Biewer Yorkshire Terrier Junghund Verzweiflung

  • Der Hund ist aber nun seit Ende November bei mir und ich kann natürlich auch nicht einschätzen was in welcher Zeit möglich ist und was er bis dahin auch schon können sollte usw.

    Die gute Nachricht ist: Hundepubertät dauert nicht so lang wie beim Menschen.


    Die schlechte Nachricht ist: Junghundephase dauert trotzdem bis Hund mindestens 2 ist. Auch wenn Kleinstrassen früher fertig sind - bis zum "Man versteht sich quasi blind" und "Eigentlich klappt eh alles ziemlich zuverlässig" dauert das, mit Auf und Abs einfach deutlich länger als ein paar Wochen.

    Und "Eigentlich klappt eh alles ziemlich zuverlässig" klappt auch nur, wenn man dran bleibt.


    Hunde lernen etwa zum Teil ortsbezogen. Bloß weil Hund am Teppich Sitz kann, heißt das nicht, dass er's auf der Wiese kann, als einfaches Beispiel.

    Manches muss man immer und immer und immer wiederholen.

    Manchmal merkt man, gerade mit wenig Erfahrung, gar nicht, dass man seinem Hund selber versehentlich Unsinn beigebracht hat (hat lang gedauert, bis ICH checkte, dass ich zb bei einem Hund das simple Sitz mit einem Schritt auf ihn zugehen geübt hatte. Also hat er sich nur gesetzt, wenn ich das tat. Das Wort allein bringt ja nix, das wird zur Handlung dazu gelernt, aber ich kann "Kartoffelsalat mit Gurken" auch dazu sagen, um Hund Sitz zu lernen) Verhaltensketten gebaut hat, Erwartungshaltungen erzeugt ha. Was Körpersprache ausmacht. Was xy ausmacht.


    Ein junger Hund ist auch eine Abenteuerreise. Ein erster Hund ist es ebenfalls. Was gleich klappt und was nicht, ist zum Teil einfach so individuell, wie Hunde und Menschen es sind.


    Deine Hundewiesenbeschreibungen legen halt den Schluss nahe, dass Du - wohlmeinend - einen Teil des "Klappt nicht" selbst gefördert hast.

    Tja, dann ändert man halt was, ein paar Schritte retour und weiter. Abenteuerreisen führen nicht immer über die direktesten und befestigten Wege.


    Und - Du hast einen jungen Hund. Der noch einige Entwicklungsschritte tun wird, der grad geschlechtsreif wird, dessen Hirn sich grad von Baby auf Erwachsen umbaut. Der an manchen Tagen vielleicht launischer oder empfindlicher, aufgeregter oder unaufmerksamer ist, als an anderen, allein schon dadurch, dass er sich weiter entwickelt.

    Ein junger Hund ist kein erwachsener Hund. Man begleitet und erzieht den, damit im Idealfall dann beim erwachsenen Hund alles klappt.

    Und bis dahin...erzieht man weiter, macht Dinge zusammen und gegen einen nicht unwesentlichen Teil der geschilderten Probleme hilft: Leine, oder manche Dinge einfach nicht machen.


    Und ja, Trainerunterstützung kann hilfreich sein, grad wenn man sich selbst unsicher ist.


    Persönlich bin ich Typ: "Junghund schaut mich nicht an und macht irgendwas? Du meine Güte, das regt mich heut nicht auf, machen wir halt morgen anders."


    Mein aktueller Junghund ist mir letzte Woche spektakulär abgehauen und hat meine erzieherischen Qualitäten Lügen gestraft. Gott, war das peinlich. Hören: null.

    Okay, dann is der halt jetzt in der Lebensphase. Dann gibt es halt mehr Leine oder Freilauf unter anderen Bedingungen, wo er nicht abhauen und lustig Leute anspringen kann, statt ihm die Möglichkeit zu geben, das zu verfestigen, in dem er jetzt ständig abhauen und wen anspringen kann. Das wird sich auch wieder legen. Auch die Ansprechbarkeit wird wieder besser werden. Fast von allein sogar. Nur bis dahin machen wir es anders, als bisher. Jetzt isser offensichtlich kein Welpe mehr, sondern ein hopsender Jungrüpel.

