Beissen, Bellen, Frusttoleranz

  • Hallo,


    ich hatte früher auch so ein Bordermonster zuhause.
    Sie konnte überhaupt nicht abschalten und musste immer dabei sein und auch meine Aufmerksamkeit haben.


    Das Schnappen/Beissen/Springen mag zwar ab und an Stressabbau sein, aber zum anderen Teil auch eine Möglichkeit Dir ihren Willen aufzuzwingen.
    Sie agiert und Du reagierst.
    Es sollte umgekehrt sein.


    So wie Du es schilderst, gehtst Du viel zu viel auf sie ein, auch wenn Du das nicht so siehst.


    Ronja musste ich als Welpe und Junghund zum abschalten in einen anderen Raum bringen, denn sie wäre von sich aus nie zur Ruhe gekommen. Ständig wollte sie hinter mir her und konnte keine Minute liegen bleiben.
    Wenn die Katze vorbei lief musste sie schauen wo sie hingeht usw.
    Wenn ein Geräusch war musste sie schauen wo es herkommt, usw.


    Sie war echt anstrengend und viele befreundetet HHs sagten mir, dass sie mit ihr überfordert gewesen wären.
    Heute ist sie ein Traumhund um den mich viele beneiden.


    Geschafft habe ich das indem ich auf ihre Forderungen einfach nicht mehr eingegangen bin und auch dadurch, dass sie gelernt hat, dass gewisse Handlungen von ihr zu Konsequenzen führen die sie nicht sonderlich toll findet.


    Meine Züchterin (Arbeitslinie) sagte mir damals:
    es ist Unsinn dass ein Bordercollie extrem viel Auslauf braucht, er braucht am Tag nicht mehr wie 45 Minuten. Was er braucht sind geistige Aufgaben während eines Spaziergangs und auch ab und an nochmals 10 bis max. 15 Minuten am Stück zuhause.
    Wenn sie mit dem Hund jeden Tag 3 Stunden laufen wird er nicht ausgelastet sein, sondern nur ausdauernder werden.
    Halten sie seine Aktivitäten im ersten Jahr sehr gering, denn sonst haben sie bald einen hyperaktiven Hund der nur noch unter Stress steht.
    Das sehen wir mittlerweile zu Hauf auf den Straßen und uns können die Hunde nur leid tun! Was ihr Hund an Beschäftigung im ersten Jahr braucht ist eine gute Sozialisierung in allen Lebensbereichen und lernen sich zurück zunehmen und runterzufahren.


    Das was die Züchterin mir sagte, kann ich nur unterstreichen.


    Wegen des Beissens/Schnappen/Springens:
    wenn Du sie an der Leine hast, dann dürfte sie gar nicht an Dich rankommen um Dich zu beissen! Streck doch mal Deinen Arm aus und halte die Leine so, dass sie Dich nicht erreichen kann!
    Das würde ich ohne ein Komentar und ohne Gewalt machen. Ignorier sie
    und lobe sie in dem Moment wo sie wieder runter kommt!
    Wenn sie frei ist und Dich anspringt, dann wehr sie doch einfach mal ab! Geh einfach mal einen Schritt nach Vorne und lasse sie abprallen.


    Wenn sie im Garten steht und rumbellt, dann hol sie kommentarlos rein und Schluss ist mit Garten.
    Wenn sie Dir die Hundebetten zerlegt, dann nimm sie ihr weg! Eine normale Decke tut es auch!
    Wenn sie Deine Hündin drangsaliert, dann unterbinde das. Fruchtet das nicht, dann schmeiss sie einfach mal für ein paar Minuten aus dem Raum.
    Wenn sie sich zwischen Dich und Leah drängelt, dann schieb sie kommentarlos weg. Sie kommt erst dran wenn sie an der Reihe ist und wenn sie dann mal nicht dran kommt, dann ist das auch nicht tragisch.


    Du hast meiner Meinung nach noch zu viel Mitleid mit ihr. Warum?
    Es geht ihr bei Dir gut, Du sorgst für sie, Du liebst sie und Du beschäftigst Dich mit ihr.Was sie nicht hat meiner Meinung nach, sind klare Grenzen.
    Das ist kein Vorwurf, denn ich weiss wie schwierig dieses Umdenken von "ach der arme Hund" auf "jetzt ist mal gut" ist!


    Mein zweiter Hund ist ein Bordermix, so wurde es mir jedenfalls gesagt und seinem Verhalten nach zu urteilen ist das auch so, kommt aus einer Tötungsstation!
    Der Hund war ein einziges Häuflein Elend als er im Alter von 4 bis 5 Monaten zu mir nach Hause kam. Er unterwarf sich, pinkelte sich ein und schrie wenn man sich ihm nur näherte.
    Er litt unter Trennungsangst, welche schon panikartig war!


