Für die Leseratten - Der Bücherthread - Band 3
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Anna Kavan – Ice / Eis
»In meinem eigenen Land konnte mir nichts zustoßen, und dennoch wuchs meine Unruhe, je weiter ich fuhr. Die Wirklichkeit war für mich immer eine unbekannte Größe gewesen«, konstatiert der männliche Erzähler in Anna Kavans Eis zu Beginn seines taumelnden Berichts, während er einer ihm gläsern erscheinenden Frau hinterherjagt und sie in die unendliche Wüste einer postapokalyptischen Eislandschaft treibt. Während die zeitlose Handlung zwischen extrem lebensfeindlicher Realität, fieberhafter Halluzination und brutalen Traumgebilden im gleißenden Licht verschwimmt, schiebt sich der Text wie übereinanderknirschende Eisschollen immer tiefer in das Leserhirn.
Ob endzeitliche Science-Fiction-Story, Allegorie einer lebenslangen Heroinsucht, ob Verarbeitung persönlicher Traumata oder Zeugnis zutiefst entfremdeten Weltbezugs – wie auch immer die Kritik das Buch zu fassen versuchte: Kavans kristalline Prosa zeugt von der zugleich unendlich leeren wie überkomplexen Wirklichkeit eines inneren Kontinents weiblicher Empfindungen von seltener Dimension.Die Zusammenfassung des Verlages beschreibt dieses Buch ganz gut. Ein Paradebeispiel des Slipstream-Genres, wie ein eiskalter Fiebertraum. ChatGPT schreibt u. a. "Die Geschichte ist nicht linear und fragmentiert und in einem halluzinatorischen, traumähnlichen Stil geschrieben. Die Erzählung wechselt zwischen „realistischen“ Szenen einer Reise durch eine postapokalyptische Welt und surrealen, fast visionären Episoden, in denen Zeit, Ort und Identitäten der Figuren verschwimmen. Dies erzeugt ein zyklisches Gefühl – Ereignisse wiederholen sich in veränderter Form – und vermittelt eher den Eindruck eines gefangenen, obsessiven Geisteszustands als einer geradlinigen Handlung." – eine wirklich perfekte Beschreibung. Ich mochte diese Geschichte sehr, aber eher aufgrund ihrer Art, weniger wegen der Handlung an sich. Erforschte Themen sind Besessenheit und Kontrolle, Geschlecht und Macht, Apokalypse und Entropie, Desorientierung und Unwirklichkeit.
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Claire Lombardo - "Same as it ever was"
Julia Ames ist 57 Jahre alt und muss mit Veränderungen im Familienleben zurechtkommen. Ihr Sohn Ben wird heiraten und zum ersten Mal Vater, die jugendliche Tochter Alma bewirbt sich an renommierten Colleges und ist ihren Eltern gegenüber meist teenagertypisch mürrisch und wortkarg.
Dann reißt eine Zufallsbegegnung mit der älteren Helen Russo, zu der Julia früher eine enge freundschaftliche Beziehung pflegte, alte Verwürfnisse, Loyalitäten und turbulente Zeiten wieder auf. Julia erinnert sich - an die intensiven Monate ihrer Freundschaft mit Helen Russo, als Ben gerade mal vier Jahre alt war und Julia permanent an ihren mütterlichen Fähigkeiten zweifelte, sich einsam und eingeengt fühlte. Als die Beziehung zu ihrem Mann Mark zu scheitern drohte.
Dann ist da auch noch Julias eigene Kindheit, geprägt durch den plötzlichen Rückzug ihres Vater aus ihrem Leben und ihre launenhafte, trinkende, oftmals gehässig spöttelnde und an ihrer Tochter wemig interessierte Mutter. Ihre Mutter, die sich kaum meldet und dann im Abstand von vielen Jahren abrupt auftaucht und Julias mittlerweile doch eigentlich so geordnet verlaufendes Leben völlig durcheinanderzubringen droht...
