Erblindet, taub, inkontinent und dement

  • Unser Familienhund, Dackelmix, ist 18. Auch er ist in den letzten Monaten immer weiter erblindet, sieht kaum noch etwas und hört nur noch sehr laute, teils schrille Geräusche.

    Er kann nicht mehr gut einhalten und lässt im Zweifel laufen. Urlaube sind so nicht mehr spontan mal eben möglich, es muss immer im Zweifel jemand da sein der auf den Hund aufpasst.
    Was er jedoch nicht tut, und mich etwas stutzig werden lässt, ist das orientierungslos im Kreis laufen. Zudem geht er auch noch gerne, in seinem Tempo, Gassi und stromert manchmal stundenlang durch den Garten um Gerüche aufzunehmen.


    Ich würde auf jeden Fall mit eurem Tierarzt darüber sprechen, ganz offen, und dann abwägen wie es um die Lebensfreude und / oder das Leid eurer Hündin bestellt ist.

    Aber meiner Meinung nach sollte so ein alter Hund sowieso erst Recht regelmäßig dem Tierarzt vorgestellt werden.
    Das sie rein macht, nicht mehr sieht oder hört, und man nicht mehr so flexibel ist, ist in meinen Augen aber kein Grund sie "einfach" einschläfern zu lassen.

    Wie oben schon geschrieben wurde gibt es einfache und praktische Hilfsmittel damit die Maus nicht alleine in der Dusche sein muss nachts und ihr nicht das ganze Haus voll ihrer Hinterlassenschaften habt.

    Einen alten Hund auch noch zu isolieren hilft jedenfalls überhaupt nicht.

  • Ich weiss, wie schwer es ist, einen alten, dementen Hund zu haben... Unser Gusti war nicht blind und taub, aber schwer dement und ich musste ihn sogar mit dem Löffel füttern. Ich hab immer gesagt, er ist doch nicht krank, nur alt. Wir haben es fast ein Jahr ausgehalten, bis er sich von selbst auf den Weg gemacht hat. Isoliert haben wir ihn nie, das hat er gemerkt und geweint. Ich weiss nicht, ob ich das noch mal alles so schaffen könnte, wir sind Rentner und haben Zeit und konnten ggf. auch mal auf Schlaf verzichten. Viel Kraft wünsche ich - und bitte den Kleinen nicht wegsperren.

  • Das ein Hund mit diesen Beschwerden und diesem Alter sehr regelmäßig beim TA ist und mit diesem auch das Thema erlösen besprochen wird, habe ich eigentlich vorausgesetzt.


    Der TA kann oder sollte das am besten einschätzen können. Überforderung des HH darf halt nicht ausschlaggebend sein.

    Vielleicht irre ich mich, aber für mich hat es eben danach geklungen.

  • Ich fühle so sehr mit dir. Meine Russell-Hündin ist jetzt gut 14, und man denkt natürlich immer öfter übers was-wäre-wenn nach. Nach dem, was du hier schreibst, klingt es für mich (!), als hätte deine kleine Hündin eigentlich keine Lebensqualität mehr, es sei denn, man möchte atmen, Inkontinenz und Kreislaufen noch als solche bezeichnen. Aber bedeutet das für einen eigentlich so fröhlichen, quirligen und "stolzen" Terrier?


    Besser wird da ja wohl kaum noch etwas, und ich glaube, ich würde mich an deiner Stelle genau an diesem Punkt ganz bewußt zurücklehnen und mich so nüchtern und ehrlich wie ich kann fragen: Was hat sie noch? Gibt es in ihrem kleinen Hundeleben noch sowas wie Glücksmomente? Überwiegen die noch, oder...? Wirkt sie generell zufrieden - oder ist sie nur noch überfordert mit der Welt, in die sie das hohe Alter gestoßen hat, die sie sich nicht mehr erklären kann, und die ihr ja so deutlich oft Angst macht?


    Kurz: Kann ich sie nochmal in bessere Tage holen - oder muß ich ihr den schweren letzten Liebesdienst erweisen, bevor alles vollends unerträglich für sie wird (wenn es das nicht schon ist)? Dafür wünsche ich dir wirklich ganz, ganz viel Kraft -es ist einfach der schlimmste Moment im Hundehalterleben. Aber eben auch die schwerste Möglichkeit, Liebe zu beweisen.

  • Letztendlich kannst nur du entscheiden. Ich würde mir mein Tier ganz genau beobachten; hat es noch Lebensqualität, gibt es noch Phasen der Schmerzfreiheit und sichtbarer Teilnahme am Leben ( Spaziergänge, Fressverhalten, Kontakt mit Menschen ).

    Ein No-Go wäre für mich die Tatsache, dass mein Hund Ängste ertragen muss, die ich ihm nicht nehmen kann; weil er z.B. stark eingeschränkt oder gar nicht mehr funktionierende Sinnesorgane hat.

    Das würde mir die Entscheidung erleichtern, ihn zu erlösen.


    Ich wünsche dir, dass du die für dich richtige Vorgehensweise findest.

