Ist der Elo wirklich die eierlegende Wollmilchsau?

  • Der Elo ist deren Meinung nach ein „Familiengebrauchshund“ :???:

    Das ist genau das, was ich an dem Projekt gut finde. Dort hat man sich Gedanken darüber gemacht, welche Eigenschaften einem modernen Familien/Gesellschaftshund das Leben leicht machen und wie man sie testet und züchtet. Manches, das wir von unseren Hunden so alltäglich erwarten, z.B. der ständige friedliche Umgang mit fremden Hunden und Menschen, ist für die ganz schön anstrengend. Das soll der Begriff ausdrücken.

    Bei welcher anderen Rasse macht man sich denn um solche Fragen so konsequent Gedanken bei der Zucht?

  • Noch ein Punkt für einen größeren Hund ist das kleine Kinder ja häufig noch sehr grobmotorisch sind. Da kann ein kleiner zarter Hund schnell mal so grob angetatscht werden das es ihn schmerzt und er sich aus Reflex und irgendwann schon vorsorglich wehrt, wenn da nicht die ganze Zeit aufgepasst wird das das Kind ja vorsichtig mit den zarten Geschöpf ist.

  • Wobei ich es ehrlich gesagt auch merkwürdig finde, dass bei den Ausgangsrassen des Elos - ob durchgezüchtet oder nicht - lauter unerziehbare "Jagdsäue" bei rauskommen sollen.

    Lese ich so nirgends.

    Unser Enkel-Elo ist sehr gut erzogen, nur das Jagen ist trotz sehr langer Trainingsbegleitung nicht in den Griff zu bekommen.

  • Der Elo ist deren Meinung nach ein „Familiengebrauchshund“ :???:

    Das ist genau das, was ich an dem Projekt gut finde. Dort hat man sich Gedanken darüber gemacht, welche Eigenschaften einem modernen Familien/Gesellschaftshund das Leben leicht machen und wie man sie testet und züchtet. Manches, das wir von unseren Hunden so alltäglich erwarten, z.B. der ständige friedliche Umgang mit fremden Hunden und Menschen, ist für die ganz schön anstrengend. Das soll der Begriff ausdrücken.

    Bei welcher anderen Rasse macht man sich denn um solche Fragen so konsequent Gedanken bei der Zucht?

    Hm, aber in Richtung Familien-/Gesellschaftshund bewegt sich doch die Zucht einer ganzen Reihe von Rassen. Das ist doch kein singuläres Merkmal der Elozucht. Herausstechend ist eher die Unverfrorenheit, das Blaue vom Himmel herunter der Mut, den angestrebten absoluten Wunschcharakter als gängige Regel zu versprechen.

  • So richtig verstehe ich diese Ablehnung der Elos nicht. Wenn hier jemand nach einem Eurasien oder Silken Windsprite fragt, heißt es nicht: Das sind Mischlinge!

    Beide Rassen sind in den 60igern aus zwei oder mehr Rassen entstanden. Der Elo 30 Jahre später. Was ist denn bei denen in den 30 zusätzlichen Jahren passiert?

    Dass die Erfinder keine neue Rasse, sondern eine eingetragene Marke züchten.

    Sprich, wer ein Franchise Zertifikat kauft, züchtet Elos, ohne das, darf man seine Hunde von Rechtswegen nicht Elo nennen.


    Bei Eurasier und Silken hat man auf klare, erzielbare Eigenschaften gesetzt und so neue Rassen kreiert. Beim Elo hat man einfach nur ein Markenprodukt geschaffen und sich auf den Werbeversprechen ausgeruht und eben nicht wirklich auf irgendwas selektiert. Abgesehen davon finde ich diese Lizensierung von Lebewesen einfach nur widerlich.

  • Wobei ich es ehrlich gesagt auch merkwürdig finde, dass bei den Ausgangsrassen des Elos - ob durchgezüchtet oder nicht - lauter unerziehbare "Jagdsäue" bei rauskommen sollen.

