Ein Hund in Italien

  • Keine Sorge, ich will hier keinen Hund vermitteln ... aber einfach denen, die hier so für deutsche Hunde und gegen ausländische Hunde sind, aufzeigen, warum sich manche von uns für Tiere im Ausland einsetzen.

    Ein Tierheim (Canile) in Italien. Quasi ein Vorzeige-Canile. Nicht auf die Bedürfnisse der Tiere ausgerichtet, aber nach den Vorstellungen der Planer erstellt. Ein Hund pro Zwinger. Betonboden. Die Hunde bellen, es ist laut. Seit knapp zwei Jahren lebt dort auch ein Segugio, ein italienischer Jagdhund. Ein rassetypisch sehr sensibles Tier. Nicht verträglich mit Rüden und nicht verträglich mit kleinen Hündinnen. Bislang ein fröhliches Kerlchen.

    Irgendwann jedoch ist ihm das Tierheimdasein zuviel, kurz nach seinem siebten Geburtstag gibt er sich auf. Tierärztliche Untersuchungen helfen nicht, es gibt keine körperlichen Gründe, warum der Hund leidet. Vor Ort gibt es keine unbesetzte Pflegestelle, so dass er nirgends aufgenommen werden kann. Er wird schwach, ist schlussendlich nicht mehr transportfähig. Die vom Canile viel zu spät informierten Tierschützer wissen keinen Rat mehr. Eine davon fährt ins Canile, damit der Hund notfalls zumindest nicht alleine über die Regenbogenbrücke gehen muss.

    Dennoch will keiner der Tierschützer aufgeben. Es wird auf Biegen und Brechen beratschlagt, wie dem gerade mal sieben Jahre alten Hund geholfen werden kann. Er braucht Ruhe, einfach weniger Stress. Also bauen die Tierschützer etwas abgelegen auf die Schnelle neue Zwinger. Drei Stück an der Zahl. Warum drei? Nun ja, damit der Segugio-Rüde zumindest etwas Ablenkung und Lebenswillen bekommt, sollen rechts und links von ihm zwei Hündinnen untergebracht werden, damit sich die Tiere wenigstens beschnuppern können. Und vielleicht ist er ja auch mit einer der Hündinnen verträglich, dann könnte er künftig mit ihr zusammen in einem der Zwinger leben. Ein Hoffnungsschimmer.

    Parallel suchen die Tierschützer nach einer Alternativ-Unterkunft, in die der Rüde umziehen könnte, sobald er etwas zu Kräften gekommen ist …

    … leider kann ich nicht berichten, wie die Geschichte endet. Denn sie ist von heute. Während ich hier tippe, bauen die die Tierschützer in Italien die Zwinger … und hoffen und beten und bangen, dass der Segugio durchhält und seine Lebensgeister wiedererweckt werden können.
    Aber vielleicht sollten wir hier in Deutschland uns gar keinen Kopf um diesen Hund machen. Schließlich lebt er in Italien, weit weg von uns. Dafür kann er zwar nichts … na und? Soll er halt krepieren, oder?!

    Ein großes Lob an all die Männer und Frauen, die dort (so wie an vielen Orten auf der Welt) täglich viele Stunden damit verbringen, von Tierheim zu Tierheim zu fahren und zu den Pflegestellen. Aktuelle Berichte über die Tiere schreiben und Bilder von den Tieren machen, damit diese ins Internet gestellt werden können und eine Chance auf ein neues Zuhause haben. Menschen, die – wie in Deutschland eben auch – nicht wegsehen, sondern sich kümmern. Die den Tierhaltern (insbesondere den zahlreichen Jägern) aufzeigen, wie ein Hund besser leben könnte, statt an einer zwei Meter langen Kette ohne jeglichen Wetterschutz. Leute, die es zumindest immer öfters schaffen, dass Hundehalter die Tiere kastrieren lassen und die nicht mehr erwünschten Tiere im Tierheim abgeben, statt sie anderweitig zu entsorgen.

    Frauen und Männer, die überzeugen und manchmal überreden, die aber auch nicht zögern, die Behörden einzuschalten, wenn etwas besonders im Argen liegt. Tierschützer, die anderen Menschen aus ihrem Alltag erzählen und sie dazu bewegen, ein Tier auf Dauer oder zumindest zur Pflege aufzunehmen. Der Dank gebührt aber auch teils den Behörden, die wirklich tätig werden. Das hat mich zumindest sehr erstaunt. Aber es zeigt, dass sich etwas in anderen Ländern etwas bewegt. Langsam aber stetig. Das macht Mut.

  • Soll ich als Antwort jetzt eine herzzereissende Geschichte von einem deutschen, älteren Hund schreiben, der den Lebenswillen verloren hat? Davon gibt es schließlich auch genügend...aber nein, dieser Hund kommt ja nicht aus dem schrecklichen Ausland und hat anscheinend nicht das gleiche Maß an Mitleid verdient....ausserdem hört sich das Schicksal von einem armen Auslandshund immer viel Melodramatischer an :???:
    Also, ich bitte dich, mit Tränendrüsen-drückerei kann man wohl kaum einigermaßen gescheit argumentieren :roll:

  • Zitat

    aber nein, dieser Hund kommt ja nicht aus dem schrecklichen Ausland und hat anscheinend nicht das gleiche Maß an Mitleid verdient....

    Naja...wenn das eben deine Meinung ist :ka: ...faende ich zwar traurig, aber eben jedem die eigene Meinung.

    Schlaubi allerdings hat nicht geschrieben das ihr deutsche TH Hunde egal sind, sie hat lediglich beschrieben wie's im Ausland auschaut.

