Gehören Wettbewerbe mit Tieren verboten?

  • Im Familienhundebereich (oder wie man es immer auch nennen will) denke ich läuft öfter etwas schief, wird öfter mal nicht hundegerecht "ausgebildet" oder gehandhabt. Hier passiert es oft aus Unwissenheit. Was das ganze nicht schmälern soll, ich bin auch der Meinung - Unwissenheit schützt vor Strafe nicht- aber nur um das vl. etwas einzuschätzen.

    Ich empfinde es ganz anders, mein Gefühl ist eher die Menschen sind mittlerweile absolut verunsichert was "richtig" und was "falsch" ist. Dort herrscht ja eine ähnliche Mentalität, man kannes eigentlich nur noch falsch machen, egal was du machst es wird nur noch gemeckert. Entweder bist du unfair oder du wirfst mit Wattebausch, musst zu allem eine Doktorarbeit schreiben können, wehe du machst etwas aus dem Bauch heraus und kannst nicht wissenschaftlich begründen warum.

    Das merkt man ja auch immer wieder hier wenn Fragesteller neu sind. Da gehts ja teilweise richtig ab. Viele haben sich informiert, aber nicht "richtig", Lernprozesse darf es nicht mehr geben, Fehler schon gar nicht. Verunsichert sind super viele was denn nun korrekt ist und das was in vielen Hundeschulen (von Trainern mit §11!!!!) gelehrt wird, da schlägst einem oft die Hände übern Kopf zusammen.

    Und woher kommt das? Weil auch der Begleithundebereich einen Wettbewerb draus macht wer besser ausbilden kann. Nur dass es dort keine offzielle Preisverleihung gibt.

    Ja wenn man das hier im Forum so sieht bin ich absolut bei dir!

    Allerdings bin ich als Welpentrainerin in unserem Verein tätig und was ich da oft mitbekomme ist eine ganz andere Realität als hier im Forum.

  • Allerdings bin ich als Welpentrainerin in unserem Verein tätig und was ich da oft mitbekomme ist eine ganz andere Realität als hier im Forum.

    Das stimmt schon, aber da könnte ich auch nur Gegenhalten dass das im Sport leider nicht anders ist. Zumindest bei uns, viele sind einfach unwissend. Wobei ich selten erlebe dass jemand aus unwissen draufhaut, die meisten wollen eigentlich nichts kaputt machen. Die Fraktion die richtig unfair wird tut es eher aus Frust weils nicht so klappt wie sie das wollen und der Erfolg dabei geht gegen null. Die sind im Alltag aber genauso, solche Leute muss man dann in ihre Schranken weisen. Choleriker gibts leider überall.

  • Frage an diejenigen, die schlechten Umgang mit Hunden im Hundesport beobachten: denkt ihr das ist mehr als bei "normalen" Hundehaltern dieser Rassen?

    Ne, schlechter Umgang mit Hunden fängt bei schlechtem Umgang mit Stress allgemein an. Der Unterschied zwischen Hundesport und "Begleithunden" liegt einfach nur im Lebensstil.

    Meinen Beobachtungen nach wird VIEL zu viel trainiert, unabhängig von Sport und Wettbewerben. Das Hundetraining an sich ist so groß geworden, gefühlt denkt niemand daran, dass positiv konditionierte Signale in der Art und Weise wie sie standardmäßig "einprogrammiert" werden immer eine kleine Stressreaktion im System des Hundes auslösen. Der Hund soll bsw. sofort auf den Rückruf reagieren, je schneller desto besser. Diese Dauerbereitschaft im Alltag sofort zu reagieren hat eine große Kehrseite.

    Ich sehe dieses Ideal vom "reaktiven" Hund insbesondere bei jungen Menschen. Es soll wohl Sicherheit suggerieren, wenn der Hund Reize in Form konditionierter Signale unverzüglich in die Tat umsetzt. Um sowas zu erreichen wird mit körperlichen Mechanismen trainiert, sprich: Hormonen. Dabei geht die tatsächliche Ruhe im Alltag verloren. Das führt zu vermehrten Stresssymptomen wie Schreckhaftigkeit, vermindertem Schlaf, übersteigertem Aggressionverhalten, übersteigertes Jagdverhalten, usw...