Mir hat dieser Roman überraschenderweise tatsächlich irrsinnig gut gefallen! Keine Seite hatte er zu viel, auch die häufigen Rückblenden fühlten sich weser gekünstelt noch langatmig an. Claire Lombardo hat eine schriftstellerische und psychologische Finesse und Fähigkeit, die ihresgleichen sucht. Obwohl ihre Protagonistin Julia Ames und ich kaum eine Gemeinsamkeit aufweisen, lebte ich mit und versank völlig in Julias Gedanken- und Gefühlswelt. Lombardo versteht es, komplizierte Familiendynamiken, inbesondere eine dysfunktionale Mutter-Tochter-Beziehung, realistisch zu porträtieren - so geknnt und mitreißend, dass ich als Leserin emotional durchaus mitlebte und -litt.
Ich habe mir direkt den zweiten Roman von Lombardo ebenfalls bestellt, denn wow - Bücher wie diese sind es, durch die meine Leselust auch nach so vielen Jahren ungebrochen bleibt.
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Claire Lombardo - "Same as it ever was"
Julia Ames ist 57 Jahre alt und muss mit Veränderungen im Familienleben zurechtkommen. Ihr Sohn Ben wird heiraten und zum ersten Mal Vater, die jugendliche Tochter Alma bewirbt sich an renommierten Colleges und ist ihren Eltern gegenüber meist teenagertypisch mürrisch und wortkarg.
Dann reißt eine Zufallsbegegnung mit der älteren Helen Russo, zu der Julia früher eine enge freundschaftliche Beziehung pflegte, alte Verwürfnisse, Loyalitäten und turbulente Zeiten wieder auf. Julia erinnert sich - an die intensiven Monate ihrer Freundschaft mit Helen Russo, als Ben gerade mal vier Jahre alt war und Julia permanent an ihren mütterlichen Fähigkeiten zweifelte, sich einsam und eingeengt fühlte. Als die Beziehung zu ihrem Mann Mark zu scheitern drohte.
Dann ist da auch noch Julias eigene Kindheit, geprägt durch den plötzlichen Rückzug ihres Vater aus ihrem Leben und ihre launenhafte, trinkende, oftmals gehässig spöttelnde und an ihrer Tochter wemig interessierte Mutter. Ihre Mutter, die sich kaum meldet und dann im Abstand von vielen Jahren abrupt auftaucht und Julias mittlerweile doch eigentlich so geordnet verlaufendes Leben völlig durcheinanderzubringen droht...
Mir hat dieser Roman überraschenderweise tatsächlich irrsinnig gut gefallen! Keine Seite hatte er zu viel, auch die häufigen Rückblenden fühlten sich weser gekünstelt noch langatmig an. Claire Lombardo hat eine schriftstellerische und psychologische Finesse und Fähigkeit, die ihresgleichen sucht. Obwohl ihre Protagonistin Julia Ames und ich kaum eine Gemeinsamkeit aufweisen, lebte ich mit und versank völlig in Julias Gedanken- und Gefühlswelt. Lombardo versteht es, komplizierte Familiendynamiken, inbesondere eine dysfunktionale Mutter-Tochter-Beziehung, realistisch zu porträtieren - so geknnt und mitreißend, dass ich als Leserin emotional durchaus mitlebte und -litt.
Ich habe mir direkt den zweiten Roman von Lombardo ebenfalls bestellt, denn wow - Bücher wie diese sind es, durch die meine Leselust auch nach so vielen Jahren ungebrochen bleibt.
Darf deine "Bewertungen" hier nicht mehr lesen.
Bestelle dann ausversehen meistens das Buch auch...
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Christina Henry - The house that horror built
Nach der Corona Pandemie hält die alleinerziehe Mutter Harry sich und ihren Sohn gerade so über Wasser. Esszentielldafür ist ihr Job als Putzfrau in der Villa des ehemaligen Horror Ressigeurs Javier Castillo, der komplett zurückgezogen lebt. Zu ihren Aufgaben gehört es, regelmäßig seine Sammlung von Filmrequisiten abzustauben und eine davon beschert ihr ganz besondere Gänsehaut, denn irgendetwas scheint mit dem Kostüm nicht zu stimmen. Und noch mehr seltsame Dinge scheinen vor sich zu gehen.
