ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Puh gute Frage.

    Ich schätze, wenn ich ihn im richtigen Moment anfahren würde, würde er es lassen, aber ich kann das nicht so wirklich mit den heftigen Abbrüchen |)



    Ich hab letztens festgestellt - wenn wir in einem Gebiet sind, wo wirklich überall Wild springt und rennt, dann brauch ich ihn nicht ableinen. Das ist einfach zu viel. Er ist zwar kopfmäßig irgendwie bei mir und auch wenn was hochgeht an der Leine abpfeifbar, aber freilaufend könnte ich so eine Runde wohl nach 20min beenden. Da muss die Flexi dran.


    Heute haben wir nur eine kleine Gruppe Rehe (hat er nicht gesehen, nur nachher gewittert) und einige Hasen getroffen. Zum Teil hochgehend, zum Teil balzend am Feld und da war das anzeigen und marken bzw. das Abpfeifen überhaupt kein Problem. Er war danach auch nicht aufgeregt oder so, obwohl sein Pudelkumpel doch 50m oder so hinterher ist, bevor er auf Pfiff umgedreht hat.


    Ich denk mir, er ist eh super brav, aber ich bin durch Finya so extrem schissig, dass mir der Hund abhaut (wenn die mal rennt, ist sie weg), dass ich ihm wahrscheinlich nicht genug vertrauen kann bzw. es erst wirklich könnte, wenn er robotermäßig gehorcht |)




    Was das Jagen lassen angeht...

    Ich hab mit Finya früher Jagdspaziergänge gemacht. Wenn sie mir die Hasen brav mit absetzen und warten angezeigt hat, durfte sie später, wenn der Hase/Katze/Reh weg war, der Spur folgen (solange die eben am Weg verlief).

    Das hat tatsächlich geholfen.

    Es war so ein Deal zwischen uns - "du rennst nicht einfach los, sondern zeigst mir das Wild und dafür jagen wir dann gemeinsam der Spur nach". Das war neben dem klaren Abbruch, dass sie sich nicht reinsteigern darf bei ihr der Durchbruch. Freilauf hat ihr das aber auch nicht gebracht, weil sie dafür zu unberechenbar ist.


    Ich war mit ihr dann tageweise gezielt in Gebieten mit sehr viel Wild unterwegs und hab das quasi als Auslastung mit ihr gemacht.

    Wir haben zwar auch eine Weile Mantrailing gemacht und auch ZOS, aber das war für sie beides kein Ersatz fürs Jagen, sondern eher einfach eine nette Ergänzung wie das Tricksen oder ab und zu was Apportieren.

  • oregano Ist halt schwierig - alles was du schilderst wäre für mich okay.


    Freilauf nicht möglich, wenn es gerade vor Wild wimmelt.

    Wenn etwas unvermittelt und nah hoch geht ein paar Meter hinterher.

    Wenn die Leine dran ist und/oder das nahe Wild dann doch flüchtet, kurz die Beherrschung verlieren.


    Ob du jetzt aus begründeter Vorsicht zurückhaltend beim Freilauf bist - oder einfach Finya-geschädigt.... kann dir wahrscheinlich keiner sagen.

  • Gersi


    Sieht aus als würde das mit dem Abbruch bei ihm doch gut klappen.


    Letztens waren wir in einem Gebiet mit viel Wild spazieren, aber nur am Rand entlang, also rechts Fluss und links ne Böschung mit Schilf und dahinter Felder.

    Frodo lief frei, obwohl mir klar war, dass aus dem Schilf jederzeit ein Hase hochgehen könnte.

    Ganz am Ende vom Weg ist dann tatsächlich einer hoch. Frodo zeigt an, ich lobe ihn und der Depp rast los :rotekarte:

    Ich gepfiffen, was ihn null interessiert hat. Da war ich so wütend, dass ich ihn lautstark (glaub das hat man noch sehr weit gehört :ops:) angefahren habe, ob er eigentlich noch alle Tassen im Schrank hat und dass er den Sch*** augenblicklich lassen soll (wortwörtlich wars eher was wie "Du Ar***loch LASS ES sofort sein!!!!111111). "Lass es" ist sein Abbruch.

    Und der Pudel bleibt tatsächlich stehen und schaut mich verwirrt an :ugly:

    Hab dann nochmal gepfiffen und ihn angefeuert und dann kam er auch angaloppiert. Hat seinen Ball bekommen, ein paar Kekse gesucht und konnte danach auch weiter frei laufen ohne einen weiteren Versuch zu starten.

