Tierschutz - worauf achten?

  • Falls bei dir in der Nähe demnächst ein Bark Date ist, kannst du da auch mal hinfahren um Hunde kennenzulernen. Da kommen Pflegestellen (manchmal auch Tierheime etc.) mit ihren Hunden hin, und man kann sich erstmal ungezwungen kennenlernen.

    Ich war am Wochenende bei einem, da gab es einige Hunde, die vermutlich für euch gepasst hätten. (Überprüfen, wie seriös die jeweils vermittelnde Orga ist, solltest du da aber zusätzlich auch.)

    Hier sind die nächsten Termine zu finden: https://barkdate.com/bark-dates?page=1&perPage=10

  • Ich nutze das jetzt allgemein, um meinen Gedanken loszuwerden und will niemanden damit angreifen. Aber ich finde es immer wieder überraschend, daß gesagt wird, in deutschen Tierheimen sitzen nur Problemhunde, also holt man sich einen Direktimport aus dem Ausland.

    Das passt für mich überhaupt nicht zusammen. Warum ist man denn der Meinung, Auslandshunde hätten weniger Probleme mit uns?

    Und Tierheime sind keine Supermärkte, wenn heute kein passender Hund dabei ist, dann kommt der morgen oder übermorgen oder in 5 Monaten, der Züchter schmeißt ja auch nicht mit Welpen nur so um sich, die jederzeit und sofort zur Verfügung stehen.

    Wenn einem ein Tierheim taugt, dann kann man dort seine Daten hinterlegen und um Zusammenarbeit bitten, sprich, man wird informiert, wenn sie einen evtl passenden Abgabehund haben oder was hören. Und für mich wäre es zwingend, daß eine Auslandsorga mit Pflegestellen in Deutschland arbeitet und im Notfall den Hund zurücknehmen könnte, wenn es nicht passt. Das ist mir deswegen wichtig, weil ich möchte, daß eine Orga Verantwortung übernimmt und nicht nur Handel betreibt (und für mich dann somit sowieso keine Tierschutzorga mehr ist).

    Und last but not least, ja es gibt viel Elend auf der Welt, aber eben auch in Deutschland. War ja bei Bonnie der Fall, 70 Hunde eines Messis in Deutschland, es ist halt nicht so, daß bei uns alles so super läuft. Grad bei kleineren Rassen/MIxen lese ich immer wieder von Hilferufen von Vereinen, weil wieder mal ein deutscher Messifall aufgeräumt wurde, befreite Hunde in einem unfaßbaren Zustand, die dann ein Zuhause suchen.

  • So unterschiedlich sind die Wahrnehmungen. Ich finde es gut, dass es in Deutschland relativ wenig Auswahl gibt pro Tierheim. Das man, wenn man bestimmte Anforderungen hat lange suchen muss. Das es eben hauptsächlich "Problemhunde" gibt, ich lasse es mal unkommentiert ob der Hund oder die Menschen da das Problem haben.

    Weil das heißt im Umkehrschluss, Tierschutz in Deutschland funktioniert zumindest wenn ich ausschließlich Hunde anschaue schon ziemlich gut. Ich habe aber auch kein Problem mit modernem Hundehandel. Auch wenn man von Deutschland aus ziemlich wenig im Ausland bewirken kann, finde ich es total in Ordnung wenn deutsche Tierheime Hunde importieren. Für diese wenigen Hunde ist das aller Wahrscheinlichkeit nach ein Glücksfall und indirekt kommt es dann doch wieder den deutschen Problemfellen zu Gute. Allein weil die Spendenbereitschaft höher ist, wenn man einen Hund aus dem Tierheim kauft. Weil man im Gespräch bleibt, wenn man auch wirklich Hunde vermittelt. Weil man durch diese halbwegs freien und planbaren Kapazitäten die Chance hat spontane Notfälle zu versorgen ohne kompletten Leerstand. Usw.

    Mein Anspruch ist aber auch nicht einen Hund zu retten. Ich suche einen Hund der in mein Leben passt. Das ist für mich maximal indirekter Tierschutz und die Herkunft dabei fast egal. Da kann ich mit Spenden, egal ob das Geld oder Zeit ist, wesentlich mehr bewegen.

  • Naja so offen seit ihr dann halt doch nicht was die Eigenschaften & ggfalls Probleme des Hundes angeht.

    Das habe ich offenbar nicht klar genug ausgedrückt: Ich meinte damit eigentlich Rasseeigenschaften. Mir ist schon klar, dass ein Hund aus dem TS oder gar aus zweiter Hand nicht ohne interessante Charaktereigenschaften kommt - das kommen aus Welpen nicht. Es sei mir jedoch verziehen, wenn ich gesunden Menschenverstand anwenden und offensichtlich extrem problematisches Verhalten wie "Bude zerlegen" oder "Menschen zerlegen" nicht von vornherein mit einbeziehe. Davor kommt ja noch ganz viel Verhaltensoriginalität, mit der man klarkommen kann ohne sein gesamtes Leben neu ausrichten zu müssen. :rollsmile: (mit garstigen Hunden kommen wir sehr gut zurecht, auch mit kleinen Bebis, die gerne erstmal Angst haben und danach erst denken. Unser Spektrum ist SEHR breit, aber hat natürlich auch Grenzen. Ich will mein Leben nicht gefährden)

    Das passt für mich überhaupt nicht zusammen. Warum ist man denn der Meinung, Auslandshunde hätten weniger Probleme mit uns?