    Klar hab ich den mit Samthandschuhen angefasst um sein Vertrauen zu mir aufzubauen. Klar hab ich auch viel Rücksicht genommen und war vielleicht nicht so streng wie ich es mit Ronja gewesen wäre.
    Gewisse Regeln musste er aber auch einhalten!
    Irgendwann kam der Tag an dem er mir vertraute und anfing mich ausspielen zu wollen! Er legte ein Resourceverhalten vom Feinsten an den Tag!
    Er begann mich verteidigen zu wollen wenn Ronja in meine Nähe kam, er lag auf allen gut übersichtlichen Plätzen von wo aus er das ganze Geschehen im Haus beobachten konnte!
    Er begann Besuch anzupöbeln und er verteidigte den Tisch um die Couch gegen Ronja!
    Das ganze war von jetzt auf gleich da!


    Ab da an ging es eine andere Gangart!


    Die Gedanken: "ach der arme Hund!" waren ganz schnell verschwunden!


    Er hat es jetzt gut, ihm geht es nicht mehr schlecht!
    Er bekam seinen festen Platz, das rumdümpeln auf frei verfügbaren Plätzen war komplett gestrichen!
    Er wurde bei Besuch auf seinen Platz geschickt und durfte erst aufstehen wenn alle saßen und er ruhig war. War er das nicht, musste er wieder auf den Platz!
    Der Teppich rund um die Couch und den Couchtisch ist Tabu!
    Es ist ein Privileg sich dort niederlassen zu dürfen und dies wird auch nur geduldet wenn man sich ordentlich benimmt!
    Wenn wir essen sind die Hunde im Korb, danach gibt es ihr Fressen!


    Der Korb ist für sie absolut positiv, denn dort bekommen sie immer etwas wenn sie brav warten.
    Ich füttere fast nur noch aus dem Futterbeutel und ganz selten aus dem Napf.


    Seit den Regeländerungen hat sich sein Verhalten extrem verändert. Er ist ausgeglichen und auch nicht mehr ganz so ängstlich wenn uns fremde Menschen begegnen und ihn ansprechen. Wenn es ihm zu viel wird geht er nicht mehr nach vorne, sondern schaut zu mir hoch und stellt sich hinter mich.
    Alles in Allem orientiert er sich viel mehr auf mich.


    Ich schreibe Dir hier einen Teil meiner Geschichte auf, damit Du vielleicht auch siehst, dass man nicht immer an die Vorgeschichte denkt.


    Versuch mal konsequenter zu sein und schenk ihr nicht ganz so viel Beachtung. Auch würde ich das Programm runterfahren.
    Wie die anderen schon sagten, musst Du an den Ursachen arbeiten und nicht nur die Symptome angehen. Das bedeutet, dass man den Umgang mit seinem Hund überdenkt und genau auf sich selbst und sein Verhalten achtet.
    Du bekommst das bestimmt hin.


    Liebe Grüße


    Steffi

  • ich denke nicht , daß die Antworten am Thema vorbei gehen !


    Dein Hund ist jetzt knapp 7 Monate alt und Du fährst mit ihr ein Programm, daß selbst für einen erwachsenen Hund heavy ist .


    Ruhe und vorallem Kopfarbeit kennt Dein Hund gar nicht . Du lastest sie körperlich mehr als gut aus , aber der Kopf Deines Hundes kommt viel zu kurz .


    Staffy , Murmelchen , Aporebu , flying-paws und Steffi-E. haben Recht mit dem , was sie schreiben .


    Liebe Grüsse,


    Katzentier

  • Hallo,


    vielen Dank für Eure rege Anteilnahme. Herzlichen Dank an Burgit für den nochmaligen Tipp mit der Schilddrüse. Es wurden seinerzeit alle Werte ausgetestet und sie waren o.B. Ich habe heute morgen mit unserem TA telefoniert und der meinte nun auch, dass wir das sicherheitshalber wiederholen sollten. Hunde neigen ja bekanntlich gerne zur Unterfunktion. Wobei so manches an Peggy eher auf eine Überfunktion deuten würde, was extrem selten vorkommt, aber wir werden sehen und ich werde berichten. Wieso, liebe Burgit, fandest Du meinen Hinweis auf Peggys Größe und Gewicht bedeutsam?


    Liebe Kathrin, wie zwingt man einen Hund zur Ruhe? Peggy schläft ausreichend und problemlos, wenn sie müde ist und sie schläft auch tief und entspannt, auch nachts. Aber wenn sie munter ist, blitzen ihre Äuglein halt recht unternehmungslustig und wie energiereiche Kinder auch sucht sie sich selbst eine Beschäftigung, wenn es keine anderen Angebote gibt. Diese Beschäftigungen sind nicht immer nach meinem Geschmack.


