Sanfte Erziehung vs. sanfter Leinenruck am Geschirr

  • Hallo,


    ich möchte hier ganz ehrlich meine Fragen stellen und hoffe ich werde nicht gevierteilt.


    Ich habe eine sehr gute Hundetrainerin, die mir zu absolut und ausschließlich positiver Verstärkung rät. Da ich meine 7-monatige, relativ unerzogene Spanierin erst 3 Wochen habe und mir die nötige Hundeerfahrung fehlt fällt es mir schwer alle Infos (die man ja von allen Seiten bekommt) richtig einzuschätzen.


    Meine Trainerin rät mir, zum Leinenführigkeitstrainig immer stehen zu bleiben und Baum zu spielen wenn Maxi zieht. Weiter gehts erst, wenn die Leine entlastet ist. All das am Halsband.


    Maxi zog nun immer noch und reagierte schon seit Tagen nicht auf mein Baum spielen (obwohl sie sehr intelligent ist - und sicher weiß, was los ist).


    Nun habe ich auf folgende Methode zurückgegriffen: Hund ausschließlich am Geschirr. Leine mit einem Finger locker gehalten. Wird sie straff ein (wirklich sehr kleiner!) Ruck mit dem einen Finger und ein ruhiges NEIN. Maxi geht seit dem ohne ziehen. Ich mußte es nur einen Spaziergang lang machen. Sie kommt auch besser mit und achtet auf reine Sprachbefehle wie KOMM, WEITER, SITZ viel besser.


    Ist dieser kleine Ruck wirklich so ein Verbrechen? Im Endeffekt habe ich jetzt einen Hund, der nicht mehr zieht und auf mich achtet. Der Impuls ist wirklich klein. Bitte zerreißt mich nicht, sondern klärt mich auf.


    Eine andere Sache ist das Katzenjagen. Ich hab 2 Kater und Maxi spielt gerne WILDE TREIBJAGD. Ich sage immer NEIN, aber sie nimmt es nicht ernst. Nun habe ich sie einmal hochgenommen, auf ihren Platz gelegt, sie im Nackenfell genommen und klar NEIN gesagt. Seit dem wird bei einem NEIN von mir gleich von den Katzen abgedreht. War das jetzt sooo schlimm? Ich war nicht gewalttätig, habe sie nicht am Nackenfell hochgenommen oder so, sodern habe sie durch diesen Griff kurz fixiert und in klarer, ruhiger Stimme Nein gesagt. Ohne persönlich zu werden


    Bitte sagt mir eure Meinung. Viele liebe Grüße, Annika

  • Hallo Annika!


    Generell bevorzuge ich die Methode deines Hundetrainers. Aber: Zum einen weiß ich aus eigener Erfahrung, daß spätestens, wenn man kein Gefühl mehr in den Fingern hat, man das geduldigste "Baumspielen" nicht mehr wirklich freudig ertragen kann. Probleme bei der Ruck-Methode sehe ich einfach in einigen Punkten. Zum einen bin ich sehr kritisch, ob es wirklich eine absolut dauerhafte Besserung geben wird oder dein Hund irgendwann wieder in sein altes Verhalten zurückfällt. Irgendwann wird er dann nämlich auch die leichten Rucke nicht mehr ernst nehmen und du bist ruckzuck in so einer Art "Gewaltspirale" gefangen. Zum zweiten habe ich ständig Sorge um die Gesundheit (Rücken) meines Hundes, selbst wenn mein Hund mir mal in die Leine springt, tut es mir regelrecht weh.


    Von daher bin ich einfach kritisch in diesem Punkt. Ich wünsche dir, daß es jetzt wirklich durchschlagenden Erfolg hatte, bin aber doch ein wenig kritisch, gerade WEIL dein Hund ja nicht blöde ist *g*


    Zu dem Punkt mit dem Katzenjagen: Da würde auch meine Freundschaft aufhören und da würde auch ich im Notfall lieber einmal hart durchgreifen als dauerhaft Katze, Hund und dich einem enormen Streß auszusetzen.

