Reaktivität - never ending Story

  • Du hast Recht, natürlich lasse ich mich (vor allem an den "schlechten" Tagen) dadurch manchmal nach wie vor verunsichern, weil ich mich frage was ich falsch

    Vorausgesetzt du kannst den Hund entsprechend managen (also vor allem die Leine festhalten) - und im Hinblick darauf wo ihr angefangen habt...


    Vielleicht einfach eine "Pause" wenn "Lebe-ich-halt-damit" sich noch falsch anfühlt. Einfach für ein halbes Jahr weiter so wenig pöbelnd durch die Gegend kommen wie jetzt - und die paar Mal, die sie auslöst, einfach kommentarlos weiter. Und dann zum Jahreswechsel noch mal überlegen, wie sehr dich das Rest-Pöbel-Problem stört.

  • Mir geht es allerdings um die Begegnungen mit Fremdhunden, bei denen sie wirklich einfach ungeplant auf den Reiz reagiert (obwohl wir zum Beispiel schon fast vorbei sind an den Hunden)

    Klingt nach Stressabbau, weil Fremdhunde so stressig sind, dass sie es nicht schafft bis ihr vorbei seid. Ich würde überlegen was man da alternativ zum Stressabbau bieten könnte.

  • Du hast Recht, natürlich lasse ich mich (vor allem an den "schlechten" Tagen) dadurch manchmal nach wie vor verunsichern, weil ich mich frage was ich falsch

    Vorausgesetzt du kannst den Hund entsprechend managen (also vor allem die Leine festhalten) - und im Hinblick darauf wo ihr angefangen habt...


    Vielleicht einfach eine "Pause" wenn "Lebe-ich-halt-damit" sich noch falsch anfühlt. Einfach für ein halbes Jahr weiter so wenig pöbelnd durch die Gegend kommen wie jetzt - und die paar Mal, die sie auslöst, einfach kommentarlos weiter. Und dann zum Jahreswechsel noch mal überlegen, wie sehr dich das Rest-Pöbel-Problem stört.

    Das werde ich mir mal überlegen. Danke für deine Ideen dazu.


    Ja managen kann ich sie ohne Probleme...sie wiegt nur 15kg 😊

  • Mir geht es allerdings um die Begegnungen mit Fremdhunden, bei denen sie wirklich einfach ungeplant auf den Reiz reagiert (obwohl wir zum Beispiel schon fast vorbei sind an den Hunden)

    Klingt nach Stressabbau, weil Fremdhunde so stressig sind, dass sie es nicht schafft bis ihr vorbei seid. Ich würde überlegen was man da alternativ zum Stressabbau bieten könnte.

    Vielen Dank für deine Perspektive.

    Das ist eine interessante Idee, tatsächlich kommt es mir so vor als ob es ihr besser gelingt an anderen Hunden vorbei zu gehen, wenn sie was im Maul trägt (also quasi eine andere Aufgabe hat), wenn wir zum Beispiel mal nen Dummy oder ein Spielzeug dabei haben.

    Vielleicht kann ich das ja einfach mal austesten.


    Oder hast du vielleicht noch eine andere Alternative, die ich ihr zum Stressabbau mal anbieten könnte?

  • Oder hast du vielleicht noch eine andere Alternative, die ich ihr zum Stressabbau mal anbieten könnte?

    Ist dir wahrscheinlich völlig klar - aber nur zur Sicherheit: Du musst mit dem Timing aufpassen. Wenn du ihr im falschen Moment was zum Tragen gibst, bestätigst du im schlechten Fall ihre Hab-Acht-Haltung kurz vorm Auslösen.

  • Ich wünsche mir glaube ich einfach irgendwann an einen Punkt zu kommen, wo ich nicht mehr das komplette Umfeld abchecken muss um ihr die Sicherheit zu vermitteln sich nicht auf Außenreize fokussieren zu müssen.

    Ohne dir die Motivation nehmen zu wollen: Ich glaube nicht, dass dieser Punkt wirklich kommt.