    Dauert die für sie öde Zeit zu lange, wird sie richtig gehend ungeduldig und nervig - wie ein unzufriedenes, quengelndes, nicht beachtetes Kind. Dann komm ich nicht mehr zu ihr durch und es kommt schon mal zur Eskalation. Wütendes, nicht abstellbares Bellen, keine Reaktion auf Ablenkungsmanöver etc. Mutter ist genau so!


    Ich habe eine große Faltbox im Wohnzimmer stehen. Da geht sie gerne mal hinein, solange sie offen bleibt. Insbesondere wenn ich Leckerlis oder Futter reinstelle. Aber nur so lange sie offen bleibt! Offenbar hat Peggy Angst vorm Eingesperrtwerden. Bei 2 Versuchen hat sie zwei 2 große Faltboxen schon erledigt und bei einem weiteren von einem Metallkennel ein Seitenteil herausgerissen. Es nützt auch nichts, mich ganz nahe dazu zu legen oder hinzusetzen oder den Raum zu verlassen. Peggy wird panisch bis zum Erbrechen, sie würde sich die Krallen blutig kratzen. Ich werde mich hüten Peggy noch einmal räumlich zu beengen oder länger alleine in einen Raum zu bringen.


    Timeout klappt gut, weil sie gleich wieder zu uns darf. Hier beginnt eben eine weitere Schwierigkeit. Um z.B. für Ruhe zwischen den beiden Hunden zu sorgen, muss ich stets Leah in einen anderen Raum bringen, was diese nicht immer als gut empfindet, sondern vielmehr als Strafe. Bis Peggy kam, war sie's gewohnt, sozusagen als Einzelkind, immer um und mit uns zu sein. Peggy kann ich in keinen anderen Raum schicken, die hält das nicht aus!


    Ich seh schon, derart geballte Information von meiner Seite vermittelt leicht den Eindruck, als hätten wir nur den ganzen Tag einen tobenden, unlenkbaren Hund im Haus. Das ist sicherlich nicht der Fall und wie ich schon mehrmals sagte, 80% davon sind sicherlich schon abgestellt, aber die restlichen 20% machen mir/uns immer noch zu schaffen.


    So hat Peggy aus Freude übers Wiedersehen, einem meiner auswärts wohnenden anderen Söhne, so nach dem Arm geschnappt, dass der Ärmste über 14 Tage 3 große blaue Beulen hatte.


    Darum meine Anfrage nach Tipps von HHs, die ähnlich betroffen waren/sind.


    Vielleicht interpretiere ich aber falsch oder übersehe etwas. Deshalb noch ein paar Nachfragen: Wo siehst Du das Bespaßungsprogramm, liebe Kathrin? Wir Menschen in der Familie spielen mit Peggy überhaupt nicht, weil sie da sofort aufdreht und das Beissen geradezu provoziert wird. Ich lob sie nicht mal laut, sondern immer nur mit leiser, ruhiger, nach unten fallender Stimme - wie ich schon schrieb.


    Alternativen??? für einen Tagesablauf.


    Mit Leah darf sie spielen, solange die auch damit einverstanden ist und das Spiel in Art und Lautstärke freundlich und moderat bleibt. Ansonsten kommen beide im Haus an die Leine und Peggy bleibt bei mir, Leah bei meinem Sohn oder eben weit genug von Peggy weg. Das geht allerdings nur bei Hausarbeit und Freizeit, wenn ich beruflich arbeite, kann Peggy nicht bei mir sein und dann muss notfalls wieder Leah in einen anderen Raum wie die Kleine und für Peggy brauche ich eine weitere Person - außer sie schläft. Wobei Peggy lauthals und penetrant nach Leah bellt, wenn sie getrennt werden.


    Bitte erläutert mir mal, was ihr bei mir so an Programm seht? Vielleicht erkenne ich etwas einfach nicht. Und wenn ich etwas weg nehmen soll, bitte was? Mit dem pauschalen Hinweis auf Reduzierung tu ich mich schwer.


    Morgens holt mich Peggy, geht freudig und Schwanz wedelnd zu der Stelle, an der ihre Leine hängt und dann gehen wir beide ganz gemütlich los. Wir haben 1/4 Stunde zu gehen (Autos, Verkehr), bis wir in ein ruhiges und beruhigendes Landschaftsschutzgebiet kommen. Mein Auto habe ich nicht immer zur Verfügung. Früh morgens, ist aber auf der Straße und auf den Bürgersteigen am wenigsten los. Nur 1/4 Stunde in der Stadt herum laufen, wollen wir allerdings nicht, das wär nichts für Peggy.


