Bellen aus Angst und Unsicherheit

  • Wie haben folgendes Problem mit unserer Mischlingshündin Kira (nichtmal kniehoch, 10 Kilo):


    - Sie knurrt und bellt in der Wohnung bei dem kleinsten Geräusch im Haus, legt dabei die Ohren an, klemmt den Schwanz ein und sucht unsere Nähe.
    Wir reagieren so: 1. energisches "Nein"(nicht geschrien) oder 2. Griff an den Fang bzw leichtes Schütteln am Nackenfell oder 3. wir ignorieren sie.


    Nichts hilft!!!


    - Sobald sie frei ohne Leine läuft, kommt es ab und zu vor, dass sie Leute anbellt. Besonders häufig ist das so, wenn wir mit ihr an einem Ort sind, wo wir alleine sind. Kommt dann eine fremde Person dazu oder geht nur vorbei, schlägt sie an und steuert direkt auf die Leute zu. Sie lässt sich dann nicht oder nur schwer abrufen.
    Wenn es dunkel ist, ist es unmöglich, sie von der Leine abzumachen. Sie bellt alles und jeden an. Hier sind wir dann unsicher, ob sie dies aus Angst (wir können kaum Anzeichen für Angst entdecken) oder Verteidigung tut.


    Dass dieses Verhalten auch gefährlich sein kann, wurde uns dieses Wochenende bewusst. Wir waren wiedereinmal im Grunewald (Hundeauslaufgebiet) und haben Kira wie immer frei laufen lassen. Kira entdeckte ein Rudel Wildschweine, ca. 30m entfernt (keine Einzäunung) und rannte bellend drauf los(Bürste, angelegte Ohren usw) blieb aber stehen und bellte weiter. Wir waren sehr erschrocken, haben gebrüllt und versucht ihre Aufmerksamkeit auf uns zu lenken. Schließlich haben wir das auch nach einiger Zeit geschafft, für unseren Geschmack hat das aber zu lange gedauert. Die Wildschweine blieben Gott sei Dank gelassen und fühlten sich nicht bedroht.


    Kira ist an sich sehr gehorsam und gelehrig! Von Anfang an war sie ein extrem ängstlicher Hund, ließ sich nie von fremden Menschen streicheln und hatte auch Angst vor fremden großen Hunden! Neuen Dingen gegenüber reagiert sie sehr scheu. Sei es eine leere Plastikflasche auf dem Boden oder eine knisternde Tüte.


    Wie können wir unserem Hund helfen, mehr Selbstbewusstsein zu entwickeln?


    Vielen Dank im Voraus! Wir sind für alles offen!

  • Hallo!


    Als erstes: Bitte unterlasst das im Nacken schütteln und an den Fang greifen! Das verunsichert den Hund nur noch viel mehr!


    Wie lange ist der Hund schon bei euch? Und wie lange zeigt sie dieses Verhalten schon?


    Prinzipiell ist es so, dass ein Hund nur dann mehr Selbstbewusstsein und Sicherheit bekommt, wenn dieses von der HH ausgestrahlt wird. wenn Du unsicher bist, dann ist es dein Hund auch. Beispiel: Du schreist panisch hinter deinem Hund hinterher (sicher, du hast angst um ihn wegen der wildschweine) deine hund bemerkt aber nur, dass du genauso aufgewühlt bist, und fühlt sich in seinem verhalten bestätigt.

  • Paco war/ist auch ein Angstbeller bzw, bellte aus unsicherheit.


    Wir haben ihn jetzt seit 7 Monaten und er bellt immernoch ab und an, gerade im Freilauf.
    Aber gegenüber vorher ist das nur ein Tropfen auf den heissen Stein.


    Paco hat überwoiegend Männer angebellt. Wenn ein Mann kam, habe ich versucht ihn abzulenken und wenn er nicht gebellt hat, gab es Leckerchen. Oft bin ich auch einfach stehen geblieben, damit er gemerkt hat, das ihm keiner was tut.


