mein letzter Hundespaziergang....

  • Für alle die, die mich und meine Geschichte nicht kennen, erstmal zur Erklärung.
    Ich bin seit drei Jahren bekannt erkrankt an Borderline, habe starke Depressionen,
    Soziale Phobie und bin stark übergewichtig (140kg).
    Um besser leben zu können, haben wir zwei Hunde.
    Mit denen war ich eben draußen. Wir sind unsere gewohnte Runde gegangen.
    Unser Olli zieht desöfteren noch sehr an der Leine. So auch diesmal. Und
    ehe ich mich versah, hat er gegen Müllbeutel gepullert. Das versuche ich sonst
    zu vermeiden.
    Da tauchte auf einmal aus dem Nichts hinter mir ein Mann um die 55 Jahre auf.
    Kurz zusammengefasst: er beschimpfte mich lautstark; ich würde mit meinen
    Hunden in die Gosse gehören; sowas wie ich wäre gar nicht in der Lage, Hunde
    zu halten und zu erziehen; er hätte genau gesehen, dass ich angehalten hätte, damit mein Hund
    gegen die Säcke hat pullern können; ich wäre intolerant, weil die Hunde überall
    hinmachen würden; ich sollte mich doch mal anschauen, wie ich aussehen würde;
    es wäre ein Unding, dass so etwas wie ich überhaupt draußen wäre; so was wie ich
    hätte gar keine Adresse; wenn er mich einmal in der Nähe von einem Kindergarten-
    spielplatz erwischen würde, würde ich was erleben, er würde mich schon finden.
    Um nicht loszuweinen, habe ich mich runtergehockt zu meinen Hunden und habe
    sie gestreichelt. Unser Olli hat die Agressionen gespürt und hat den Mann
    irgendwann angebellt.
    Ich habe erst noch versucht, mit dem Mann zu reden. Ich habe ihm meine Hundekack-
    beutel gezeigt. Das hat er gar nicht sehen wollen.
    Irgendwann hat er mich mal gehört und zwar, dass ich ihm gesagt habe, er wäre
    intolerant, weil er mich noch nicht mal ausreden lässt. Da kam dann das, dass
    ich intolerant wäre. Ich habe ihn auch gefragt, ob er meine Adresse möchte, weil
    er meinte, er wolle mich anzeigen. Ja, sowas wie ich hat keine Adresse.
    Dann habe ich auf alles, was er gesagt hat, nur noch kräftig und deutlich: richtig!
    gesagt. Das war einfach nur für mich, damit ich ruhig bleibe und auch wieder
    heile nach Hause komme. Wahrscheinlich war es für ihn Provokation, auch wenn ihn
    das Wort nicht im Verhalten verändert hat.
    Irgendwann ist er dann abgedampft.
    Ich dann auch. Ab nach Hause.
    ERstmal geht es mir besser, Selbstverletzung sei Dank.
    Aber ich kann nicht mehr. Mich hat das so fertig gemacht. Ich fühl mich
    dermaßen schlecht.
    Ich gehe raus, damit sowas wie ich den "Zustand" des Übergewichts verbessern
    kann. Ich habe Hunde, damit ich irgendwann wieder normal leben kann.
    Ich habe Kacktüten, um Häufchen aufzusammeln. Meine Hunde gehen
    an der Leine, um niemanden zu belästigen. Was soll ich denn noch
    tun?

  • Du kannst nicht mehr tun!
    Ein Stück weit, wenn auch sicher nicht ganz, kann ich dich schon verstehen, als Hundehalter gehört man nun mal zu einer Minderheit der Bevölkerung und gerät immer wieder mit anderen Menschen in Konflikt, passiert mir immer wieder, passiert anderen hier im Forum und gehört wohl, leider(!!!) zur Hundehaltung mit dazu.
    Manchmal lässt mich sowas völlig kalt und ich denke "leck mich!", manchmal, und das sind meistens Tage, an denen es mir sowieso schon nicht so gut geht, geht mir das auch ganz kräftig an die Nieren, und ich wünsche mir nichts mehr, als eine einsame Insel für mich und meine Hunde.
    Versuch diesen Typen einfach zu vergessen, der ist es nicht wert, dass du dir deswegen den Kopf zerbrichst. Wahrscheinlich ist es ein ganz armes Würstchen, der im Job oder in der Ehe nichts zu lachen hat und einfach mal seinen Frust rauslassen wollte!
    Kopf hoch, es gibt auch noch die netten Menschen, die älteren Frauen, die ganz verstohlen nach dem Hund schauen, die Kinder, die fragen, ob sie den Hund mal streicheln dürfen...ich weiß, diese Menschen sind nicht besonders häufig, aber es gibt sie!

