"Darf" man mehrere Tausend euro für eine Hunde-OP

  • Wenn man sich mal so umschaut, dann unterscheidet die Veterinärmedizin ja heute kaum noch etwas von der Humanmedinzin. Hunden werden künstliche Hüftgelenke eingesetzt, Krebs kann behandelt werden etc. Grundsätzlich ja eine positive Entwicklung für Hundehalter.
    Allerdings, wenn ich dann immer so lese, was das alles kostet, dann wird mir ganz schwummerig.
    Bleiben wir mal bei den künstlichen Hüftgelenken, müssen diese auf beiden Seiten eingesetzt werden, dann landet man schnell bei 3000-4000 Euro. Vor einigen Jahrzehnten wäre der Hund noch einfach eingeschläfert worden...
    Glücklicherweise stand ich noch nie vor einer ähnlichen Endscheidung, aber ich denk mir manchmal, dass es soviel Elend und Armut auf der Welt gibt, wie können Hundehalter da guten Gewissens "nur" für einen Hund soviel Geld ausgeben. Wisst ihr was ich meine?
    Klar hat man zu seinem Hund eine emotionale Bindung aufgebaut und klar ist mir der eigene Hund näher als das verhungernde Kind in den Slums der Dritten Welt - aber ist das wirkllich alles "richtig" so? Haben wir in den westlichen Industrienationen die Verhältnismäßigkeit in der Hundehaltung nicht schon längst ad absurdum geführt? Was meint ihr?

  • Also ich finde, man darf ...okay, ich bin auch nicht objektiv, denn auch wir haben für Pedros Behandlungen in der Vergangenheit mehrere tausende Euros bezahlt.

    In den fast 2 Jahren hat mich so mancher aus dem Freundes- und Bekanntenkreis für verrückt gehalten, da kamen Sätze wie: Für das Geld kriegst Du ja 4 neue von der Züchterin , wie kannst Du nur für einen Hund soviel Geld ausgeben etc.

    Für mich ist Pedro ein Stück von meinem Leben, er ist ein Stück mein Hobby und selbstverständlich ein Familienmitglied.

    Wenn ich mich immer so umsehe, dann haben viele Hobby´s wie Reisen, mehrmals wöchentlich essen gehen, Klamotten kaufen etc.

    Das mache ich nicht, ich shoppe nicht ausgiebig, ich gehe selten in Cafe´s oder Restaurant...grundsätzlich bin ich sparsam.

    Viele Menschen sind bereit für viele Dinge Geld auszugeben und ich finde das ok (selbstverständlich, wenn sie sich nicht um Kopf und Kragen verschulden)

    Ich denke, wir (wie Du so schön schreibst) aus den westlichen Industrienationen arbeiten hart und gönnen uns so weit wie möglich auch einen gewissen Luxus...ich verzichte auf vieles, aber dafür sehe ich
    meinen Hund als "Lebensabschnittpartner" , warum sollte ich
    nicht auf mich und in gewisser Weise auf meinen Hund schauen?

    Mich berührt auch viel Elend, ich bin auch bereit zu geben, aber ich bin so egoistisch, dass ich erst gebe, wenn ich weiß, dass meine Familie (da beziehe ich auch meinen Hund dazu) gesund ist und es ihr gut geht.

  • Naja, wenn man das Geld hat...
    Ich sehe das ähnlich wie Du, aber was bringt es hungernden Kindern, wenn der Hund eingeschläfert wird? Das Geld geht doch dann nicht in die Entwicklungshilfe.
    Der eine Hund liegt auf einer alten Wolldecke, der andere auf einem Luxuspelz.
    Und wenn der Hund krank ist und man es sich leisten kann, ihm durch eine teure Operation das Leben zu retten, dann ist das doch gut. Leider wird z.B. in der Nutztierhaltung noch wenig gemacht, da wird geschlachtet, wenn die Behandlung der Kuh über ihren Nutzwert geht. Das ist doch schade.
    Der Hund ist in der glücklichen Lage, dem Menschen so gut zu gefallen, daß er wie ein Mensch umsorgt wird.
    Er hat ja auch mancherorts genug zu "erleiden", ich denke da an Kleidung, Krallen lackieren und was den Luxusladies so alles einfällt, wie sie ihren Fiffi austaffieren können...

