Warum hören Jagdhunde auf Kommandos?

  • Ich denke mal, wenn ich aus meiner eigenen Erfahrung spreche, Katze wird bei uns immer ein Endgegner bleiben. Da ist nichts mit Gewöhnung. Da kann man maximal über den Gehorsam gehen, dessen 100% Erfolg ich aber anzweifeln will.

    ja, das denke ich auch. Gehorsam ist ja genau das Stichwort. Das hat mich ja eben interessiert, wie das klappt, dass ein Jagdhund trotzdem (vermeintlich) ansprechbar ist. Aber offensichtlich ist das ja nicht mal so, bzw. nicht in allen Situationen.

  • Eine Bekannte holte sich mal eine Bracke und machte auch ihren Jagdschein und nutzte den Hund entsprechend.

    Sie hat wirklich viel trainiert und den Hund auch sonst sehr vielseitig beschäftigt.


    Er kann oft ohne Leine laufen, aber sie sagt selbst, dass sie dann wirklich aufmerksam sein muss.

    Auch ist nach der 3. Begegnung irgendwann die Impulskontrolle aufgebraucht und auch dann kein Freilauf mehr möglich.

    In der Dämmerung und nachts lässt sie ihn gar nicht von der Leine, da ist das Risiko eben um ein Vielfaches höher.

  • Ich denke mal, wenn ich aus meiner eigenen Erfahrung spreche, Katze wird bei uns immer ein Endgegner bleiben. Da ist nichts mit Gewöhnung. Da kann man maximal über den Gehorsam gehen, dessen 100% Erfolg ich aber anzweifeln will.

    ja, das denke ich auch. Gehorsam ist ja genau das Stichwort. Das hat mich ja eben interessiert, wie das klappt, dass ein Jagdhund trotzdem (vermeintlich) ansprechbar ist. Aber offensichtlich ist das ja nicht mal so, bzw. nicht in allen Situationen.

    Naja, die Frage ist halt wie sehr der Hund für seinen Zweck überhaupt ansprechbar sein muss. Also ein Jäger, v.a. ein Revierinhaber, kann da ja doch etwas mehr bieten als ein 0815-Gassigänger, dessen Hund streng genommen niemals nichts in diese Richtung machen darf.

    Und es kommt eben auf den Job des Hundes an. Eine Schwarzwildbracke wird zu Beginn der Drückjagd geschnallt, zwischendrin macht sie auf sich selbst gestellt ihr Ding, ist höchstens Mal so nett für sie anbettelnde Treiber eine Dickung abzuarbeiten (falls sie das für sinnvoll hält und Mars und Jupiter im richtigen Winkel zueinander stehen), und wenn die Jagd zu Ende ist kommt sie abgejagt und glücklich freiwillig zurück um eine Ruhe schlafen zu können.

    Da ist Null Kontrolle über den Hund da, trotzdem hat der seinen Job eventuell absolut perfekt erfüllt.

    Was brauchste da groß an Gehorsam? Selbst ein solider Downpfiff ist nur sehr, ähm, mindernützlich, wenn der Hund quasi die ganze Zeit außer Sicht ist und man nicht weiß wann pfeifen angesagt wäre.


    Von meinem Vorsteher würde ich da etwas ganz anderes erwarten. Zum einen, dass der eben nicht vom Stand geschnallt wird und dann weg ist, sondern mit mir zusammen durch geht, im nahen Radius. Und da soll er dann auch anders arbeiten, nicht eigenständig, sondern als mein Assistent um die Lücken der Stöberhunde zu schließen (zB eben besagte Dickung abarbeiten).

    Da ist entsprechend dann auch sehr viel besserer Gehorsam und Kooperation gewünscht. Und das bietet der Hund eben auch an.

    Kurz, der richtige Hund für den richtigen Job erleichtert das Leben.


    Und privat, also Gassi und Co, wird halt gerade bei den eigenständigeren Rassen entweder sehr überlegt gemacht (vorzugsweise im eigenen Revier wo es außer dem eigenen Ärger keine weitereren Konsequenzen gibt), oder an der Leine oder, kenne ich auch ein paar, die dürfen sich im heimischen Revier halt regelmäßig einfach eine Runde ausleben gehen und sonst gibt's nur kurze Leinenspaziergänge und den Zwingerauslauf.

