Lassie

  • Hi

    Mögt Ihr Lassie?

    Lassie

    Anders als die meisten tierverrückten Kinder habe ich Lassie nie gemocht. Ich fand die kleine menschliche Hauptperson Timmy Miller furchtbar.
    Der war immer so sauber. Ob er einen Hügel herunterkullerte, sich vor einem Bären auf einen Baum flüchtete oder von Banditen gehetzt mehrmals lang hinschlug, er sah stets aus wie frisch gebadet. Und das schmeckte einem passionierten Schmutzfinken wie mir natürlich überhaupt nicht. Ich denke, ich war eine wahre Koryphäe auf dem Gebiet der Knieseligkeit. Immerhin hat meine Mutter einmal bemerkt, dass ich wohl der einzige Mensch sei, der es schon einmal geschafft hatte, mit schwarzen Fingernägeln aus der Badewanne zu steigen.

    Und dann hatte Timmy Miller keine Freunde. Für mich war das unbegreiflich. Kleine Jungen haben immer Freunde. Was stimmte mit dem Sauber-Knäblein nicht,
    dass er stets allein durch Feld und Wald rannte und auf Gefahren wartete? War es der korrekte Scheitel, der aussah wie mit der Wasserwaage onduliert? Oder das allzeit akkurat sitzende Hemd, das man ihm manchmal aus der Hose gezogen hatte, um ein derangiertes Äußeres vorzutäuschen?

    Darauf fiel ich nicht herein.
    Im Klamotten Ramponieren war ich Fachmann. Schon nach einer schlichten Rangelei sahen die Kombattanten in meiner Jugend ganz anders aus. Selbst wenn Timmys Gesicht mal ein Schmützchen verunzierte, wirkte es………..irgendwie unecht. Mir war der Bengel sehr verdächtig.

    Dann der Hund.
    Bei Licht betrachtet konnte er bloß eine gute Nummer: nach Hause rennen und Hilfe holen. Und das klappte auch nur deshalb, weil Timmys Vater ein begnadeter Übersetzer war.

    Folgende Szene:
    Timmy ist in Not.
    Lassie kann, wie immer, nicht helfen, also schickt Timmy Lassie nach Hause, um jemanden zu holen.
    Lassie rennt los, durchlebt noch zwei bis drei Abenteuer, bevor er bei den Millers ankommt und kläffend vor der bekannten Küchentür mit dem Fliegengitter hin und her springt. (Übrigens besteht das ganze Haus nur aus dieser Küche, andere Räume bekommt man nie zu sehen.)
    Dann kommt Frau Miller an die Tür, übrigens immer in sehr schicken Schuhen mit hohen Absätzen, versteht nicht ein Wort des Hundes, ruft nach Timmy und macht sich mächtig Sorgen, denen sie sich voller Inbrunst hingibt. Nach einer angemessenen Zeit, die Spannung entstehen lassen soll, und einigen Blenden auf den verzweifelten Timmi und den herum springenden Hund, taucht Papa Miller auf und bittet Lassie, ihm in Ruhe die Problematik zu erklären.
    Die Männlichkeit einer Figur steigt in den meisten Filmen direkt proportional zu ihrer Ruhe und Besonnenheit, und darin war Papa Miller ein echter Fachmann. Arschlangweilig eben.

    Also tut Lassie drei Wiffs, vier Beller, zwei kleine und einen langen Jauler, worauf der Herr des Hauses mit ernstem Gesicht und edlem Blick sagt:
    „Timmy hat sich um 15 Uhr 32 das rechte Bein in einer finsteren Höhle eingeklemmt. und verstaucht, ein Schnürsenkel ist gerissen, die Nietenhose hat einen Riss bekommen. Da ist ein hungriger Puma in der Nähe. Ich muss mich beeilen. Komm Lassie, zeig mir den Weg!“
    Mama Millie Miller verabschiedet sich von Lassie und bittet den Hund, gesund mit ihrem Mann und dem Sohn zurückzukommen. Dann geht sie ins Haus, oder in die Küche, ganz wie man möchte, ist ja das Gleiche, und kriegt schon mal die Milch aus dem Kühlschrank.
    Nachdem Herr Miller seine Jacke angezogen hat - obwohl er den ganzen Tag ohne Jacke draußen war, braucht er sie jetzt dringend - machen er und Lassie sich auf den Weg.

    Das ist in allen Filmen und Fernsehsendungen das Gleiche: wenn man aufbricht, muss man etwas überziehen, egal wie unsinnig es ist.

    Nachdem Hund und Vater einige Beschwernisse gemeistert und den armen Puma vertrieben haben, wird Timmy, untermalt von Lassies sanftem glücklichem Jaulen, befreit. Dann geht’s nach Hause zu Mami, die schon mit Milch und Keksen wartet, und in der nächsten Woche wird Timmy von einem Elefanten bedroht werden, welcher dem gerade gastierenden Zirkus entlaufen ist.

    Und das war der nächste Punkt.
    Selbst als Stöpsel habe ich mich gefragt, wo die ganzen Verbrecher, verlorenen Seelen und exotischen Tiere herkamen, die unentwegt durch die Natur um das Einraumhaus der Millers flitzten. War das Grundstück umgeben von Gefängnissen, deren Direktoren auf die resozialisierende Wirkung von Zirkus und Jahrmarkt schworen?

