Hilfe ich hab das Gefühl zu ersticken

  • Das klingt doch schonmal deutlich besser. Schön, dass Dein Mann sich so einbringt. :thumbs_up:

    Es gibt Menschen, die sich generell schwer mit Veränderungen tun. Ich bin auch so jemand, der dann öfter überreagiert und Dinge viel zu sehr dramatisiert inklusive finsterer Erwartungen für die Zukunft. Das Thema Ängste bis hin zu Panikattacken kenne ich ebenfalls.

    Ich glaube, ich hätte mich auch mit einem neuen Hund schwer getan, wenn der alte vor nicht so langer Zeit verstorben wäre. Das kommt bei Dir ja noch dazu.

    Zitat

    Und zum Thema Therapie etc. Ich weiß dass sowas keine Schande ist. Ich weiß wie lange Wartezeiten sind. Und die akut Sprechstunden sollten für Menschen offen bleiben die tatsächlich eine Gefahr für sich und oder andere sind. Soweit war ich jetzt nicht. Der Gang zum Hausarzt wird aber vermutlich passieren, einfach um schlimmeres auszuschließen. Ich kann euch nicht sagen woher diese heftige Reaktion kam. Ich weiß nur dass es nicht das erste Mal ist und ich manchmal auf starke Veränderungen heftig reagiere. Ich liebe meine Routinen und mein „sicheres“ zu Hause.

    Von mir kenne ich das ähnlich. Ich vermute mittlerweile, dass bei mir Autismus oder autistische Züge, sowie ADHS eine Rolle spielen könnten. Unser Sohn hat eine ADHS-Diagnose und mindestens autistische Züge. Für Erwachsene ist es leider extrem schwierig, an eine Diagnose zu kommen. Hausärzte haben, in der Regel, überhaupt keine Ahnung von dem Thema und viele Psychologen und Psychiater auch nicht. Dazu kommt, dass man bis vor kurzem glaubte, es gäbe kaum betroffene Frauen, weil sich diese Störungen bei Frauen anders äußern und weniger auffallen. Im Internet kann man sich aber ganz gut dazu einlesen. Nur so als Denkanstoß. Das muss natürlich nicht heißen, dass Du betroffen bist.

    Ich hatte zwar auch so meine Probleme, als unsere Hündin als Welpe eingezogen ist, und dachte, das 15 Jahre lang, kann ja was werden... :fear: Ganz so schlimm, wie Du habe ich es aber nicht empfunden. (In den gleichen Zustand, wie Dich, hat mich dann einige Zeit später mein damaliger Job gebracht.)

    Aus heutiger Sicht muss ich sagen, mit dem Hund muss es sich eingrooven. Der Hund muss sich an Euch und Euren Alltag gewöhnen und lernen, was von ihm erwartet wird. Du musst Dich an den Hund gewöhnen. Routinen müssen neu entwickelt und angepasst werden. Ich denke aber, Ihr seid auf einem guten Weg. Das wird schon. :kleeblatt:

  • Mit meinen Hunden hatte ich das Thema tatsächlich noch nie, aber ich kenne Kontrolettitum, Zwänge und Ängste.

    Und „Übernahmereue“ (um den leidigen Begriff Welpenblues zu vermeiden) habe ich im Bekanntenkreis schon ein paar mal mitbekommen. Bin mittlerweile auch schon zweimal gefragt worden, ob ich den jeweiligen Neuankömmling im Zweifelsfall übernehmen würde.

    Wie das weiter ging: Nach ein paar Wochen war da keine Rede und kein Gedanke mehr dran :smile: So erlebe ich das im echten Leben mit einer Ausnahme immer erlebt (und die eine Frau war alleine, da war kein Sicherheitsnetz im Hintergrund).

    Ich sehe die Chancen also als sehr hoch an, dass Ihr Euch gut aneinander gewöhnt, gerade auch mit der Unterstützung im Hintergrund. Das zum Thema 1.


    Zum Thema 2: Achte bitte auf Dich. Es ist eine Sache, wenn man länger braucht, um sich mit Veränderungen anzufreunden. Es ist eine andere Sache, Ängste/Überforderungsgefühl mit körperlichen Symptomen wie Atemnot und Schwindel zu entwickeln.