    Wir sind beide sehr gerne in dieser herrlichen Natur. Peggy kann hier weitgehend ohne Leine laufen. Sie tut das auch völlig Problem los, freut sich, schnüffelt, guckt usw. Zwischendurch ruf ich sie mal zu einem "Hier", einem "Sitz" und jetzt auch mal zu "Platz und bleib". Belohnt wird mit Leckerlis.


    Wenn sie sich allerdings über irgend etwas erregt, oft nicht mal erkennbare Kleinigkeiten, neigt sie dazu, sich an mir abzureagieren (auch zu Hause). Ihr Beissen ist meistens eine eindeutige Entlastungsreaktion, um Spannung oder Frust loszuwerden. Manchmal beisst sie aber auch aus blankem Übermut und unbändiger Freude, wie Menschen andere Menschen oft viel zu heftig umarmen oder drücken.


    Zur Dauer unserer Spaziergänge: Wenn es Peggy nicht ausreichend ist und wir zu schnell umkehren, wird sie ein bisschen unwirsch, bzw. wenn wir mit dem Auto zu unserem Walk gefahren sind, mag sie nicht einsteigen, wenn es ihr nicht genug war. Überfordert ist sie bestimmt nicht. Peggy springt und schnappt selbstverständlich auch zu Hause, mehr als unterwegs! Das hat nichts mit der Auswärtsaktivität zu tun. Zuhause muss sie sich oft mit mehr überfordernden Dingen gleichzeitig auseinander setzen.


    Wieder daheim, schläft sie dann erst einmal zufrieden (wir waren 1 - 1,5 Std. unterwegs mit An- und Abfahrt, Her- und Zurücklaufen, sauber machen, einpacken usw.) Der Morgenspaziergang fällt flach, wenn ich zu viel Arbeit habe. Peggy ist darüber allerdings nicht sehr glücklich. Sie akzeptiert es aber mittlerweilen und wartet mehr oder weniger geduldig darauf, am Nachmittag endlich hinaus zu kommen.


    Nachmittags sind wir entweder auf dem Hundeplatz (Mo Do und Sa jeweils 30 Minuten) oder wir gehen Di, Mi, Fr und So noch einmal woanders hin: Strecken über Wald, Flur, Bäche usw. am liebsten bei nicht so schönem Wetter, weil uns dann nicht so viel begegnet. Peggy guckt, schnüffelt, wuselt herum mit und ohne Leine. Sie ist sehr Leinen führig, hört aber auch sehr gut ohne.


    Sie mag beides, freut sich, wenn sie abgeleint wird und macht keine Probleme, wenn sie wieder angeleint wird.


    Ein bisschen "Sitz", "Hier", "Platz", "Bleib", immer nur mal zwischendurch auf dem Weg - ohne Stress. Allerdings bestehe ich auf Erfüllung des Kommandos. Wir haben aber in dieser Zeit keinen Druck oder andere Zwänge, weil sie uns alleine gehört. Dauer des Spaziergangs, je nach Wetter, Lust und Laune und freier Zeit 1 - 2 Stunden. Manchmal sitzen wir davon 1/4 Stunde auf einer Bank und schauen einem Bach und den Vögeln zu. Manchmal treffen wir auch einen passenden Hund, mit dem sie spielen darf. Betonung liegt auf passend, wenn dem so ist, hat Peggy eine Riesenfreude beim um die Wettelaufen. Da arbeitet sie sich aus und heizt sich nicht negativ auf. Danach ist sie freundlich und zufrieden.


    Es geht uns in der Regel beiden gut, weil wir Zeit für einander haben.


    Bei "unangenehmen" Begegnungen ist das anders. Radfahrer und Autos fangen, wäre jetzt gerade ihr Hobby - daran arbeiten wir natürlich auch.


    Geclickert wird zuhause höchstens mal 5 Minuten. Peggy macht das Spaß, sie konzentriert sich sehr gut und geht ganz klasse bei Fuß. Geclickert wird aber eher bei sehr schlechtem Wetter, anstelle von Spazierengehen, wenn ihr sichtlich fade wird, damit das Köpfchen etwas zu tun hat.


    Was davon ist Eurer Meinung nach zu viel? Was soll ich ändern oder weg lassen? Nur bitte, versteht mich nicht falsch, ich will niemanden, der sich um unsere Probleme bemüht, zu nahe treten aber dennoch eindeutig festmachen: Bitte keine theoretischen Vorschläge, sondern solche aus der Praxis und aus eigenem Erleben! Und denkt daran, Peggys Mutter ist alles andere als eine Schlaftablette. Genetisch habe ich hier einen äußerst energievollen Hund, der gefordert werden möchte, wie Mama auch, sonst wird ihm fade und dann sucht er nach ungeeigneten Ersatzbeschäftigungen!