    Interessante Frage. Das wird hier jetzt einige verwirren, aber ich schreibe trotzdem was dazu.

    Ich bin nicht der Meinung Auslandshunde hätten weniger Probleme mit uns. Ich sehe doch hin und wieder Hunde, die von der Straße geholt werden und es gar nicht so toll finden jetzt hier an der Leine gehalten zu werden. Die Freiheit der Tiere, sei es Hund, Wolf, Vogel oder Wildschwein wird zu oft und mit einer eigentlich fragwürdigen Selbstverständlichkeit übergangen. Insbesondere in der "Hundeszene"(oder wie auch immer man die Ansammlung an Hundehaltern nennen mag) geht ein erschreckend riesiger Teil der Menschen davon aus, dass Hunde das Leben beim Menschen grenzenlos gut finden. Gerade im Bereich Straßenhunde, die nicht schon als Welpen aufgenommen werden, sehe ich eben Hunde, die man besser hätte kastrieren und wieder freilassen sollen. Menschen unterschätzen die Einschränkungen, die sie einem Lebewesen entgegen bringen, insbesondere wenn dieses vorher selbständig über Leib und Leben entscheiden konnte. Eigentlich traurig.

    Jetzt, wo ich das so schreibe entferne ich mich von der Idee einen Hund aus dem Ausland zu nehmen. Das war wohl eine Idee, die Wohl nur entstanden ist, weil ich letzte Woche echt im Eimer war, körperlich und emotional. Das ist etwas, was ich bei mir immer noch oft unterschätze :D

    Coole Diskussion, danke!

  • Vielleicht nochmal genauer festlegen was für euch in Ordnung ist und was nicht. Bei meiner Hundesuche gab es neben den Hunden mit Beißvorfällen jede Menge Hunde mit rassetypischem Verhalten, was bei Vielen eben das Problem dieser Hunde ist :ka: gefühlt war das sogar der Großteil der Hunde im Tierheim. Bei dir liest sich das so, dass ihr eigentlich einen Welpen sucht und davon ausgeht, wenn man früh genug erzieherischen Einfluss nimmt, egal welches Verhalten nicht zum Problem wird. Würde ich so nicht unterschreiben, aber wenn man dieser Meinung ist, dann ist man im Tierschutz falsch, die haben alle ihre Vorgeschichte. Was nicht immer schlecht sein muss wohlgemerkt.

    Habe selbst einen relativ langen Anforderungskatalog mit Dingen die ein Hund erfüllen muss ab Tag 1 ohne Training, weil er sonst nicht hier leben kann. Das schränkt die Hundeauswahl massiv ein, aber deshalb sucht man ja und bestellt nicht einfach im Internet nach Foto. Man braucht ja auch nur ein Match und sucht nicht jeden Monat einen neuen Hund. Bleibt immernoch genug übrig für Überraschungen positive wie negative und Kompromisse. Ich finde das so ehrlicher und auch fairer für die Hunde die einziehen, gibt doch nahezu niemanden der wirklich mit Allem leben kann. Äußere Faktoren nicht vergessen, es ist, auch wenn man es kann, einfach nur gemein einen Hund in ein Umfeld zu formen, in das er nicht gehört.

  • Ich habe bisher immer Hunde aus dem (Auslandstierschutz) gehabt und möchte noch folgenden Gedanken einstreuen, denn Tipps zu Orgas haben ja schon einige gegeben.

    Hunde aus Osteuropa sind häufiger Hunde eines Hundetypus, der in Richtung HSH/ Wach- und Hofhunde gehen. Dass die also häufig territorial sind, bellen und Fremde eher nicht so gut finden, ist dort erwünscht.

    Genauso findet man bei den Südeuropa-TS-Hunden häufig deutlichen Jagdhund-/ HSH-Einschlag und dann muss man sich bewusst machen, dass die dann auch jagdlich interessiert oder eben auch misstrauisch gegenüber Fremden sind.


    Ja, das ist recht verallgemeinert, aber ich würde mich mit den jeweiligen landestypischen Rassen beschäftigen, welche in den Hund eingekreuzt sein könnten. Meist sagt der Phänotyp schon aus, was du erwarten kannst.

  • Auslandshund bedeutet nicht automatisch "Straßenhund" der in "Freiheit" glücklicher wäre (ein Argument, das ich in letzter Zeit oft höre, ich weiß nicht, ob die Leute, die es verwenden, mal in z.B. Rumänien waren, und das Elend kennen).

    In Rumänien werden sehr viele Hunde ausgesetzt, darunter viele, die keine Überlebenschance auf der Straße hätten. Gerade in den Städten lungern viele Hunde herum, die offensichtlich mal ein Zuhause hatten und menschenbezogen sind und fast genauso um Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten betteln wie um Futter. Ich treffe auf Spaziergängen in D oft weniger freundliche Hunde als in rumänischen Städten (ich spreche nicht von den wilden Rudeln auf dem Land). Man kann die Hunde nicht alle über einen Kamm scheren. In der Ukraine zum Beispiel gibt es die Opfer des Krieges. In Spanien die Galgos.

  • Ja, manche werden Freiheit höher gewichten, aber anscheinend (war selbst noch nicht dort, kenne es vom Hörensagen) gibt es auch genug Hunde, die mehr um Aufmerksamkeit des Menschen, als um die Lekkerlies kämpfen.

    Gerade bei einem Tier, dass über Jahrtausende an den Menschen "rangerückt" ist, genetisch, kommt mir das auch sehr plausibel vor.

    Wie Nala2007 sagt:Gibt halt beides.:ka:

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!