    Wirklich? Ich finde es eher überraschend, dass man das nicht erwartet. Auch bei ein paar anderen der versprochenen Eigenschaften.

    Ich bin immer erstaunt wieso grad die Gruppe an Hunden für den "perfekten nebenbei laufenden Familienhund" gewählt wurde ^^ Es klingt für mich oft ein bisschen so als hätten sie sich bei jeder Rasse ein paar Merkmale rausgesucht und gesagt "die sind es" und den Rest fröhlich ignoriert.


    Die drei offiziellen Rassen:

    Chow-Chow: sehr eigenständig und ernst, ordentlich Wachttrieb, meines Wissens nach sogar oft sehr ordentlich Jagdtrieb - tolle Hunde aber sehr speziell, definitiv kein typischer Familienhund

    Eurasier: tendenziell eher eigenständig und ernsthaft, durchaus auch einige jagige Individuen dabei - gibt durchaus nette Familienhunde, aber auch sehr ernsthafte Vertreter, die eher Richtung Chow-Chow gehen (ist da ja auch ursprünglich drin)

    Bobtail: Jagdtrieb weiß ich nicht so genau, als Hüti aber vermutlich zumindest etwas da und wenn man ein bisschen tiefer geht bei der Rassebeschreibung doch eher eigenständige Hunde (und durchaus Neigung zum Kläffen wenn man nicht aufpasst). Sehr aufwändige Fellpflege. Teilweise sehr dünnnervig, aber insgesamt wohl recht menschenfreundlich, wenn auch nicht immer hundefreundlich.


    Was ja scheinbar sonst noch so drin sein kann:

    Samojeden: Jagdtrieb und zwar ordentlich, Tendenz zum Bellen. Brauchen ganz ordentlich Auslastung/Bewegung. Menschenfreundlich sind aber sie normalerweise.

    Dalmatiner: kenn ich zugegeben nicht so gut, aber was ich weiß ist das sie im Schnitt wohl tatsächlich nicht so jagig sind, es immer mal wieder Berichte gibt zu Hundeunverträglichkeit, vor allem bei Rüden.

    Spitz: Theoretisch kein Jagdtrieb, praktisch nicht ganz so wahr. Tolle, schlaue Hunde, die aber schnell zum Kläffen neigen, Wachtrieb sehr deutlich, eigenständig, wenn auch durchaus Bock mit einem zu arbeiten. Je nach Linie durchaus auch mal recht ernst und kein Fan von Fremden.


    Ich hab übrigens kein grundsätzliches Problem mit den Elos und seinen Ablegern. Ich hab auch schon ein paar nette Vertreter kennengelernt. Hübsch finde ich sie eh.

    Ich finde halt nur, dass man sich vorher bewusst machen sollte was da drin steckt und das es nicht immer so perfekt enden muss wie es einem versprochen wird.

  • Der Elo ist deren Meinung nach ein „Familiengebrauchshund“ :???:

    Das ist genau das, was ich an dem Projekt gut finde. Dort hat man sich Gedanken darüber gemacht, welche Eigenschaften einem modernen Familien/Gesellschaftshund das Leben leicht machen und wie man sie testet und züchtet. Manches, das wir von unseren Hunden so alltäglich erwarten, z.B. der ständige friedliche Umgang mit fremden Hunden und Menschen, ist für die ganz schön anstrengend. Das soll der Begriff ausdrücken.

    Bei welcher anderen Rasse macht man sich denn um solche Fragen so konsequent Gedanken bei der Zucht?

    Da gibt es schon viele in der FCI9.

    Allerdings stimme ich dir zu, in der Größen- und Gewichtsklasse ist es eher dünn. Die meisten der klassischen Begleithunde sind ja eher klein.