    Auch das kann mal passieren, gerade in Ausnahmesituationen. Aber: Wenn es öfter passiert, wird es zu einem Reaktionsmuster, das die hohe Gefahr birgt sich zu verfestigen. Und dann ist Hilfe von außen nötig, dieses Muster zu erkennen und zu „entlernen.“ Themen mit Kontrollverlust, Perfektionismus, Übergenauigkeit, hohe Erwartungen an sich selbst und ans eigene Funktionieren … können sowas füttern. Da würde ich einfach mal gelegentlich ein Auge drauf werfen.

    Aber jetzt wünsche ich Dir, dass Du mit Unterstützung die Welpenzeit ganz schnell genießen lernst :smile:

  • Das freut mich sehr, dass du erst einmal den Stress für dich minimieren konntest.

    Genau so haben wir das auch zu Hause gemacht. Verständnis und Unterstützung nehmen sehr den Druck.
    Für meinen Mann war es damals auch viel mit der Arbeit zu kombinieren, aber unsere Partner lieben uns und machen das gerne wenn es hilft.
    Drücke die Daumen, dass es jetzt für dich stetig besser wird.

  • Liebe J4ne3004,

    ich kenne das Gefühl sehr gut. Und natürlich gebe ich meinen Vorrednern Recht, wenn du merkst, dass da noch mehr bei dir ist, dann such dir auf jeden Fall nochmal professionelle Hilfe.

    Es muss aber nicht immer etwas tiefgreifendes sein. Manchmal ist es einfach auch "nur" ein Gefühl, auch wenn es sich gerade sehr herausfordernd anfühlt. Wie du es bewertest, und wie es sich entwickelt, kannst nur du spüren und leiten.

    Ich hatte ein ähnlich diffuses Gefühl, als ich meinen Junghund bekommen habe. Ich war super vorbereitet, mit Vorerfahrung, alles war super. Trotzdem war ein komisches Bauchgefühl da. Bei mir hat es sich auch weiter bewahrheitet, da er weiß Gott kein einfacher Hund ist. Das muss es aber auch nicht, manchmal ist es einfach nur die ungewohnte Situation und die ungewisse Zukunft, die unserem Kopf einen Streich spielt und uns Unsicherheit spüren lässt; die du gerade nun mal hast, da sich euer Leben nunmal etwas verändert hat (so war es bei meinem davor - dann wurde alles gut).

    Vielleicht beruhigt dich der Gedanke, dass du einfach schauen/abwarten darfst. Das du nicht jetzt entscheiden musst und Zeit hast. Nimm ab und zu mal eine Beobachtersituation ein, ohne, dass du bewertest, nur beobachten, als wärst du gar nicht mit involviert. Du musst nicht immer die Vorreiterposition übernehmen, manches darf auch einfach passieren. Nimm dir Zeit, also setze dich nicht unnötig unter Druck. Du bist ein Mensch, genau so ein Lebewesen wie dein Sammy. Eine Abgabe kannst du immer initiieren, diese Möglichkeit steht dir immer offen, egal zu welchem Zeitpunkt.

    Und wenn es klappt, dann klappt es, und wenn nicht, dann wirst du dich, so wie ich es aus deinem Beitrag herauslese, um ein gutes zu Hause für ihn sorgen.

    Fühl dich gedrückt!

  • Ich hoffe mit diesem Beitrag einfach auf Austausch / Leidensgenossen / wie ging es weiter.

    Meine Situation war anders - aber ein Punkt ist ähnlich:

    Mein jetziger Hund ist (aus Orga-Gründen) eingezogen, bevor ich den Vorgänger ausreichend betrauert habe. Ich habe stark gefremdelt. Nach ein paar Tagen aber für mich akzeptiert, dass es okay ist, noch traurig zu sein. Dass ich nicht euphorisch sein muss, weil da jetzt ein Junghund rumhüpft wo vorher ein Senior schlich. Von da an ging es dann deutlich besser.

  • Hallöchen,

    dass hört sich doch nach einem sehr guten Plan an und ich drücke die Daumen, dass dadurch sich vielleicht auch schon der Großteil der Belastung auflöst. Da ich tatsächlich die Ausbildung zum Psychotherapeuten mache, dachte ich, ich teile trotzdem vielleicht kurz ein paar Informationen, die für dich oder auch andere hilfreich sein könnten:

    Viele Krankenkassen bieten Apps (Digitale Gesundheitsanwendungen) an, die mit Psychotherapeuten zusammen entwickelt wurden und die hilfreiche Strategien zum Umgang mit Depressionen und Ängsten enthalten. Diese können auch vom Hausarzt verschrieben werden.

