Sterben an Altersschwäche

  • Hallo,


    Grund für dieses Thema ist ein Statement von Wakan (dessen Beiträge/ oder heißt es deren Beiträge, weiß leider nicht ob m oder w) mir prinzipiell immer recht gut gefallen. Nun gab es diese Aussage


    Zitat

    Kein Tier stirbt an Altersschwäche- höchstens bei falsch verstandener Tierliebe.


    und ich fänd es klasse, wenn Du nochmal erklärst wie Du das meinst.
    Hintergrund ist, das meine ca. 19 Jahre alte Katze im letzten August an "Altersschwäche" gestorben ist. Sie war zwei Tage lang schwächer als sonst und ist dann auf meinem Schoß gestorben. Schmerzen hatte sie meiner Meinung nach keine, das Leben ging einfach so zu Ende. Zum Tierarzt hätte ich sie nicht mehr gefahren, sie hatte immer Todesangst und wäre sicher schon beim Verladen vor Panik gestorben, dass wollte ich nicht für sie!


    Wir waren alle dabei, auch meine zehnjährige Tochter, wir waren traurig, aber es war ein "schönes" Sterben, wenn man das überhaupt so sagen kann.
    Zwei Tage später starb meine Oma (die diese Katze übrigens sehr geliebt hat, darum habe ich ihr auch von dem Tod der Katze nicht erzählt). Ich hatte den Eindruck, dass durch das Erlebnis mit der Katze der Tod der Uroma für meine Tochter leichter zu verkraften war. Er hatte den Schrecken verloren....
    Außerdem hatten wir das Bild im Kopf, das die Katze die Oma dort empfing, irgendwie machte es das etwas leichter...


    ups, irgendwie abgeschweift.... egal



    liebe Grüße


    Ella

  • Hallo!


    Super Idee Ella :gut:


    Genau über den von dir genannten Satz bin ich auch gestolpert und habe ihn nicht so ganz verstanden!


    Liebe Grüsse,
    Björn

  • Mhm... interessantes Thema....


    Ich habe es leider noch nicht erleben dürfen, daß eines meiner Tiere an Altersschwäche alleine gestorben ist. Ich denke schon, daß es das gibt, aber ich glaube auch, daß es oft eine (richtige oder falsche) Frage der Beurteilung ist... Ich kenne Leute, die fest davon überzeugt sind, daß ihr Hund oder Katze "ganz friedlich" eingeschlafen ist. Aber in den Fällen, in denen ich diese Tiere kurz vor ihrem Tod kannte, mußte ich leider sehen, daß es den Tieren echt mies und dreckig ging und ich hätte sie schon Wochen, wenn nicht gar Monate vorher erlösen lassen. Aber gerade bei diesen Leuten kam bei der kleinsten Andeutung: "Nein! Das ist gegen die Natur! Ich lasse meine Oma ja auch nicht töten!"


    Laut meiner Tierärzte kommt ein natürlicher Tod aus Altersschwäche bei Tieren eher selten vor und man soll lieber nicht zu lange darauf warten...


    Ich habe einen 15jährigen Kater, der Leukose hat und echt schrecklich dünn ist. So schlimm, daß schon Leute mit Tränen in den Augen geklingelt haben und uns mitteilen wollten, daß da eine Katze vor unserer Türe sitzt, die offenbar im Sterben liegt (Paul kann wirklich hinreißend jammern!). Das ist jetzt ein Jahr her und der Kater ist mitunter mal ein paar Tage auch nicht gut drauf, aber immer, wenn ich dann meine, es geht jetzt zu Ende und ich sollte meine Tierärztin anrufen, dann berappelt er sich wieder. Und wenn ich auf mein Gefühl höre, dann ist dieser Zeitpunkt auch noch nicht wirklich dagewesen, bzw. habe ich noch kein "Signal" von Paul bekommen, daß er nun nicht mehr möchte...


    So, und bin ich jetzt ein Schwein, daß ich ihn so "leiden" lasse, wie manche Leute es behaupten oder gebe ich meinem Kater einfach auch das Recht auf ein Altsein, wenn es im Tierschutzsinne vertretbar ist? Über kaum ein Thema wird unter Tierhaltern so gestritten, wenn es um die Beurteilung von Krankheit und Leiden geht. Ich denke, daß auch sehr viel mit Loslassenkönnen zu tun und es wird halt sehr viel schöngeredet um am Ende ein "friedliches Eingeschlafensein" zu haben...