    Ich bin durchaus bereit, Lebensumstände auch hier zu verändern, aber Experimente, die uns wieder zurück werfen, mache ich nicht.


    Entwicklung: Peggy kam mit 9 Wochen zu uns. Die ersten 2 Wochen hat sie das Haus überhaupt nicht verlassen. Dann erst einmal 10 Minuten pro Tag. Mit ca. 12 Wochen besuchten wir versuchsweise eine Welpengruppe, haben es gleich wieder bleiben lassen, weil ich sah, dass sie dort völlig überfordert war und ihre Nerven viel zu dünn. Fazit: Eine total zerrissene Jacke, Knurren und Bellen und kein Herankommen mehr an sie.


    10 Minuten draußen waren Peggy schnell zu wenig, so wurden 20 daraus. Dann mit 4 Monaten 1/2 Stunde. Die ersten Male zusammen unterwegs mit Leah, 1 Stunde. Das habe ich aber wieder bleiben lassen, weil das für beide nicht gut ist. Peggy orientiert sich dann zu sehr am großen Hund und Leah hört auch nicht mehr so gut als wenn sie solo ist. Außerdem war der große Hund viel zu schnell für die Kleine, die Bedürfnisse einfach zu unterschiedlich.


    Das Problem des Anspringens, Beissens und Bellens, war vom ersten Tag an da und hat sich nicht erst entwickelt. Im Gegenteil, es wird ja besser. Ganz klar, habe ich nicht sofort erkannt, wie weitreichend Peggys Probleme waren und sicherlich häufig falsch reagiert, weil ich die Situation nicht einschätzen konnte. Ich reagiere auch heute, nahezu täglich, oft mehrmals falsch, weil ich gerade nicht anders kann, aufgrund der Situation. Ich kann mich nicht halbieren oder vierteln und überall sein. Da bin ich jedes Mal unzufrieden und weiß, dass ich es doch nicht ändern kann, obwohl ich es gerne besser machen würde.


    Als perfekte Hundetherapeutin bin ich leider nicht geboren und ich habe nicht nur einen Hund. Erst im Laufe ihrer Entwicklung konnte ich Peggys seelische Defizite deutlicher erkennen und beurteilen. Zunächst dachte ich mit recht großem Optimismus mit viel Liebe und Konstanz, dem kleinen Hund bald die nötigen Sicherheit vermitteln zu können.


    Dann folgten etliche verkehrte Trainer, Hundepsychologin zur Unterstützung, Mutlosigkeit, Erschöpfung - denn manches kann ich einfach nicht ändern. Ich kann z.B. nicht Leah abschaffen, damit Peggy hier keinen Stress hat und ich kann Leah nicht zwingen Peggy so zu behandeln, wie es am besten wäre... Ich kann auch meine Berufstätigkeit nicht an den Nagel hängen und habe keine 6 Arme und Hände.


    Jetzt sind wir aber - so denke und fühle ich - an der richtigen Stelle. In unserem Verein finden wir Annahme, Wohlwollen, echtes Interesse und drucklose Unterstützung und Förderung. Hier trainiert auch Leah mit meinem Sohn in der regulären Gruppe für die BH und in der fortgeschrittenen Agilitygruppe mit viel Spaß.


    Warum Peggy lernen soll sich unter Ablenkung ruhig zu halten? Natürlich deshalb, weil ihre Übersprungsreaktionen eben in erster Linie dann auftreten, wenn für sie unliebsame Geräusche, Menschen (Nordic Walking-Terror, Jogger, Radfahrer, Spaziergänger, Autos, geschäftlicher und privater Hausbesuch usw) Hunde die bellen oder nicht so freundlich gestimmt sind, andere Tiere usw. dazu kommen. Wir wollen nicht den Rest unseres Lebens nur noch zuhause verbringen und wir haben auch viele Nachbarn und jeden Tag Leute im Haus. Die treffen zwar nicht auf Peggy, aber mir verursacht das einen gewaltigen Stress, in der Unsicherheit, ob sie nicht gerade gleich anfängt irgendwo fürchterlich zu bellen.


    Peggy schläft z.B. im Haus und hört ganz in der Ferne in unserem Wohnviertel leise einen Hund bellen. Das ist Grund genug für sie, sofort sich aufzurappeln, schlaftrunken in den Garten zu wackeln und eine wütende Bellkanonade los zu lassen. Schließlich muss sie ja auch auf Distanzen von Luftlinie 100 m und mehr, ihr Heim verteidigen. Leah interessierte das selbst gar nicht, nur jetzt, wenn Peggy bellt, kommt sie auch dazu und kläfft mit.


    Das kommt jetzt noch dazu. Beide Hunde zusammen verhalten sich wesentlich negativer, als jeweils einer allein. Leah z.B. ist ein ausgeglichener, freundlicher Hund. Mit Peggy zusammen kläfft auch sie wie ein Leinenrüpel, wenn uns ein anderer Hund begegnet.


