richtig mit aggressivem Verhalten umgehen

  • Anderster

    Was ist denn eine Sitzdose?

    Oh ja das sollte ich vielleicht erklären. Eine Dose wo Leckerchen drinnen sind. Der Hund lernt im ersten Schritt dass er sich setzen soll wenn man ihm die Dose zeigt. Dann stellt man sie an einen Ort wo der Besuch die Dose nehmen kann bevor der Hund kommt. Sie zeigen ihm die Dose, der Hund setzt sich und er bekommt ein Leckerchen aus der Dose zugeworfen.

    Das hat zum einen den Vorteil dass der Hund von sich aus eine Rückwörtsbewegung zeigt anstatt den Besuch stellen zu wollen (oder was auch immer) und zum anderen wird auf Dauer die Erwartungshaltung des Hundes eine andere gegenüber dem Besuch.

  • Ja, das unterbinde ich auch immer und es klappt auch :) Sie bleibt dann bspw. im Wohnzimmer bei geöffneter Tür, während ich ins Bad gehe oder so und da kommt sie auch nicht hinterher, wenn ich sie ein Mal eingegrenzt habe.

    Sie liegt dann entspannt in der Ecke?

  • Schau mal, wir hatten ähnliche Probleme am Anfang:



  • Ja, das unterbinde ich auch immer und es klappt auch :) Sie bleibt dann bspw. im Wohnzimmer bei geöffneter Tür, während ich ins Bad gehe oder so und da kommt sie auch nicht hinterher, wenn ich sie ein Mal eingegrenzt habe.

    Sie liegt dann entspannt in der Ecke?

    Kommt drauf an, wie lange ich weg bin. Meistens geht sie ein Stück von mir weg, wenn ich mich eben aufrecht hinstelle und ihr mit einer ausgestreckten Hand signalisiere, dass sie meinen persönlichen Raum nicht respektiert und sie bleibt da stehen. Wenn ich dann bspw. ins Bad gehe, kommt sie nicht hinterher, sondern bleibt ein paar Minuten (vielleicht 1-2min) an der Stelle stehen und schaut sich um oder schnüffelt (nicht hektisch, sie bewegt sich da recht langsam bzw. "normal"), dabei würde ich ihre Körperhaltung als "normal" deuten (Schwanz in einer Linie mit dem Rücken, keine gekrümmte Haltung). Wenn ich dann länger als ein paar Minuten weg bin, geht sie entweder zu ihrer Decke und legt sich hin, oder sucht sich ein anderes Plätzchen und legt sich hin.

  • Zum Thema Hinterherlaufen: ich finde, dass es ganz schön viel von einem Hund verlangt ist, der plötzlich in einer völlig fremden Welt gelandet ist und mit fremden Menschen zusammenwohnt, der Bezugsperson nicht mehr hinterherzulaufen.


    Wenn man hier mal so die Tieschutzhund-Threads querliest berichtet fast jede*r, dass der Hund anfangs viel hinterhergelaufen ist. Meistens hat das einfach viel mit Unsicherheit zu tun. Wenn ich auf einer Party bin, wo ich niemanden kenne, dann halte ich mich auch an die eine Freundin, die ich kenne.


    Bei mir haben das beide Hunde am Anfang viel gemacht und das hat einfach von alleine aufgehört. Mich persönlich hat das nie gestört. Bzw. bei Luna hat es mich sogar gefreut, weil sie sich die ersten Tage nicht getraut hat ihr Körbchen zu verlassen. Da hätte ich sie niemals zurückgeschickt, wenn sie sich endlich traut die Wohnung zu erkunden. Ist ja immerhin auch ihr zuhause und wenn sie da neugierig ist und beobachten will, was ich gerade in der Küche mache, wieso nicht?


    Je sicherer der Hund wird und je positiver er seine Ruheplätze verknüpft umso mehr wird er die von alleine aufsuchen. Bei uns hat sich das bei beiden Hunden von völlig alleine gelegt ohne dass ich einen Hund jemals weggeschickt hab.


    Klar sollte man im Hinterkopf haben, dass der Hund auch genug Ruhe bekommt. Wenn ich 24/7 im Haus rumlaufe ist es natürlich nicht gut, wenn der Hund permanent hinterdackelt und nicht zur Ruhe kommt. Aber meistens hält sich das Rumlaufen ja in Grenzen.


    Mag jeder anders sehen, aber ich bin eher ein Fan davon, dass der Hund lernt von alleine zur Ruhe zu kommen und seinen Schlafplatz gerne aufzusuchen, als dass ich ihn auf Krampf 10 mal am Tag dorthin schicke.