    Du hast bislang daran gearbeitet, dass sie sich auf dich verlässt und damit keinen Grund sieht, die Dinge selbstständig anzugehen. Das ist super, funktioniert aber bei einem eigenständigen Hund nur so lange, wie du auch da bist. Nicht nur körperlich, sondern auch mit deiner Aufmerksamkeit auf der Umwelt. Sobald da eine Lücke ist, wird ein Hund, der schnell eigenständig handelt, die wieder füllen.


    Du kannst natürlich versuchen, ihr unabhängig von dir mehr Selbstbewusstsein im Umgang mit Außenreizen zu geben, sodass sie die Sicherheit von dir gar nicht mehr als so notwendig erachtet. Aber aus einem vom Grundgerüst so unsicheren Hund wird halt eher kein tiefenentspannter "Ist mir egal"-Hund mehr, egal mit wie viel Training. Das ist oft viel Arbeit mit sehr wenig Ertrag.


    Du kannst natürlich auch daran arbeiten, ihr andere Konfliktlösungsstrategien so nahezubringen, sodass sie zunächst auf etwas anderes als das Pöbeln zurückgreift. Aber auch da: Das Pöbeln wird nach so vielen Jahren wahnsinnig tief verankert sein, aus Hundesicht ist es eine super Lösungsstrategie und manche Hundetypen neigen einfach von Haus aus dazu, ihre Konflikte so zu lösen. Die Chance, dass das ebenfalls ganz viel Arbeit für sehr wenig Ertrag ist, ist hoch.


    Also klar, du kannst an den letzten paar Prozent arbeiten, die sie trotz deiner Unterstützung noch pöbelt, dafür hast du ja schon gute Tipps bekommen. Aber von dem Gedanken, dass Hundebegegnungen mit einem so aufgestellten Hund jemals zum entspannten Selbstläufer werden, würde ich mich tatsächlich verabschieden. Da lohnt es sich meiner Meinung nach mehr, an deiner Einstellung dazu zu arbeiten.


    Und dazu:


    Grundsätzlich seid ihr ja schon an einem wirklich guten Punkt. Und wenn sie halt doch mal pöbelt, so what?

    Klar ist das in dem Moment weder für dich noch für sie angenehm. Aber wie viele Minuten vom Spaziergang sind es denn tatsächlich, die sie pöbelt? Und wie viele Minuten habt ihr im Vergleich gemeinsam ne tolle Zeit?


    Ich habe durch diese Überlegung gelernt, nicht mehr nur noch darauf zu achten, wo eventuell im blödesten Fall ein Hund herkommen könnte und was ich dann im blödesten Fall tue, sondern die gemeinsame Zeit wirklich wieder entspannter zu genießen. Es lebt sich deutlich leichter, wenn man nicht schon 50 Meter vor jeder Straßenecke die Krise kriegt und nach Auswegen sucht, weil da ja eventuell ein Hund hervorkommen könnte.


    Klar, ich laufe weiterhin vorausschauend und greife früh ein. Aber seit ich von der ständigen "Oh Gott, was ist, wenn..."-Sorge weg bin, finde ich das gar nicht mehr anstrengend. Im Gegenteil: Inzwischen bin ich es so gewohnt, dass ich es total irritierend finde, mal mit einem Hund zu laufen, der diese Aufmerksamkeit so gar nicht braucht. Irgendwie fehlt da was...


    In diesem Sinne: Sei stolz auf das, was ihr geschafft habt. Und daran weiter zu arbeiten ist natürlich nie verkehrt. Aber löse dich vielleicht von dem Anspruch, dass das je ein Hund wird, der ohne dein Eingreifen völlig entspannt mit Umweltreizen umgeht. Das kann sehr frustrierend für dich und deinen Hund werden und ist bei einem Hund, der so aufgestellt ist und schon so lange pöbelt, meiner Meinung nach einfach nicht realistisch.

  • Als Leidensgenossin:


    Mach wirklich mal ne Pause. Es tut SO gut.

    Nicht ne Pause im Sinne von alles Schleifen lassen bzw "nicht da" sein für den Hund aber ne Pause vom "oh Mist, ein Hund, klappts? Klappts nicht?"


