ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Ich versteh also richtig, dass einige hier das Thema Jagd komplett über Abbruch steuern, somit gar nicht riskieren, dass der Hund adrenalinmässig an einen Punkt des Kontrollverlustes kommt?


    Nicht nur, aber es ist ein Element unseres Trainings, dass ich hetzen, und auch den Versuch, abbreche.


    Im Gegenzug belohne ich aber auch erwünschtes Verhalten. Je nach Situation auch überschwänglich. Wir hatten erst vor zwei Wochen die Situation, dass wir auf einer Wiese neben uns spielende Hasen hatten. Da gab es dann jede Menge Kekse fürs zuschauen und nicht los hetzen.


    An der Aufregung habe wir auch gearbeitet. Aber eben hauptsächlich bei Wildsichtung, weil Mia sonst ein ziemlich tiefen entspannter Hund ist.



    Ich persönlich arbeite nicht ernsthaft aversiv am Jagdverhalten mit meinem Jagdhund. Ich fände das ehrlich einfach fies einen genetisch derart ausgerichteten Hund wildrein zu trainieren über Abbruch und Co. Macht für mich keinen Sinn. Und ich glaube auch ehrlich nicht, dass es erfolgreich wäre.


    Das verstehe ich ehrlich gesagt nicht so ganz..

    Mein Rüde ist zb genetisch auf Fortpflanzung ausgerichtet. Und dennoch darf er keine Hündinnen belästigen, vor allem keine heißen Hündinnen..

    Da breche ich ihn auch ab, wenn er sich rein steigert. Er wird dann aber auch sofort belohnt, wenn er sich runter geregelt hat und wieder kooperativ ist.

  • ich schließe mich hasilein75 mit ihrem Video mal an, Looking.



    1x Service Vizsla und Rehe:



    Das ist so ziemlich das Verhalten, was alle jagdlich geführten Hunde, die ich im Service habe, an Wild bei nem normalen Spaziergang zeigen.

    Aber auch die nicht jagdlich geführten Jagdhunderassen zeigen sich bei mir an Wild deutlich kontrollierter und kooperativer, als so manch andere Rasse.

    :hust:


    Muss mal gucken, ob ich die Videos der Jagdterrier, BGS und co noch irgendwo rumfliegen habe.


    Ich bin da bei miamaus2013 und verstehe noch nicht so recht, was daran unfair ist, genetisch veranlagtes Verhalten so zu formen (auch aversiv), dass es dem Hund im Alltag nicht um die Ohren fliegt.

    Bei Hütehunden kommt auch keiner auf die Idee, die im Alltag alles Hüten zu lassen, was sich hüten lässt. Da wird geformt und geregelt, dass es eben dem Hund nicht um die Ohren fliegt.


    Und bei Wach-und/oder Schutztrieb lassen es wohl auch nicht alle mit der Begründung "Genetik" laufen, wenn der Hund aufgrund genetischer Veranlagung den Besuch locht. Da wird auch soweit geregelt und geformt, dass Hund ned jeden Besucher schreddert. Deswegen muss er ja aber kein Menschen liebender Hund werden.

    :ka:

  • Ein Beispiel. Hund X springt bei Wildsichtung kreischend in die Leine, mehrere Sekunden bis Minuten, der Hund schafft es nicht sich selbst runterzuregeln.


    Diesen Zustand nicht abzubrechen bringt dann genau was? Mich würde das echt interessieren.

    Wie, außer einem Abbruch, löst man so eine Situation auf?

    (Wenn man davon ausgeht, dass ernsthaftes Jagdinteresse besteht und Futter/Dummy keine Alternative darstellt)

  • Wie kommt ihr darauf, dass ich „es laufen lasse“ und nicht forme? Ich arbeite halt so, dass ich Anzeige und Vorstehen belohne und verstärke, umorientieren ebenso. Belohnung ist gerne bedürfnisorientiert da. Gucken wird mit Futter unterstützt. So hab ich in der Regel eben keinen kreischenden Hund den ich massregeln muss.


    Ich kenne Menschen die Jagdhunde über aversives Training wildrein bekommen wollen - sprich, der Hund soll Wild absolut uninteressant finden und nichtmal mehr anzeigen. Unfair finde ich das, weil diese Rassen SPEZIELL für diesen Zweck gezüchtet wurden und nun keinen einzigen Teil der Kette zeigen sollen und auch kein Ersatz geboten wird. Beispiel: Vespa guckt statt zu rennen, zeigt an, dreht um, bekommt von mir einen Fellzergel/dummy und beide sind glücklich. Aufregung ist in der Regel kontrollierbar.

  • Ich kenne Menschen die Jagdhunde über aversives Training wildrein bekommen wollen - sprich, der Hund soll Wild absolut uninteressant finden und nichtmal mehr anzeigen. Unfair finde ich das, weil diese Rassen SPEZIELL für diesen Zweck

    Hier hat aber abgesehen von dir keiner was von Wildrein geschrieben oder gesagt.