    Das hat geholfen. Zu 98% bellt er nicht mehr. Die wenigen Ausnahmen (meist im dunkeln) kriegen wir auch nich weg

  • Dein Hund zeigt dir ein Geräusch im Haus an und du bestrafst ihn dafür?
    Wie wäre es, wenn du ihm mit einem "ist gut" oder "okay" bestätigst, das du das Geräusch wahr genommen hast?
    Unser Lenny hat auch bei jedem Geräusch gebellt, was im Haus war. Ich habe ihn von der Tür mit einem "ist Okay, komm her" abgerufen und fürs kommen bestätigt. Heute knurrt er nur noch vor der Wohnungstür, wenn sich jemand länger vor unserer Tür aufhält, aber nicht klingelt oder klopft, was ich auch okay finde, das mich meine Hunde auf diesen Zustand hinweisen. So konnten wir schon einige komische Gestalten des Hauses verweisen, die da nicht hingehörten.


    Selbstbewußtsein bekommt man nicht mit Fang zuhalten, mit Nackenschütteln oder ähnlichem. Zeigt eurem Hund, das ihr euch um die Sicherheit für alle kümmert und zeigt ihr, das sie sich auf euch verlassen kann. Dann wird sie bestimmt auch wieder ruhiger.

  • Hallo,


    ich schließe mich Cerridwen an.
    Filou war auch so ein Geräuschebeller.
    Immer wenn er bellte und ich nicht genau wusste warum, hab ich nachgeschaut was es denn sein könnte.
    Wenn es etwas war was ungewöhnlich und bellenswert war, dann habe ich ihn gelobt.
    War es etwas was täglich vorkommt und nicht bellenswert war, dann hab ich gesagt: ist ok.
    Hab mich wieder hingesetzt und ihn einfach stehen lassen.l
    Kam das selbe Geräusch wieder vor, dann hab ich ihn einfach ignoriert und bin nicht mal mehr aufgestanden.


    Wenn er nachts bellte, bin ich aufgestanden, an ihm vorbei, hab geguckt was es war und wenn es nichts war, dann bin ich wieder ins Bett. Den Hund habe ich während dieser Aktion kein einziges Mal angeschaut und auch nicht mit ihm gesprochen.


    War es etwas (einmal war die Katze in einem Schrank eingesperrt, Menschen auf dem Grundstück) hab ich ihn gelobt.


    So hab ich sein Bellen sozusagen selektiert.
    Mittlerweile bellt er nur noch wenn er etwas hört was er nicht kennt.
    Menschen auf der Straße die vorbeilaufen, oder Autotüren die zugeschlagen werden, sowie heimkommende Nachbarn sind kein Problem mehr und werden auch nicht mehr gemeldet.


    Liebe Grüße


    Steffi

  • Hallo,


    schau mal in den Threat hier bitte...:


    https://www.dogforum.de/ftopic58152.html


    Ansonsten stimme ich den anderen hier zu. Selbstbewußtsein bei Deinem Hund erreichst Du nicht dadurch, daß Du ihn verunsicherst.


    Ich spreche aus Erfahrung, da ich selbst eine kleine Angst-Bellerin hier habe, die Geräusche kommentiert, sich aber gleichzeitig mit geklemmter Rute ins Schlafzimmer verdrückt und die draußen Menschen (besonders Männer im Dunkeln) verbellt. Wir arbeiten dran und ich versuche, mich selbst in Gelassenheit zu üben, um Ronja Sicherheit zu vermitteln. Mittlerweile klappt es in einigen Situationen sehr gut. Ronja muß lernen, daß ich alles unter Kontrolle habe und sie nix zu regeln braucht. Hin und wieder startet sie noch durch zum Verbellen. Keine Ahnung, ob sie dann etwas Unsicherheit bei mir bemerkt oder ich ihr unbewußt Signale sende, die sie zum Handeln animieren. Wir arbeiten dran, aber ohne "Brüllen" und ohne Nackenschütteln oder Schnauze zuhalten.


    Liebe Grüße


    BETTY und Ronja

  • Hallo Leute,


    ersteinmal vielen vielen Dank für die Antworten! Der Threat von blackbetty hat mir die Augen geöffnet und Nackenschütteln etc wird von nun an tabu sein, zumal ich mich dabei auch nie ganz wohl gefühlt habe.


    Wir haben Kira seit der 10. Woche. Mittlerweile ist sie fast 2 Jahre alt. Als wir sie das erste mal sahen, haben wir uns sofort verliebt, auch wenn es ganz eindeutig war, dass sie extrem ängstlich ist. Mittlerweile hat sich das schon sehr gebessert.


