Altdeutsche Hütehunde und Hüteschafhaltung

  • Hallo,


    Habe hier nun schon öfter gelesen, daß der der Altdeutsche Hütehund als „lebender Zaun“ bezeichnet wurde und dachte ich erzähle doch mal etwas, was Hüten eigentlich ist.


    Hüteschäferei ist sicher eine alte Form der Schafhatung und ist vielerorts durch die Koppelschafhaltung ersezt worden, da es nun mal jetzt Zäune gibt.
    Hüten macht nur noch dann Sinn, wenn das zäunen nicht möglich ist (Hochmoor, Gebirge usw.), der Arbeitsaufwand zu groß (kleine Parzellen, viele Schafe), das Zäunen verboten ist (auf vielen Truppenübungsplätzen) oder in der Landschaftspflege.
    Ich komme aus dem Bereich der Landschaftsplegehüteschäferei und kann darüber erzählen.
    Ziele ist es alte Kulturlandschaften (wie Trockenrasen, halboffene Weidelandschaften, Heidegebiete) zu erhalten oder Hochmoore zu renaturieren und ihre Artenvielfalt zu erhalten.
    Die Schafe sollen in möglichst kurzer Zeit die Fläche intensiv abfressen, so das die Fläche dazwischen schön zur Blüte kommt, außerdem sollen sie die Verbuschung eindemmen und Nährstoffaustrag betreiben. Letzteres heißt, außerhalb der Fläche übernachten und dort abkoten, da die seltenen Magerrasen- und Hochmoorpflanzen es karg mögen.


    Hüten heißt, den ganzen Tag mit den Tieren in eimen Gebiet unterwegs sein. Solange die Schafe fressen bin ich dabei, zum übernachten kommen die Tiere in einen Nachtpferch, wo sie übernachten, verdauen und wiederkäuen. Reine Freßzeit braucht die Herde zwischen sechs und acht Stunden. Dazwischen gibt es eine Mittagspause von mindestens einer halben Stunde, im Sommer eher zwei Stunden und länger. In der Zeit käuen die Tiere wieder und harren der ärgsten Hitze im Schatten und ich und die Hund haben auch Pause.
    Um die Schafe abends wirklich satt zu haben, ist es wichtig das sie den ganzen Tag ruhig fressen. Morgens fange ich mit „altem Futter“ (schon gut abgefressene Flächen) an und steigere die frische langsam über Tag. Abends gibt es noch einen richtig „fetten Nachtisch“ (gerne eine saftige Wiese). Ich muß die Flächen so einteilen, daß die Schafe überall gerne fressen, verwöhne ich sie zu sehr, werden die Tiere hecktisch, schreien nach mehr.


    Die Hund helfen mir den ganzen Tag, nicht nur dadurch das sie „Grenze“ laufen. Sie denken mit, wissen immer wo sie sein müssen, an welcher stelle bei der Herde sie Druck machen müssen. Laufen sichtbare Grenzen (Furche, Weg, an nem Graben) oder freie (zum frischen Futter hin), bestimmen das Tempo der Herde mit.
    Der Hund hat ein Griff, das heißt er packt Schafe ohne das die Tiere verletzungen haben, hier gibt es drei Erlaubte Griffe: Nacken-, Käulen-, und Rippengriff. Dieser ist angeboren und wird natürlich bei der Ausbildung gefestigt.
    Hütehunde müssen, im Gegensatz zu Koppelgebrauchshunden, packen, da sie in so engem Kontakt mit ihrer Herde stehen. Die Schafe haben fast garkein Fluchtverhalten vor Hunden, im Gegenteil sind gerade die Leittiere der Herde oft mit den Hunden befreundet. Für die Schafe sind ihre Hund im Verhalten immer nachvollziebar, wenn sie gepackt werden, wissen sie genau wo für.Würde der Hund sie zur Abmahnung nicht packen, würden sie einfach am Hund vorbei maschieren und machen was sie wollen.
    Der Hund gestaltet nicht nur mit mir das Hüten, er teilt mir mit, wenn ein Schaf in den Graben gefallen ist, weckt Lämmer auf, wenn es zur nächsten Fläche geht, steht und währt an Brücken, Ecken und Übergängen, daß kein Tier in einen Graben fällt oder sich zu doll drücken, arbeitet mit mir auf der „Reise“ im Straßenverkehr, bei der Stallarbeit hilft er mir beim Überkopf füttern, platz zu schaffen, bringt die Schafe aus dem Stall, wenn wir Hafer einfüttern und hilft sie wieder reinzubringen (sehr schwierig, da die Tiere sovort zum Hafer wollen und sich gegenseitig tottreten würden, so muß der Hund sie halten, damit sie langsam zum Stall gehen und am Stalltor die Ecke sichern, damit sie sich nicht drücken.), auch beim Verladen, beim Sortieren, Wurmmitteleingeben arbeitet der Hund immer mit.


