Hund(e) und Kind - Plauderthread - Nr.2

  • Wir haben gestern noch einmal ausgiebig über die Kinderplanung gesprochen.


    Wir bleiben nun bei einem Kind.

    Ich habe 4 Geschwister, sogar einen Zwillingsbruder und mein Mann hat 3 Brüder. Und wir beide lieben unsere Geschwister wohl, aber haben beide in der Kindheit nicht dieses "super dicke" Gefühl zu unseren Geschwistern gehabt. Spätestens nach der Grundschule, in der mein Zwillingsbruder und ich einfach auch immer verglichen wurden, ging der schulische Weg auseinander und somit auch fast alle Kontaktpunkte. Dann kam die Scheidung unserer Eltern, mein großer Bruder ist mit Mama gegangen und wir Zwillinge sind bei Papa geblieben. Meine Schwestern sind 12 bzw 14 Jhre älter als ich, da bestand in der Jugend auch kein enger Kontakt (sondern baute sich jetzt erst auf).


    Mein Mann hatte auch erst im Erwachsenenalter ein besseres Verhältnis zu seinen Brüdern. Der vierte ist auch ein Nachzügler (die Mama von meinem Mann ist gestorben, als er 14 war und sein Vater hat neu geheiratet), da ist ein riesiger Altersunterschied. Der jüngste ist quasi Einzelkind, da seine Brüder eben ihr eigenes Leben führen.


    Cousins und Cousinen gibt es inzwischen reichlich, sodass Kontakt mit anderen Kindern (auch neben Schule und Kindergarten) sehr wohl gegeben ist. Ich erinnere mich auch eher nur an Schlägereien und Streitigkeiten mit meinen Brüdern als an friedliche Interaktion.


    Und es tut meiner Psyche einfach besser. Was bringt ein zweites Kind, wenn man sich dann selbst verliert?

  • Es ist doch eh immer das gleiche. Hat man nur ein Kind ist es nicht richtig, hat man mehrere Kinder ist es falsch, hat man zwei Kinder aber nur jungs bzw Mädels muss noch ein nächstes Kind kommen damit man beides hat…. Recht kann man es eh keinem machen.

    Solange man für sich selber zufrieden mit der Entscheidung ist und für sich als paar klar hat was man möchte - oder eben nicht reicht das doch völlig aus.

  • Kannst Du da nicht wegen Verfahrensverschleppung vorgehen?


    Das geht mir auch so, auch wenn wir keine massiven Beeinträchtigungen haben.

    Stellst Du früh Auffälligkeiten fest, wirst Du als überbesorgte Helikoptermutter hingestellt, Problematiken kleingeredet. Hätte ich beim Wuslon mit 3 Monaten nicht darauf bestanden, dass wir hypoallergenes Milchpulver auf Rezept bekommen, weiß ich nicht, wie es weitergegangen wäre und ob überhaupt.

    Hätte ich auf den Rat der Psychologin der Elternberatung vom Landkreis gehört, einfach die Wutausbrüche mit extremer körperlicher Aggression als "Blumensträuße voller Gefühl" anzunehmen:woman_facepalming:, hätte ich wahrscheinlich jetzt schon einen Nervenzusammenbruch gehabt und das Wuslon nicht die Unterstützung, die es benötigt. Und wahrscheinlich hätte mich in zwei Jahren jede*r gefragt, warum ich nicht gesehen habe, dass etwas nicht stimmt und dass ich mein Kind vernachlässige.


    Dann geht es lustig weiter mit dem Pflegegutachten, in dem alle Punkte, die bei uns relevant sind und die ich aufgeführt habe, einfach ignoriert werden.

  • Ich finde, dass das ein spannendes Thema ist.

    Ich vermute ja auch, dass hinter dem "Blumenstrauß voller Gefühle" bei meiner Tochter auch andere Dinge stecken. Ich habe für mich den Weg gefunden, dass ich mich selbst belese und die Dinge, die ich für möglich halte, im Hinterkopf behalte. Ich bin aber auch als Sozialpädagogin relativ gut im Thema und kann einigermaßen gut filtern. Ich bin zwar beruflich in anderen Altersklassen unterwegs, kenne mich aber sehr gut mit diversen Störungsbildern aus und hab ja auch irgendwann mal viel über Entwicklung im Kindesalter lernen müssen.