    Ich finde das Projekt an sich auch erstrebenswert, nur von dem was meine Freundin erzählt wurde es eben nicht so gut umgesetzt (zB durch viel zu wenig Ausgangshunde, und ich weiß eben nicht in wiefern noch groß Ausgabgsrassen neu eingekreuzt werden, um die genetische Vielfalt zu bekommen. Und wer dann die Halb-Elos abkauft, wenn zB wieder ein Bobtail eingekreuzt würde. Das scheint mir alles recht undurchsichtig und das finde ich schade. Auch diese Datenbank über die Zuchthunde ist zB nur für Züchter einsehbar und darüber hinaus kostenpflichtig, da frage ich mich schon warum das so ist.)

    Also insgesamt mehr eine Kritik am Wie, und weniger am Was.

  • Die drei offiziellen Rassen:

    Chow-Chow: sehr eigenständig und ernst, ordentlich Wachttrieb, meines Wissens nach sogar oft sehr ordentlich Jagdtrieb - tolle Hunde aber sehr speziell, definitiv kein typischer Familienhund

    Eurasier: tendenziell eher eigenständig und ernsthaft, durchaus auch einige jagige Individuen dabei - gibt durchaus nette Familienhunde, aber auch sehr ernsthafte Vertreter, die eher Richtung Chow-Chow gehen (ist da ja auch ursprünglich drin)

    Bobtail: Jagdtrieb weiß ich nicht so genau, als Hüti aber vermutlich zumindest etwas da und wenn man ein bisschen tiefer geht bei der Rassebeschreibung doch eher eigenständige Hunde (und durchaus Neigung zum Kläffen wenn man nicht aufpasst). Sehr aufwändige Fellpflege. Teilweise sehr dünnnervig, aber insgesamt wohl recht menschenfreundlich, wenn auch nicht immer hundefreundlich.

    wobei der Eurasier ja auch aus Chow-Chow. Wofsspitz und später Samojeden hervorgegangen ist. Da steckt als von der Seite aus wirklich Alles drinnen was der normale Mensch heute, in der Stadt lebend, eher für überflüssig hält

  • Grundsätzlich finde ich die Idee aber gut, das hier die Zucht auf Begleithund ernst genommen wird. Keine Arbeitshunde, denen man den Job mühselig abzüchtet und abtrainiert, sondern Hunde, in denen man die Eigenschaften verstärkt, die ihnen und uns das Leben als Begleithund leichter machen, und die abschwächt, die es erschweren.

    Grundsätzlich ist die Idee gut, der Bedarf ist da.

    Nur der Elo wurde aus dem Eurasier gezüchtet (der übrigens, zumindest als wir einen hatten, auch nicht sonderlich homogen war und die Rassebeschreibung gerne mal bestenfalls grob überflogen hatte) + Ursprungsrassen des Eurasiers... also Eurasier in wieder inhomogener + Bobtail und dann noch paar Exoten für die Optik.


    Da stellt sich zum einen die Frage warum nicht gleich der Eurasier, bei dem die Bemühungen immerhin Richtung Homogenität gehen, und zum anderen warum der Elo die Versprechen erfüllen können sollte die der Eurasier nicht erfüllt.


    Und beim Begleiter geht es heutzutage in erster Linie darum normales Verhalten und Triebe wegzuzüchten und er soll die Reaktivität eines Stofftieres haben, immer und überall. Gleichzeitig gibt es aber keine so klaren Selektionskriterien wie bei der Arbeit. Das was der Züchter selbst sieht und für wichtig erachtet halt.

    Einen arbeitenden Hund kann man gut testen. Entweder er taugt was in seinem Job oder er taugt nichts. Wie er seinen Job macht mag dann die jeweiligen Präferenzen des Züchters widerspiegeln, aber davon ab gibt es ein ganz einfaches klares, testbares Kriterium: Hat der Hund am Ende des Tages erfolgreich seinen Job erledigt?