  • also marooks op's haben auch ne stange geld gekostet.

    muss aber dazu sagen das ich mich niemals wegen einen hund in tiefe schulden stürzen würde....so wie es eine freundin gemacht hat.

    der hund von ihr ist nun schon 3 jahre tot und sie stottert immer noch raten von op's usw....ab.

    lg

  • Puh, schwieriges Thema....

    Die Frage ist, was darf man überhaupt, bei dem Leid, was überall auf der Welt herrscht?

    Überspitzt:
    Kann man noch guten Gewissens ins Kino gehen und sich 120 Minuten an leichter Unterhaltung erfreuen, obwohl man die 8 Euro vielleicht hätte spenden, und so einem Menschen in der Dritten Welt Nahrung für mehrere Wochen hätte sichern können?

    Ich empfehle die Lektüre Anleitung zum Unglücklichsein, von Paul Watzlawick. ;)

    LG, Caro

  • Ich würde sagen man darf nicht nur sondern wir würden uns dazu verpflichtete fühlen.
    Wir haben die Hunde gekauft und sind somit für ihr Wohlergehen zuständig.
    In die dritte Welt sind bestimmt schon Unsummen an Spenden geflossen ohne das sich etwas ändert, das ist ein Fass ohne Boden. Solange da " auf Spendengelder gewartet wird ohne sich selber zu bewegen " bleibt die Situation so.
    Wenn ich für solche Sachen Geld übrig hätten dann für Projekte in Deutschland, wie viele leben hier in der Zwischenzeit an der Armutsgrenze.

    LG Iris + Schäfis

  • Zitat

    Wenn man sich mal so umschaut, dann unterscheidet die Veterinärmedizin ja heute kaum noch etwas von der Humanmedinzin. Hunden werden künstliche Hüftgelenke eingesetzt, Krebs kann behandelt werden etc. Grundsätzlich ja eine positive Entwicklung für Hundehalter.
    Allerdings, wenn ich dann immer so lese, was das alles kostet, dann wird mir ganz schwummerig.
    Bleiben wir mal bei den künstlichen Hüftgelenken, müssen diese auf beiden Seiten eingesetzt werden, dann landet man schnell bei 3000-4000 Euro. Vor einigen Jahrzehnten wäre der Hund noch einfach eingeschläfert worden...
    Glücklicherweise stand ich noch nie vor einer ähnlichen Endscheidung, aber ich denk mir manchmal, dass es soviel Elend und Armut auf der Welt gibt, wie können Hundehalter da guten Gewissens "nur" für einen Hund soviel Geld ausgeben. Wisst ihr was ich meine?
    Klar hat man zu seinem Hund eine emotionale Bindung aufgebaut und klar ist mir der eigene Hund näher als das verhungernde Kind in den Slums der Dritten Welt - aber ist das wirkllich alles "richtig" so? Haben wir in den westlichen Industrienationen die Verhältnismäßigkeit in der Hundehaltung nicht schon längst ad absurdum geführt? Was meint ihr?

    Hallo Björn,

    mir erschliesst sich der Sinn der Frage nicht :???:

    Jeder kann sein Geld so ausgeben wie er es für richtig hält.

    Voraussetzung für mich ist, er hat es selber verdient. Dann kann er damit machen was er will und gut ist.

    By the way. Vielleicht tun manche gutverdienenden HH mehr für den Tierschutz als nach Aussen sichtbar wird. Vielleicht spenden sie auch grössere Summen für hungernde Kinde und Drogenprogramme. Sie reden einfach nicht soviel drüber und gut ist.

    Apollo ist ein Familienmitglied und wenn er Hilfe braucht werden wir sonstwas in Bewegung setzen, ganz sicher. Ohne wenn und aber. Wir werden es nicht rechtfertigen und auch nicht erklären. Wir tun es einfach ;) .

    L. G. Burgit

  • Ist sicher eine Frage der einstellung.


    Natürlich könnte man mit dem Geld eine Menge gutes tun aber es sind nicht nur Hunde sondern Familienmitglieder.
    Wenn man Geld für sein Tier ausgibt halten (ab einer gewissen Grenze) manche Leute das für verwerflich aber zeigen die gleichen menschen auch eine solche reaktion wenn sich jemand ein neues Auto kauft ?

  • Als mein erster Hund eingeschläfert worden ist, hat meine damalige TA so nebenbei bemerkt, dass ich im Laufe seines Lebens - ganze 7,5 jahre - mit sicherheit den Wert eines Kleinwagens (Neuwagen, nicht gebraucht) für Tierarztkosten ausgegeben habe.