  • Schau dir einfach mal an was abverlangt in 2 Tagen auf der VGP

    Das machst du nicht mal eben so in 2 Wochen

    Du verbringst mehr Zeit in den Übungsgruppen , im Revier usw.... als anderswo


    Die jagdlich und nach erforderlichem Prüfungsgelände - Wald,
    Wasser, Feld- oder nach der zu prüfenden Leistung - Gehorsam
    und Bringen - zusammengehörenden Prüfungsfächer sind in
    der VGPO/VPSO zu vier Fachgruppen zusammengefasst.

    I. Waldarbeit

    1. Riemenarbeit – Übernachtfährte................................... FwZ 8

    Riemenarbeit - Tagfährte .............................................. FwZ 5

    Totverbellen (zusätzlich) ......................... FwZ 4

    Totverweisen (zusätzlich)........................ FwZ 3

    2. Bringen von Fuchs über Hindernis (nur VGP) .............. FwZ 3

    3. Fuchsschleppe (nur bei VPS ein Wahlfach) ............... FwZ 5

    4. Bringen von Fuchs auf der Schleppe

    (nur bei VPS ein Wahlfach) .......................................... FwZ 2

    5. Hasen- oder Kaninchenschleppe.................................. FwZ 4

    6. Bringen von Hase oder Kaninchen ............................... FwZ 2

    7. Stöbern ......................................................................... FwZ 4

    8. Buschieren .................................................................... FwZ 3

    II. Wasserarbeit

    1. Stöbern ohne Ente im deckungsreichen Gewässer...... FwZ 3

    2. Schussfestigkeit (wird nicht bewertet)

    3. Verlorensuchen im deckungsreichen Gewässer........... FwZ 3

    4. Stöbern mit Ente im deckungsreichen Gewässer ......... FwZ 3

    5. Bringen von Ente ........................................................... FwZ 2

    III. Feldarbeit

    1. Nasengebrauch (nur VGP) .................................... FwZ 6

    2. Suche (nur VGP) .................................... FwZ 4

    3. Vorstehen (nur VGP) .................................... FwZ 4

    4. Manieren am Wild und Nachziehen (nur VGP).............. FwZ 3

    5. Verlorensuchen von Federwild

    a 1. Arbeit am geflügelten Huhn oder Fasan (nur VGP) FwZ 4

    2. oder Federwildschleppe.......................................... FwZ 3

    b 1. Freies Verlorensuchen eines frisch geschos-

    senen Stückes Federwild, dessen Fallen der

    Hund nicht eräugte (nur VGP) .....................................FwZ 3

    2. oder freies Verlorensuchen eines ausgelegten

    Stückes Federwild ........................................................FwZ 3

    6. Bringen von Federwild ...................................................FwZ 2



    IV. Gehorsam

    1. Allgemeines Verhalten – Gehorsam .............................. FwZ 3

    2. Verhalten auf dem Stand ............................................... FwZ 2

    3. Leinenführigkeit ............................................................. FwZ 1

    4. Folgen frei bei Fuß.........................................................FwZ 2

    5. Ablegen .......................................................................... FwZ 2

    6. Benehmen vor eräugtem Federwild (nur VGP) ............. FwZ 2

    7. Benehmen vor eräugtem Haarnutzwild (nur VGP) ........ FwZ 3

    8. Schussruhe (nur VGP)...................................................FwZ 2


  • Danke, sehr interessant!


    Mir ist schon klar, dass ein Jagdhund (der auch zur Jagd eingesetzt wird) das nicht in einem Monat alles lernt. Mich hat halt mal interessiert, ob das eher eine komplett andere Trainingsweise ist als z.B. in normalen Hundeschulen, bei der Erziehung von Familienhunden oder so. Also vom Prinzip her, was die Trainingsmethoden angeht.

  • Den Grundgehorsam würde ich fast "Gleistellen" der Rest ist auch sehr unterschiedlich
    (besonders die Gruppen im Hegering ;-) )

  • Irgendwie beruhigt es mich aber, dass es "nicht in zwei Wochen" geht, weil ich ja selbst mit meinem 10-jährigen Hund ständig noch mal was Neues übe oder Altes noch mal auffrische. Man wird halt nie fertig, aber es ist schon spannend, dass selbst der alte Hund noch immer Fortschritte macht :-)

  • Hier wurde ja schon ziemlich alles gesagt =)

    weil ich ja selbst mit meinem 10-jährigen Hund ständig noch mal was Neues übe oder Altes noch mal auffrische. Man wird halt nie fertig, aber es ist schon spannend, dass selbst der alte Hund noch immer Fortschritte macht :-)

    Meine beiden Retriever werden nicht jagdlich geführt, aber ich starte mit ihnen beim Dummytraining auf Workingtests. Mit Rhydian habe ich das jagdliche Training auch mal angefangen, dann brach jedoch leider meine Trainingsmöglichkeit weg. Eggsy durfte auch einmal antesten, wie es ist eine Ente zu tragen, aber da ich keine Möglichkeiten für einen jagdlichen Einsatz habe, verfolge ich das ganze nicht so sehr.