    Aber ich glaube trotz allem an einen natürlichen, schmerzfreien Tod und hoffe auf meine Fähigkeit, alles andere ausschließen zu können...


    So einen sanften Tod wie Ellas Katze den hatte, wünsche ich mir auch für meine Tiere :)

  • Denke auch das es vor allem was mit Egoismus des Menschen zu tun hat. Leider kann man einen Menschen nicht von seinen Leiden erlösen. Aber bei seinem Tier hat man die Möglichkeit. Das hab ich auch schon durchgemacht! Ist nicht leicht, loszulassen. Aber mein Hund hatte es nicht verdient, weiter von mir "herumgezogen" zu werden.





    LG Conny

  • Unser allererste Familienhund ist letztes Jahr auch an altersschwäche gestorben.
    Sie war bis ins hohe alter fit, vielleicht etwas gemütlicher auf den Spaziergängen als als Jungspunt, aber ansonsten ging es ihr gut. Einen Tag vor ihrem Tod wurde sie müde und schlief den ganzen Tag, sie wollte auch nicht mehr gassi gehn. Und dann wurde sie einfach nicht mehr wach :( .
    Ich bin aber sehr froh, dass sie scheinbar friedlich gestorben ist. Das hat uns allen bei der Trauer sehr geholfen.
    RIP Tessa Mausi

  • Da bin ich wohl gefragt. Na gut, ich führe es etwas aus.


    Sehen wir zuerst die Fakten.
    Tiere haben keine Vorstellung vom Tod und erst recht nicht vom Danach.
    Ein Tier lebt, handelt, hat einen instinktiven Selbserhaltungstrieb und erfährt im Fall eines gewaltsamen Todes (Beute z.B.) Stress. das ist alles.


    Ein Beispiel anhand der beiden Gehegewölfe (Brüder) von denen der eine vom anderen getötet wurde. Die Wölfe lebten ihr Leben lang zusammen. Der getötete Wolf war der ältere und ranghöhere.
    Nach dem Ermessen der Pfleger ging es den Tieren gut. Trotzdem griff der jüngere Wolf seinen Bruder plötzlich an und tötete ihn durch einen Biss in die Kehle. Der Wolf wurde obduziert. Er war voller Metastasen. Eine Geschwulst hatte sich bereits nach außen durchgefressen und war nur wegen des Winterfells verborgen geblieben. Wäre er nicht getötet worden, hätte er noch einige Wochen, vielleicht noch drei Monate gelebt.


    Ein Gegenbeispiel. Nachbarn aus dem Dorf hatten einen alten DSH. Ich sah sie häufiger weil ihr Gassigang immer bei uns vorbei führte (eine andere Möglichkeit gibt es hier nicht). Der Hund war schon alt. Vor einigen Wochen sah ich das Ehepar ohne Hund und fragte nach.
    Der Hund war 14 und schon seit Oktober so krank und schwach, das sie mit ihm nur noch auf die Felder und nicht mehr bis in den Wald gegangen sind. Sylvester waren sie aus. Da ist er ausgebrochen und hat sie gesucht. Ich hatte es nicht gesehen, aber der Hund hatte es nur bis zur Höhe unseres Hauses geschafft (ca. 800 bis 900 Meter), dann ist er zusammengebrochen. Erst im März haben sie ihn einschläfern lassen.


