Seid ihr wirklich bei (annähernd) 100%?

  • Ich weiß nicht, wie oft ich schon Situationen erlebt habe, wo der frei bei Fuß laufende Hund dann eben doch her kam, wenn man aneinander vorbei gelaufen ist. Wie oft Hunde, die am Rand Sitz oder Platz machen sollten, doch zu uns gesprungen kamen, obwohl der Besitzer mir versichert hat, der würde 100% bleiben.

    Und genau deswegen hab ich, wenn ich Mico nicht kurz anleine sondern nur kurz absitzen lasse, immer eine Hand am Halsband. Ist nicht notwendig, Mico bleibt auch so sitzen, aber viele Menschen gehen so einfach deutlich entspannter vorbei.

    Das ist bei uns eine Prüfung, die alle Hundetrainer absolvieren müssen … einmal zur Abschlussprüfung und dann 2x jährlich. Das bedeutet ja nicht, dass das die Kunden auch so machen. Aber der Hund des Trainers sollte einfach sehr zuverlässig hören, so ist die Philosophie des Unternehmens. Und manche Dinge kann man nicht in Trainingssituationen nachstellen, dazu braucht’s das reelle Leben. Es wird halt von den Trainerhunden deutlich mehr verlangt, als man es eigentlich im Alltag braucht.

    Unverschämt, unnötig und bescheuert sind ehrlich gesagt so die drei ersten Wörter die mir dazu einfallen. Nicht auf dich bezogen, ich vermute mal ganz stark, dass du dir die Prüfung nicht ausgedacht hast, aber dass man fremde Menschen ohne ihr Einverständnis als Prüfungsobjekte benutzt, finde ich mehr als nur nicht in Ordnung.

    Gerade weil wohl jeder der nicht komplett hinterm Mond lebt und zwei Gehirnzellen zusammenbekommt weiß, dass es mehr als genug Menschen gibt, die panische Angst vor Hunden haben und für die schon angeleinte Hunde eine Herausforderung sind. Und dann unangeleinte Hunde, die zumindest augenscheinlich komplett ohne Aufsicht in der Öffentlichkeit rumliegen? Nein, einfach nein.

    Warum muss man die Akzeptanz der Öffentlichkeit so herausfordern? Du sagst doch selbst, dass es mehr ist, als man eigentlich im Alltag braucht.

  • Ähm, ich habe mal so einen Hundeführerscheinkurs gemacht. Da war das auch Teil des Trainings, dass der Hund an einer Einkaufsstraße "geparkt" wird, man selber außer Sicht geht und sich dann jemand "Fremdes" dem Hund nähert. Diese "Fremden" waren im Training Leute aus dem Kurs (aber nicht die, die der Hund aus anderen Kursen kannte), teilweise hat die Trainerin auch Verwandte als Statisten mitgebracht. Und die normalen Passanten liefen ja auch noch rum. Die Testpersonen sollten nicht mit dem Hund interagieren, aber haben sich auf die Bank daneben gesetzt oder so. Ziel war, dass der Hund nicht aggressiv reagiert. Hat aus unserem Kurs auch keiner, auch nicht beim Training – obwohl welche dabei waren, die rasse- oder erfahrungsbedingt nicht so viel Wert auf fremde Menschen gelegt haben.

    Geparkt - aber nicht ohne Leine, oder?

    Wir hatten den Bestandteil in der Prüfung auch. Aber da hat der Hund angeleint gewartet. Da hat ja keiner was dagegen.

    (Also super finde ich das auch nicht, aber ok, zumal wie hier verabredet und mit Trainerbegleitung.)

  • Worin liegt eigentlich der Sinn dieser Übung? Ich würde meine Hunde weder mit noch ohne Leine allein irgendwo warten lassen, ich hätte Angst, daß sie jemand tritt, ärgert, stiehlt

  • Auch wenn ich das Thema um die ohne Leine abgelegten Hunde äußerst spannend finde (solche Hau-drauf-Trasch-Beiträge lieben wir doch insgeheim alle, oder), möchte ich nochmal kurz was zum ursprünglichen 100 % Thema sagen.

    100 % haben wir nirgends, außer dann, wenn ich seinen Napf zum futtern freigebe :)

    Ich finde es (wie manch einer schon sagte) für mich wichtig zu wissen, was macht mein Hund denn, wenn er mal beschließt nicht zu hören und sein eigenes Ding zu machen? Ist das dann potentiell gefährlich für andere Lebewesen?

    Nicht von ungefähr kommt es ja, dass große Hund oftmals deutlich besser erzogen sind, als kleine Hunde. Weil die möglichen Auswirkungen, die eine fehlende Erziehung hat, je nach Größe des Hundes eine andere ist. Der kläffende Chihuahua wird meist nur als nervig empfunden, Angst hat da wohl kaum einer. Der Malinois hinterlässt da schon einen ganz anderen Eindruck, auch wenn die Gründe für sein Kläffen, Verzeihung, großer Hund, Bellen, die gleichen sein mögen, wie beim Chihuahua.