    Später hab ich sowieso anleinen müssen und als dann nochmal ein Hase hochging, hab ich ihn direkt abgebrochen und erst fürs zu mir umorientieren/auf mich zugehen gelobt. Das hat super geklappt und er blieb wirklich entspannt. Normal fiept er dann total, wenn Finya sich wegen dem Hasen, der so lange vor uns am Weg hoppelt, hochpusht (sie darf das, das war halt immer unser Kompromiss). Diesmal hab ich ihm gesagt, er muss neben mir laufen und das hat er gemacht - leise.



    Ich bin einfach nie auf die Idee gekommen, dass ich Frodo vielleicht erst abbrechen muss und dann abrufen kann. Finya tut gar nichts mehr, wenn ich der so komme, aber wenn ich die lobe, ist sie sofort voll bei mir und guckt brav Hasis, statt loszupreschen.


    Naja man lernt nie aus :ugly:

  • oregano Klingt als wäre das ein sehr authentischer Abbruch gewesen. :D


    Loben ist manchmal heikel. Nicht unbedingt weil ich unterstelle, dass du mit einer großen Party lobst und der aufgeregte Hund dann deswegen hinterher geht.... Manchmal ist das "Lob" dann die Freigabe.


    Du meinst: "Super, dass du anzeigst"

    Er hört (will hören): "Super gesehen, super Idee, Hase sieht lecker aus!"

  • Ja, ich war wirklich wütend, weil ich den Pfiff in letzter Zeit so intensiv geübt habe und er mir dann erst recht wieder die Mittelkralle gezeigt hat.


    Naja Lob...ich marker die Hunde für die Anzeige. Das hat bei Finya immer gut geklappt. Bei Frodo klappt es bei Spuren auch super. Bei Sichtung aber scheinbar nur, wenn das Wild nicht direkt vor ihm hochgeht.


    Mir ist da direkt die Aussage von der Halterin von dem Malimix eingefallen mit der Katze im Garten, wo sie abgebrochen hat, statt zu loben. Weiß nicht, ob du dort mitliest?
    Ich wäre vorher nie auf die Idee gekommen, dass Hund das als Freigabe nutzen könnte, weil es bei Finya eben der einzige Weg war, sie überhaupt zur Mitarbeit zu bekommen.

    Aber Frodo tut sich mit Abbruch offenbar viel leichter (passt zu meinem Lockenschäferhund). Kann ich auch mit leben.


    Freilauf mit beiden mit Wildsichtung ist jetzt allerdings arg unlustig - einen Hund abbrechen und den anderen fürs Anzeigen markern, ist gleichzeitig quasi unmöglich xD

  • Mir ist da direkt die Aussage von der Halterin von dem Malimix eingefallen mit der Katze im Garten, wo sie abgebrochen hat, statt zu loben. Weiß nicht, ob du dort mitliest?

    Ich lese da mit und ja (!) das ist genau, was ich meinte - anders als die Autorin da konnte ich es nicht so gut ausdrücken.


    Ich freu mich auf jeden Fall wirklich - ich finde wissen, dass ein Abbruch sitzt, bringt Sicherheit.

  • Was meint ihr zu unseren “Fortschritten” (wenn’s wirklich welche sind)?



    Da Neo auf “unseren” Forststraßen im Wald schon supersuper ansprechbar ist, gut reagiert, in seinem 10m-Schleppradius bleibt und cool schlendern und chillen kann, hab ich mir gedacht, wir steigern das mal und probieren uns in einer Wildsafari.


    Also gestern den Gebirgs-Oberjäger-Jagdkommando-General Neo gepackt und an einen Spazierweg gefahren, wo man angeblich auf richtig viel Wild trifft.


    Tja und gleich beim aussteigen hoppelt ein Reh in 100m herum, das hat Neo gar nicht gemerkt, der musste erstmal markieren.


    Dann wurde er zunehmend gestresster, und lief dauernd ins Ende der Leine.

    Habe ihn dann hinter mir ins Gehorsam geparkt, wo er dann hechelnd und hirnlos wie ein Zombie an meinem Bein klebte und teilnahmslos mitging, kein schnüffeln kein gar nichts, totaler Zombiezustand. (Schleppe aber durchhängend) Nach einigen Metern hab ich ihn dann immer wieder frei gegeben, aber er ist dann einfach immer so flott und hektisch, dass ich ihn immer wieder nach vorne begrenzen musste und ihn daher gar nicht mehr vor mich ließ. Hinten halt Zombie.