  • Zitat


    Ist dieser kleine Ruck wirklich so ein Verbrechen? Im Endeffekt habe ich jetzt einen Hund, der nicht mehr zieht und auf mich achtet. Der Impuls ist wirklich klein. Bitte zerreißt mich nicht, sondern klärt mich auf.


    Eine andere Sache ist das Katzenjagen. Ich hab 2 Kater und Maxi spielt gerne WILDE TREIBJAGD. Ich sage immer NEIN, aber sie nimmt es nicht ernst. Nun habe ich sie einmal hochgenommen, auf ihren Platz gelegt, sie im Nackenfell genommen und klar NEIN gesagt. Seit dem wird bei einem NEIN von mir gleich von den Katzen abgedreht. War das jetzt sooo schlimm? Ich war nicht gewalttätig, habe sie nicht am Nackenfell hochgenommen oder so, sodern habe sie durch diesen Griff kurz fixiert und in klarer, ruhiger Stimme Nein gesagt. Ohne persönlich zu werden


    Bitte sagt mir eure Meinung. Viele liebe Grüße, Annika


    Es wird hier andere Stimmen geben, aber meiner Meinung nach hast Du keine Verbrechen begangen. Die Baum-werden-Methode funktioniert nicht bei jedem Hund gut und ist zudem im Alltag schwierig zu 200% konsequent durchzusetzen. Dein Hund hat dabei offenbar überhaupt nicht begriffen, was von ihm verlangt wurde. Du hast dann etwas anderes gefunden, womit Du dem Hund Deine Wünsche klar machen konntest, ohne ihm zu schaden oder weh zu tun. Damit hast Du wochenlanges in der Leine hängen vermeiden können. Solange Du das gewünschte Verhalten jetzt auch entsprechend belohnst, solltest Du jetzt vorankommen. Ich musste bei meinem Hund auch erst ziemlich deutlich werden, bevor wir dann auf der positiven Schiene weitermachen konnten.


    Hunde brauchen auch Grenzen - ohne ein klares NEIN von Führerseite können sie nicht wissen, welche Aktionen sie unbedingt zu unterlassen haben. Manche Hunde sind allein von der Drohung des NEINS so stark beeindruckt, dass sie gar nie wissen wollen, was noch dahinter steckt. Es kommt da auch darauf an, wie das NEIN aufgebaut wurde; mit einem Welpen ist es leichter. Deine Maxi kommt gerade in die Pubertät und wollte wissen, ob Du mit dem NEIN nur bluffst. Nun weiss sie, dass das nicht der Fall ist, und gut ist.

  • Ist es für den Hund nicht auch ein Ruck am Hals, wenn man den 'Baum' macht? -grübel-


    Man sollte (wie ihr das ja auch schon gemacht habt) Ruck und Ruck unterscheiden.
    Eine HH hier bei uns REISST ihren Hund richtig ruckartig an sich heran. DAS finde ich unter aller Sau und würde es niemals bei meinem Hund machen.
    Aber ich denke, das ist auch nicht der Ruck, von dem ihr jetzt sprecht, oder? ;)


    Ich 'rucke' auch manchmal an der Leine. Aber eher passiv, d.h. mein Hund springt auf einmal irgendwo hin und die Leine spannt sich. Ist ja auch ein Rucken, obwohl ich es nicht will.

  • Brini !! Du hast RRÄÄÄÄSSSCHHHT !


    Eine bei uns im Dorf hat so einen kleinen Jagdhund, der immer wie bescheuert bellt, wenn er andere Hunde sieht. Sie fährt immer am Fahrrad mit Flexi Leine.

    Wenn er bellt schreit sie immer "Aus" und ruckt soooo dermaßen an der Leine ( HALSBAND !!!) , dass er kurz den Bodenkontakt verliert, das "Wau" zu einem "hchjchuiähhch..." wird und dann gehts weiter.


    DAS ist ein Leinenruck!


    Ansonsten würde ich sagen, du machst es schon richtig, auch das mit dem Katzenjagen. Einmal eine klare Ansage und das Thema ist durch. Schont die Nerven aller Beteiligten.


