Für die Leseratten - Der Bücherthread - Band 3
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Auch ich bin durch mit Band I: Red Rising von Pierce Brown
"The measure of a man is what he does when he has power."
Oder um es mit Ragnar Lothbroks Worten zu sagen: Power is only given to those who are prepared to lower themselves to pick it up. Wie Tina schon zusammengefasst hat, begleiten wir Darrow, einen "Roten" vom Planeten Mars, die unterste Kaste, die immer noch im Glauben lebt, die Pioniere der Menschheit zu sein und sich für alle totzurackern, um den Mars bewohnbar zu machen, während er das längst ist - und besonders die oberen Kasten, angeführt von den Goldenen, ein Leben in Glanz, Gloria und Macht führen. Darrow wird vom Roten zum Goldenen und soll das System von innen zerstören. Damit ihm das gelingt, muss er erst das Institut der Elite abschließen. Ein Spielfeld mit unzähligen Prüfungen, bei dem nicht zuletzt diejenigen, die mit ihm antreten, zu seinen größten Feinden und engsten Verbündeten werden.
Anders als Tina hats mir wirklich saugut gefallen. Ich mochte die rohe, brutale Sprache, das gesamte Setting, das zwischen High Fantasy, römischer Mythologie, Cyberpunk und Tribute von Panem pendelt. Das World Building ist sehr spannend, und ich finde es schön, dass am Anfang (der vom Klapptext bereits angedeutet wird) nicht lange herumgetrödelt wird und die Handlung zügig voran getrieben kommt. Ich hatte immer das Gefühl, dass der Spannungsbogen schön aufrecht erhalten wurde und ich mochte sowohl Darrow als Protagonisten, als auch im späteren Verlauf alle weiteren Charaktere. Die Figuren sind zum Teil wunderbar komplex und besonders Darrow legt eine bemerkenswerte Entwicklung hin. Ein wenig zu kurz kommen mir hier einige eigentlich sehr interessante, weibliche Charaktere (Antonia), die nur "angerissen" wurden, was vielleicht an der Erzählperspektive von Darrow liegen mag, ich hoffe also, dass da noch mehr kommt. Am Ende waren einige Dinge etwas zu vorhersehbar. Und ja, ich stimme Tina zu, man muss ein Faible für Kampfszenen und Schlachten haben, und besonders zur Mitte des Buches hin hätte es auch weniger getan, aber ich fand das Schema nicht allzu unangenehm repetitiv, einfach, weil die Geschichte so gut weiter getragen wurde und weil ich ein Faible für Capture-the-Flag-Spiele habe. Wer Tribute von Panem, Dystopien, Sci-Fci mag, kann hier glücklich werden. Ich bin eigentlich gar nicht der Sci-Fi Typ, aber mit hats gecatcht, entsprechend kam heute Band 2 an.
8/10 von mir
Band II: Red Rising - im Haus der Feinde von Pierce Brown
"Hic sunt leones."
Ich werde jetzt aufgrund Spoiler-Gefahr nichts vom Inhalt verraten. Die Geschichte von Darrow geht weiter, und wie ich mir in Band 1 geünscht habe, gehen wir mehr ins Detail über die Welt, die verschiedenen Farben (und Kasten), Politik und Geschichte. Es kommen weitere, sehr spannende Charaktere dazu. Darrow entwickelt sich mehr und mehr zu einem ausnahmslos grandiosen Protagonisten. Es gibt weniger Kampfszenen, dennoch bleibt es spannend und manche Kapitel meistert man vor allem mit einem Gefühl der Unbehagnis, einer Art Vorahnung, dass jede Seite weiter irgendwas ganz furchtbares passieren könnte (was es oft auch tut, ngl). Ich habe einige der Charaktere sehr lieb gewonnen (Sevro, Victra) und Kapitel 50 hat mir tatsächlich beinahe ein paar Tränen abverlangt. Was ich auch sehr schön finde, ist die Art, wie Freundschaft und Kameradschaft dargestellt wird - Männer dürfen um andere Männer weinen, sie auf die Stirn oder Wange küssen, ohne dass es in irgendeiner Art toxisch wirkt. Zuneigung zu Freunden und engen Bindungen zu zeigen, auch und gerade zwischen Männern, ist normalisiert und erinnert mich ein wenig an die Herr der Ringe-Männer. Inhaltlich ein pageturner, und der dritte Teil ist bereits angefangen. 9/10. Ich muss gestehen, als Serie würde diese Reihe sowas von gut funktionieren, auch wenn ich Angst hätte, sie würden es ruinieren
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Zwei Leben - Ewald Arenz
"Hier war schon immer alles gewesen wie immer."