    Die zwei Retriever hören auf jeden Fall auch wesentlich besser als der Pudel, der bei Rehsichtung weg ist während ich die anderen zwei zurückpfeifen kann. Die sind einfach nicht so im Tunnel wie Rusty.


    Aber als Eggsy letztes Jahr eingezogen ist - und deswegen das Zitat ;) - hat der Welpe natürlich fast alle Aufmerksamkeit auf den Spaziergängen geschluckt. Und irgendwann habe ich gemerkt, dass ich Rhydian (mein absoluter Verlasshund) oft dreimal statt einmal rufen musste. Als mir das aufgefallen ist, musste ich da auch nochmal ein Augenmerk drauf legen, dass ich erwarte, dass er meine ersten zwei Kommandos nicht ignoriert |)

    Also: Ich glaube das ist einfach bei jedem Hund so. Lässt man was schleifen, dann nutzen die Hunde das natürlich für sich aus, egal ob Jagdhund oder nicht =)


    Bei Rhydian habe ich nun auch gemerkt, dass ich im Training wieder anziehen muss. Der Fokus lag im Sommer viel auf dem Kleinen, dann bin ich ein paar Wochen gesundheitlich nicht so gut drauf gewesen und jetzt merke ich einfach, dass ich mit ihm wieder mehr auf "seinem Niveau" trainieren muss.


    Übrigens glaube ich, dass Hunde, die zB jagdlich geführt werden einfach besser hören - wenn es denn eine Rasse ist, die auch mit dem Menschen zusammenarbeitet und nicht losgeschickt wird um ihr Ding zu machen -, weil grundsätzlich mit denen natürlich mehr trainiert und auch gearbeitet wird. Man geht ja nicht nur ein bisschen Spazieren, sondern beschäftigt sich aktiv viel mit dem Hund und der Gehorsam im Gelände muss einfach stimmen.

    Aber ich denke auch, dass das auf jeden Hund zutrifft, mit dem aktiv gearbeitet wird bzw. den man für eine bestimmte Arbeit oder einen Sport ausbilden will und das dann auch mit entsprechendem Ehrgeiz. Also nicht einmal die Woche auf dem Hundeplatz ein Training mitmachen, sondern meistens wird dann fast täglich etwas trainiert.

  • Ein Unterschied ist nicht nur bei den Jagdhundrassen festzustellen, sondern auch nach der Region, in der sie jagdlich geführt werden. Italienische Jäger können in der Regel z. B. mit perfekt ausgebildeten Vorstehern gar nichts anfangen. Dort sollen die Hunde doch eher selbstständig losziehen und ihre Arbeit machen.
    Deshalb haben die auch so viele Laufhunde - Segugi und Griffons (nicht Korthals, sondern aus der Laufhundsparte).


    Ich habe so einen Griffon, und der kennt zwei Modi - in wildreichen Gegenden kaum ansprechbar, kein Freilauf möglich. In der Stadt bzw. in Gegenden ohne Wild ist er gehorsam, hat durchaus will to please, kann gut ohne Leine laufen, ist auch von Kaninchen und Eichhörnchen abrufbar.
    Da er irre schnell lernt, muss man da auch nicht lange herumtrainieren und -konditionieren - ich habe echt das Gefühl, er macht das, weil er ein guter Hund sein will.
    Und das wäre auch meine laienhafte Antwort auf deine Frage. :)

    Mir ist schon klar, dass ein Jagdhund (der auch zur Jagd eingesetzt wird) das nicht in einem Monat alles lernt. Mich hat halt mal interessiert, ob das eher eine komplett andere Trainingsweise ist als z.B. in normalen Hundeschulen, bei der Erziehung von Familienhunden oder so. Also vom Prinzip her, was die Trainingsmethoden angeht.

    Ich bin sicher: Wann immer es um was geht, man mit einem Hund Prüfungen bestehen will, er vor anderen Menschen beurteilt und mit anderen Hunden verglichen wird, man also entweder Anerkennung erhalten oder sein Gesicht verlieren kann, wird tendentiell zunehmend mit unfeinen Mitteln gearbeitet.

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