    Ich merke, ich könnte endlos weiter erzählen. Ist aber wohl schon zu lang.
    Hoffe Euch nicht gelangweilt zu haben.


    Viele liebe Grüßer
    Anna
    P.S. Entschudigt Fehler, habe leider eine Rechtschreibschwäche.

  • Keinesfalls gelangweilt!
    Sehr schöner Bericht und Einblick in die Arbeit von Altdeutschen an großen Herden.


    Hast Du Bilder?


    LG Sanny

  • hallo Poledra,
    du hast mich keineswegs gelangweilt! ich fand deinen bericht wirklich toll und man bekommt als Laie mal einen eindruck wie es so abläuft.
    echt klasse geschrieben.
    und ich schließe mich redborder an und würde auch gerne mal ein paar bilder sehen...
    liebe grüße
    sarah (die gerne noch mehr von dir lesen würde)

  • Hallo


    Dein Bericht ist echt interesant und ganz und gar nicht langweilig geschrieben.
    Kannst ruhig noch ein bisschen was erzählen, würd mich interessieren, auch wenn ich mich da jetzt nicht so wirklich auskenne und Bilder sehen wir natürlich immer gerne.


    lg Sarah

  • Hallo Anna,


    dein Bericht hat mir gefallen...


    Mit welchen Altdeutschen arbeitest du denn?


    Ich habe einen Gelbbacken Rüden, der aber nicht an Schafen arbeitet.


    Viele Grüße aus der Eifel - Petra

  • Superinteressant zu lesen und sehr schön, dass wir endlich auch mal jemanden aus der Hüteschäferei hier im Forum haben!


    Auch von mir die Frage: Was für Hunde hast Du und: Ich möchte Bilder sehen :D


    Viele Grüße
    Corinna

  • Hallo,


    erstmal Danke für das positive feed back.


    Leider kann ich z.Z. nicht mit Fotos dienen, muß erstmal gucken, daß ich welche gescannt bekomme.
    Hab seit nun fünf Jahren Kinder und bin seit dem mehr oder minder raus aus der Hüteschäferei. Mutter und Hüteschäferin paßt nicht zusammen und z.Z. genieße ich mein Mutterdasein für Schäferei wird später wieder Zeit sein.
    Immerhin habe ich noch 12 Koppelschafe und mein Vater hat ne große Wanderschäferei.
    http://www.schaeferei-transhumanz.de
    Dort gibts auch ein paar Bilder zu sehen, Gipsy (auf einem der Bilder) ist meine alte Hündin, die aber leider nicht mehr bei mir wohnt.
    Zur Zeit habe ich nur meinen fünfjährigen Altdeutschen Schwarz-weißen Rüden Bode. Von dem will ich gerne Bilder einstellen, weiß aber noch nicht genau wies geht, muß ich da Mitglied sein?


    Viele Grüße
    Anna[/url]

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