  • Zitat

    ERstmal geht es mir besser, Selbstverletzung sei Dank.


    Ich hoffe, nicht allzu schlimm...

    Ich habe selber mit Borderlinern in einem Übergangswohnheim gearbeitet, daher weiss ich , wie es dir geht.

    Ratschläge wie "mach dir nichts draus" usw. helfen dir nicht viel .

    Ich hoffe, du hast professionelle Hilfe / Betreuung.
    Jemand, der sehr empfindsam ist so wie du, steckt sowas nicht so einfach weg.

    Zitat

    Ich gehe raus, damit sowas wie ich den "Zustand" des Übergewichts verbessern
    kann. Ich habe Hunde, damit ich irgendwann wieder normal leben kann.
    Ich habe Kacktüten, um Häufchen aufzusammeln. Meine Hunde gehen
    an der Leine, um niemanden zu belästigen. Was soll ich denn noch
    tun?

    Nichts, du machst alles richtig

    ich wünsche dir viel Kraft
    LG
    Melanie

  • als erstes darfst du keinen "Fehler" bei dir vermuten. Dass ein Hund mal gegen einen Müllsack pullert kann jedem passieren. Der Typ hätte dich wahrscheinlich auch so angemacht und das passiert jedem von uns mal. Egal ob du mit Hund, mit Kindern, mit Fahrrad oder sonstwas oder-wem unterwegs bist, es gibt immer einen dem das gerade nicht passt.

    Bemitleide ihn, der mag sich selber nicht und er muss es sein Leben lang mit sich aushalten du kannst weitergehen!

    mach weiter so, es ist alles richtig!
    Liebe Grüße
    Nadja

  • Es wird Dir sicherlich nicht viel nützen wenn ich sag, mach Dir nichts draus und hoffe Du hast professionelle Hilfe für Dich vor Ort.

    Ich bin auch der Meinung das Du alles richtig gemacht hast.

    Du warst nur zur falschen Zeit am falschen Ort und der gefrustete Herr hat seinen Ärger an Dir abgelassen, weil vielleicht ein paar Hundebesitzer sich nicht so verhalten wie Du es sonst aber machst.

    Kopf hoch und alles gute für Dich. ;)

  • Das hast Du schön gesagt.
    Eigentlich ist dem nichts mehr hinzuzufügen.

    Aber diese Bestätigung kann ich auch geben,
    dass Du überall mit diesen Leuten konfrontiert wirst.

    Ich wäre dann aber eher der Typ gewesen, der
    richtig zurück gemotzt hätte.Das Vertrauen zu Dir
    selbst mußt Du aufbauen.
    Und ich finde es schon ein sehr guter Schritt mit dem,
    was Du alles versuchst zu unternehmen.Mach bitte
    weiter so und lass Dir das
    nächste mal nicht so auf dem Kopf herumtanzen .
    Ich habe auch jahrelang geritzt um Stress und
    Agressionen abzubauen. Heute geh ich lieber mit den
    Hundi´s in den Wald und atme ganz tief durch.
    Das wird schon wieder,Du mußt Dir nur denken:
    Hallo? An mir lässt Du Deinen Ärger nicht aus...
    und läßt den einfach nur
    doof stehen und gehst weiter ;)

  • Lieber Utofi,

    ich kann dich ein Stück weit verstehen.
    Hatte selbst fast 5 Jahre mit sozialer Angst und schlimmen, quälenden Depressionen zu kämpfen. Bei mir wars Untergewicht statt Übergewicht - aber das ist meiner Meinung nach fast das selbe.
    Mittlerweile hab ich mich wieder aufgerappelt.
    Von daher kann ich wirklich wahnsinnig gut verstehen, wie das ist, wenn einen so ein Mensch blöd anmacht. Man will dann einfach nur klein wie ein Mäusschen werden und wegrennen. Und man macht sich danach richtig heftige Selbstvorwürfe.
    Aber wirklich mal ehrlich, du kannst doch gar nix dafür. Und selbst wenn, davon wird weder die Welt untergehen, noch wird das am nächsten Tag in der Zeitung stehen. Mach dir echt nichts aus solchen Leuten!
    Irgendwann gehts dir auch wieder besser und du hast genug Mut, dich gegen so einen Menschen zur Wehr zu setzen.