    :ka:

  • Ich kenne Menschen die Jagdhunde über aversives Training wildrein bekommen wollen - sprich, der Hund soll Wild absolut uninteressant finden und nichtmal mehr anzeigen. Unfair finde ich das, weil diese Rassen SPEZIELL für diesen Zweck

    Hier hat aber abgesehen von dir keiner was von Wildrein geschrieben oder gesagt.

    :ka:

    Äh - ja, ich weiss? Trotzdem gibts das recht oft? Und wird eben aversiv aufgebaut.


    Ich bleibe dabei - Gehorsam und Kontrolle am Wild braucht für mich keinen mehrheitlich aversiven Aufbau. Mein Hund ist zum Beispiel an Enten deutlich weniger aufgeregt als der im Video gezeigte Hund. Und das ist über Distanzveränderung, Entspannung, Belohnung und Gewöhnung aufgebaut.

  • Ich persönlich arbeite nicht ernsthaft aversiv am Jagdverhalten mit meinem Jagdhund. Ich fände das ehrlich einfach fies einen genetisch derart ausgerichteten Hund wildrein zu trainieren über Abbruch und Co. Macht für mich keinen Sinn. Und ich glaube auch ehrlich nicht, dass es erfolgreich wäre


    Äh - ja, ich weiss? Trotzdem gibts das recht oft? Und wird eben aversiv aufgebaut

    Dein erstes Posting in dem Sinne bezog sich ned auf andere und wie die das machen, sondern auf dich und deinen Hund.

    Und hast du eben durchklingen lassen, dass du keinen Wildreinen Hund haben möchtest, weil du es unfair findest.


    Wenn du für dich mitm Vizsla rein über Umorientierung Wildgehorsam bekommst, ist doch prima und auch genau wohl das, was du willst.


    Von daher verstehe ich gerade nicht, worum es dir bei deinen Aussagen geht?

  • Wie kommt ihr darauf, dass ich „es laufen lasse“ und nicht forme? Ich arbeite halt so, dass ich Anzeige und Vorstehen belohne und verstärke, umorientieren ebenso.


    Genau so arbeite ich mit Mia auch..


    Ganz am Anfang unseres Trainings hat sie sich furchtbar aufgeregt bei Wildsichtung. So richtig mit fiepend teilweise schreiend in der Leine hängen.

    Und genau das habe ich abgebrochen als unerwünscht.

    Und dann sofort erwünschtes Verhalten bestätigt.


    Ich persönlich finde es einfach fairer, dem Hund zu erklären, welches Verhalten unerwünscht ist, statt ihn so komplett in der Luft hängen zu lassen. :ka:

    So kommt er doch auch schneller dazu eine Verhaltensweise zu zeigen, die man dann belohnen und bestätigen kann.

  • Ein Beispiel. Hund X springt bei Wildsichtung kreischend in die Leine, mehrere Sekunden bis Minuten, der Hund schafft es nicht sich selbst runterzuregeln.


    Diesen Zustand nicht abzubrechen bringt dann genau was? Mich würde das echt interessieren.

    Wie, außer einem Abbruch, löst man so eine Situation auf?

    (Wenn man davon ausgeht, dass ernsthaftes Jagdinteresse besteht und Futter/Dummy keine Alternative darstellt)

    Ich würde das simpel in Situationen mit weniger hohem Reiz (Distanz, weniger tolles Objekt) üben, sodass der Hund von Haus aus weniger hoch in der Aufregung steht. Und Dummy o.Ä. Eben gebauso hochwertig aufbauen. Die wenigsten Hunde finden eine Jagdersatzbeute „einfach so“ gleich gut wie ein Tier jagen. Die Wertigkeit kann aber in weniger extremen Situationen verstärkt werden und irgendwann nimmt der Hund den Felldummy (oder sowas) dann eben auch am Reh oder Hasen.


    Klar kann ich meinen Hund z.B. davon abhalten eine Katze zu schreddern wenn die plötzlich direkt vor uns steht und die Distanz für meinen Hund nicht mehr machbar ist. Muss ich auch. Nur ist das für mich kein Training. Mein Hund lernt daraus nicht, dass Katzen tabu sind. Dafür müsste ich so extrem aversiv sein, das könnte ich nicht vertreten. Für mich ist das dann halt Management. Langfristig lernt meine das aber nicht so. Baue ich aber vorher positiv auf und ist die Distanz noch machbar, kann ich meinem Hund dann durchaus auch mal sagen, dass er jetzt nicht vorstehen/schleichen/fixieren darf. Weil er eben kontrollierbar ist und nicht kreischend in der Leine steht.

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