  • Mag jeder anders sehen, aber ich bin eher ein Fan davon, dass der Hund lernt von alleine zur Ruhe zu kommen und seinen Schlafplatz gerne aufzusuchen, als dass ich ihn auf Krampf 10 mal am Tag dorthin schicke.

    Oh, ich hab mich vielleicht etwas doof ausgedrückt - ich schicke sie dann nicht auf ihre Decke, wenn sie versucht, mir durch die ganze Wohnung zu folgen. Ich zeige ihr körpersprachlich eine "Grenze", die sie in dem Moment nicht übertreten soll, bspw. die Türschwelle vom Wohnzimmer zum Flur, wenn ich ins Bad gehe. Das läuft wie gesagt auch schon echt gut, wir haben da schon riesige Fortschritte gemacht. Heute ist sie z.B. von allein im Wohnzimmer (mit geöffneter Tür) geblieben, als ich ins Schlafzimmer gegangen bin. Irgendwann habe ich ein tapsen im Wohnzimmer gehört (ist da wohl von ihrem Schlafplatz aufgestanden) und ich habe sie mit "komm" ins Schlafzimmer "geholt", weil ich da nichts gemacht habe, wobei sie irgendwie stören könnte (wie es bspw. der Fall wäre, wenn ich auf Toilette gehe :D) - da ist sie dann freudig gekommen und hat sich neben mich auf den Boden gesetzt, während ich Wäsche zusammengelegt habe. Der Impuls ist wie gesagt meistens noch da, dass sie mir auf Schritt und Tritt folgen möchte, aber inzwischen kann sie dem auch selbstständig widerstehen. An sich hätte ich damit auch kein Problem, allerdings habe ich öfter gelesen, dass dieses Hinterherlaufen eine Kontrollhandlung des Hundes sein kann - und da sie mich anscheinend manchmal schon als Ressource verteidigt bzw. mich nicht als selbstständig anerkennt, versuche ich ihr bestmöglich zu zeigen, dass ich auch ohne sie in der Wohnung klarkomme :)

    Vielleicht noch interessant dafür: sie hatte von Anfang an kein Problem mit Nähe (bei meinem Freund, mir und meinen Eltern, die sie schnell als Teil ihres Rudels anerkannt hat) und sie sucht schnell Nähe. Sie hat uns gegenüber keine Zeichen von Angst gezeigt, wie das bei vielen Tierschutzhunden aus dem Ausland der Fall ist. Dahingehend ist sie schon ziemlich "selbstbewusst" - manchmal sogar etwas frech ;)

  • als dass ich ihn auf Krampf 10 mal am Tag dorthin schicke

    Wer sagt denn, dass das mit Krämpfen verbunden sein muss? Für mich ist meinen Hund wegschicken genau so wenig "Krampf" wie meinem Partner zu sagen "Lass mal bitte, brauche gerade Ruhe".


    Seltsam, dass man das Stecken eigener Grenzen als Krampf empfinden kann. :???:

  • Wie reagiert sie denn generell auf deinen Freund? Also losgelöst von der Sofa Thematik. Knurrt sie ihn da auch manchmal an? Zb wenn er dich umarmt, dir näher kommt? Im Schlafzimmer, wenn ihr im Bett liegt, knurrt sie dann auch wenn ihr euch näher kommt?

    Sie hat reagiert sonst super gelassen auf meinen Freund. Sie spielen zusammen, sie gehen Gassi und sie knurrt ihn außerhalb der Couch nie an. Er kann mir auch problemlos nahe kommen und mich umarmen. Beim Bett knurrt sie auch nie.

    Achte mal drauf, WIE sich der Freund Euch aufm Sofa nähert. Der braucht bloß frontal auf Euch zuzugehen, das wirkt aggressiv auf den Hund (wenn er dann vlt. noch energisch geht, oder freudig, weil jetzt Arbeit zu Ende, und Fernsehen angesagt ist.... und schon knurrt der Hund warnend. Versucht einfach mal, daß er demonstrativ in einem Bogen seitlich zu Euch kommt, statt frontal. Oder wenn er zu Euch kommen möchte, soll er einfach aufstehen vom Stuhl, den Hund ansprechen, herlocken, kurze Knuddelrunde, Leckerlie geben, und dann zusammen mit dem Hund zu Dir zurückgehen. Wenn sie freundlich bleibt, darf sie wieder mit drauf.


    Der Hund muß nicht immer automatisch ressourcenaggressiv sein. Wenn er das wäre, würde er auch reagieren, wenn der Freund sich unter tags nähert! Daher tippe ich eher auf Unsicherheit, die bei frontaler Annäherung des Freundes entsteht, evtl. verbunden mit schlechten Erfahrungen mit Männern im Herkunftsland.


