Hund und Kind - die unterschätzte Gefahr?

  • In fast jedem Thread, der sich um das Thema Kind und Hund dreht, kommt irgendwann der Satz "Das Kind niemals mit dem Hund allein zu lassen"...
    Wenn ich so auf meine Kindheit zurückschaue, ich bin jetzt 27 Jahre alt, dann hatte ich immer Umgang mit den verschiedensten Hunden, aber wenn ich mal ganz scharf nachdenke, ein Erwachsener hatte kaum ein Auge darauf.
    Es gab Hunde in der Familie, Hunde im Freundeskreis, mit 10 Jahren habe ich begonnen Hunde aus der Nachbarschaft auszuführen und als ich 12 Jahre alt war (mein Bruder war damals acht Jahre alt) haben wir (bzw. meine Eltern) uns unseren ersten eigenen Hund zugelegt.
    Was haben wir mit diesem Hund nur alles gemacht:
    Wir haben ihn mit Klamotten von uns verkleidet, er war jedesmal dabei, wenn wir uns mit Freunden zum Fussball spielen getroffen haben, wir haben ihn mit in den Wald genommen und im Sommer mit an den See zum Schwimmen.
    Es war eine absolut unbeschwerte, erwachsenenlose Zeit und der Hund, der war eigentlich immer mit dabei...
    War das nun unverantwortlich von meinen Eltern oder haben sie nur einfach nicht darüber nachgedacht, da der Hund integraler Bestandteil der Familie war?
    Was wäre passiert, wenn der Hund nach einem von uns geschnappt hätte?
    Meine Eltern hätten wohl gesagt:"Selber Schuld!"
    Was wäre passiert, wenn er weggelaufen wäre (natürlich war er immer ohne Leine unterwegs)?
    Wir Kinder hätten ihn wohl solange gesucht, bis wir ihn gefunden hätten - und das nicht aus Angst vor den Eltern!
    Warum hat sich das im Laufe der Zeit so sehr geändert (und so alt bin ich doch noch gar nicht!)?
    Es war ja nicht nur in unserer Familie so, sondern in allen Familien die ich damals kannte.
    In der Familie eines guten Freundes von mir lebte ein Bernhardiner, wir sind damals 10jährig mit diesem Riesenhund spazieren gegangen - absolut selbstverständlich...hätte der Hund gewollt...wir hätten nicht den Hauch einer Chance gehabt.
    Ist es die Berichterstattung der Medien, die da eine unterschwellige Angst auch auf Seiten der Hundebesitzer geschürt hat?
    Können Kinder heute einfach nicht mehr mit Hunden umgehen oder idealisiere ich gerade meine Kindheitserinnerungen?
    Wie wird das hier von den Eltern gehandhabt?

  • Bei mir war es genau das gleiche!
    Als ich 10 war (meine Schwester 6) haben wir unseren ersten Hund geholt. Zumindest ich war ständig mit der Fellnase unterwegs. Meine Eltern haben sich nie gedanken gemacht.
    Ich war mit ihm im Park, zum Federball oder Volleyball spielen, im Winter waren wir Schlittenfahren, wir waren zusammen einkaufen.
    Nie hab ich mir irgendwelche gedanken darüber gemacht - meine Eltern auch nicht.

    EDIT: und sogar beim Schulausflug war er mit dabei!!!!! Da hatte keiner geschrieen oder ein aufmarsch gemacht. Alle fanden es toll!

  • Als ich Kind war durfte ich auch mit unseren Hunden spazierengehen, allerdings nur mit Leine und wenn ich mit Freunden los war durften die auch nicht mit. Aber zu Hause hab ich auch alles mögliche mit den Hunden gemacht (mein Bruder auch), verkleidet, unser kleiner Hund wurde im Puppenwagen spazieren gefahren und was weiss ich nicht was noch alles. Passiert ist nie was, wir waren auch oft mit den Hunden alleine da war nicht immer jemand bei.
    Inzwischen habe ich selber zwei Kinder (bald drei :D ) und bin auch nicht jede Sekunde dabei, mag nun manch einer hier als Fahrlässigkeit bezeichnen, trotzdem ist es bei uns eben so. Die Kinder wissen wie sie mit dem Hund umzugehen haben und gut is. Spazieren gehen dürfen sie noch nicht alleine, sind aber auch erst 3 und 7 und der Hund ist sehr wild. Kratzer gibt es bei uns öfter mal wenn die drei zusammen toben, aber das find ich auch nicht schlimm, war bei uns früher auch so.

