ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Ich würde da erst Mal das Drumherum ins Auge fassen, warum er sich so extrem reinsteigert. Manchmal flüchten sich Hunde in so ein Verhalten, weil sie von etwas anderem im Alltag gestresst sind.

  • Lagurus

    Ich hab bei Finya einen Fuß in die Tür bekommen, in dem ich ihr gegeben habe, was sie wollte bzw. halt mitgemacht habe.

    Rückruftraining sah bei ihr also so aus, dass ich sie von Mauseloch zu Mauseloch gerufen habe.

    Sie hatte auch lange als Belohnung "geh schnüffeln", weil sie Spielen nie interessiert hat und Futter entweder nicht interessant war oder wegen Stress nicht genommen werden konnte.

    Außerdem gab es sicher 1,5 Jahre lang sehr viel "Click für Blick" Training bzw. anfangs "Click für Ohr zu mir drehen", obwohl ich ihr das Futter (selbst wenn es was super Tolles war) in der ersten Zeit meist hinterher tragen durfte.


    Ob Finya sich auch reingesteigert hat, um vor etwas anderem quasi davon zu laufen, wie flying-paws das anspricht, kann ich im Nachhinein nicht mehr beurteilen, aber sie ist mit der Zeit sehr viel ruhiger und ansprechbarer geworden bis sie es irgendwann komplett intus hatte, dass ich ja auch da bin und man mit mir von sich aus Kontakt aufnehmen kann, weil sich das immer lohnt.

  • Ich würde auch der Grund für die Außenmotivation mal auf den Grund gehen. Ist es Stress im Alltag? Ist es schlicht keine Impulskontrolle und erlernte Aufregung? Ist es Jagdverhalten? Was braucht der Hund.


    Du kannst das tollste Futter haben - wenn du nicht weißt, was der Hund braucht, kannst du das richtige Verhalten damit nicht verstärken. Das kannst du auch nicht, wenn es im Zweifel erstmal bedeutet, das unerwünschte Verhalten abzustellen, damit der Hund überhaupt ein anderes Verhalten zeigt, was dann belohnt werden kann.

  • Bei Chilly hat uns extrem viel das Ullieren geholfen (Ulli Reichmann, Wege zur Freundschaft). Chilly ist auch nicht verfressen, womit ihn Futter als Belohnung gar nicht interessiert, inzwischen (nach 3 Jahren *g*) findet er seinen Ball draußen gelegentlich toll als Belohnung.

    Chilly war Anfangs ja extrem hektisch und völlig überfordert von allen Gerüchen, inzwischen kann ich Chilly mit ruhigem Gewissen als "lahmarschig" bezeichnen, der an der Leine vor allem beim Heimgehen fast einschläft ;-)

  • flying-paws Als er bei mir vor 5 Monaten einzog, war er draußen so extrem gestresst, dass er mir einfach nur noch leid tat, keine Leckerlies genommen, absolut null ansprechbar, extremes Stressgesicht, hecheln, zittern, quietschen, kreischen, dauerzerrend. Deutliche Besserung hat der Kastrationschip gebracht, seitdem ist er nicht mehr in so einem extremen "Stresstunnel", dass er gar nicht mehr ansprechbar ist und einfach nur noch völlig drüber. Wir sind immer nur dieselbe Strecke gelaufen, immer nur kurze Spaziergänge, mit viel stehen bleiben, runter kommen. Auch heute mache ich noch keine großen Runden mit ihm und laufe nur zwei bekannte Strecken hin- und zurück.

    Drinnen ist er die absolute Ruhe selbst, sobald wir drinnen sind, ist ein Schalter umgelegt und der Hund ist tiefenentspannt, er schläft ähnlich wie meine Hündin um die 18 Stunden am Tag, wir clickern alle 2 Tage mal für 10 Minuten was, einfach um den Clicker positiv aufzuladen, wo er sehr gerne mit macht. Ansonsten kommt er einmal die Woche mit auf den Hundeplatz, wo seine Aufgabe aber hauptsächlich daraus besteht, sich aus der Box heraus alles anzugucken und irgendwann wieder ins Auto zu gehen, wo er dann schläft. Im Alltag wüsste ich nicht, was ihn da großartig stresst. Generell kann er innerhalb von geschlossenen 4 Wänden oder in Gärten viel schneller und selbstverständlicher entspannen (auch in fremder Umgebung), als meine ruhige und souveräne Hündin, abgesehen vom Gassi gehen, habe ich nie das Gefühl, dass ihn irgendwas stresst. Deswegen wüsste ich da leider nicht, was ich anpassen müsste.