    Bei beiden folgenden Rehsichtungen hat er fixiert, und sogar weiter geguckt als das Reh in 30m Entfernung weghoppelte. Erst als das Reh am Horizont verschwand, löste er mit einem hellen Wuff aus und wollte hinterher, aber nicht so hysterisch wie früher, sondern nach Abbruch kam er gleich mit weiter. (Früher: kreischend in die Leine geknallt, nicht auf Abbruch reagiert)


    Also Schleppe hing großteils durch, aber fast nur wenn er hinter mir war. Geschnüffelt hat er nur bei einem Wildwechsel, sonst nur gestarrt und geguckt. Viel Pausen gemacht. Geguckt, gestarrt, ihm die Chance gegeben sich von Sichtreizen selbst abzuwenden und verbal ganz viel gelobt. Leider wurden alle Leckerchen abgelehnt.


    Ich würde es so bewerten: er KANN sich mit viel Hilfe beherrschen, braucht aber noch gaaaanz viel Einwirkung. Natürlich sind die Reize viel zu groß gewesen, aber ich dachte es wäre eine gute Desensibilisierung, wenn er, obwohl ganz viel Wild in der Nähe ist, mich nicht ausblenden darf/kann/soll/muss.

    Vor allem das hinter mir laufen hat super gut geklappt, dass er das annehmen konnte. :herzen1:


    Würdet ihr weiter am Feld trainieren oder wieder zurück in den Reizarmen Wald?

    Oder mal so mal so?

    Im Wald haben wir halt extrem wenig Sichtungen (Neo ist Sichtjäger)


    Liebe Grüße

  • ich würde viel kleinschrittiger trainieren.


    wir haben ein ähnliches problem,ausgelöst durch 2 vorfälle in denen flüchtendes rehwild uns direkt vor die füße sprang.

    vorher war wild kein problem.... seit diesen beiden vorfällen hing meine klm hündin bei laufendem wild schreiend in der leine,stehendes rehwild ist auch bei 10 m. abstand kein problem,das können wir ganz in ruhe beobachten.


    ich hab hilfe bei einem erfahrenen jagdhundeausbilder .gesucht.,nachdem hier 2 hundetrainerinnen gemeint haben,das wäre halt so,müsse ich so hinnehmen,das bekommt man nicht in den griff.


    nach inzwischen 3 wochen täglichem training(hier ist unheimlich viel wild und aktuelle auch gut unterwegs( rehe brauchen das ganz junge grün jetzt in der trächtigkeit und dem fellwechsel )

    können wir schon gute fortschritte vermelden


    lg

  • mit der frage hab ich gerechnet :smile:

    hatte gestern nur nicht viel zeit um ausführlicher zu schreiben....


    hm.. wie o. wo fang ich denn mal an ...?


    mir wurde gesagt ich solle lange am fundament verweilen/trainieren und erst wenn das gefestigt ist den nächsten schritt nehmen.

    also hab ich wieder ganz klein angefangen und den grundgehorsam weiter gefestigt.... dies in minischritten.angefangen zuhause,immer wieder impulskontrolle üben,am gartentor warten bis man gerufen wird zum einsteigen ins auto und auch sitzen zu bleiben wenn sam zuerst gerufen wird,rufen,im laufen stoppen,absitzen und erst dann einsteigen..... umgekehrt,kein rausspringen aus dem auto,nach aufforderung vor meine füße und stop,im fuß zum gartentor....


    bindungsarbeit konnten wir auslassen,da ist alles super gut.


    dazu üben wir absolute ruhe am wild ,vorerst an stehenden rehen mit "sicherheitsabstand"


    dann soll ich herausfinden wo ännis "schmerzgrenze " liegt ,was diese ruhe angeht... einfach gesagt wie weit können wir uns nähern ohne das sie unruhig wird.

    dies machen wir schrittweise,wird sie unruhig,gehen wir wieder zurück in die ausgangsposition.bleibt sie ruhig ,den nächsten schritt dichter ran,absitzen lassen ,die ruhe belohnen und raus aus der situation bevor sie unruhig wird.


    dazu soll ich meinen hund ganz genau beobachten und dies nicht nur bei wildsichtungen, um sie noch besser lesen zu können.

    so bleiben wir oft stehen und üben ruhe ,wenn sie eine witterung hat.... änni stößt dann immer sehr geräuschvoll die luft aus der nase.....wir stehen dann einfach da und schauen in die gegend .


    für den anfang alles an normal langer(2m,3fach verstellbar)leine.

    im wald wird sie an halsband und geschirr gesichert,dort geht sie im fuß und stop,damit sie mit dem kopf bei mir bleibt und keine zeit für "unsinn" hat.


