ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

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    Irgendwo hatte ich mal gesehen, dass jemand das Verfolgen der Spur erlaubt und vorher an einem fiktiven Ende (hier z.B. wo die Katze in den Wald abgebogen ist) Futter auslegt, sodass die Hunde "Jagderfolg" haben. Bevor ich mich dann die Spur langschleifen lasse, müsste der Hund natürlich erst mal runterkommen und einsehen, dass er nur nach meinen Regeln und mit mir zusammen zum Erfolg kommt. :???:


    Äh ja, meine jagt noch nicht, deshalb bin ich in dem Thema nicht so drin. Aber vielleicht versteht trotzdem jemand, was ich meine. :ops:


    Wenn der Hund nicht jagt und sich nicht begeistert auf Wildspuren stürzt, würde ich den Teufel tun und dem Hund Wildfährten als lohnenswert verclickern! Was für absolute Hardcorejäger nach reiflicher Überlegung sinnvoll sein kann (nicht muss!), dürfte für die durchschnittlichen Gelegenheitsjäger meist völlig unangebracht bis kontraproduktiv sein.

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    Corinna, und wenn die ruhige Belohnung für den Hund in dem Moment keinen Wert hat? Lässt du den Hund dann unbelohnt? Ich verstehe schon, was du meinst, aber es ist oft eine Gratwanderung.


    Ja, das Problem habe ich natürlich auch immer. Daher fange ich den Aufbau der Verhaltenskette, die ich bei Wildsichtung haben möchte immer jenseits des Wildes auf. Dann kann ich nämlich von Anfang an ruhig arbeiten.


    Ich habe früher auch mit Spielzeug und Aktion belohnt und bin da völlig von ab. Reagiert der Hund nicht auf meine "schnöde" Futterbelohnung, arbeite ich länger und intensiver an dem Schritt vorher ;)


    Außerdem habe ich das Gefühl, dass es die meisten Hunde hochpuscht, wenn der Mensch selber plötzlich körperlich sehr aktiv wird. Ich bewege mich also auch ruhig und langsam - also nicht lahmer als sonst, aber eben auch nicht schneller :D

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    Ja, das Problem habe ich natürlich auch immer. Daher fange ich den Aufbau der Verhaltenskette, die ich bei Wildsichtung haben möchte immer jenseits des Wildes auf. Dann kann ich nämlich von Anfang an ruhig arbeiten.


    Ich habe früher auch mit Spielzeug und Aktion belohnt und bin da völlig von ab. Reagiert der Hund nicht auf meine "schnöde" Futterbelohnung, arbeite ich länger und intensiver an dem Schritt vorher ;)


    Außerdem habe ich das Gefühl, dass es die meisten Hunde hochpuscht, wenn der Mensch selber plötzlich körperlich sehr aktiv wird. Ich bewege mich also auch ruhig und langsam - also nicht lahmer als sonst, aber eben auch nicht schneller :D


    Interessant, weil du damit nach dem was ich gelernt habe (wohlgemerkt theoretisch, praktisch sieht das dann natürlich wieder anders aus...) bei Hunden mit einem kleinesten bisschen mehr Jagdmotivation Null Erfolg haben solltest. Aber das ist ja wahrscheinlich nicht der Fall.

  • Genau. :D


    Ich habe das anfangs ja auch aus der Logik heraus genau andersrum gemacht. Da steckt eben auch jahrelange Tüftelei hinter... Ich arbeite ja nicht nur mit BCs... ;) (Meine Gassi-Windhunde finde ich zum Beispiel auch sehr spannend - da kann man gut Trainingstechniken an richtig schwerem Übungsmaterial testen...). Wobei ich meinen Hintern drauf verwetten würde, wenn ich irgendwem meine Cooma mitgeben würde zu einem Waldspaziergang, die wäre weg :D

  • Finde das hier gerade sehr spannend, von der "schnöden" Futterbelohnung und der aktiven Spielbelohnung. Mit Jagdhund ist man da doch im Konflikt, möglichst wertig belohnen, aber niemals fördern? Für mich schließt das eine das andere im Alltag oft aus.

  • Meiner Meinung gibt es für einen wirklichen Jäger nichts was das jagen noch zusätzlich fördert.
    Ich muss ja, für das was der Hund in dem Moment (z.b. bei Wildsichtung) am meisten will, dann eine adäquate Belohnung/Ersatz finden. Hund will Hasen hetzen, Belohnung fürs nicht Durchstarten und Frauchen anschauen = HasenfellFutterdummy fliegt in die entgegengesetzte Richtung. Hund darf ihn jagen, bringt ihn zu mir und bekommt Superleckerlie aus dem Beutel. Ich habe das Gefühl das Erregungslevel ist im Moment der Wildsichtung so hoch dass ich mit "ruhiger Belohnung" nicht weiterkomme, die Energie muss raus & das geht über das hinterher jagen des Futterdummys.
    Das funktioniert auch eigentlich ziemlich gut, problematisch wird es eben nur dann wenn das gesichtete Wild AUF unserem Weg entlang gelaufen ist und wir der frischen Fährte folgen müssen, dann drehen sie auch nach Futterbeutel durch wenn wir weiter gehen. :(