    Nicht ernstgenommen werden kenne ich leider gut. Irgendwann wird die Zeit kommen, wo sich rausstellt, ob sie einfach nur ein unglaublich gefühlsstarkes Kind ist (dann feiere ich ne Party) oder ob wirklich was dahinter steckt (und ich allen den Stinkefinger zeige, die mich vorher belächelt haben).

    Generell finde ich es schade, dass Eltern nicht geglaubt wird. Man bekommt immer so ein wenig das Gefühl vermittelt, dass man's einfach nur nicht drauf hat. Finde ich sehr schade.

  • Oh ja - nicht Ernst genommen zu werden kennen wir zu gut! Dabei waren die Anzeichen von Anfang an da, wir haben immer wieder darauf aufmerksam gemacht. Schon früh versucht Hilfe zu bekommen.

    Trotzdem haben wir jetzt 8 Jahre!!! gebraucht bis wir endlich die Diagnose schriftlich bekommen haben!


    Es fing im Kiga an und wurde dort mit den Worten "der ist nur schüchtern. Das wird noch" von den Erzieherinnen abgespeist.

    Auf eigenem Bestreben haben wir dann eine Diagnostik in der kjp gestartet - angeblich keine Auffälligkeiten! Obwohl er im kiga und dann in der ersten Klasse immer mehr aneckte, immer mehr Probleme hatte. Die Ärzte in der kjp meinten "manche Kinder sind halt so".

    Die Lehrer sprachen uns auf ADHS an, ob wir getestet hätten. Ja, aber laut kjp hat er das nicht. Trotzdem einen Kinderpsychologin gesucht die auf ADHS spezialisiert ist. Laut ihr gäbe es keine Anzeichen dafür :ugly:

    Dann kam Corona, das Kind war Zuhause und wie verwandelt!

    Kaum ging es nach Corona zurück stürzten die Probleme vermehrt auf uns ein. Wir wieder versucht irgendwo erneut einen Platz zur Diagnostik zu bekommen (fast immer wurden wir vertröstet mit "tut uns leid! Wir sind nicht für sie zuständig. Sie wohnen zu weit weg / falsches Bundesland/ usw". Oder"wir haben eine Warteliste von 2 Jahren oder länger..."). Die kjp war die einzige Stelle die sich bereit erklärt hat uns aufzunehmen und erneut eine Diagnostik zu machen. Ergebnis: er hat nix und wäre "kerngesund und normal" :ugly:

    Dass die Fragebögen zu ADHS und Autismus (die wir Eltern, Großeltern sowie Lehrer ausgefüllt haben) weit weit über den Grenzwerten lagen war denen egal! Er hat den Test verweigert und geäußert "alles Scheisse hier" und deswegen kann er kein ADHS und/oder Autismus haben.

    Erst als wir eine private Praxis fanden (wo wir einfache Fahrt von 130km hatten!) wurden wir endlich mal Ernst genommen! Er hat zwar dort den Test auch verweigert aber das wurde als Anzeichen seiner Erkrankung wahrgenommen, nicht als "ist halt so". Dort haben wir jetzt auch schriftlich bekommen was wir seit 8 Jahren vermuten - dass er ADHS, Autismus und eine Hochbegabung hat!


    8 Jahre wo das Kind gelitten hat unter der Situation! 8 Jahre wo die Probleme immer mehr wurden und wir keinerlei Hilfen bekamen! 8 Jahre vergeudete Zeit!


    Im Moment gilt er als "nicht beschulbar" weil er dermaßen mit der Schulsituation überfordert war (große Klasse, die Lautstärke, dazu fühlte er sich unterfordert und wurde nicht gefördert da sozial ja auffällig) dass er einen Schulausschluss mit ruhen der Schulpflicht hat!

    Ob er jemals zurück auf die Schule kann oder einen Schulabschluss hinbekommt weiß keiner! Dabei hätte es nie so weit kommen müssen.


    Daher ja, unser System krankt. Von vorne bis hinten!