    Aber bei den Begleitereigenschaften wird es sehr viel schwammiger. Das ist, um ehrlich zu sein, sehr viel komplizierter als ein Arbeitshund. Plus eben der Punkt, dass das was als Begleitung heutzutage gewünscht wird oft einfach nur das Fehlen normaler Verhaltensweisen ist. Wobei dieses Fehlen sich eigentlich nicht auf die Eigenschaften selbst, sondern nur auf deren "Störfaktor“ im Alltag bezieht. Und dann aber nur direkt darauf, nicht über Umwege die einfacher zu erreichen sind. (Also zB Jagdtrieb muss weg, nicht einfach nur gut kontrollierbarer oder gut ausbalanciert. Ergebnis ist, dass mein aktiver Jagdgebrauchshund als Junghund zB viel einfacher war als sämtliche "einfachen, nicht jagenden" Hundekumpels und es in den meisten Fällen immer noch ist, zumindest jedenfalls nicht schwerer zu führen. Finde den Fehler...)

    Fällt mir halt öfter mal auf wenn ich mir die Arbeiter vs Begleiter so anschaue.


    Und dazu macht das Thema Optik halt immer wieder sämtliche ernsthaften Bemühungen kaputt. So zumindest mein Eindruck über die Jahre.

  • Ich glaube, die Elozucht, versteht man besser, wenn man den Hintergrund kennt. Ich habe die Gründung damals im Rahmen des wiss. Community mitbekommen und auch die Gründungszucht neben dem Hannover Zoo mal besucht.

    In den 80igern setzte sich in der Hundezucht teilweise die Vorstellung durch, dass es rassentypische Wesenseigenschaften eigentlich nicht gibt, sondern sie durch die Erwartung der Menschen und entsprechende Erziehung entstehen. In dieser Zeit tauchten neue Rassen aus anderen Ländern auf und wurden als super Familienhunde angepriesen, Huskys, Windhunde, Jagdhunde, die ersten Bordercollies usw. Diese These "alles anerzogen" wurde z.T. genauso vehement vertreten, wie vorher die Vorstellung: "Alles angeboren". Ein vielgelesener Vertreter war Eberhard Trummler.

    Die Starter des Eloprojektes, Zootierpfleger, die sich mit Erhaltungszuchtprogrammen auskannten, sahen die Entwicklung kritisch. Sie glaubten nicht, das jede Arbeitsrasse durch Erziehung zu guten Familienhunden in modernen Lebensbedingungen werden konnten, sondern dass man die Hunde dafür genauso selektiv züchten sollte, wie Arbeitshunde für ihre Aufgabe (daher auch der Begriff "Familiengebrauchshund"). Die Fokussierung der VDH-Zuchten auf Ausstellungserfolge und einheitliches Aussehen sehen sie sehr kritisch.

    Der Gründer züchtete Bobtails und kam auf den Gedanken, durch Einkreuzung von Eurasiern, die nicht als Arbeitshunde für eine Aufgabe gezüchtet wurden, die weniger erwünschten Eigenschaften des Bobtails für die Familienhund-Aufgabe auszugleichen. Aus heutiger Sicht wären vielleicht die Rassenziele mit anderen Rassen leichter zu erreichen gewesen.

    Aber natürlich mochten und mögen die Züchter im Elo-Projekt halt Hunde mit diesem Typ und Aussehen - wie andere Züchter auch.


    Aus heutiger Sicht würde ich sagen, die Elo-Gründergeneration hat zu sehr an die Vererbbarkeit von Charaktereigenschaften durch richtige Selektion geglaubt, u.a. auch, dass die Hunde die gewünschten Ziele dann ohne Erziehung erreichen.

    Się waren ohne Frage begeistert von ihrer Idee und ihren Hunden. In einer Zeit, in der in den vielen Rassenhundvereinen das Gesundheitsrisiko der Zucht noch lautstark ignoriert wurde, haben sie konsequent auf gesunde Zuchthunde selektiert.


    Ums große Geld ging es in dieser Zeit ganz sicher nicht, das hätten sie leichter mit Husky-Zucht verdient..

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