Wir befinden uns Anfang der 70er Jahre; die junge Bauerstochter Roberta hat eine Schneiderlehre in einer Fabrik abgeschlossen und kehr in ihr Heimatdorf Salach in der süddeutschen Provinz zurück. Hier ist alles so, wie es schon seit Jahren ist, und wie es auch in 10 oder 20 Jahren noch sein wird. Roberta ist das einzige Kind ihrer Eltern, die einen großen Bauernhof führen und es ist für sie selbstverständlich, dass sie den Hof übernehmen muss. Aber ihr Herz schlägt für Mode, für ihre Schnitte und Entwürfe und sie erlaubt sich hin und wieder mal, von Paris zu träumen. Aber nur im Rahmen, und nur ganz kurz. Bis sie ihre große Liebe trifft, ihren Freund aus Kindertagen, Wilhelm, den Sohn des Pfarrers. Und er ist ganz anders als sie. Seine Mutter Gertrud hingegen hasst Salach, fühlt sich seit Jahren einsam und fremd in dem dörflichen Idyll, eingesperrt und drängt in die Welt und in große Städte. Sie hat sich eigentlich nur ihrem Sohn Wilhelm zuliebe hier arrangiert und ergreift die nächste Möglichkeit mit ihrem Bruder, um aus der Routine ausbrechen zu können. Robertas und Getruds Wege kreuzen sich erst, als etwas passiert, das ihrer beider Welten aus dem Gleichgewicht bringt.
Seit "Alte Sorten" liebe ich Arenz Schreibstil; flüssig, leicht aber gleichzeitig sehr detailreich und begabt darin, bestimmte Szenen und sogar Gerüche heraufbeschwören zu können. Das Buch war wunderbar zu lesen, die meiste Zeit auch ohne Dialekt, aber hin und wieder wurde dieser bei verschiedenen Charakteren sehr gekonnt eingesetzt. Ich konnte mir Salach und das Leben im Dorf bildlich vorstellen, und habe gleichzeitig gemerkt, wie meine manchmal etwas zu romantischen Vorstellungen von einem Leben auf dem Land mit der doch manchmal auch sehr beklemmenden, gesellschaftlichen "Enge" kollidierten. Alles war so, wie es immer war, alles wird so bleiben, wie es immer war. Deutschland selbst verändert sich nach dem Krieg, aber Salach, da ist es noch wie immer. Auch deswegen kann ich Getrud wohl verstehen, aber auch gleichzeitig Robertas Punkt wahrnehmen und anerkennen. Es ist kein Wettbewerb, wer freiheitsliebender oder unabhängiger ist; es sind einfach zwei völlig verschiedene Arten mit dem Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung umzugehen. Ich mochte die Figuren alle sehr gerne, auch wenn mir Roberta manchmal zu pragmatisch und Gertrud manchmal ein wenig zu leidend war, das sind minimale Abzüge. Es ist auch sicher an einigen Stellen eine Spur weit vorherhsehbar, was passiert, dennoch war das schöne Unterhaltung und eine wunderbare Sommerlektüre. 8/10
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Fritz Leiber - Conjure Wife
Norman Saylor ist ein erfolgreicher Professor an einem amerikanischen College. Als er entdeckt, dass seine Frau mit Hexerei herumspielt, überzeugt er sie, dass sie von diesem Unsinn und Aberglauben ablassen soll. Tansy kommt dem Wunsch ihres Gatten nach, nicht ahnend, dass sie sich damit schutzlos dem Treiben der Hexenehefrauen der anderen Collegeprofessoren und Angestellten in ihrem Umfeld ausliefern und von Erfolg und Glück nichts mehr übrigbleiben.