  • Sleipnir wenn ich darüber nachdenke hast Du recht.

    Auch in unserer Familie gab es immer Hund. Unbeschwert und ohne diese ganze TamTam (ohne das jetzt negativ zu meinen) was heute um die Hunde gemacht wird.

    Meine Oma hatte einen schwarzen Cocker. Er war mit in meinem Planschbecken als ich winzig war. Er hat mit mir auf dem Sofa geschlafen als ich größer war, Wir haben zusammen im Garten gezeltet...*gg*

    Hundeschule? Gabs nicht?....Immer Erwachsene dabei? Die hatten keine Zeit für son Blödsinn.....

    Aufm Spielplatz hier im Ort kam immer ein Junge mit einem schwarzen Zwergspitz...und der war wirklich bissig.....Da wäre von unseren Eltern keiner drauf gekommen das Ordnungsamt anzurufen..da hiess es. *dann lass den Hund in Ruh wenn Du weisst er beisst, Basta*


    Ich hab mit 9 angefangen meine NAchbarn zu belagern, sie hatten nen Hovarvart der furchtbar alles angehöggelt hat und nen kleinen schwarzen Mischling, mit dem bin ich stundenlang unterwegs gewesen.


    Aber warum ändern sich so viele Dinge so extrem?

    Jetzt mal darüber nachdenken muss

  • Die Kinder von heute sind teilweise auch gar nicht mehr erzogen, haben keine Achtung im Umgang mit Tieren. Dazu kommt noch die von den Medien geschürte Hysterie.
    Ich hatte als Kind leider nie einen Hund, habe aber jede Gelegenheit genutzt mit Hunden zusammenzukommen und wenns der Polizeihund der Mieter unter uns war. Mit einer Schulfreundin zusammen habe ich auch regelmäßig Hunde anderer Leute ausgeführt. Noch in der Kindergartenzeit war ich mit der DSH- Hündin meiner Tante unterwegs.
    Meine Eltern haben sich da eigentlich nie großartig Gedanken drum gemacht, mir aber rechtzeitig den respektvollen Umgang mit Tieren beigebracht.
    So kinderlieb wie Chiko ist, aber es gibt genug Kinder wo selbst dieser Hund die Krise bekommt.
    Mit gut erzogenen Kindern, egal welchen Alters gibt es überhaupt keine Probleme.

    LG Iris + Schäfis

  • Wir sollten vielleicht überlegen, dass es früher nicht so viele Hunde gab die durch Fehlerziehung und Tierheimaufenthalte einen Knacks hatten. Ganz abgesehen mal von den minimalen Transporten aus dem Ausland.

    Unser zweiter Hund war eine Schäferhündin, rattenscharf. Sie kniff mich, hörte nicht und ging bis ans aggressive Schnappen, wenn denn dann meine Eltern sich mal umdrehten. Ich als kleinster der Familie hatte damit ein halbes Jahr totale Probleme. Gut, irgendwann hat sich heraus gestellt dass sie den "dominanten" Züchter auch von hinten angegangen ist und wir wußten warum.

    Ich finde einfach in der heutigen Zeit, die Kinder haben sich nun auch verändert, hyperaktiv, etc. solte man das Zusammenspiel zwischen Hund & Kind schon mehr im Auge behalten. Es geht ja halt nicht um so schnell wiederersetzbare Wesen...

    Gruß
    Herbert

  • Ich kann nur so viel dazu sagen, dass sich die Zeiten doch schon sehr geändert haben - und vor allem aber auch die Menschen.
    Ich denke früher haben die Leute einfach mehr mit sich zu tun gehabt- heute stehen sie hinter der Gardine und gaffen - pure Sensationslust! Man könnte ja irgendwas verpassen worüber man tratschen kann oder vllt. sogar etwas zur Anzeige bringen.

    Wenn unsere Tochter (Kindergartenkind) mit den Hunden spielt hat auch einer von uns ein Auge darauf. Denn natürlich kann es auch mal passieren, dass die Hunde im Spiel daneben "beissen" oder sie arg übern Haufen rennen. Letzeres finde ich nicht ganz so schlimm - aber es muss ja nicht unbedingt was passieren.