  • Meine Gedanken dazu (nicht böse gemeint) - ich finde das Pensum, das der Kleine mit knapp sieben Monaten absolviert, enorm. Ich habe gerade eine acht Monate alte Hündin, die bei dem Programm überschnappen würde:


    Ausgelastet ist er definitiv, über tägliche Spieleinheiten und mindestens 1-2 Std. Auf der Hundewiese und zusätzlichen Spaziergängen von 20min.

    Es sind immer die selben Hunde und es sind auch nicht stundenlang sondern ne Stunde maximal auch mal mehr als ne Stunde aber inkl. Hin und Rückweg zu Fuß, nicht soviel rein interpretieren.

    Und nein der Hund wird nicht nur durch die Wiese ausgepowert sondern größtenteils durch spielen zu Hause, schnüffeln lassen und halt das Training.

    Was denn noch für ein Training?


    Das kann gut sein, das ich zu viel will in kurzer Zeit

    Das auf jeden Fall. Ihr seid erst knapp drei Monate zusammen. Da würde ich mich auf Rückruf und Leinenführigkeit auf jeden Fall aber Kennenlernen konzentrieren. Am besten nur ihr zwei. Ab und zu mal mit einem oder zwei bekannten Hunden (in ähnlicher Größe) spielen lassen ist ja ok, und ansonsten allein was mit dem Hund unternehmen. Hier dauert das Spiel mit einem anderen Hund idR ca. 10 Minuten. Wenn ich merke, dass meine Hündin anfängt zu überdrehen, dann wird das Spiel noch früher beendet.

    Also auf der Hundewiese Versuche ich Ihn halt schon abzurufen ihn mit bleib bei mir zu behalten und die Wesentlichen Dinge um ihn einfach trotz Reize bei mir zu behalten. Nur manchmal eben sind die Reize halt so stark das er eben nicht hört.

    Das wird ihn vermutlich überfordern. Abruf, Sitz, usw übt man am besten erstmal ohne Ablenkung. Über Wochen. Manchmal auch Monate. Gleichzeitig lernt der Hund dann auch sich auf dich zu fokussieren. Um das richtig aufzubauen würde ich auch eine Hundeschule oder einen Trainer empfehlen. Vor allem für Dich, damit Du weißt wann du wie reagieren musst. Da kommt es auf das richtige Timing an.


    ...es ist halt unangenehm dann wenn er seinen Tag hat wo er gar nicht hört und dem Hund hinterher läuft. Ich habe damit kein Problem nur ich bin mir sicher nicht jeder Hundehalter findet das Super.

    Viele Hundehalter und auch viele Hunde finden das überhaupt nicht gut. Zu Recht. Deswegen besser anleinen. An solchen Tagen macht ihr dann halt mal was zu zweit ohne Rambazamba auf der Hundewiese.

  • Mein Ersthund, ein Chihuahuarüde, kam auch mit etwa 5einhalb Monaten zu uns und ein paar Wochen später setzte sie Pubertät ein. So wie dein Kleiner war auch mein Rex ein übermütiger Draufgänger, sehr mutig und am Drumherum interessiert.


    Ich habe damals auch die typischen Anfängerfehler gemacht. Deshalb kann ich dir auch nur raten:

    Schau, dass es sich für deinen Hund lohnt, sich an dir zu orientieren! Das bedeutet, sei nicht knausrig mit dem Belohnen. Gerade in der Pubertät passiert im Hundehirn ganz ganz viel, sodass du ruhig jeden Blickkontakt und jedes in deiner Nähe bleiben etc bestätigen kannst und sollst denn was für uns pipileicht wirkt ist es für den Jungspund meist gar nicht.

    Vor allem jede Umorientierung zu dir hin solltest du ganz hochwertig belohnen.


    Bezüglich Rückruf: Unter maximaler Ablenkung auf der Hundewiese machst du dir dieses Kommando wahrscheinlich eher nur kaputt. Der Rückruf sollte zunächst in ganz reizarmer Umgebung aufgebaut werden und auch da muss die Belohnung echt fürstlich ausfallen! Je seltener dein Hund die Erfahrung macht, den Rückruf ignorieren zu können, desto besser.