  • An der Stelle denke ich eben anders. Einen gleichwertigen Ersatz fürs Jagen gibt es nicht. Noch nicht mal für meine BCs ;) Diesen Anspruch stelle ich also gar nicht an meine Belohnung ;)


    Es ist im Grunde wie, wenn ich mit meinen Rüden übe, dass sie sich angesichts einer Hündin in der Standhitze beherrschen. Ich kann (und möchte :hust: ) da keinen Ersatz bieten. :D

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    z.b. weit vorne auf dem Weg ein Hase oder Reh den Weg queren gesehen habe (oder am Rand stehen/sitzen sehen habe) die Hunde es aber nicht gesehen habe. Dann gehen wir bis auf 15m an die Stelle ran & dann sage ich "Such Hasen" oder "Such Reh", dann gehen die Nasen auf den Boden und die Zwei wissen sofort was zutun ist. Sie zeigen mir dann genau die Stelle an wo das Wild den Weg gekreuzt hat. Dann gibt's Lob und Leckerlie und wir können weiter gehen.
    Aber dann sind sie eben nur die 20m aufgedreht während sie suchen, wäre das Wild jetzt aber den Weg vor uns entlang gelaufen und das vielleicht 200m dann hätte ich 200m ziehende, zerrenden, bellende und jaulende Hunde an der Leine und das ist dann echt anstrengend.


    Für mein Verständnis, sie machen aber doch auf den 200m genauso alles "richtig" wie auf den 20 m? Dass die Wildspur zufällig dem Weg folgt, macht doch für die Hunde keinen Unterschied?

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    Ich habe hier am Sitz angeknüpft. Erst wenn Loki ruhig war, sind wir weitergegangen. Loki musste so lange hinter mir gehen, bis er sich beruhigt hatte. Beim kleinsten Mucks wieder Sitz, bis er sich beruhigt hat. Irgendwann ist der Hund von dem Theater viel genervter als man selbst. Wenn der Hund wirklich ruhig ist und sich auf mich konzentriert, mir seinen Blick schenkt, lade ich ein auf ein Spiel. Das ist aktuell beim Herrn Hund höher im Kurs.


    Bei uns funktioniert das nicht. Das "Sitz" hat sie noch empfangen, und mit Überredung sogar umgesetzt, aber ich weiß nicht wie lange wir da "in der Spur" (mit Sichtung davor) gestanden wären, bis sie sich beruhigt hätte, und im Sitz geblieben wäre. Bei jeder Wildspur so einen Kampf liefern, und den Hund zu irgendwas zu zwingen, dass er so widerstrebend macht (wenn überhaupt), ich weiß nicht ob das für jeden etwas bringt. Ich empfinde diesen Sprung von 0 auf 100, weil man eben das Pech einer direkten Wildbegegnung hat, zu groß um in der Situation noch viel Gewöhnung erzielen zu können.

  • Zitat

    Meiner Meinung gibt es für einen wirklichen Jäger nichts was das jagen noch zusätzlich fördert.
    Ich muss ja, für das was der Hund in dem Moment (z.b. bei Wildsichtung) am meisten will, dann eine adäquate Belohnung/Ersatz finden. Hund will Hasen hetzen, Belohnung fürs nicht Durchstarten und Frauchen anschauen = HasenfellFutterdummy fliegt in die entgegengesetzte Richtung. Hund darf ihn jagen, bringt ihn zu mir und bekommt Superleckerlie aus dem Beutel. Ich habe das Gefühl das Erregungslevel ist im Moment der Wildsichtung so hoch dass ich mit "ruhiger Belohnung" nicht weiterkomme, die Energie muss raus & das geht über das hinterher jagen des Futterdummys.
    Das funktioniert auch eigentlich ziemlich gut, problematisch wird es eben nur dann wenn das gesichtete Wild AUF unserem Weg entlang gelaufen ist und wir der frischen Fährte folgen müssen, dann drehen sie auch nach Futterbeutel durch wenn wir weiter gehen. :(


    Also bei uns führt es sehr gut zum Erfolg, wenn ich situations-entsprechend belohne. Ist vermutlich auch von Hund zu Hund unterschiedliche und zu trainieren, dass ein Hund bei Wildsichtung entspannt ist/ sich nicht aufregt, ist ja was ganz anderes, als zu üben, die Energie dann wo anders hinzukanalisieren. klar ist so ein Felldummy kein adäquater Jagdersatz, aber der Hund kann zumindest seine Energie rauslassen und rennen.

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