aber auch nicht aufgeben, wenn noch Hoffung besteht.
    Daher haben wir vereinbart, das er mir seine ganz persönlich Meinung sagt. Er sagt mir, wenn es definitiv keinen Zweck mehr hat, das Tier Schmerzen hat, die nicht gelindert werden können, wenn es nur noch ein "herauszögern" ist und/oder quälerei ist. Wenn jedes weitere Handeln nur für Mich als Frauchen dient und das Tier nur "Mir zur Liebe" am leben gelassen wird.
    Er kannte meine Katzen von anfang an, und er kennt auch meine Hund in und auswendig, er weiß, wann es nicht mehr geht.- Nicht nur als TA, sondern auch als Mensch und Tierfreund.

    Irgendwann werden wir wieder vor
    solch einer Entscheidung stehen, ich mag garnicht daran denken :sad2: und ich weiß, ich werde wieder versuchen zu kämpfen, kämpfen bis zum Blut!!!! Aber ich weiß auch, das ich einen TA hinter mir stehen habe, der mir die Entscheidung zwar nicht Abnimmt, aber mich bei meiner Entscheidungsfindung unterstützen wird und mich leiten wird, den "Richtigen" Schritt zu wählen!
    Dafür bin ich Dankbar !!! Dankbar, der Tiere zur Liebe!

    LG nadine

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