    Ich habe bereits mit Peggy, den ganzen Winter über, auch bei scheußlichstem Wetter, den Großteil des Tages und des Abends im Garten verbracht, damit sie dort ihre Geschäfte erledigte. Normalerweise tut sie das auch. Die Wohnzimmertür ist deshalb immer geöffnet, weil Peggy sich selten meldet oder einfach irgendwo steht und bellt und keiner weiß, was sie gerade will und wenn nicht jemand sofort reagiert, ist es schon passiert.


    Sie macht aber auch ganz einfach ihre Geschäfte lieber auf die Terrasse, auf Teppich und Polster als ins Gras, wenn sie nicht beobachtet wird. Mache ich die Türe zu, erledigt sie ihre Hinterlassenschaften in unbemerkten Momenten in der Diele oder im Wohnzimmer. Oft auch nicht, dann geht sie bei offener Tür freiwillig in den Garten. Gefährlich ist Regenwetter!Ich kann nicht auf Schritt und Tritt hinter ihr her sein.


    Über Tische und Bänke geht sie nur, wenn sie sich draußen nicht auslaufen konnte. Auch in meinem Beisein, springt sie dann blitzschnell hoch und "grinst" auffordernd herab. Klar, muss sie gleich wieder herunter.


    Wir leben mit Peggy auf keiner Insel und weil der Hund und wir beide zusammen und die ganze Familie mit ihr alltagstauglich werden müssen, gehen wir ins Training, um unter Anleitung Verhaltensweisen zu üben, die den Hund ruhig halten oder schnell wieder werden lassen. Außenstehende sehen viele Situationen gelassener als ich selbst und andere Situationen wieder viel dramatischer als ich. Dadurch zeigen sich auch neue Perspektiven und Lösungsmöglichkeiten.


    Ich will auf alle Fälle nicht mehr Ziel ihrer Attacken sein, wenn sie etwas erlebt, was sie beschäftigt. Weil das Abstellen alleine sehr schwierig ist, nehme ich erfahrene Hilfe in Anspruch. Was spricht da dagegen?


    Wo ist der Punkt Corinna, aus dem Du entnimmst, ich würde nicht am Problem, sondern nur an den Symptomen etwas ändern wollen? Bin ich auf dem falschen Dampfer, wenn ich glaube, kontinuierlich am Problem zu arbeiten? Sehe ich etwas gar nicht oder verkehrt? Was habt Ihr für Erfahrungen?


    Ich hätte sehr gerne dennoch zusätzlich hilfreiche Tipps allein fürs Symptom, weil Springen, Beissen und unkontrolliertes Bellen immer wieder Stresssituationen heraufbeschwören, die einen Missklang und negative Gefühle in unsere Beziehung bringen. Frust, Verletztheit und Zorn auf beiden Seiten. Gelänge es mir schneller, mit effizienten Mitteln auf die schnappende Peggy zu reagieren, wäre der Teufelskreis wahrscheinlich leichter zu durchbrechen. Mir macht's auch keinen Spaß, den Hund zwangsweise ins Platz zu befördern, was bis jetzt die einzig wirkungsvolle Methode ist, nicht fester gebissen zu werden und sie wieder zu beruhigen.


    Jetzt habe ich allerdings wirklich einen Roman verfasst und möchte es nun dabei bewenden lassen. Für neuerliche Antworten wäre ich Euch aber noch einmal sehr dankbar. Vieles war ohnehin schon dabei, von dem ich mir denke, dass es die Situation verbessern könnte. Mal sehen!


    LG


    Maria

  • Zitat

    Vielleicht erkenne ich etwas einfach nicht.


    Liebe Maria,
    genau das ist dein Problem !!
    Du bist der festen Überzeugung, alles richtig zu machen, willst von deinem bisherigen Schema absolut nicht abweichen, sondern erwartets einfachste Tipps, um DEIN Problem (um das es ja in diesem Thread geht) zu lösen.


    Erst, wenn du erkennst, daß nicht das Beissen allein das Problem ist, sondern alles, was drumherum ist, eure kpl. Beziehung, Tagesablauf, Programm, ... erst dann wirst du mit deinem Hund auf einen Nenner und mit ihr klar kommen - vorher sehe ich da keine Chance !!


    Gruß, staffy

  • hast Du Dir mal die Antwort von Steffi-E angesehen ? Sie hat , wie andere übrigens voher auch schon , recht gut erklärt , wie Du was ändern kannst !


    Lieben Gruß,


    Katzentier


    Dein Hund braucht nicht nur körperliche Aktivität , davon hat meines Erachtens viel zuviel , sondern auch Kopfarbeit , eine geistige Herausforderung .