Spoiler in der Zusammenfassung? Nö. Dass quasi jeder erfolgreiche Mann im Umfeld des College eine Hexe zur Ehefrau hat, erfärht man direkt auf der ersten Seite, ebenso wie dass Norman nur durch Tansys Magie erfolgreich ist und sie nur darauf warten, dass die beiden einen Fehler machen. Im zweiten Kapitel wird die Magie entdeckt und ausgeredet und abgeschafft und im selben Kapitel geht s bergab. Und dann gibt esda in dem gerade mal 190 Seiten langen Roman immer noch 175 Seiten, die einfach vor sich hindümpeln nachdem man das ganze Pulver in faden Expositionen verschossen hat.
Die Idee wäre spannend gewesen, allerdings ist der Erzählstil und die Storystruktur sehr schlecht gealtert.
Da ich mir die letzten Kapitel gespart habe, weil es mich einfach gelangweilt hat, weil man die Entwicklung und den Ausgang ja wirklich auf der ersten Seite unter die Nase gerieben bekommt, gibt es keine Wertung.War defintiv das letzte Mal, dass ich mich von social media Empfehlungen habe ködern lassen. Kam bisher nie was anständiges bei rum und ich habe jetzt wirklich zu viel Lesezeit mit so Sachen wie "Bunny" und "Last House on needless Street" verschwendet.
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Charlotte McConaghy – Migrations / Zugvögel
"Franny hat ihr ganzes Leben am Meer verbracht, die wilden Strömungen und gefiederten Gefährten den Menschen vorgezogen. Als die Vögel zu verschwinden beginnen, beschließt die Ornithologin den letzten Küstenseeschwalben zu folgen. Auf einem der letzten Fischerboote macht sie sich auf den Weg in die Antarktis. Schutzlos ist die junge Frau den Naturgewalten des Atlantiks ausgeliefert, allein die Vögel sind ihr Kompass. Doch wohin die Tiere sie auch führen, ihrer Vergangenheit kann Franny nicht entfliehen. Schon bald wird die Reise zu einem lebensbedrohlichen Abenteuer.
Eine Ode an die bedrohten Geschöpfe dieser Erde. Eine Geschichte über die Wege, die wir gehen für die Menschen, die wir lieben. Und sei es bis zum äußersten Rand der Welt."
Ein fantastisches Buch, zutiefst empathisch, die Charaktere getrieben von Angst, Melancholie und ganz viel Hoffnung. Die wenigen erwähnten Tiere schaffen es mit wenigen Worten zu Protagonisten zu werden, dann zu Mahnmalen, was Menschen der Erde angetan haben. Franny's unbändige Liebe zu ihren Mitgeschöpfen schwingt in all ihren Handlungen mit. Das einzige Manko für mich an dem Buch ist die Struktur, zuweilen springt die Narrative doch sehr hin und her. Es gibt eine aktuelle Zeitlinie, in der Franny auf dem Boot den Vögeln hinterherreist sowie nicht-lineare Rückblenden, die ich interressanter fand und gerne mehr von gehabt hätte.
Themen dieses Buches sind: Klimakrise und Aussterben, Migration und Zugehörigkeit, Trauer und Schuld, Isolation vs. Verbindung, Erlösung und Wiedergutmachung.
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Danke für diesen schönen Thread, für eure tollen Rezensionen!
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Abseits meiner bevorzugten Lese-Bubble habe ich gestern "The hollow places" von T. Kingfisher abgeschlossen.
Insgesamt ein runder Fantasy? Horror? Roman mit einer fies ausgestatteten Parallelwelt und zu meinem Entzücken ohne Liebesgeschichte.
Der Roman erinnert in Teilen an Strugatzkis "Picknick am Wegesrand" sowie Danielewskis "House of leaves" (hat das hier jemand abgeschlossen? Ich nicht... )
Der leicht slapstickhafte Humor war nicht ganz meins und öfters dachte ich, dass er diverse Stellen unnötig entschärft.
Auf jeden Fall werde ich mir "The twisted ones" nun auch noch zulegen.
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Kam bisher nie was anständiges bei rum und ich habe jetzt wirklich zu viel Lesezeit mit so Sachen wie "Bunny" und "Last House on needless Street" verschwendet
Haha, da bin ich auch drauf reingefallen. Was für ein Schrott, hat mir meine komplette zweite Covid-Infektion versaut, bei der ich eine Woche nur lesend rumlag.
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Was für ein Schrott, hat mir meine komplette zweite Covid-Infektion versaut, bei der ich eine Woche nur lesend rumlag.