    nun haben wir das glück das wir täglich rehwild um uns herum haben,oft ganz nah an den wegen.


    inzwischen(3 wochen tägliches training) merke ich schon eine ganze zeit vor sichtung am hund das rehwild in der nähe ist und kann entsprechend handeln.

    so hatten wir kürzlich 3 tolle begebenheiten :smile:

    einmal sind wir am see auf einem wanderweg unterwegs,ganz entspannt und änni am schnüffeln.... bis wie auf einmal die luft durch die nase stößt..... in dem moment bewegt sich etwas ca 10 m. vor uns im gebüsch..... änni auf die abgewandte seite ins fuß genommen und sie durchweg für ihr feiens fußlaufen gelobt,alles paar meter ein leckerli gegeben...... so sind wir ohne einen mucks an 4 rehen ,die direkt neben dem weg standen vorbei.auf deren höhe hat änni dann einmal zur seite geschaut wo die standen und ist weiter fuß gelaufen...... man ,ich war sooooo stolz auf meine maus.:herzen1:

    am nächsten tag sind wir den weg von der anderens eite gegangen und änni hat genau da geschaut wo am vortag die 4 rehe waren... sie hat diese also sehr wohl registriert.


    2 tage später sag ich so zu meinem mann ; "heute können wir auch mal einen tag ohne rehe gebrauchen",die können auch mal auf der wiese bleiben....

    (bestell ich mir nie wieder :lol:)


    wir sind wieder den seeweg gegangen,wieder ganz gemütlich..... und wieder stößt änni die luft so aus der nase... schnüffelt aber ruhig weiter..... nun ist auf der seeseite eine große wiese ,dann kommt ein gebüschgürtel.... auf der anderen wegseite ist ein schmaler grünstreifen,dann stacheldrahtzaun und feld.

    ich dreh den kopf nur mal kurz richtung feld und schau einem reh direkt ins gesicht(stand unmittelbar hinterm zaun),dies geht einen schritt zur seite und macht den blick auf ein kitz vom letzten jahr frei......ich hab mich sowas von erschrocken...änni aber weiter auf der anderen seite am schnüffeln ... da kommt uns mit einem mal eine familie,mutter 3 kinder und 2 hunde,entgegen....änni schaut in dem moment auf und die rehe beginnen zu laufen... natürlich auch noch direkt hinter uns über den weg.

    änni hat sich promt ist stop gesetzt(stop/absitzen ist unser absoluter halt.),ist dann aber wegend er anderen hudne aufgesprungen und hat gebellt.........blöde situation:gelbekarte: denke ohne die hunde hätten wir es sehr gut geschafft ruhe zu bewahren.

    ich hab dann mit nachdruck das "stop" eingefordert ,was diesmal auch gut geklappt hat und bin nachdem die familie vorbei war weiter. für änni war damit die situation erledigt(was noch vor 3 wochen undenkbar war)

    als wir dann wieder am auto waren zog sie wieder witterung ein ,stieß geräuschvoll luft durch die nase und schnüffelte hinterm auto aufgregt den boden ab..... stand da nicht ein reh(vermutlich ein kitz vom letzten jahr ,da sehr klein) gegenüber auf der anderen strassenseite hinterm zaum auf einem kleinen wall zwischen den bäumen und 2 weitere (große) rehe waren auf dem feld am äsen(diese hatten wir schon auf dem weg zum auto gesehen ,die haben aber keine unruhe ausgelöst) .also hab ich änni in ihre box einsteigen lassen,die heckklappe offen und hab sie das reh beobachten lassen... ... 2x hat sie leise gefießt..... nun kennt änni ja das zeichen ; zeigefinger an den lippen und das wort still... das hab ich genutzt und für ruhe gab es leckerlie.

    das rehlein hatte alle zeit der welt :smile:


    die letzten 3 wochen waren super anstrengend für uns beide ,beide waren wir nach so einem tag "platt"

    aber ich bin auch erstaunt und stolz auf meine kleine,was wir in dieser recht kurzen zeit schon erreicht haben.


    ich wollte einfach nicht hinnehmen das mir hundetrainer sagen ; man könne nichts machen,bind sie dir um den bauch und halt das aus,nimm es einfach so hin....


    wir sind noch lange nicht fertig........aber auf dem richtigen weg.


    der nächste schritt ist nun eine längere leine.....und irgendwann eine feldleine und ein hund der bei wildsichtung stehenbleibt ,mich ansieht und "fragt" was er tun soll:nicken::smile:


    lg

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