    Ich laufe mit schleppender Schleppleine, sehr vorausschauend und die Leine wird auch immer wieder mal hochgenommen, wenn das Pelztier zu flatterig wird. Denn wir sind bei 100 % nur dann, wenn kein Wild oder anderer Hund in der Nähe ist. Gesehenes Wild wird gejagt, Hund, wenn's ein großer intakter Rüde ist, angepöbelt (und das nicht zu knapp), alle anderen Hunde überschwenglich angerannt, findet auch nicht jeder so prickelnd, bei 35 kg schwarzem Hund.

    Kommt mir also jemand mit Hund entgegen oder auch ohne Hund oder mit Rad oder whatever, kommt die Leine in die Hand. auch wenn ihn außer Hunden nichts interessiert. Aber ich finde es einfach respektvoll, dem anderen gegenüber, den Hund offensichtlich gesichert bei mir zu halten. Denn ich weiß nie, hat der andere Angst vor Hunden? Rennt das Kind ggfl. unbedarft auf meinen Hund zu? Kommt da aus der Ecke doch noch ein kleiner Hund geschossen?

    Ich würde mich nie auf 100 % verlassen, auch wenn wir inzwischen nah dran sind.

    Davon ab, wenn wir allein unterwegs sind, bewegt sich Miko kaum anders um mich herum, wenn er frei läuft, als wenn die Schlepp dran ist. Also kann ich sie für den Notfall auch einfach dran lassen. Mich stört es nicht, ihn nicht und gut ist.

    Und das betrifft übrigens nur den Freilauf. Bei den meisten anderen Erziehungssachen sind wir ganz, ganz deutlich unter 100 %, einfach weil es mir nicht so wichtig ist. Das was mir wichtig ist, üben wir stetig und klappt auch, aber das ist recht wenig.

  • Worin liegt eigentlich der Sinn dieser Übung? Ich würde meine Hunde weder mit noch ohne Leine allein irgendwo warten lassen, ich hätte Angst, daß sie jemand tritt, ärgert, stiehlt

    Das geht mir genauso. Ich stell ja nichtmal mein Fahrrad nicht abgeschlossen vorm Bäcker ab. Und in absolut unvermeidbaren Situationen würde ich mir dann immernoch lieber einen Passanten den ich für vertrauenswürdig halte suchen und dem den Hund kurz in die Hand drücken und hoffen, dass meine Menschenkenntnis mich nicht täuscht. Bin auch oft alleine mit Hund unterwegs, aber wenn ich da z. B. mal kurz beim Bäcker oder sonstwo Verpflegung holen will, wo der Hund nicht mit reindarf, hab ich auch einfach jemanden gebeten, ob er mir was mitbringen kann. Hat bisher immer geklappt.

  • Ich habe das grade mal nachrecherchiert, ob das nur ein Faible von meiner Hundeschule ist, dass die Hunde auch ohne ihren Menschen an beliebigen Orten ruhig warten können. Nein, ist es nicht. Gehört zum diesem "Hundeführerschein", den ich bei uns in NRW freiwillig gemacht habe, der aber in Niedersachsen und Ba-Wü offenbar verpflichtend

    Da lacht ja das Juristenherz:

    NRW, Allgemeine Regeln aus der Landeshundeverordnung:

    "(1) Hunde sind so zu halten, zu führen und zu beaufsichtigen, dass von ihnen keine Gefahr für Leben oder Gesundheit von Menschen oder Tieren ausgeht

    (2) Hunde sind an einer zur Vermeidung von Gefahren geeigneten Leine zu führen

    1. in Fußgängerzonen, Haupteinkaufsbereichen und anderen innerörtlichen Bereichen, Straßen und Plätzen mit vergleichbarem Publikumsverkehr"

    Das beißt sich nur geringfügig.

    |)

  • Worin liegt eigentlich der Sinn dieser Übung? Ich würde meine Hunde weder mit noch ohne Leine allein irgendwo warten lassen, ich hätte Angst, daß sie jemand tritt, ärgert, stiehlt

    Freiwillig ich auch nicht, aber ein Hund sollte sich schon ohne die Einwirkung oder ein Management seitens seines Menschen freundlich und friedlich anderen Menschen gegenüber verhalten, weil es eben durch dumme Zufälle immer mal zu der Situation kommen könnte, dass der Hund einen Moment unbeaufsichtigt bleiben muss.

  • weil es eben durch dumme Zufälle immer mal zu der Situation kommen könnte, dass der Hund einen Moment unbeaufsichtigt bleiben muss.

    Ich habe jetzt echt überlegt aber nein, mir ist da keine Situation eingefallen wo ich meine Hunde unbeaufsichtigt irgendwo ablegen/anbinden müsste. :ka:

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