  • Liebe Hundefreunde,

    Ich bin so dankbar für die ganze nette und hilfreiche Reaktionen, ich fühlte mich sehr allein mit dem Problem, und merke, dass mein Lebensgefährte (die zum Glück meistens woanders wohnt) langsam damit fertig ist.

    Wir haben im Frühling ein schöne Urlaub mit Frangie gemacht, ganz nach ihre Bedürfnissen geschnitten. Das heißt, meine krebskranke Schwester in Italien besucht - alles mit dem Zug aus Hamburg, sogar nach Sardinien. Frangie in ihr tolle Körbchen, so geduldig. Auch trocken geblieben bei verspätete Heimfahrt von 10 Stunden!

    Sie war nie ein nervöse Typ, macht alles mit, klafft nur leise manchmal im Traum, und ist immer ok allein zu Haus für etwa vier Stunden. Wie gestern Abend, mein Chorprobe Abend, wo sie von 1830 bis etwa 22Uhr allein war. Nur, danach drei Pfutzen. Windel ausprobiert einmal, und wie eine Furie abgebissen. Unter ihre Wurde.

    Sie frisst noch ganz normal, aber Gassi gehen ist meistens eher nichts. Ich müss sie mitzerren, da wir auch ein Labrador haben, die seine paar Schritte geniesst und braucht.

    Und die Sache mit der Düsche: es ist gross 100x100cm, halb mit ihre Bett ausgefüllt. Ich lege sie hin, drucke sie sanft ein bisschen, und dann meistens bewegt sie sich kaum bis morgen, und sieht ganz bequem aus - auch Dank Zylkene Chews, die berühigen, zum Beispiel auf Reisen (siehe oben).

    Übrigens, diese laufen in Kreis scheint eher zu berühigen, obwohl sie klopft sich dauernd gegen die Möbel. Dabei hechelt sie manchmal ganz stark, was entweder Blase oder Schmerz ist. Unsere Tierarzt sieht sie regelmäßig, weil ihre Krallen wachsen so schnell und sind lästig. Ich erzähle ihn alles, aber es scheint ein typische Demenzfall zu sein. Ausser Karsivan, was sie nimmt, hat er nichts vorgeschlagen

    Wir sollten Familie in Bayern besuchen in September, mit dem Auto dahin, aber natürlich mehrmals in unbekannte Unterkünfte übernachten, und mit inkontinente Frangie. Zuhause haben wir unsere Routine. Ich freue mich nicht auf die Reise! Papiertücher und Enzym-Sprays hilfen, aber das Ganze macht mich nervös, und die ganze Fahrerei ist mein Job.

    Ich habe diese liebe Kleine adoptiert in Januar 2020, zusammen mit ihr inzwischen verstorbene Brüder (Scheidungskinder), und bis diese Phase nur Freude erlebt. Ein fantastische Gewinn für mich.

    Noch mal ein grosse Dank an euch alle für so viel Denkstoff!

  • Du schreibst sie hechelt am Abend stark wenn sie im Kreis läuft, und stösst gegen Möbel.


    Du vermutest Schmerzen.


    Darf ich dich deutlich auffordern, einen anderen Tierarzt zu konsultieren?


    Wenn bei einem so alten Hund Demenz und Schmerz zusammen kommen, muss man jemanden mit Erfahrung am Hund haben.

  • Wenn du Schmerzen vermutest, sprichst TA drauf an, bzw. wechsle den Arzt, dann braucht sie Schmerzmittel.


    Vielleicht ist sie aber auch "nur" verwirrt, kannst du sie in diesem Zustand zu dir holen und beruhigen?


    Ich würde die, auch wenn es im Bad bequem ist, trotzdem bei mir schlafen lassen.

    Meine vorige Hündin war auch undicht, ich habe sie auf Inkontinenzunterlagen mit Handtuch drüber bis zum Schluß bei mir im Bett schlafen lassen.

    Sie hat die Nähe ganz dringend gebraucht, das konnte ich ihr nicht nehmen.


    Ich weiß es ist hart und anstrengend, viel Kraft und alles Gute

  • Nachts schläft sie jetzt mit Bettchen in der Dusche. .... Und wenn sie nachts Kot lässt, dreht sie ewig im Kreis drin.


    Und die Sache mit der Düsche: es ist gross 100x100cm, halb mit ihre Bett ausgefüllt. Ich lege sie hin, drucke sie sanft ein bisschen, und dann meistens bewegt sie sich kaum bis morgen, und sieht ganz bequem aus

    So was denn nun? Wenn du sie bei dir hättest müsste sie da eben nicht drinnen rum latschen. Das ist einfach nur gruselig!

  • Ich würde es schön finden wenn das Hündchen den letzten Abschnitt seines Lebens in einer geborgenen Atmosphäre verbringen dürfte.

    Scheiß auf die Pisse. Teppiche kann man waschen oder wegschmeißen und den blöden Holzboden kriegt man auch wieder geruchsfrei.

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