    Doch was mich am meisten auf die Palme bringt ist, das manche Menschen sich einfach erdreisten, einen blöde von der Seite anquatschen zu müssen um einen Moralpredigten halten zu müssen oder einem gar drohen! Ich denke, dies ist einer von vielen Gründen, warum man (ich!) heute schon fast übertrieben "gluckt".

  • Hallo Sleipnir,

    bei mir war es auch nicht anders. Der Hund war halt da. Bin zu einem großen Teil bei meiner Großmutter aufgewachsen und die hatte wirklich anderes zu tun, als ständig hinter mir und/oder dem Hund hinterher zu sein.
    Ich bin immer blendend mit unseren Hunden und denen von Freunden ausgekommen. Nie hat mich einer gebissen oder gezwickt.

    ABER: Mir wurden auch von meiner Großmutter klare Grenzen gesetzt. Wenn der Hund im Körbchen war, durfte ich nicht ran. Hab ichs trotzdem probiert gabs auch mal was auf die Finger.
    Ich habe klar von meiner Oma gelernt, wann Schluss ist - und das ich die Bedürfnisse des Hundes zu respektieren haben.
    Es war alles in allem ein harmonisches miteinander.

    Viele Eltern vergessen das heute leider häufig. Da ist immer gleich der Hund schuld, wenn er mal kurz seine Grenzen absteckt (knurren z. B.). Kein normaler Hund würde das tun, solange er noch Rückzugsmöglichkeiten hat und eben auch mal einfach in Ruhe dösen darf.
    Außerdem sehen viele den Hund als Bakterienschleuder und trainieren so den Kindern schon einen gehemmten Umgang mit den Tieren an.
    Wie oft ich schon quer durchs Gesicht geschleckt wurde, kann ich heute gar nicht mehr zählen. Ich habe mein Butterbrot und auch das Eis mit meinem besten haarigen Kumpel geteilt und auch schon mal ne Portion Gras oder Trockenfutter gemampft, weil er das ja auch getan hat. ;)
    Nie hat ein Erwachsener geschimpft, nie gesagt: Du wirst krank!
    Es war einfach toll!!!


    Ich hoffe, wenn ich mal Kinder bekomme, dann werde ich eine ähnliche Gelassenheit an den Tag legen, wie "meine Erwachsenen". Denn mit nem Schmunzeln und Lächeln geht es sich doch viel leichter durchs Leben. :D

  • huhu

    ich bin ja nun selbst noch nicht so alt ;) aber ich denke auch, dass viele Kinder den richtigen, respektvollen Umgang mit Hunde bzw tieren im Allgemeinen gar nicht mehr gelernt haben..

    als ich klein war (6 oder so) bin ich immer mit dem DSH unserer Mieterin gassi gegangen, allerdings mit der Mieterin, der Hund war ja größer als ich und hat nicht gehört.. tjaaa, ich habe diesen hund geliebt, und auch dass er mich beim Gassi an der Leine das ein oder andere mal hinterhergeschleift hat, so dass ich ne neue hose brauchte, hat unserem Verhältnis nicht geschadet :D
    von dem DSH meiner Oma (er ist gestorben als ich 10 war) hatte ich auch mal ein paar kratzer und schrammen, aber diese Hunde waren immer mit uns Kindern allein, ich hab 18 Cousins&Cousinen, und wir haben dauernd mit dem Hund gespielt und alles mögliche mit ihm angestellt.. es war dauernd irgendein Kind dort.. und ganz ehrlich, meine Großeltern hatten besseres zu tun, als auf uns aufzupassen.. aber wir haben auch alle gewusst, was wir machen können mit dem Hund und wo die Grenze ist, da gabs auch mal ärger von den Erwachsenen, wenn wir den Hund zu arg genervt haben..

    und ich denke diese Grenzen fehlen auch vielen Kindern heute
    Bsp: Ich war mit meinem Hund beim abendessen (waren noch zwei andere Hunde dabei), wir saßen draußen, er lag bei mir unter dem tisch.. da kommt ein Kind (vllt 3-4 Jahre alt) mit nem Stock, hockt sich neben Chui und piekst ihn ziemlich fest mit dem Stock. Ich hab dann gesagt, dass sie das nicht machen darf, der Hund könnte sie auch beißen! Da ruft die Mutter auf einmal (sie saß 3 Tische weiter) : "Komm wieder her, das darfst du nicht machen, der Hund ist nicht wie Luna" :irre: da tut mir dann der Hund der Familie leid, wenn er so geärgert wird..

    lg Christine

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!