    Das Problem ist der Mensch mit seiner Unfähigkeit loslassen zu können und seiner Angst vor dem Unbekannten, dem Tod. Ein Tier hat diese Angst nicht. Ein Tier lebt aber wie wir in einem sozialen Gefüge. Für ein Tier ist es normal, wenn man dieses Wort gebrauchen will, in dem Moment zu sterben bzw. getötet zu werden, in dem es sich selbst nicht mehr erhalten kann und, im Fall von Gruppen-Sippen-Rotten-Rudelleben, durch seine Existenz den Erhalt der übrigen Tiere gefährdet.
    Für ein Raubtier, egal ob wild lebend oder Hund oder Katze, muss die Unfähigkeit zum Selbsterhalt zwangsläufig Ängste auslösen. Das ändert sich nach meiner Überzeugung auch dadurch nicht, das es versorgt wird. Augenscheinlich genießen die Tiere die Führsorge zwar, aber sie steht in absolutem Wiederspruch zur Gesamterfahrung der Art. Um es zu verdeutlichen nehmen wir den umgekehrten Fall an. Der Mensch ist es aus seinem sozialen Gefüge heraus gewohnt, bei Krankheit, im Alter u.ä. von seinen Mitmenschen versorgt zu werden. So und nicht anders kennt er es.
    Jetzt lebt(e) dieser Mensch aber seine letzten zwanzig Lebensjahre bei einem Urvolk in Südamerika. Diese Leute legen die Person in eine Hütte, decken ihn mit wertvollen Pelzen zu, machen ein Feuer, die Trommeln dröhnen die ganze Nacht und die Leute tanzen bis die Person tot ist um ihn dann zu verspeisen- ihm die Ehre zu erweisen, durch seine Verspeisung seine Seele in den Geist der Stammesmitglieder aufzunehmen. Die Person weiß genau das diese Volk ihn nur ehren will. Trotzdem würde diese Person entsätzliche Ängste ausstehen und lieber noch einige Wochen unter intensiver Pflege weiter leben- weil es es aus der Urerfahrung seines Volkes nicht anders kennt.


    Ich bin überzeugt, das Tiere in dem Augenblick leiden, in dem sie sich nicht mehr selbst erhalten können. Auch dann, wenn sie keine Schmerzen haben und hervorragend versorgt werden.


    Als wir hierher zogen, haben wir eine alte Owtscharkerhündin geerbt. Sie lebte schon seit Jahren hier auf dem Gelände und wurde immer vom Nachmieter übernommen. Sie lebte ihr ganzes Leben lang draußen und hat ihren Job als Herdenschutzhund gemacht. Weil das wegen unserer Hunde so nicht ging, habe ich sie in unser Rudel integriert. Das funktionierte super. Sie wurde zwar nicht wiklich ins Rudel aufgenommen, aber respektiert und hatte alle Rechte eines richtigen Rudelmitgliedes.
    In dieser Zeit wurde sie stock taub und fast blind. Wegen ihrer Spondilosen bekam sie Schmerzmittel. Es folgte nach und nach eine sich ausweitende Orientierungslosigkeit. Einmal am Abend hat sie meinen Schatten an der Hauswand angegriffen- sie machte immer noch ihren Job.
    Die anderen Hunde haben ihre Schwächen bemerkt, diese aber (um meinet Willen) respektiert und Rücksicht auf sie genommen. Noch habe ich gezögert und gehadert. Bis zu dem Tag, als sich drei Hunde des Rudels etwas rangelten. Die Hündin hielt es für Ernst und ging dazwischen. Dabei wurde sie leicht verletzt. Nichts wo ein Tropfen Beta Isodona nicht gereicht hätte. Trotzdem, nach dem Fressen bin ich mit ihr zur Tierärztin gefahren.
    Wie ich es heute sehe, ganz klar zu spät.


    Harley, mein Leithund ist jetzt knapp zehn Jahre alt. Kein Alter. Dennoch hat er schon Spondilosen, will nicht mehr viel rennen, hält sich entweder in meiner Nähe auf, oder geht irgendwo alleine seiner Wege. Gegen die Schmerzen bekommt er seit einigen Tagen Schmerzmittel. Die helfen ihm gut.
    Harley hat alles was ich mir von einem Hund wünsche. Er hat ein hohes Maß an sozialer Inteligenz, ist Stur, unabhängig, souverän, war ein super Vater und ist ein hervorragender Leithund. Er sieht fast aus wie ein Timberwolf und vereinigt alle Qualitäten die ein echtes Alphatier besitzen muss. Ich liebe ihn nicht nur, ich habe auch ein Höchstmaß an Achtung vor diesem Tier.
    In Freiheit wäre es der natürliche Weg, dass er von dem rangnächsten Tier getötet oder verjagt würde, wenn er seine Stellung nicht mehr verteidigen könnte. Das werde ich ihm ersparen, aber seine Würde werde ich ihm nicht nehmen. Ich sehe schon jetzt, das er manchmal Mühe hat, die absolute Macht auszustrahlen, die er immer hatte. Um sein Rudel bedingungslos zu kontrollieren reichte meist seine nackte Präsents, in wenigen Fällen musste er sie mit Hilfe eines Blickes oder eines leisen Knurrens unterstreichen. Das were ich ihm nicht nehmen.
    An dem Tag an dem die anderen Hunde spüren das er nicht mehr der Herrscher sein kann, wird Haley sterben. Ich werde die Medikamentendosis nicht erhöhen um es heraus zu zögern. Ich weiß das er wissen würde, das er seinen Rang im Rudel ohne meine Hilfe nicht halten könnte- und ich weiß das die anderen Hunde es auch wissen würden. Das hätte er nicht verdient.
    Harley wird an dem Tag sterben, an dem er mich nach menschlichen Maßstäben, braucht. Das bin ich ihm schuldig. Alles andere wäre reiner Egoismus.