    Die Bereitschaft sofort zu reagieren ist im Übrigen ein ziemlich menschliches Ideal. Auf jede Nachricht gibt's sofort 'ne Antwort, jedes Thema kriegt ohne sich groß damit zu beschäftigen eine sofortige Meinung, Probleme müssen SOFORT gelöst werden, usw. Unter chronischem Stress, was leider die Realität vieler ist, treffen Menschen impulsive, durch akute Emotionen beeinflusste Entscheidungen "aus dem Cortisol heraus". Emotional scheint mir die Gesellschaft stark aus der Balance zwischen Ruhe und Stress zu sein, das spiegelt sich im Umgang mit den Hunden wieder. Ob Wettbewerbe an sich da so eine große Rolle spielen wage ich zu bezweifeln.

    Man kann sich durchaus vorstellen, dass Hunderassen wie der DSH, Malinois, Border Collie, usw. das Stressproblem des Menschen verschlimmern und ihn umso stärker in die Impulsivität treiben. Diese Hunderassen sind züchterisch so "vernetzt", dass sie schnelle und intensive Stressreaktionen zeigen. Die ursprüngliche Hütearbeit erfordert Reaktionsschnelligkeit, Ausdauer und eine gewisse "Sensationsgeilheit" - was sich in Suchtverhalten äußert. Die Arbeit im Dienst und im Sport verschärft den Hang zu Neurosen.

    Ja, ich habe Hunde bei "ihrer" Arbeit beobachten dürfen. Die Intensität dieser Hunde ist überwältigend. Nicht-Sportler brauchen eine riesige Portion Bewusstsein für die psychologischen Vorgänge solcher Hunde. Meines Erachtens nach fehlt dieses oft im gesamten Hundebereich, was mich wieder an den Anfang dieses Textes bringt.

  • Man kann sich durchaus vorstellen, dass Hunderassen wie der DSH, Malinois, Border Collie, usw. das Stressproblem des Menschen verschlimmern und ihn umso stärker in die Impulsivität treiben. Diese Hunderassen sind züchterisch so "vernetzt", dass sie schnelle und intensive Stressreaktionen zeigen. Die ursprüngliche Hütearbeit erfordert Reaktionsschnelligkeit, Ausdauer und eine gewisse "Sensationsgeilheit" - was sich in Suchtverhalten äußert. Die Arbeit im Dienst und im Sport verschärft den Hang zu Neurosen.

    Ja, ich habe Hunde bei "ihrer" Arbeit beobachten dürfen. Die Intensität dieser Hunde ist überwältigend. Nicht-Sportler brauchen eine riesige Portion Bewusstsein für die psychologischen Vorgänge solcher Hunde. Meines Erachtens nach fehlt dieses oft im gesamten Hundebereich, was mich wieder an den Anfang dieses Textes bringt.

    Man kann die Arbeitsrassen aber nicht so über einen Kamm scheren. Ich hatte verschiedenen Arbeitsrassen daheim, dienstliche wie jagdliche und auch aus dem Hütebereich. Wie gut ein Hund daheim abschalten kann hängt meiner Erfahrung stark am Nervenkostüm und schlechtes abschalten bedingt keine sportlich bessere Leistung. Sehr viele Sportler und Jäger wollen auch genau den Hund der sportlich liefert und im Alltag angenehm ist.

    Was man merkt ist, dass manche Veranlagungen die Ausbildung vereinfachen, aber im Alltag dafür nerven können. Ganz Beispielhaft mal der Labrador, die Bringfreude ist so genetisch ausgeprägt, dass es kaum bis keine Zwänge braucht in der Ausbildung. Dafür merkt man im Alltag die Stereotypen die damit einhergehen. Beim DD muss das Bringen mitunter zwar mit mehr Zwängen durchgearbeitet werden, dafür ist die Rasse im Alltag angenehmer (finde ich!), weil sie dieses Zwangsverhalten nicht mitbringen und einfach mental ausgeglichener sind.

    Bei Arbeitshunden gibt es ganz gewaltige Unterschiede woher die Arbeitsbereitschaft kommt und wie die Kehrseite der Medaille im Alltag aussieht.

    Früher hatte man bei den Schutzhunden Hunde die wirklich überwiegend griffig waren. Das war auch der Treiber im Schutzdienst. Heute möchten das nur noch wenige und auch die PO macht diesen Schlag Hund immer schwieriger zu führen. Die Kehrseite ist also, dass die Hunde immer mehr über die Nerven und andere Formen der Aggression gehen (Beuteaggression zum Beispiel), was wieder seine Nachteile hat. Man möchte nicht mehr mit Zwängen in der UO ausbilden, also braucht es Hunde die sich gut motivieren lassen über Spielzeug und Futter, was wieder seine Probleme mitbringt - oft und gerade im Alltag.

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