    Aber falls Du dich in deutschen TH's engagierts kannst Du ja auch von ein paar Hundeschicksalen von dort berichten ;)

  • Zitat

    Soll ich als Antwort jetzt eine herzzereissende Geschichte von einem deutschen, älteren Hund schreiben, der den Lebenswillen verloren hat?

    Ja, gerne.

    Sie muss auch nicht "herzzerreißend" sein, wie Du es nennst, sondern einfach wahr.

  • Hallo,

    also ich möchte hier ehrlich gesagt keine herzzerreißenden Geschichten einstellen, die ich während meiner Arbeit sowohl in deutschen als auch in ausländischen Tierheimen mitbekommen habe. Danach ist mir gerade wirklich nicht zumute.
    Selbstverständlich ist es toll, wenn Menschen sich für Tiere einsetzen, egal wo. Auch in Deutschland sind solche Menschen absolut notwendig.
    Dennoch tendiere ich zu der Meinung, dass es im Ausland einfach schlimmer ist, weshalb ich meine Energie lieber darauf verwenden würde.
    Die beschriebene Geschichte ist ja noch "nett", wenn natürlich auch sehr traurig, aber das passiert tatsächlich überall.
    Doch die Zustände im Ausland sind mit denen hier einfach nicht zu vergleichen. Hier muss kein Hund auf eingefrorenem Beton schlafen, bis seine Pfoten völlig wund sind, weil man ja auch bei -20°C lieber schnell die Zwinger, ich nenne es lieber Verschläge, ausspülen kann. In den Tierheimen hier müssen sich die Hunde nicht mit anderen um das Futter streiten, kranke Tiere werden versorgt, keiner muss verhungern.
    Wenn der Bezug zu Tieren in einem anderen Land ein völlig anderer als bei uns ist, wenn Tieren keine Gefühle zugesprochen werden und wenn es lustig ist, wenn man sie anfährt oder an Bäumen baumeln lässt, dann müssen die Zustände zwangsläufig schlimmer sein.

    Hier bleibt der Tierschutz nach wie vor notwendig, aber ich habe großen Respekt vor den Tierschützern, die im Ausland mit einem Ohnmachtsgefühl gegen das Ausmaß des Tierleides ankämpfen müssen.

  • ich hab nach dem Lesen der Geschichte Tränen in den Augen und größten Respekt vor den Leuten vor Ort, die alles in Bewegung setzen, um dem Hund wieder Lebenswillen zu vermitteln!!
    Klar, es gibt garantiert auch in deutschen Tierheimen ähnliche Geschichten, die ich dann nicht weniger tragisch finde, aber eigentlich ist jeder leidende und evtl. sterbende Hund einer zuviel - und ich hab echt Hochachtung vor den Leuten, die sich für so etwas einsetzen, egal ob hier oder in Italien!!

    LG Silke

  • Zitat

    aber eigentlich ist jeder leidende und evtl. sterbende Hund einer zuviel

    Amen!

    ....und merwuerdigerweise sind es immer nur die Leute, die weder in der Heimat noch im Ausland irgendwie im Tierschutz taetig sind, die die sich echauffieren ueber Hunde aus dem Ausland....auf jeden Fall kommt's mir so vor.

  • Schlimm, dass hier bereits gegenüber gestellt werden muss, wo Tiere mehr leiden oder nicht. Reicht es nicht, dass auch in diesem Moment unzählige Tiere grausam zu Tode kommen ?

    Manchmal schäme ich mich, ein Mensch zu sein. Mir ist es sowas von egal, wo man ein Leben rettet, Hauptsache, man tut es. Mich machen diese Diskussionen traurig.

  • Naja ... vielleicht fällt es leichter, sich im Auslandstierschutz zu engagieren, weil man die Hoffung hat, das dort mit ein wenig Aufklärung noch einiges zu bewegen wäre.

    Hier in DE müsste doch eigentlich überhaupt kein Tier ewig lange im Tierheim hocken, leiden oder sich gar aufgeben. Eigentlich müsste doch auch kein Tier geschlagen und gequält werden ... eigentlich weiss es doch inzwischen auch der allerhinterste Hinterwäldler, was im Tierschutzgesetz steht. Und das es andere Lösungen gibt, wenn man aus irgendwelchen Gründen ein Tier nicht mehr behalten kann.

    Aber nein, jedes Jahr zu Urlaubssaison werden wieder massenweise Tiere an der Autobahn ausgesetzt. Jedes Jahr werden massenweise Tiere unter fadenscheinigen Vorwänden ins TH gebracht ... und unzählige Welpen und "Rasse"-Hunde werden in Polen oder Ungarn auf den Märkten nach DE verscherbelt.

    Ich kann schon verstehen das es schwer fällt, da noch engagiert im DE-Tierschutz zu arbeiten und dadurch die Scharte genau DIESER Menschen auszuwetzen.

    Sicher - es könnte auch in Südeuropa alles ganz anders laufen. Doch dort hat man wenigstens noch ein wenig Hoffung, irgendwann an dem elendigen Zustand etwas ändern zu können.

    traurige Grüsse
    susa

  • Bekommen wir denn trotzdem Bescheid, ob der Hund es geschafft hat? Die Leute, die es nicht interessiert, weil es ja Hund im Ausland sind, brauchen es ja nicht zu lesen, aber ich fänd es schon schön, zu erfahren, wie es gelaufen ist (wobei, eigentlich fänd ich es nur schön zu erfahren, wenn er es geschafft hat, sonst sind solche Geschichten einfach nur traurig, aber leider Realität!)

    LG Silke

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