    Vielleicht denkt der eine oder andere ja mal darüber nach.


    Gruß
    Wakan

  • Hallo Wakan,


    nun, ich sehe Deinen Punkt. Aaaaaber, was hätte ich nun z.B. mit der Katze machen sollen? Sie zum Tierarzt fahren oder ihn kommen lassen, damit sie zwei Tage vorher unter Streß stirbt?


    verwirrte, frühmorgendliche Grüße


    Ella

  • Hallo Wakan,
    toller Beitrag, der mir aber auch die Tränen in die Augen getrieben hat :gut:


    Ich hab zur zeit "sehr nah am Wasser gebaut" ich habe erst am Montag
    das Pferd einer Bekannten auf dem OP-Tisch sterben sehen,
    sie hatte einen Magendurchbruch,
    im nachhinein haben wir es sehr bereut sie nochmal bis nach Giesen
    gefahren zu haben, hätten wir sie besser gekannt wäre uns vieleich klarer
    gewesen wie schlecht es ihr ging (sie war gerade mal 2 Wochen bei uns)
    Wir hätten ihr mehrere Stunden schmerzen ersparen können.



    Ich habe allen meinen Tieren versprochen, das ich sie nicht unnötig
    leiden lassen.
    Ich hab einen 6 Jährigen Hund der jetzt schon mehrere OP's hinter
    sich hat, ich weis das er bestimmt keine 10 Jahre alt werden wird.
    Wir möchten solange er aber noch soviel Temprament und Lebensfreude
    hat ihm (mit Schmerzmittel) noch ein paar Jahre ein schönes Leben
    machen, hoffentlich schaffe ich es dann auch ih zum richtigen Zeitpunkt
    zu erlösen.

  • Reden wir nicht irgendwie am Thema vorbei? Es ging doch ganz klar um Altersschwäche und nicht um Krankheit und Leiden? Oder läßt mich da meine Lesefähigkeit im Stich?


    Ella

    Zitat

    Aaaaaber, was hätte ich nun z.B. mit der Katze machen sollen? Sie zum Tierarzt fahren oder ihn kommen lassen, damit sie zwei Tage vorher unter Streß stirbt?


    Ich denke, Du hast es richtig gemacht!

  • Hallo,


    erst mal leider stirbt ein Tier an Altersschwäche sehr selten. Meistens treten Krankheiten auf die Medikamentös von den Menschen behandelt werden.


    Es ist leider dann ein trauriger Prozess den man durchmacht als Mensch bis man das Tier losläßt.


    Aber wir sind Gott sei Dank in der Lage den Tieren ihr Leiden so weit einzudämmen oder halt wenn es nicht mehr tragbar ist dem ein Ende zu setzen.


    Man merkt wann man an dem Punkt angekommen ist loszulassen. Manche brauchen dazu eine etwas längere Zeit aber ich habe festgestellt das das Thema Tod nicht mehr totgeschwiegen wird, was ein sehr großer Vorteil ist. Denn es gab eine Zeit da wurde sofort das Thema gewechselt, wenn die Sprache darauf gekommen ist.


    Wakan
    Toller Beitrag von dir und mal wieder total ausführlich.
    Solange du meinst dein Hund schafft diese Situation ist es vollkommen in Ordnung.
    Ich sehe aber auch das du dich sehr wohl damit beschäftigst was ist wenn dein Hund nicht mehr so damit klar kommt und das finde ich persönlich wichtig. Das alle sich damit auseinandersetzen.



    Ella
    Es ist traurig aber Ella das hat deiner Tochter auf jeden Fall geholfen, ich weiß aus meiner Erfahrung das auch Kinder damit lernen umzugehen.
    Sie trauern halt anders als Erwachsene. Ihr hattet Glück das eure Katze so eingeschlummert ist, leider ist uns sowas nie wiederfahren. Wir mussten hier mit unseren Tieren leider den schweren Weg gehen.


    Ganz nachdenkliche Grüße

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