    Ich habe meinen Rex damals auch sehr viel und oft mit Hunden spielen lassen bzw Kontakt zu diesen haben. Dadurch fand er andere Hunde als Junghund natürlich megaspannend und hat sich eine Erwartungshaltung angeeignet. Daher habe ich mit dem jetzigen Junghund von Anfang an sehr drauf geachtet, dass ich Kontakte nur dosiert zulasse. Auch gemeinsame Spaziergänge mit Hundefreunden können viel bieten - oft sogar mehr als Spiel auf der Hundewiese mit ständig wechselnden Artgenossen.


    Was hier auch schon erwähnt wurde und was ich bei Rex damals zum Glück auch gut hinkriegt habe: Gemeinsam mit dem Hund Spaß haben hilft! Gemeinsame Aktivitäten schweißen zusammen und der Hund sieht ein Mal mehr, wie cool es ist, mit dem Menschen zu kooperieren. Außerdem fördert es die Selbstwirksamkeit. Meine Youngsters waren und sind immer so entzückend, wenn sie dann von sich aus auch mal ein Verhalten anbieten und ganz stolz reagieren, wenn man sie ordentlich lobt und bestätigt.



    Belohnungen sollten natürlich so gewählt werden, dass der Hund sie auch wirklich als bestätigend empfindet. Und nur ein schnödes Leckerli geben ist bei manchen Hunden situativ zu wenig. Je wichtiger Dir ein bestimmtes Verhalten ist, desto hochwertiger solltest du es belohnen. Das kann auch mal ein Spielzeug sein (zerrgeln, nachlaufen dürfen usw) oder eine Umweltbelohnung - zB der Hund orientiert sich bei einer Hundebegegnung schön an dir und darf dafür dem anderen Hund aus der Entfernung nachschnuppern. Leckerlis können auch mal kullern oder ein paar Stück im Gras zum Erschnüffeln verteilt werden etc.

  • Meine Chihuahuamixjündin war, als sie als Welpe zu mir kam, auch sehr klein und niemals hätte ich sie auf eine Hundewiese mit größeren Hunden gelassen.

    Wir hatten unsere Gassigruppe mit älteren Hunden, die ich allesamt Jahre kannte, das war okay für mich.

    Aber die Verletzungsgefahr bei solch zarten Wesen war mir viel zu gross, um sie ungehemmt "spielen" zu lassen.

    Das würde ich an deiner Stelle echt lassen.


    Ich hab draussen mit ihr immer "spannende Dinge" gemacht. Wenn sie etwas neues gesehen hat, haben wir es gemeinsam umzingelt und erforscht.

    Wir sind zusammen gerannt oder haben gemeinsam Leckerlis gesucht, sind "Hindernisse" (Baumstämme etc) gemeinsam erklommen.


    Der Schlüssel lag im "gemeinsam".


    Tolle Dinge gemeinsam machen, schafft Bindung. Klar tobt sie heute auch mit anderen Hunden, aber sie ist auch immer noch gerne mit mir alleine unterwegs und hat auch im Freilauf immer Kontakt zu mir und kommt gerne, wenn ich sie rufe.

  • Verstehe Danke euch. Wie gesagt man sieht andere Hunde und erfragt auch deren Alter und wenn man dann sieht wie diese hören und merkt Oke so viele Monate älter ist er gar nicht hat man eben das Gefühl das man versagt oder hinterher ist.


    Weshalb ich halt auch zu Anfang als er nicht Stubenrein wurde auch mir Gedanken machte wieso er mit fast 5 Monaten es nicht versteht. Da half eben jede Sekunde beobachten und eben in den Garten und Gassi gehen rund um die Uhr und mit "Super" und Leckerli Hinterher für den Haufen etc. Zu belohnen.


    Zur Frage bzgl. Training, damit war gemeint mal mit Ihm ein Spielzeug Aportieren üben oder eben einfach nur Sitz und Bleib, wenn die Garten Tür offen ist oder es klingelt ihm Bleib und Warte anzutrainieren, das klappt auch alles wunderbar, vor allem wenn er in den Garten will muss er eben angeleint werden und dann wartet er auch bis eben das "Geh" kommt.