Sonst wär Covid so schön gewesen...?
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Was für ein Schrott, hat mir meine komplette zweite Covid-Infektion versaut, bei der ich eine Woche nur lesend rumlag.
Sonst wär Covid so schön gewesen...?
Hm... wenn ich mich an meine Covid Infektion zurückerinnere (10 Tage fast nicht mehr laufen oder stehen können) und mir meinen Job grad so ansehe... also ich wär Team Covid.
Wenn ich diesmal fit genug zum Lesen wär, erst recht.
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Charlotte McConaghy – Migrations / Zugvögel
Das hat mir auch gefallen. Ich habe gerade mit "Wild Dark Shore" von ihr angefangen.
Das hat mir noch besser gefallen, es hat ein stärkeres Mystery-Element, wieder tolle Naturbeschreibungen aus einer extrem unwirtlichen Umgebung auf einer Subantarktischen Insel.
Der leicht slapstickhafte Humor war nicht ganz meins und öfters dachte ich, dass er diverse Stellen unnötig entschärft.
Auf jeden Fall werde ich mir "The twisted ones" nun auch noch zulegen.
The twisted ones hat viel weniger Humor und viel mehr Horror, soweit ich mich erinnere.
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"The Most Fun We Ever Had" - Claire Lombardo
Nachdem ich von Lombardos "Same As It Ever Was" ja schwer begeistert war, musste ich ihren Erstling natürlich auch unbedingt lesen. Und das hat sich auch gelohnt! Etwas besser gefallen hat mir insgesamt zwar ihr zweiter Roman, aber auch "The Most Fun..." war ein echter Lesegenuss. Wieder geht es insbesondere um Familiendynamiken - diesmal liegt der Schwerpunkt allerdings auf schwesterlichen Beziehungen sowie den Höhen und Tiefen einer insgesamt harmonischen, langjährigen Ehe.
Somit hatte Lombardo für ihren Erstling direkt die ambitionierte Idee, eine ganze Familie zu Protagonist:innen zu machen. Da ist Marilyn Sorenson, vierfache Mutter, die ihre früheren Träume von Karriere und Unabhängigkeit aufgab, um sich ganz ihrer Familie zu widmen; und da ist ihr Ehemann, David, Arz, nun seit kurzem im Ruhestand, der mit dieser Veränderung umzugehen lernen muss.
Die Sorensons haben vier Töchter, die einiges trennt und doch auch vieles verbindet - Wendy, die zynische Erstgeborene, die zwar finanziell ausgesorgt hat, aber schwere immaterielle Verluste erleiden musste; die ehrgeizige, disziplinierte Violet, die ihr erfolgreiche Anwaltskarriere an den Nagel gehängt hat, um ihren beiden kleinen Söhnen eine Vollzeit-Mama zu sein; Liza, die gerade erst eine begehrte unbefristete Stelle an der Universität bekommen hat und dann feststellt, schwanger von ihrem depressiven Langzeit-Lebensgefährten Ryan zu sein; und zu guter Letzt das Nesthäkchen, Grace, die sich bemüht, ihren Status als das Küken der Familie endlich hinter sich zu lassen und etwas aus sich zu machen, sich dabei aber in eine nicht gerade kleine Lügengeschichte verstrickt.
Die Struktur der Familie Sorenson wird jedoch völlig durcheinandergewirbelt, als in diesem Tumult auch noch Jonah auftaucht - der fünfzehnjährige Sohn, den eine der vier Schwestern nach der Geburt zur Adoption freigab...
Claire Lombardo versteht es, jedem einzelnen Familienmitglied Leben einzuhauchen und schwesterliche Beziehungen realistisch und nuanciert darzustellen. Ein wenig wünscht man sich manchmal zwar, Lombardo hätte vielleicht ein, zwei Protagonist:innen weniger gewählt, doch das ist Jammern auf relativ hohem Niveau, denn zumeist gelingt es ihr ausgezeichnet, zwischen den einzelnen Familienangehörigen hin und her zu "switchen" und die Aufmerksamkeit und das Interesse der Leserin dabei nie zu verlieren. Heraus kommt ein gelungener, lebhafter, mal humorvoller, mal durchaus berührender Familienroman, der mich sehr gut unterhalten hat.
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