Vermutlich eine der größten Enttäuschungen meines Lesejahres, einfach weil die Autorin eigentlich immer ein Garant für gute Unterhaltung war. Mit dem spannenden Aufbau macht man genau gar nichts. Die ganze lange Backstory von Harry ist eigentlich nur Seitenfüller, dass sie keine Familie hat, auf die sei zurückgreifen kann, hätte man auch in einem Absatz abhandeln können, da hätte man nicht die komplette Story um ihre religiösen Eltern gebraucht, die ihre Liebe für Horrormedien ablehnen. Vor allem, weil aus dieser Info, dass sie Horror so sehr geliebt hat, dass sie sich dafürvon ihrer Familie lossagt, absolut nichts gemacht wird im weiteren Buch. Generell finde ich die Charaktere unsympathsisch bis nervig, einzige Ausnahme ist Daniel, mit dem aber einfach nichts gemacht wird.
Die Auflösung ist dann sehr hektisch in den letzten zwei Kapiteln, während man zuvor 16 Kapitel und diverse Rückblicke rumschblubbert und immer und immer wieder die selben Probleme durchkaut.Das Buch ist leider der Inbegriff von verschwendete Chance.
Note: 4,5
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Das ist schade zu lesen, bestätigt aber meinen Eindruck von der Autorin.
Ich habe Peter Pan und die Alice-Serie geliebt, die erste Enttäuschung kam bei den Chroniken der Meerjungfrau, die ich nie geschafft hab fertig zu lesen. Es war einfach so todeslangweilig.
Alleine im tiefen Wald (quasi Rotkäppchen) war in Ordnung, aber erschien mit am Ende irgendwie unabgeschlossen.
Jezt habe ich noch 2 Bücher von ihr hier liegen, aber trau mich nicht so ganz drüber sie zu lesen

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Jezt habe ich noch 2 Bücher von ihr hier liegen, aber trau mich nicht so ganz drüber sie zu lesen
Viel ist da ja nicht mehr übrig.
Mermaid mochte ich auch auch nicht so gern,erstens war es nur Lovestory und Romance langweilt mich einfach, zweitens hab ich bei Neuinterpretationen von tatsächlichen, historischen Figuren etwas Bauchschmerzen.
The Horseman habe ich geliebt, Near the Bone fand ich auch klasse, Looking Glass (die Alice Kurzgeschichten) fand ich nur so semi.
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T. M. Logan – The Curfew / dt. The Parents
"Was tust du, wenn dein Kind nicht heimkommt? Dein jugendlicher Sohn will seine bestandenen Prüfungen feiern. Du lässt ihn mit seinen Freunden ziehen. Um Mitternacht wird er wieder zu Hause sein, so die Abmachung. Du vertraust ihm, warum auch nicht? Am nächsten Morgen verändert sich dein Leben für immer. Denn fünf Teenager sind letzte Nacht in den Wald gegangen, doch nur vier sind wieder herausgekommen. Und die Wahrheit zu sagen, könnte bedeuten, alles zu verlieren ..."
Wieder ein fast perfekter Thriller, wie ich fand! Der deutsche Titel "The Parents" – Die Eltern – passt besser als der englische im Sinne von "Zapfenstreich". Connors Eltern und einige andere tragen die ganze Geschichte, allen voran Connors Vater Andy, der in seiner Verzweiflung oft echt schlechte/übereilte Entscheidungen trifft, was ihn sehr menschlich macht. Die Teenager sind allesamt fantastisch ausgearbeitet und glaubhaft. Die sozialen Hierarchien sind interessant, die aktuellen Probleme und die Umwelt sind nicht überzeichnet, man merkt welchen Unterschied die Altersgruppen machen, Andy als gestandener Arzt, Connor als 16jähriger Junge und dann seine 12jährige neurodivergente Schwester Harriet. Die Kapitel sind relativ kurz, das Tempo recht fix, obwohl nur knapp eine Woche vergeht, und Andy's Kapitel in der 1. Person werden sporadisch durch andere Charaktere in der dritten Person unterbrochen, so kommen dann "häppchenweise Enthüllungen" zustande. Ich fand es spannend bis zum Ende und habe auch nichts zwischendurch erraten oder erwartet.