    Ich finde es gut, dass du Hunde hast, du bist gezwungen, raus zu gehen und dich mit deinen Ängsten draussen auseinander zu setzen.
    Ohne meine kleine Maus wäre ich nie gesund geworden - wufftis sind halt doch die besten Psychologen.
    Also statt dich zu verletzen versuch doch nächstes mal lieber, deinem Hund ein paar Kunststückchen beizubringen.
    Auch wenns erst mal schwerfällt, das macht nach kurzer Zeit Spass und lässt den Vorfall vergessen.
    Du könntest z.B. das Schämen üben. Nächtes Mal wenn sowas ist, soll sich dein Wuffti die Pfote auf die Nase legen - dann lacht der Mann, statt weiter zu schimpfen :lachtot

    Liebe Grüße
    Micha

  • Fühl Dich einfach mal in den Arm genommen :knuddel:

    Der Typ hat wahrscheinlich zu Hause nichts zu sagen und seinen Unmut deswegen an Dir ausgelassen.
    Solche Ar :zensur: löcher gibts leider überall :/

    Nimm Dir das nicht zu sehr zu Herzen. Du weißt es besser und das zählt. DU hast Deine Hunde, Du liebst sie und sie lieben Dich. Das ist jetzt wichtig :knuddel:

  • Ja, ich LIEBE so Leute. Echt. Und, ich kann verdammt gut nachvollziehen, worum es geht. (Details unwichtig)

    Weißt Du, wie dem auch sei. Du hast getan, was jeder normale Mensch gemacht hätte in der Situation. Es gibt Menschen, die haben das Einfühlungsverhalten einer Dampfwalze gegenüber einem Gänseblümchen. Obwohl, ich glaube die meisten Dampfwalzen sind da einfühlsamer....

    Hast Du einen Therapeuten? Einen Arzt? Wenn ja, mache einen extra Termin mit denen, wenn's Dir morgen nicht besser geht. Hast Du jemanden, der sich um Dich kümmern kann? Weißt Du was, am besten kuschelst Du Dich jetzt mit den Hunden irgendwohin. Denn die Hunde lieben Dich wie Du bist und Du die Hunde. Und der Rest der Welt ist wirklich ziemlich unwichtig.
    Wenn Du jemandem nicht paßt, dann ist das das Problem des Mannes. Der kann Dich doch mal am allerwertesten lecken. Achne, das könnten die HUnde übel nehmen.... Und, NATÜRLICH will Dein Hund Dich verteidigen. Und das ist GUT so! Weil das zeigt, daß Du Deinem Hund wichtig bist.
    DU bist nicht Schuld. DU hast nichts falsch gemacht. Und wenn der Mensch das meinte, dann, ja, Pech für IHN.
    Und, versorg die Wunde. Ok? Und wenn es genäht werden sollte, dann kümmere Dich drum, ansonsten, Pflaster oder Verband, was immer sinnvoller ist. Auch wenns schwer fällt. Deine Hunden wollen Dich möglichst gesund und munter bei sich haben!
    Und weißt Du was? Jetzt bist Du mal gut zu Dir selber. Das hast Du nämlich verdient! Mach Dir einen Tee oder Kakao oder so (eher keinen Alkohol, Alkohol kann Depression verschlimmern) und mach's Dir gemütlich. Und wisse einfach mal, daß es nun mal Leute gibt, die einen gewaltigen Sprung haben, aber nicht alle und es genug Leute gibt, die Dich schätzen und akzeptieren wie Du bist.

  • Hallo Utofti,

    solche Sachen passieren uns Hundehaltern leider immer wieder. Lass dir dadurch deine Spaziergänge mit deinen Hunden nicht vermiesen. Ich denke das sie dir in gesundheitlicher Sicht einiges bringen und du solltest wegen solchen intoleranten Menschen nicht darauf verzichten.

    Du hast den Vorteil das du deine Krankheiten erkannt hast, das hat dieser Egomane nicht zustande gebracht.

    Ich wünsche dir viel Kraft und Mut für deine weiteren Spaziergänge und auch für deinen weiteren Genesungsprozess.

    Schönen Gruß,
    Frank

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