    Tja, das hat mich als Pikko genervt. Und der wirklich hübsche Hund hatte nicht genug drauf, um die störenden Seiten der Serie zu kompensieren. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Lassie auch nur einmal eine Fessel aufgebissen oder eine Pistole geklaut und apportiert hat. Nee, da waren die wahren vierbeinigen Helden meiner Kindheit; Tim aus Enid Blytons Fünf Freunde Büchern und Struppi, aus den Tim und Struppi Comics, von ganz anderem Kaliber. Die liebe ich übrigens immer noch, und wenn gar nichts mehr geht, lese ich eins ihrer Abenteuer.

  • Hallo,

    danke für die erheiternden Ausführungen über Lassie. Hab mich wirklich gut amüsiert. Aber Du hast Recht. Ich habe als Kind zwar nicht allzu viele Lassie-Folgen gesehen, aber so rückblickend stimmt es, was Dir da so aufgefallen ist.

    Ich war mehr so bei der "Fury- und Black-Beauty-Fraktion", aber auch da ging es genauso ab. Hauptwohnsitz war die Pferdekoppel, und das Kind hat sich immer heimlich mit seinem Pferdefreund im Wald getroffen. Nach zahlreichen Abenteuern kam es dann auch immer sauber und unversehrt wieder nach Hause...

    Liebe Grüße

    BETTY und Ronja

  • :applaus: :applaus: Walter

    Tolle Geschichte.
    Leider muss ich auch gestehen, trotz meiner, schon als Kind sehr großen Hundeliebe, kein wirklicher Lassie-Fan gewesen zu sein.

    Warum, kann ich gar nicht so genau sagen.

    Vielleicht, weil alles immer so aufgeräumt, ordentlich und durchschaubar war.

    Die "kleinen Strolche" mit ihrem Hund gefielen mir da viel besser.

    Dir doch bestimmt auch, denn die waren immer dreckig und scheitellos. :D

  • Ich kann mich an Lassie kaum noch erinnern, als ich Kind war war die serie wohl grad an auslaufen

    Aber ich kann mich an eine Folge erinnern, wo er ein Buch aportiert hat ;) (da wollte ihn ne Frau wieder mitnehmen) und diese Szene spielte sich im WOhnzimmer ab :D

  • Zitat

    Die "kleinen Strolche" mit ihrem Hund gefielen mir da viel besser.
    :D

    Ohhh jaaa!

  • Hallo

    Oute mich rieeesiger Lassie-Fan gewesen zu sein! :roll:
    Aber wirklich toll fand ich nur die original Lassie. Gab es danach nicht mal so eine "Florida-Beach-Boy" abgehauchte Version? Die fand ich wie alle "nachgemachten" doof.

    Natürlich war auch Fury und Black Beauty der Renner!

    Damals fiel mir aber schon aucf, dass die Tiere nicht immer die selben waren. So war Lassies Zeichnung in den Folgen unterschiedlich oder auch die Abzeichen der Pferde immer anders. Teilweise sogar innerhalb einer Folge.

  • Super geschrieben :D

    Ich habe nie Lassie gesehen mochte ich ganz und gar nicht....

    Ich erinnere mich so eherlich gesagt gar nicht an eine Tierserie die ich immer geschaut habe *grübel*

  • pfffffffff Walter!
    Klar das so ein Dreckspatz wie du, nichts mit einem sauberen, braven Timmi anfangen konnte.
    Und jaaaaaaaaa ich war und bin heute noch ein Lassiefan!
    Kann natürlich daran liegen, das es in unserer Familie Collies gab.
    Allerdings gefielen mir die Spielfilme besser, als die Serie.
    Ich kann da immer noch heulen!
    tirili: Oh ja Fury und Black Beauty!
    Oder den Boomer, den hätt ich am liebsten adoptiert.
    Jenny: Wie kann man etwas nicht mögen, das man nicht kennt? :???:


    Conny

  • :girlboy: , mein Gott Walter, nun hast du mich erwischt....

    ich bin bekennender Lassie-Fan.
    Die Sendungen habe ich mir nicht angeschaut, nein ich habe sie regelrecht inhaliert. :D

    Der Timmi war toll, die Eltern noch toller....und erst Lassie.
    Du musst bedenken, dass ich zu damaliger Zeit ein kleines, in hellrosa gekleidetes Mädchen war, was will man da mit so verdreckten Naturburschen?
    Die Dramatik dieser Szenarien, von Folge zu Folge, hat mich total gefesselt.
    Damals wurde mir klar, dass ein Hund zu meinem Leben gehören musste
    Na...ich wollte einfach auch mal gerettet werden :ops:
    Dann war da noch Flipper, auch Lebensretter seines Namens, und Fury.
    Alle gleich gut und hilfreich...

    Wenn ich mir die von dir kritisierte "schlechte Qualität" der Regie betrachte, dann empfinde ich es für die damalige Zeit als angemessen.

    Was ist denn mit dem Affen Charlie der Moderne?
    Das ist doch auch so ein clever Kerlchen, der alle Gefahren nicht nur meldet, sondern sogar voraussieht.
    Für mich ist das nun gar nicht zeitgemäss, aber anscheinend beliebt und erwünscht.

    Doch Walter....Lassie hatte was :roll: , ob du Dreckbub das nun hören magst oder nicht :p

    Jetzt gerade sehr nostalgisch, Britta

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