    LG
    Melanie

  • Zitat

    Eine bei uns im Dorf hat so einen kleinen Jagdhund, der immer wie bescheuert bellt, wenn er andere Hunde sieht. Sie fährt immer am Fahrrad mit Flexi Leine.

    Wenn er bellt schreit sie immer "Aus" und ruckt soooo dermaßen an der Leine ( HALSBAND !!!) , dass er kurz den Bodenkontakt verliert, das "Wau" zu einem "hchjchuiähhch..." wird und dann gehts weiter.


    DAS ist ein Leinenruck!


    Dem stimme ich absolut zu.


    Manchmal kann man einen sanften Ruck, ich würde es eher ziehen nennen, nicht vermeiden.
    Wenn man zum Beispiel mit einem Hund der es noch nichtt besser weiß über die Strasse geht und er aufeinmal in der Mitte stehenbleibt und anfängt sich zu kratzen oder ähnliches.
    Wenn dann ein Auto kommt muss ich ihn schon mit der Leine korrigieren weil für alles andere im Normalfall die Zeit fehlt.
    Genauso sieht es ja auch aus wenn der Hund einen Heidenspektakel an der Leine macht wenn er Artgenossen sieht. Mann soll dann ja einfach gezielt seinen Weg fortsetzen. Das ist dann in der Regel auch nicht ohne einen gewissen Zug an der Leine möglich.
    Das heißt aber alles nicht das man den Hund zum Abheben bringt und dabei am besten noch verbal zur Sau macht.
    Es sollte schon so sanft wie Möglich erfolgen und es ist in der Regel eigentlich auch kein großer Kraftaufwand erforderlich.


    Schönen Gruß,
    Frank

  • Zitat

    Wenn er bellt schreit sie immer "Aus" und ruckt soooo dermaßen an der Leine ( HALSBAND !!!) , dass er kurz den Bodenkontakt verliert, das "Wau" zu einem "hchjchuiähhch..." wird und dann gehts weiter.
    LG
    Melanie


    ...so traurig das ja eigentlich ist... Ich habe mich gerade echt weggeschmissen bei deiner genialen Beschreibung, Melanie! :lachtot: :lachtot: :lachtot: -tränenabwisch-

  • danke für eure antworten!


    hab eigentlich nur mit negativem gerechnet wenn ich ehrlich bin. die kleine wirbelmaus geht schon echt brav an der leine. wenn sie tota hibbelig ist und immer nach jedem ruck gleich weiterzieht bleibe ich immer kurz stehen danach, also baum und ruck für schwierige tage...


    lg, annika


    ps: ich bind sie jetzt immer auf ihrem platz fest, wenn sie katzen jagd. natürlich erst beim 2.ten mal und nach dem obligatorischen NEIN.
    hoffe so wird das was... :/

  • Wo ist das Problem? Du hast Dich durchgesetzt ohne deinem Hund wehzutun / ihn aufzuhängen und er nimmt Dich ernst. Was willst Du mehr?


    Nicht jeder Hund spricht auf jede noch so gut gemeinte Methode an . . .

  • auch ich finde, du hast kein verbrechen begangen ;) .


    meine hündin ist auch ein kleiner weltmeister im ziehen (gewesen). ich stand und stand und stand. madame setzte sich, schaute, kaum ging ich los hing sie wieder an der leine. klar: ich hätte auch 2 jahre immer wieder stehen bleiben können. aber ich bin da auch ehrlich: ich habe 30 kg an der leine und irgendwann möchte man auch vorwärtskommen. also habe ich es so gemacht (natürlich am geschirr!!!), dass ich mich sobald sich die leine straffte umdrehte und in die entgegengesetzte richtung lief. manchmal gab es das 5mal hintereinander. dann funktionierte es. ich denke - wie bei allem - das auch dies hundabhängig ist. manche hunde lernen schnell durch stehenbleiben, manche langsam. manche sind robuster, manche sehr sensibel. ich habe eine sehr robuste, freche ;) und agile hündin. anderen hunden ist das zu viel.


    zum in den nacken packen und streng anschauen: finde ich nicht schlimm. ich mache es auch. so, dass es natürlich nicht weh tut, aber ihr durchaus klar wird: ohoh, hier ist schluss mit lustig.

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