    In Extremsituationen wie am letzten WE im Wald, fällt es mir schwer, souverän und kontrolliert zu reagieren. Kira wurde schon einmal von 2 Wildschweinen angegriffen, ich verstehe nicht, was sie (trotz Angst) dazu bringt, die Wildschweine anzubellen. Normales Abrufen war unmöglich, sie schien das einfach nicht zu hören. Ich bin dann einfach in die entgegengesetzte Richtung gelaufen und habe dabei laut gerufen. Das hat gefunzt.


    Wie auch immer, wir müssen wohl eher an uns arbeiten als an unserer Kleinen. Es wäre jedoch schön, wenn Ihr ein paar Spiele, Tricks etc wüsstet, die ihr Selbstbewusstsein stärken könnten.


    Liebe Grüße und nochmals Danke!!!


    Katja & Basti

  • Hallo,


    ich verstehe Dich wirklich gut. Es bedarf einiges an Selbstkontrolle, in solchen Situationen ruhig und souverän zu bleiben. Ist aber sehr wichtig.


    Umdrehen und weggehen ist ne sehr gute Möglichkeit. Grade wenn Ronja Leute anbellt, sieht das aber ziemlich doof aus, wenn ich mich umdrehe und weggehe. Es wird halt erwartet, daß man eingreift. Tu ich ja auch, aber eben hündisch und nicht menschlich. Da hilft nur nen dickes Fell.


    Durch Rufen oder Pfeifen habe ich Ronja aus solchen Situationen auch nicht rausbekommen. Sie war (und ist teilweise) dabei wie in Trance... :???:


    Wir haben intensiv mit der Hundepfeife trainiert. Vorteil ---> Sie ist neutral...pfeift immer gleich.


    Beim Rufen fällt man gerne mal in einen lauteren oder genrvten Tonfall...das ist Mist.


    Und es gab für's Kommen auf Pfiff immer ein Superlecker und ganz viel Lob. Ich mache mich heute noch zum Obst, wenn ich pfeife und sie kommt angerannt. "Feiiiiiiiin...feiiiiiine Ronja....fein fein fein fein....feiiiiiin...!" ...bis sie bei mir ist und sie ihre Belohnung bekommt. Der Pfiff sitzt so gut, daß sie auch während des Bellens drauf reagiert, der dringt zu ihr durch.


    Selbstbewußtsein stärken kannst Du mit allem, wo sie Erfolgserlebnisse hat. Wir füttern Ronja zu 80% aus der Hand (nur morgens bekommt sie Naßfutter aus dem Napf). Sie muß sich alles erarbeiten. Mittlerweile kann sie (von Grundkommandos mal abgesehen)...:


    Guten Tag --- Pfote auf die flache Hand legen
    Gib 5 --- Pfote auf die erhobene Hand "patschen"
    Touch --- Handfläche mit der Nase berühren


    Unterwegs beherrscht sie Sitz...Fuß (einigermaßen)...Warte (find ich ganz wichtig)...und natürlich Hier. Am Bordstein bleibt sie stehen und setzt sich hin, Kommando "Weiter", dann darf sie rüber.


    Nur so kurz zu dem, was Ronja so kann. Zum Teil sind das Dinge, die ihr Sicherheit geben. Bordstein z.B. ist ne Grenze, wo sie Frauchen braucht, um rüber gehen zu dürfen. Touch kann man super anwenden, um sie abzulenken. Damit kriege ich ihren Kopf (und somit ihren Blick) dahin, wo ich ihn grad hinhaben will. Das üben wir jetzt draußen mit Ablenkung. Drinnen klappt es super.


    Spiele und Beschäftigung für's Selbstbewußtsein kann z.B. Futterbeutelarbeit sein. Ein mit Trockenfutter gefüllter Beutel, den sie apportieren muß. Die Dinger haben nen Reißverschluß und darüber nen Klettverschluß. Sie kommt also ohne mich nicht an den Inhalt. Nach ein wenig Training klappt das bei uns super. Habe ihn oft auf Spaziergängen dabei und werfe ihn hin und wieder mal. Ronja bringt ihn mir und darf draus fressen. Auch damit kann ich sie ablenken. Gehen wir am offenen Feld spazieren und uns kommt jemand entgegen, werfe ich kurz bevor wir uns begegnen den Futterbeutel rechts oder links ins Feld. Bis Ronja ihn geholt und gebracht hat, ist derjenige vorbei. Ich werfe ihn aber erst, wenn Ronja den Menschen wahrgenommen hat. Sie schaut den Menschen an, guckt schon so "Oh oh, da kommt wer...!" In dem Moment (wo sie noch nicht bellt!!!) sprech ich sie freundlich an, zeige ihr den Beutel und werfe. Das baut auch gleichzeitig den Streß ab, den sie in der Situation grade hat.