  • Jetzt kamen noch ein paar Antworten, während ich meine geschrieben habe, das hat sich überschnitten.

    Ich würde auch der Grund für die Außenmotivation mal auf den Grund gehen. Ist es Stress im Alltag? Ist es schlicht keine Impulskontrolle und erlernte Aufregung? Ist es Jagdverhalten? Was braucht der Hund.

    Stress im Alltag kann ich, wie gesagt für meine Gefühl eigentlich ausschließen. Impulskontrolle üben wir schon und ich finde, da stellt er sich, solange er gut ansprechbar ist, auch wirklich gut an. Ich lasse ihn öfter mal Futterbeutel drinnen suchen oder aportieren, da hat er auch echt Spaß dran und er muss eben immer auf meine Freigabe warten. Er darf erst auf Freigabe in den Garten oder aus dem Auto springen und ähnliches, also ich baue es im Alltag öfter ein, dass er sich bei gewissen Situationen zurück nehmen muss und auf Freigabe warten muss und ich habe nicht das Gefühl, dass ihm das übermäßig schwer fällt.

    Ob es erlernte Aufregung ist, weiß ich nicht, die ganzen Gerüche stressen ihn und vor allem in der ersten Zeit, hat er auch schon Stressanzeichen gezeigt, wenn er wusste, wir gehen raus. Nicht, dass er nicht raus wollte, ganz im Gegenteil, aber er hat sich dann schon vor der Haustür geschüttelt und gegähnt. Jagdtrieb hat er auf jeden Fall, aber es ist nicht nur der Jagdtrieb, der ihn so ablenkt, es sind auch Gerüche anderer Hunde.


    Außerdem gab es sicher 1,5 Jahre lang sehr viel "Click für Blick" Training bzw. anfangs "Click für Ohr zu mir drehen", obwohl ich ihr das Futter (selbst wenn es was super Tolles war) in der ersten Zeit meist hinterher tragen durfte.

    Ich versuche auch jeden Blick zu belohnen, aber wenn es nach ihm ginge, würde er mich kein einziges Mal angucken. "Erzwingen" kann ich das angucken, wenn ich stehen bleibe, da hat er dann schon raus, dass er sich zu mir umdrehen muss, aber ihm ist in erster Linie nicht das darauffolgende Leckerlie wichtig, sondern, dass er dann endlich weiter gehen darf und sich wieder seinen Dingen widmen kann.

    Chilly war Anfangs ja extrem hektisch und völlig überfordert von allen Gerüchen,

    Ja das Gefühl habe ich hier eben bei Luigi auch. Hast du noch mehr, außer Ullieren gemacht? Das Buch habe ich auch bereits gelesen.

  • Ich versuche auch jeden Blick zu belohnen, aber wenn es nach ihm ginge, würde er mich kein einziges Mal angucken. "Erzwingen" kann ich das angucken, wenn ich stehen bleibe, da hat er dann schon raus, dass er sich zu mir umdrehen muss, aber ihm ist in erster Linie nicht das darauffolgende Leckerlie wichtig, sondern, dass er dann endlich weiter gehen darf und sich wieder seinen Dingen widmen kann.

    Finya hat mich anfangs (damit meine ich sicher mindestens die ersten 1,5 Jahre) auch kaum von sich aus angeguckt, deshalb hab ich ja geschrieben, dass ich schon geclickert hab, wenn sie ein Ohr ansatzweise in meine Richtung gedreht hat oder auch wenn es zufällig gezuckt hat^^ Ich habe das "mich anschauen" quasi geshapt und daraus ist ein Hund geworden, der von sich aus immer wieder stehen bleibt und Kontakt zu mir auf nimmt, obwohl es dafür seit Jahren so gut wie nie mehr als ein Lächeln oder ein "Feine Maus" gibt.