    Und er braucht feste Regeln , etwas woran er sich orientieren kann . Konstante .


    Auch das hat Steffi gut beschrieben .

  • Hallo Maria,


    ich weiß was du empfindest, du willst alles richtig machen und
    merkst momentan du stehst auf einem Fleck und kommst nicht
    weiter.
    Man liest ja auch durch dein Geschriebenes das du sehr viel
    versuchst zu verstehen. Ich finde diese Punkte sind für euch beide
    zur Weiterentwicklung besonders wichtig. Nur mir ist auch aufgefallen
    das dein Frust und deine Wut dich etwas blockieren.
    Keine Sorge das ist kein Vorwurf ich kenne es von hier. An dem Punkt
    war ich hier auch vor etlichen Monaten. Du erwartest Wunder die kann
    es nicht geben. Sie ist jung, sie wird in den nächsten Wochen, vielleicht
    braucht sie Monate noch merken das du dich änderst und sie sich bei dir
    sicher fühlen kann.
    Nur es dauert, es kommt nicht über Nacht.
    Du kannst die verloren gegangene Zeit in den ersten Wochen nicht
    wieder zurück holen.
    Sondern du musst jetzt geduldig an einigen Sachen arbeiten. Das eine
    ist halt sie hat den Garten nur noch mit dir zu besuchen. Fange zu Hause
    an die Grenzen klarer zu ziehen, so kann sie dich besser einschätzen.
    Alles was zu Hause einigermassen klappt kannst du draussen aufstocken.
    Es sind die Kleinigkeiten die sie so hochpuschen, aber das hast du ja schon selber festgestellt.
    Genau da musst du ansetzen, damit sich das ganze bei euch entspannen
    soll.
    Es ist das ganze was überdenkt werden muss, siehe mein erstes Posting.
    Momentan fühlst du dich durch einige Sachen angegriffen, aber lasse
    es dir mal in Ruhe durch den Kopf gehen.
    Es wird besser aber es dauert noch seine Zeit. Solche Hunde passen
    nicht ins Schema F bei der Hundeerziehung sie haben ihre eigene
    Zeitrechnung in ihrer Entwicklung. ;)

  • Großer Irrtum,


    ich gehe sehr gerne darauf ein, nur hätte ich gerne konkrete Vorschläge, was wie zu verändern ist und keine pauschalen Angaben wie "fahr dein Programm" herunter.


    Steffi E.s herrlichen Beitrag habe ich leider erst nach dem Abschicken meines "Romanes" gelesen und Einiges erkannt. Er bestärkt mich auch darin, viele Attacken von Peggy als den Versuch mich zu etwas zwingen zu wollen, zu erkennen. Wenn ich selbst so etwas äußere, höre ich immer nur, dass kein "kleiner" Hund dies täte. Ich sehe schon oft den gewieften, kontrollierenden Tyrannen!


    Aussage des Züchters, sinngemäß:" Wenn Sie für Leah viel Energie und Konsequenz gebraucht haben, brauchen Sie für Peggy noch viel mehr. Die ist noch aktiver, weiß was sie will und setzt sich durch. Wenn Sie nicht aufpassen, tanzt sie Ihnen auf der Nase herum und der Leah auch. Peggy kommt ganz nach ihrer Mutter."


    Wie ich schon schrieb, sehe ich in ihrem Kopf ein Engramm, auf dem steht: "Ich will aber und das sofort", darauf gebe ich aber selten nach.


    Kopfarbeit machen wir schon, aber vielleicht zu wenig. Peggy hat viele Holzspielzeuge zum "Nachdenken und Tüfteln". Ich lasse sie auch etwas suchen, erschnüffeln usw. Jetzt will ich ihr beibringen Gegenstände in ein Körbchen zu legen, nachdem sie ja auch meine Hausschuhe bringen kann. Ein paar Tricks habe ich Ihr auch schon beigebracht, was ihr sichtlich Spaß macht (Gratwanderung zwischen Spaß und Aufdrehen). Kopfarbeit geht aber nur, wenn Leah mit meinem Sohn außer Haus ist, weil ich sie sonst wieder in einen anderen Raum geben müsste. Mit zwei Hunden geht da gar nichts.


    Ich mach sicherlich nicht alles richtig und bin eben auch oft unsicher, sonst würde ich ja nicht fragen.


    Eine Ursache für Beissen, Bellen und Springen können unsere Aktivitäten allerdings wirklich nicht sein, wenn dann höchstens ein Verstärker. Missverstehen wir uns hier nur aufgrund der Wortwahl?


    Darüber zerbrech ich mir nun schon seit ein paar Tagen den Kopf, seit den ersten Antworten. Was soll ich denn nun genau reduzieren oder an Aktivität ändern?