  • Ohje, da habt ihr ja ähnliches hinter euch wie wir. Nur war meine erste Arzt Anlauf Stelle, nach einer besch.... KJP, dann gleich eine super liebe Empathische Ambulante KJP Praxis.
    Unterrichte mein Kind auch seit Schulstart Zuhause. Gibt zu wenig Schulen mit kleinen Klassen. Aktuell hab ich ein Riesen Netzwerk, die mit mir Versuchen in einem "Multi Professionellen Team :klugscheisser: " (So nannte das ein Arzt xD) eine passende Schule zu finden und mein Kind doch noch, wenigstens vielleicht in Kurzbeschulung, in eine Schule zu kriegen.
    Mir geht es da vor allem um die Sozialisation.
    Seit unsere Tiny(Labi auf meinem Avatar Bild) bei uns eingezogen ist, hat mein Kind immerhin schon einige male mit anderen Kinder gesprochen und gespielt!
    Aber wer weiß wie die Sozial Skills sich noch verbessern würden, mit einer festen Klassengemeinschaft :ka: .
    Beim Gassi mit dem Hund auch immer Spielplätze zu besuchen, ist ja nicht das selbe, wie 5 Tage die Woche die gleichen Kinder um sich zu haben.

  • Kann man das nicht durch Vereine vielleicht abfedern? Also diesen "Mangel" an Social Skills? Vielleicht kann man ja eine Tätigkeit finden, die mit der Sensibilität möglich ist, und trotzdem regelmäßig Kontakt zu Gleichaltrigen zu haben?

  • Kann man das nicht durch Vereine vielleicht abfedern? Also diesen "Mangel" an Social Skills? Vielleicht kann man ja eine Tätigkeit finden, die mit der Sensibilität möglich ist, und trotzdem regelmäßig Kontakt zu Gleichaltrigen zu haben?

    Je nach Verein geht das.


    Mein Sohn geht jetzt ins Schach. Da ist es ruhig und leise. Die Gruppe ist eher klein. Und sein Verhalten fällt kaum auf - die sind eh alle sehr nerdig

    Aber richtig Kontakt knüpfen die Jungs nicht. Die stehen alle jeder für sich und warten auf den Trainer. Die haben noch nie mehr als 5 Worte außerhalb der Schach Welt miteinander gewechselt :rolling_on_the_floor_laughing:


    Davor hatte er einige Vereine durch. Das meiste war ihm zu laut, zu wuselig, zu voll, zu chaotisch, zuviel "miteinander als Mannschaft".


    Aber ein Autist wird nie die "Rampensau" werden. Nie derjenige der tausend Freunde und Kontakte hat.

    Mein Sohn sucht gar nicht den Kontakt zu anderen (ok, da spielt mittlerweile auch die Pubertät mit rein, aber auch als Kleinkind hatte er nur 1-2 Freunde)

  • Hier hatten wir sehr früh Auffälligkeiten, ich habe oft drauf gedrängt das er Hilfe benötigt. Mit viel Kampf dann frühzeitige adhs Diagnose und Medikamente, dtl vor schulstart und diesen so gut wie möglich hin zu bekommen. Kindergarten, Gesundheitsamt, alle sprachen von Hilfe, schulbegleiter, extra Förderung.

    Und die Schule? Ääääähhhhm nö. Wir sind so gut, wir können das. Jetzt vertrauen sie uns mal!

    Ja am a…..

    Nach drei Monaten war das Kind angekommen und ich kann ständig zur Schule rennen um das Kind abzuholen. Mein dezenter Hinweis auf seine Schulpflicht wurde achselzuckend ignoriert. Es hat noch ewig gedauert bis die endlich diesen kack Wisch für den schulbegleiter ausgefüllt haben. Und das dauert jetzt auch schon seit Mai und es gibt noch kein Ergebnis…..

    Aber ich übertreibe ja und so schlimm wird es doch sicher nicht sein

    Ja, er hat ja auch völlig umsonst einen SBA mit 80% GBH und PG 3 weil er sooooo unauffällig ist und das locker flockig alles läuft.


    Wir warten einfach weiter. Auf den schulbegleiter, auf die tagesgruppe, auf den stationären Aufenthalt weil sich keiner an seine Medikamente ran traut…. Es ist zum brechen

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