    Die Diakonie bietet kostenlose Beratungsgespräch an, die unteranderem genau für solche Lebenskrisen gedacht sind.

    Auch eine Sprechstunde oder Krisensitzung beim Therapeuten können auch ruhig in Anspruch genommen werden, selbst wenn keine "psychische Störung" vorliegt, denn genau dafür sind diese da um kurzfristige Unterstützung in Krisen zu bekommen oder eine Orientierung zu erhalten, was sinnvoll ist. Da nimmt man auch niemanden den Platz weg, denn die Wartelisten sind oftmals auch einfach geschlossen, da nicht mehr Patienten auf Grund der Begrenzung durch den Kassensitz durch den Therapeuten behandelt werden können. Für Sprechstunden, Selbstzahler oder Privatversicherte findet sich aber meist noch ein Platz gerade in größeren Praxen.

    In eine richtige Psychotherapie muss man zudem meistens auch einiges an Zeit und Kraft stecken, damit diese auch wirklich effektiv ist. Da hier die zeitliche Belastung einer der größten Faktoren scheint, weiß ich nicht ob eine Psychotherapie (falls überhaupt indiziert, dass kann man natürlich nicht über ein Forum beurteilen) eher kontraproduktiv wäre. Manchmal ist ja die Vorstellung Psychotherapie ist einfach ein Termin wo man nur da sitzt und spricht, so sieht eine vernünftige Psychotherapie eigentlich nicht aus.

    Liebe Grüße und alles Gute :)

  • Klasse dass dein Mann dich unterstützt!

    Psychische Probleme sind nichts wofür man sich schämen muss, auch wenn viele Menschen das anders sehen und solche Dinge totschweigen.

    Sie können jeden treffen und sind eine Erkrankung die nichts mit Schwäche oder versagen zu tun hat.

    Ich kenne viele Fälle von Welpenblues und die meisten davon lösen sich von alleine in Wohlgefallen auf. Sollte es allerdings länger dauern würde ich den Hausarzt ins Boot holen, evtl einen der psychosomatische Grundversorgung anbietet.

  • Ich weiß nicht, ob das etwas bringt, weil das ja sehr individuell ist, aber bezüglich des Trauerns vor der Tochter: Als mein erster Kater gestorben ist, war ich acht und natürlich am Boden zerstört. Meine Eltern auch, haben sich das aber kaum anmerken lassen, weil sie mich damit nicht belasten wollten. Meine Lehrer und Klassenkameraden zu der Zeit hatten selbst keine Haustiere und haben diesbezüglich nur wenig Verständnis für meine Trauer gezeigt. Als ich dann meiner Mutter erzählt habe, dass ich "zu" traurig bin für den Tod meines Katers und dass ich wohl nur so traurig sein dürfte, wenn ein menschliches Familienmitglied gestorben wäre, hat sie mir erzählt, dass sie selbst wahnsinnig traurig ist, dass sie auch noch oft weint deswegen und dass das ganz normal ist. Das hat mir in dem Moment total mein schlechtes Gewissen genommen. Natürlich ist ein großer Unterschied zwischen vier und acht Jahren, aber das war damals meine Erfahrung als Kind.

  • Hallo,

    ich finde es sehr schön, dass ihr eine Lösung gefunden habt, und du nicht alleine damit dastehst. Gerade wenn du dir mit Veränderungen schwer tust, kann diese Umverteilung vielleicht ja auch schon genug helfen.

    Da hier sehr viele Menschen mitlesen, möchte ich mich kurz zu der psychotherapeutischen Sprechstunde äußern. Diese ist dafür gedacht kurzfristig eine Einschätzung zu bekommen, ob ein Therapiebedarf vorliegt, und welche Therapieform die passende sein könnte. Da nimmt man niemandem den Platz weg, und es ist auch kein Psychotherapie-Platz.

    Und die psychotherapeutischen Sprechstunden sind auch nicht für Eigen- oder Fremdgefährdung gedacht! Ist jemand Eigen- oder Fremdgefährend, ist das ein Grund für eine Aufnahme in der Psychiatrie.

    Zu den Sprechstunden darf jeder kommen, der auch nur den leisesten Verdacht hat, evt. eine Psychotherapie brauchen zu können. Und mit den Infos aus der Sprechstunde kann man dann gezielter nach einem passenden Therapieplatz suchen.

    Also hier keine Scheu. Dazu sind wir da (bin Psychotherapeutin). Und die Termine werden u.a. auch über die Termin-Service-Stelle der Krankenkasse vermittelt 116117.