    Andererseits habe ich mir den Jetztzustand schwer erarbeitet und habe natürlich Bammel davor, eventuell wieder rückwärts zu gehen, denn Peggys Angriffe haben durch die Ausweitung der Aktivität nicht zugenommen, sondern abgenommen. Haltet Ihr es dennoch für ersichtlich, dass unsere Ausflüge statt beruhigender zu wirken, Verstärker sind? Die Psychologin meinte, ich müsste mehr mit Peggy alleine nach draußen, wo wir beide ungestört füreinander Zeit haben. Wie Ihr seht, bin ich eben sehr unsicher. Durchaus bereit Dinge zu verändern, aber auch gehemmt, weil ich meine Fortschritte nicht gefährden möchte.


    LG


    Maria


    :???:




  • Liebe Grüsse,


    Katzentier

  • Ich habe nun den dritten Cattle Dog. Ich kann Dir hier ein paar Tips aus der Praxis geben:


    - Deine Maus sollte sich mehr mit sich alleine beschäftigen können. Du beschreibst an Kopfarbeit auch nur Dinge, die Du mit ihr zusammen machst.... Füll ihr nen Kong, frier ihn ein, soll sie sich damit halt mal zwei Stunden ihr Futter erarbeiten. Das zwei mal am Tag und schon hast Du einige Probleme weniger....


    - Mach wirklich lieber weniger. Kauf Dir ne Box und tu sie dort mal mit was zum Knabbern oder eben dem Kong rein..


    - Besorg Dir das Buch: Hilfe, mein Hund ist unerziehbar.
    Die Erziehungstips sind nicht besonders, aber die Sache mit den Zerebralallergien dafür um so interessanter.


    - Gib ihr ein Futter ohne Mais, Soja, oder Weizen, mit eher wenig Protein, ich kann das Bestes Futter fenrier empfehlen, oder magic oder fellow banane....


    - Gib ihr ne zusätzliche Mahlzeit Kohlenhydrate, aber gute wie Kartoffeln, Reis, Karrotten. am besten zwei bis drei Stunden nach einer normalen Fütterung.


    - Schau Dir mal Relaxan an, ist ein Nahrungsergänzungsmittel, das den Streßpegel des Hundes senkt.


    - führe einen Tag, immer abwechselnd, in der Woche ein, wo ihr wirklich gar nix macht, also wirklich nur kleine Gassirunde ohne Bespaßung, entspannen, kuscheln, kong knatschen, und sonst wirklich gar nix...


    - Spiel wenig bis gar nicht Ball oder sonstige Nachrenn-Spiele.... sondern dann eher warten müssen und dann erst bringen Übungen mit ihr.


    - ansonsten hatten meine zwischen dem 6. und dem ca. 13-14. Monat immer eine schreckliche ich bin sooooo fit-Phase gehabt... Einfach aussetzen, hart bleiben, ignorieren, Kong oder Kauknochen anbieten und sich nicht fordern lassen....


    - Besorg Dir das Buch: Aggressionsverhalten des Hundes (oder so ähnlich) jedenfalls gelb und aus dem Animal learn Verlag. Da steht so einiges über Frustrationstoleranz drin.


    - Hart, hart und nochmal hart bleiben, auch wenn sie noch so nervt....


    Wünsche Dir viel Geduld mit der Maus.... Ich weiß wovon ich rede....

  • Hallo,


    danke für Deine Tipps.


    Box und anderes Zimmer allein ist total erledigt - siehe vorangegangene Postings von mir.


    Statt einem Kong, habe ich so eine Stehaufpyramide, die man füllen kann.


    Das mit den Zerebralallergien ist ein guter Hinweis.


    Das Buch werde ich mir unbedingt besorgen.


    Ich koche selbst, möglichst Allergen frei: Reines Fleisch, Reis, Karotten, Tomaten und Äpfel. Sonst bekommt sie noch Banane wenn sie mag und als Leckerlis nur getrocknete Lammhappen und ansonsten rein gar nichts.


    Mit Relaxan werde ich mich auch beschäftigen. gestern bekam ich von einem Trainer den Tipp doch mal DAB-Spray anzuwenden. Hat hier schon jemand Erfahrung?


    Ball, Zerr- oder Nachrennspiele gibt es überhaupt nicht.


    Clarissa von Reinhardt (animal learning) war eine unserer ersten Trainerinnen.


    Jetzt habe ich doch schon eine ganz schöne und gut brauchbare Sammlung an Tipps für die Alltagsaktivitäten und auch für Verhaltensänderungen.


    Ganz herzlichen Dank für Deine Mühe und auch an Claudia nochmals Danke und natürlich auch allen Anderen.


    Maria :^^:

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