    Das Futter hat sie auch nie interessiert, funktioniert hat es trotzdem :ka:


    Ich hab die alten Videos leider alle auf einer Festplatte, die ich nicht hier habe, sonst könnte ich dir zeigen, wie das damals ausgesehen hat. Ein Außenstehender hätte sich garantiert gefragt, wofür ich da bitte gerade meinen Hund belohne, der "nichts" tut außer vor sich hinzulaufen und rum zuschnüffeln xD

  • Ja ich markere auch viel erwünschtes Verhalten und es gibt dann eben nur verbales Lob, wo ich nie weiß, ob es im Hundehirn ankommt. Und zu Hause lade ich dann den Clicker immer mal wieder auf, damit ich nicht immer nur ins "Leere" clicke und der Hund eh nicht sichtlich drauf reagiert. Damit der Clicker dann aber nicht an Bedeutung verliert, benutze ich ihn zu Hause eben regelmäßig für spaßige Übungen und hoffe, dass das irgendwas bringt.

  • wir clickern alle 2 Tage mal für 10 Minuten was

    Finde ich ziemlich viel für einen Hund, der mit seinem Alltag schon so viel um die Ohren hat.


    Gut ist, dass er Zuhause schlafen kann.

    Ansonsten kommt er einmal die Woche mit auf den Hundeplatz, wo seine Aufgabe aber hauptsächlich daraus besteht, sich aus der Box heraus alles anzugucken und irgendwann wieder ins Auto zu gehen, wo er dann schläft.

    Würde ich weglassen und stattdessen genau so was im Alltag zu üben.


    Blickkontakt zu mir und so was wäre mir völlig wurscht. Ich würde erst mal Entspannung trainieren. Der Zeitpunkt, an dem der Kastrationschip gesetzt wurde, finde ich sehr ungünstig. Er hat sich vermutlich aus Überforderung ins Sexualverhalten gestürzt. Da hätte der Ansatz sein müssen, den Hund mit seiner Umwelt anders in Kontakt zu bringen, denke ich.


    Die Länge der Gänge draußen spielt auch eine Rolle. Ich würde einen solchen Hund komplett neu Aufbauen für draußen und dafür erst Mal komplette Entstressung machen.

  • Würde ich weglassen und stattdessen genau so was im Alltag zu üben.

    Wie genau meinst du das, was würdest wie im Alltag üben?

    Da hätte der Ansatz sein müssen, den Hund mit seiner Umwelt anders in Kontakt zu bringen, denke ich.


    Die Länge der Gänge draußen spielt auch eine Rolle. Ich würde einen solchen Hund komplett neu Aufbauen für draußen und dafür erst Mal komplette Entstressung machen.

    Wie genau würdest du ihn neu aufbauen? Kannst du da mehr zu sagen? Ich würde mir händeringend einen Weg wünschen, wie ich ihn draußen entstressen kann. Der erster Trainer den ich konsultiert habe, war ein Vollpfosten ala Rudelstellung und Hund muss hinter dir laufen, dann wird alles gut.

    Die zweite Trainerin hat mir empfohlen, immer stehen zu bleiben, wenn er besonders extrem gestresst ist und erst weiter gehen, wenn er ruhiger ist. Und dann auch noch mit der Schleppleine zu arbeiten, je entspannter er ist, desto mehr Leinenlänge darf er bekommen, je gestresser, desto kürzer die Leine. Aber allein das bringt nun auch nicht den Durchbruch.


    Hier ist ein Video aus der aller ersten Woche bei mir, so schlimm ist es aber definitv nicht mehr



    So sah es aus, wenn ich einfach nur irgendwo stehen geblieben bin und drauf gewartet habe, dass er sich beruhigt. Da hätte ich oft lange warten können



    Heute geht das schon viel besser



    Aber wenn er Wiese zum Schnüffeln um sich hat, wird es ungleich schwerer für ihn, als einfach nur auf Asphalt zu stehen.

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