    Na und?
    Kein Kleinwagen begrüsst mich jeden morgen, als wäre ich der größte Knochen der Welt und er steht auch nicht in der Tiefgarage und wedelt.

    Für mich ist mein hund ein Teil meiner Familie.
    Und da werde ich immer alles tun, was möglich ist.

    Und ja, ich finde, ich "darf" mein geld für das ausgeben, was mir wichtig erscheint.
    Klingt nach Egoismus - aber was meinen Hund angeht, da leiste ich mir diesen Egoismus einfach mal.

    Ich spende auch Geld - aber auch hier für Tierschutz.

    Ich finde nämlich, dass das Leid und Elend in der Welt, was sich auf Menschen - besonders Kinder - bezieht, immer eine Lobby haben wird.
    Denkt nur mal an den alljährlich groß aufgezogenen Spendenmarathon eines Fernsehsender (der mit den 3 Buchstaben ;) )
    was da an Geld zusammenkommt !
    Und dann frag mal, wer von diesen ganzen Spendern bereit wäre, auch nur einen kleinen, minimalen Teil für den Tierschutz zu investieren?
    Ich glaube, da käme nicht wirklich viel zusammen.

    Versteh mich jetzt bitte hier keiner falsch - ich finde solche Spendenaktionen gut und wichtig !!!!!
    Aber da muss es auch "erlaubt" sein, mit seinem Geld etwas anderes zu unterstützen.
    Jeder halt so, wie er kann und will ;)

    Cavalier

  • Hallo Björn,

    ...interessante Frage.

    Ich seh' das mal aus meiner täglichen Sicht bei der Arbeit.

    Vor Jahren war ein Moped ein Luxusgut, ein VW Käfer ein Traum.
    Und auch heute käme man mit einem Fiat Panda überall hin.

    Trotzdem verkauft Porsche tausende Cayenne.
    VW diese monströsen Touareg. Mercedes die M-Klasse. Audi den Q7.
    Und... und... und...
    Obwohl unsere Umwelt am Boden liegt und die Resourcen sich dem Ende
    zuneigen ist dieses grösser, stärker, schneller ein ungebrochener Trend.

    Da macht sich auch keiner Gedanken drüber, dass in der Dritten Welt ein
    Fahrrad für den grössten Teil der Bevolkerung immer unerreichbar sein
    wird. Von ausreichender Ernährung oder medizinischer Versorgung ganz
    zu schweigen.

    Dazu kommt auch eine gewisse Abnutzung, eine Ermüdung im Bestreben
    Hilfe zu leisten.
    Bestes Beispiel: Afrika.
    Schon als ich noch ein kleiner Bengel war, haben uns in der Schule die
    Hilfsorganisationen das Taschengeld aus der Hose geleiert (Brot für die
    Welt, Miserior usw.) 'Damit die armen Negerlein es auch mal so gut haben
    wie ihr'. (Damals politisch korrekter Terminus.)
    Inzwischen sind Milliarden und Abermilliarden auf den schwarzen Konti-
    nent geflossen, ohne dass sich für die hungernde Bevölkerung etwas ge-
    ändert hat.
    Ausser dass ihre Präsidenten jetzt 600er Mercedes fahren und diese bitter-
    armen Länder über modernste westliche und östliche Waffensysteme ver-
    fügen.
    Afrika wird nicht selten als der 'vergessene Kontinent' bezeichnet.
    Wen wundert das, hat sich das Land doch als Fass ohne Boden erwiesen.

    Da ist doch so manchem sein liebgewonnenes Haustier mehr wert, als
    eine anonyme Masse Menschen, die Hungern.
    Mit dazu beigetragen hat wohl auch die geradezu inflationäre Menge an
    Hilfsorganisationen. Man könnte ja täglich woanders hin spenden und
    fände kein Ende.
    Leider erwiesen sich in der Vergangenheit auch einige der Orgas als
    betrügerisch, was den Willen zu helfen auch nicht gerade hebt.

    4.000 Euronen für die OP eines Hundes ist angesichts des Elendes in
    vielen Teilen der Welt natürlich schon paradox.

    Würde es mich betreffen, würde ich trotzdem nicht zögern das Geld zum
    Wohle meines Familienmitgliedes Hund auszugeben.
    Im Notfall würde ich mein Auto verkaufen ...und Moped fahren.

    liebe Grüsse ... Patrick

    PS:
    Unser Dino repräsentierte bei seinem Ableben auch schon den Preis eines
    veritablen Kleinwagens.

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