    Puuh...war jetzt schon ziemlich viel, oder?


    Jegliche Form von Hundesport ist auch gut für's Selbstbewußtsein...Agility z.B., da hat sie auch schnell Erfolge.


    Liebe Grüße erstmal (ich berichte gerne weiter, wenn Du magst, mußt nur Piep sagen)


    BETTY und Ronja

  • Hallo Betty,


    thx again ^^


    2-3 mal die Woche finde ich die Zeit, Kira tricks beizubringen, allgemeinen Gehorsam usw. Mittlerweile kann sie eigentlich alles was ich möchte und was uns beiden Spaß macht. Am wichtigsten sind Sitz an jedem Bordstein, was sie abolut verinnerlicht hat, da ich damit schon nach kurzer Eingewöhnungszeit angefangen habe, Beifuß, was mittlerweile sogar bei Ablenkung ganz gut klappt, beim frei laufen im Wald reicht ein leiser Pfiff und sie kommt. Kira kann sich tot stellen, sich schämen(Pfötchen über die Nase), auf dem Boden kriechen, Rolle nach links u rechts, "High 5" und vieles mehr. Dabei wird von mir nicht mit Lob gespart...


    Was ich damit eigentlich sagen will: Kira wird gefördert und trotzdem habe ich das Gefühl, sie wird dadurch nicht stärker.


    Seit einigen Tagen versuche ich, ihr die Angst vor Plastikflaschen zu nehmen. Ich stelle sie auf den Boden, lege ein Leckerlie auf den Drehverschluss und versuche sie zu animieren, das Leckerlie zu nehmen. Sehr anstrengend kann ich nur sagen. Vorhin ist die Flasche umgefallen, als Kira das Leckerlie nehmen wollte. Von da an wars vorbei! =( Jetzt macht sie den gleichen großen Bogen um die böse Flasche wie immer....


    Das mit dem "Touch" gefällt mir sehr gut, leider ist Kira eher klein und müsste an mir hochspringen glaube ich... Werde es aber auf alle Fälle ausprobieren. Super Ablenkung!!!


    "Piep" ^^

  • Hallo,


    sie scheint ja wirklich viele Ängste zu haben. Woher hast Du sie eigentlich? Und wie lang ist sie bei Euch? Oder hab ich das überlesen?


    Find ich toll, was sie schon alles kann. Und Du scheinst schon den richtigen Riecher zu haben, wie Du ihr was beibringst und ihr Ängste nimmst. Manches dauert eben etwas länger.


    Den Ansatz mit der Flasche find ich prima, aber vielleicht solltest Du die Flasche vorerst hinlegen, damit sie eben nicht umfallen kann, und die Leckerchen nur in die Nähe, also nicht drauf legen.


    Sie scheint Dir in manchen Situationen einfach noch nicht zu vertrauen. Sie ist eben nicht sicher, ob nun Gefahr droht oder nicht. Daran arbeiten wir momentan auch verstärkt.


    In unserer Nähe ist zur Zeit eine Baustelle auf einem großen Gelände, das wir täglich passieren. Wenn dort Schutt poltert, klemmt Ronja die Rute und zieht Richtung Hausa. Selbst wenn irgenwo Rollläden hochgezogen werden bekommt sie Angst.


    Es ist teilweise nicht einfach, weil diese Dinge für uns völlig normal sind. Das sollte man auch dem Hund vermitteln. Ich gehe in den Momentan gar nicht auf sie ein, ignoriere ihre Angst und gehe einfach weiter in die Richtung, in die ich grade will. Meist gehen wir zur Zeit mit Schleppleine, so hat sie Freiraum, ich kann sie aber noch kontrollieren, daß sie mir z.B. nicht einfach Richtung Straße rennt, wenn sie Angst bekommt.


    Durchhalten und Geduld haben, bist auf dem richtigen Weg und hier im Forum kriegst Du viele wertvolle Tips. Hat mir auch geholfen (und tut es teilweise immernoch).


    Liebe Grüße


    BETTY und Ronja

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