    Der Hund kennt Euch ja noch nicht so lange, und weiß nicht, daß eine frontale Annäherung ans Sofa auch nur freundlich gedacht ist, bzw. daß der Freund sich nix dabei denkt, und es nicht böse meint. Weiß ja nicht, was der Freund für eine Statur hat, aber vlt. wirkt irgendwas an ihm bedrohlich, wenn er sich nähert. Wenn Ihr das mal austesten wollt, wie oben beschrieben, dann seht Ihr ja, obs hilft - dann ist klar, daß das die Ursache war ;-)


    Die Reaktion, WENN er dann knurrt, ihn freundlich runterzuschicken, finde ich gut - man muß nicht böse sein, der Hund weiß noch nicht, daß IHR entscheidet, wer wann aufm Sofa sitzt, nicht ER, aber man zeigt trotzdem, daß das Knurren etz keine so gute Idee war, bzw. zeigt ihr das Runtergehen, falls sie sich bedroht fühlen sollte, als Ausweg, Handlungsalternative, um sich wieder sicher fühlen zu können , und einer vermeintlichen Bedrohung entgehen zu können. Stichwort "Alternativverhalten".

  • Hallo snejki,


    erstmal finde ich deinen Umgang mit einer dir unerwarteten Situation ziemlich souverän (vA das sofortige Trainieren eines Maulkorbs) :respekt: Weiß nicht ob ich überlesen habe, ob ihr bereits einen Trainer*in in Aussicht habt oder noch auf der Suche seid. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Anzahl an Trainern die sinnvoll mit Aggressionsverhalten arbeiten können, recht gering ist. Bisher ist der Begriff Hundetrainer leider nicht geschützt. Oftmals wandert man dann von Trainer zu Trainer und verschleppt einiges Verhalten. Schaut, dass ihr jmd habt, der auf Aggressionsverhalten spezialisiert ist und optimalerweise auch einiges an Fortbildungen in die Richtung nachweisen kann (klar ist kein Garant, dass die Person auch was drauf hat, erhöht aber die Chance ;) )

  • Bei Besuch würde ich den Hund in der ersten Zeit, wo er noch unsicher ist, und nicht weiß, daß Ihr keinen Schutz braucht, sondern durchaus in der Lage seid, IHN zu beschützen, ins Nebenszimmer bringen, Kindergitter ist gut - so kann der Hund runterkommen und zugucken und sehen, nix Aufregendes passiert. Und Ihr müßt net dauernd gucken, daß der Besuch keine falsche Bewegung macht, das ist einfach entspannter, wenn man sich auf die Gäste konzentrieren kann.


    Generell: eher SELBST Sitautionen managen. Wenn Ihr wißt, im Haus hat der Hund Probleme mit Begegnungen, nehmt ihn in dem Fall auf die Seite. Laßt ihn aufm Treppenabsatz im Flur sitzen, hinter Euch, während vornrum der Nachbar vorbeiläuft. Mit Mauli gesicht ist ne gute Idee. Und Leckerlie reinstopfen hinterher. So wird die Begegnung im Hausflur zum positiven Ereignis. Wenn Ihr zu zweit unterwegs seid, kann ja auch einer nen Treppenabsatz weit vorgehen, und gucken, daß dann keiner kommt, und erst, wenn der Eine diesen Treppenabsatz freigibt, folgt der Andre mit dem Hund. Einfach, um ihr zu zeigen, Ihr managed das Ganze, Ihr erkennt ihr Problem und reagiert adäquat darauf.

    Unterwegs bei Begegnungen den Hund auf die andre Seite nehmen, damit ihm der Abtand zur Fremdperson nicht zu klein wird, und er nicht selbst agieren muß. Langsam kennt Ihr ja schon die ein oder andre Situation, die etwas Aktivität von Euch benötigt. Aber nicht hinterher, wenn Hund schon grummeln mußte, sondern so rechtzeitig, daß er das nicht zu tun braucht. So sieht er, Ihr sorgt vor, Ihr erkennt seine Problemsituationen, IHR handelt, und im Laufe der Zeit lernt er, Euch zu vertrauen. Dauert halt n bissel.....


    Das mit dem Hinterherlaufen: das würde ich SOFORT unterbinden, gar nicht erst dran gewöhnen, daß er 24/7 folgen kann. Das hatte er bisher, im Tierheim oder wo auch immer, auch nicht, warum soll man ihn jetzt dran gewöhnen, nur um hinterher dann ein Alleinsein zu üben, nachdem der Hund gelernt hat, er hat 24/7 wen um sich rum. Ist doch völliger Käse! Da macht man sich und dem Hund das Leben unnötig schwer.

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