    Ich weiß nicht wie die Gegebenheiten bei dir sind, aber ich zb dreh kommentarlos um. Da gibt's gar keine Diskussion und auch in meinem Kopf bleibts ruhig. Kein Gedankenkarusell hätte wäre könnte, nö, wir gehen gemeinsam und souverän (nicht hektisch weglaufen, so sah es zu Beginn bei mir aus) aus der Situation.

    Mein Hund kennt das und egal wie unerzogen sie ist, da hinterfragt sie gar nichts, eher ist sie vmtl froh dass ihr Blutdruck mal unten bleiben darf.


    Sie schaffts auch mittlerweile objektiv ruhig an Hunden vorbeizugehen, aber ich seh den Stress natürlich deutlich.



    Und ganz wichtig: schafft euch Räume in welchen dein Hund NICHTS falsch machen kann und du einfach mal runterkommen kannst von dieser Hab Acht Stellung.



    Bei mir zb ist das (jetzt im Sommer) leere eingezäunte Hundewiese abends um 23 Uhr.



    Dieses ständige Angespannt sein macht krank! Körperlich wie mental. Dich UND deinen Hund.


    Versuch (wenn du grad keine Kraft für die Konfrontation hast) mehr zu denken in die Richtung "ah n Hund, ok, komm wir gehen da lang, lassen den Hund Hund sein"


    Vermeiden ist keine Schwäche, ihr haltet damit Euren Stand wenn du grad mal keine Nerven für Training hast (denn jede Hundebegegnung ist ja defacto Training)

  • Ich denke auch, dass deine Frage eine Nebenbaustelle ist. Dein Hund wird durch dich gut betreut und macht Fortschritte. ABER, es ist eben ein (wahrscheinlich) schwer traumatisierter Hund. Da bleiben seelische Narben das Leben lang.


    Solche Hunde sind echt eine Aufgabe und ich denke oft unterschätzt.


    Ich habe gestern ganz zufällig mit Freunden gesprochen, die eine Angsthündin aufgenommen haben vor ein paar Monaten.

    Die Hündin hat das grosse Los gezogen und kann auch schon 2 mal am Tag draussen im Garten ihr Geschäft verrichten, ansonsten lebt sie in ihrem "Safe Space".


    Alles gut soweit, ABER, das haben die hundeerfahrenen Menschen dann doch nicht wirklich in aller Gänze so bewusst einkalkuliert, als sie die Hündin aufnahmen.


    Das zweite, das fand ich richtig toll, was sie mir erzählten ist: Der Verein macht WÖCHENTLICHE Zoom-Konferenzen für alle Halter der Hunde von dem Verein. Da wird sich ausgetauscht und OFT fliessen Tränen. Die wenigsten Menschen haben es sich so vorgestellt mit den Hunden (unterschiedliche Baustellen, auch solche wie deine).


    Das würde sehr helfen beim zusammenleben mit den Hunden wurde berichtet.


    Und dann werden die Halter betreut von einer Trainerin, die Videos beurteilt und bespricht UND einmal im Monat ist eine Psychologin für die Menschen dabei, damit das was du beschreibst, die Tränen, die Verzweiflung, die Versagensängste und halt alle Gefühle zumindest mal ausgesprochen werden können unter gleichgesinnten.


    Das finde ich richtig klasse!

    Wer im echten Leben versteht schon die Sorgen und Verzweiflung um die Haustieren von irgendwem?


    Ich wollte dir das erzählen um dir Mut zu machen.

    Du hast viel geschafft. Mehr als oft mit "sochen" Hunden erreicht wird.

    Ganz tolle Arbeit!

  • OT

    Die wenigsten Menschen haben es sich so vorgestellt mit den Hunden

  • Mach deinen Frieden mit den restlichen 10%

    Führe klar und deutlich

    Und hab als Backup ein weiches Spielie in der Tasche, welches du ihr zum tragen geben kannst.


    Schraub deine Erwartungen runter, dann geht es einfacher.

    Es muss nicht immer alles perfekt sein.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!