    So, sorry, musst sein, für zukünftige oder derzeitige Mitleser*innen, die in ähnlichen oder anderen Krisen feststecken, und nicht wissen ob es ihnen "schlimm genug" geht um eine psycho. Sprechstunde aufzusuchen. Allein die Fragestellung reicht schon.

  • Hallo!

    Dein Arbeitspensum im OP klang in der Tat erstickend. Dazu die aufgestauten Gefühle der Trauer über den Vorhund. Kein Wunder, dass es dir schlecht ging/geht. Ich finde, es ist ein gute Lösung, dass Dein Mann den Hund erst mal nimmt.

    Ich erzähle einfach mal von mir und meiner Gefühlsachterbahn der letzten Monate. Vielleicht findest Du Dich ja in ein paar Zeilen wieder. Im Februar ist mein Ersthund gestorben. Sie war mein Ein und Alles. Kindersatz, Antidepressivum, Lebensinhalt. Ich musste mit Anfang 40 aus gesundheitlichen einen lebenslangen Karrieretraum aufgeben an den ich wirklich mein gesamtes Glück gehangen hatte. Durch meinen Hund Mischa habe ich gelernt, dass es Dinge gibt, die mich einfach so glücklich machen können ohne dass ich dafür etwas erreichen oder beweisen muss. Ein ungeheurer Befreiungsschlag. Mein Rezept für Glück ist seitdem: "Gib Deine Träume auf und schaff Dir einen Hund an"

    Entsprechen schlimm war dann der Tod von Mischa. Zeitgleich ist auch mein Vater gestorben (mit 93 und schwerem Parkinson. Es war eine Erlösung für ihn) mit dem ganzen Stress, der dazu gehört, wobei mein Schwester Gott sei Dank die meiste Arbeit gemacht hat.

    Ich hab der Trauer um Mischa viel Raum lassen können - ich musste mich nicht für jemanden zusammen reissen, hab ne kurze Pause von Job gemacht, unheimlich viel geweint, zehn Kilo zugenommen, meinen Haushalt verschludern lassen, mich abgelenkt mit NEtflix, Facebook und der Planung einer Schottlandreise und der Planung des nächsten Hundes. Ich bin auch aufgefangen worden von Freunden, die das schon hinter sich hatten und mir mit unendlich viel Geduld und Zuspruch beseite standen. Das ging bestimmt zwei Monate so.

    Trauer braucht Raum und Zeit und verläuft nicht linear. Mir ging es dann besser -und dann fiel ich wieder in ein tiefes Loch und hab jede Nacht geweint. Dann ging es mir wieder besser. Die neue Hündin zog ein - ganz bewusst ein völlig anderer Hund als Mischa: mutig, eigenwillig und eine Kampkuschlerin. Sie hat wieder all die Elemente in mein Leben gebracht, die ich als Hundebesitzerin so liebe. Trotzdem hatte ich nach ner Woche oder so wieder eine starke Trauerphase. Auch jetzt laufen gerade wieder Tränen, aber ich kann gleichzeitig lächeln, wenn ich Lumi streichle (sie schläft gerade - schlafende Welpen sind echt die besten) Sie kann Mischa nicht ersetzen - soll sie auch nicht, aber so ein weicher Welpenbauch ist schon was magisches.

    Gibt Dir Zeit. Finde Menschen mit denen Du Deine Gefühle teilen kannst. Lass die Tränen laufen ohne Dich zu entschuldigen.

    Welpen sind irre anstrengend. Man schläft schlechter, ist ständig abgelenkt und es ist schwer, im Hier und Jetzt zu sein und seine eigenen Gefühle zu spüren. Das ist auch für Mütter oft sehr schwer. Die Gesellschaft erwartet ja immer völlige Selbstaufgabe. Und Du hast jetzt beides. Plus nen Job.

    Versuch möglichst viele Zeitfenster zu finden, in denen Du einfach nur existierst. Nix planst, keine To-Do Liste abarbeitest, sondern nur machst was Du gerade möchtest - und sei es ne halbe Stunde auf dem Bett sitzen und ins nichts zu gucken. Schaff Dir Möglichkeiten zu atmen.

    Kuschel oder spiel mit Sammy wenn Du willst und wenn nicht, dann eben nicht. Es ist ein Welpe - es wird ihm gut tun, einfach nur zu chillen.

    Gib Dir Zeit, achte auf Dich und verurteile Dich nicht für das, was Du fühlst. Das ist alles ganz normal.

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