Erforschte Themen sind: Familie und Vertrauen, Identität und Geheimnisse, Freundschaft, Loyalität und Gruppenzwang, Moral und Schuldgefühle, Technologie und Einfluss der Medien.
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Douglas Preston - Der Codex
Maxwell Broadbentwar nie Vater es Jahres, die Erwartungen des verschrobenen Milliardärs an seine Söhne waren schon immer ungerecht und zerstörten nicht nur die Jugend der drei. Und selbst im Tod will er seine Söhne auf die Probe stellen. Nur wenn sie seine geheime Grabstätte finden, kommen sie an ihr Erbe heran. Und so beginnt ein gnadenloser Wettlauf, denn nicht nur zwischen den Brüdern herrscht Streit, essind auch andere auf der Jagd nach dem unermesslichen Vermögen, das nicht nur aus unbezahlbaren Kunstwerken, Edelsteinen und Gold besteht, sondern auch den Codex umfasst. Ein Buch mit unbeschreiblichem Wert fürdie Pharmaindustrie.
In seinen besten Szenen hat das Buch Indiana Jones Vibes und erinnert an die klassischen Abenteuerfilmeder 80er und 90er Jahre. Spannende Action, eine überdimensionierte Prämisse, Bösewichte mit relativ simplen Beweggründen. Es ist im besten Sinne altmodisch. Allerdings liegt darin auch eine der größten Schwächen, gerade was die weibliche Hauptfigur angeht. Müsste ich sie mit einem Wort beschreiben, wäre das unsouverän. Der Autor will sie uns als intelligente, selbstständige, gebildete Frau verkaufen, allerdings wird sie eben nie müde im Dialog darauf zu bestehen, genau das zu sein und springt auf jeden sexistischen Kommentar sofort mit einer pseudofeministischen Tirade an. Man müsste meinen, jemand in ihrem Metier müsste gelernt haben, anders mit den gesellschaftlichen Anschauungen indigener Völker umzugehen und nicht sofort in ein missionarisches "Frauen sind aber heutzutage in amerika gleichberechtigt, das müsst ihr hier im Dschungel auch lernen!!!11" zu verfallen.
Außerdem ist es mit fast 500 Seiten gefühlt 100 Seiten zu lang. In manchen Sequenzen zieht sich die Story einfach unnötig, da hätte es gut getan, etwas zu straffen.Note: 3,8
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T.J. Klune Jenseits des Ozeans
Ich habe die Bücher des "Anti-J.K. Rowling" echt ins Herz geschlossen. Auch wenn die Handlung häufig ein bisschen mau ist, sind alle Bücher einfach immer so positiv und liebevoll geschrieben und man weiß, dass das Happy End einen richtig glücklich machen wird. Der Nachfolger von Mr. Parnassus Heim für magisch Begabte hat mich da jetzt auch nicht enttäuscht. Perfekte Urlaubs- Wohlfühllektüre!
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Ich lese zur Zeit 'Thornhedge' von T.Kingfisher und finde es wieder sehr süß. Ich muss aber- Asche auf mein Haupt- sagen, dass die Autorin mich nur auf Englisch überzeugt. Auf deutsch übersetzt wirkten die Bücher irgendwie sehr trivial und einfach gestrickt. Da könnte wirklich was bei der Übersetzung verloren gehen.
Wenn ich fertig bin mit dem Buch, dann ist 'Erebos 3' das nächste.

Ich bin ja treueste treue Poznanski Leserin, und natürlich lese ich auch den 3ten Teil. - Vor einem Moment
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