    Belohnungen geschehen in Form von "Super fein gemacht" gefolgt von Leckerlis die komplett durch die Bank sich praktisch jede Woche ändern damit diese nicht zu langweil werden. Ob nun Trockenfleisch, Cremes oder allg. Softe Leckerlis.

  • Kurzform: Leine dran bis es wieder funzt im Hundehirn

    Garten sichern

    Den Hund beibringen, dass da wo du bist, die interessanten Dinge geschehen. Also zb dem Hund mal ein Spielzeug verstecken und es suchen lassen, ihn ansprechen beim Gassi, Blick zu dir belohnen. Ab und an ein Leckerli in der Hand halten und dem Hund zeigen und dann, wenn er es sieht, werfen oder geben. Das macht aufmerksamer. Viel kommentieren, Terrier sind kluge Hunde und verstehen mehr als wir denken.


    Was ich nicht machen würde, ist, nach dem Geschäft draußen Leckerli regnen lassen. Mal ein Lob, okay, aber ich würde Pipi und Geschäft eher nicht so mit besonderem Hype belegen wollen.

  • Ja für sein Geschäft bekommt er seitdem er Stubenrein ist nichts mehr. Hat er aber auch schnell kapiert da er dann versucht direkt weiter zu gehen, aber dann auf ein Warte gut reagiert das ich in Ruhe aufsammeln kann.


    Nur habe ich immer die Bedenken das über das Belohnen die Gewöhnung kommt und wenn nach Monaten Training die Leckerlies aus bleiben oder er nur noch für Leckerlies erlerntes tut.

  • Nur habe ich immer die Bedenken das über das Belohnen die Gewöhnung kommt und wenn nach Monaten Training die Leckerlies aus bleiben oder er nur noch für Leckerlies erlerntes tut.

    Das Gegenteil ist der Fall. Je öfter dein Hund abdampft und ohne dich coole Interaktionen mit fremden Hunden hat, umso weniger wird er sich für dich und deine Kommandos interessieren.



    "Bleib" zu sagen wenn der Hund eigentlich wohin will, ist besonders bei einem jungen Hund fast schon zuviel verlangt. Die Impulskontrolle muss noch wachsen und da ist dann viel Raum für ein Einreißen und damit unwirksam werden des Kommandos. Je öfter er dann wohin geht umso schwächer wird dein Einfluss.


    Umgekehrt wird ein Schuh draus, indem du deinen Hund durch die Leine begrenzt und seine Orientierung zu dir belohnst, wird er umso motivierter sein, dich im Auge zu behalten.


    Edit: irgendwann schleicht man das dann aus und gibt seltener Leckerlis. Mein Terrier ist auch sehr mit Stimme zu loben oder indem er mich kurz anspringen darf oder ein Spieli herumtragen darf, das ich dabei habe.

  • In der Lernphase machst du nichts falsch, wenn du jedesmal belohnst. Da du deinen Hund erst seit kurzem hast, seid ihr noch mit so gut wie allem in der Lernphase.

    Bei der allerwichtigsten Übung, dem Rückruf, ist es auch überhaupt nicht problematisch, wenn du lebenslang belohnst.

    Wenn dein Hund sicher auf deine Kommandos reagiert, also unter allen möglichen Umständen, an verschiedenen Orten usw, dann kannst du die Belohnung allmählich reduzieren. Dazu google mal: "variabel belohnen".


    Bedenke auch, daß eine Belohnung nicht immer Leckerli oder Spielzeug sein muß. Wenn ich zB mit meinem angeleinten Hund das Freilaufgebiet erreiche, ihn absitzen lasse und ihn von der Leine befreie, dann ist genau das schon die Belohnung fürs Absitzen.

  • Das ist dein erster Hund, nicht?

    Ich hab mir als Anfängerin ein paar Trainerinnenstunden gegönnt, beste Investition ever. Sie hat mir vor allem gezeigt, wie Hunde lernen und wie man ihnen effizient etwas beibringt. Und einiges zum Timing beim Training geübt, das lernt man m.E. nicht im Forum oder aus Büchern, sondern im echten Leben (und sie hat mir mit lauter Basics das Ohr abgekaut, da waren auch echte Perlen dabei). Kann ich nur empfehlen.

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