Schutzhund und Kinder ist das sicher?

  • Ich bin jetzt nicht so aktiv im Welpen und Junghundeforum. Aber diese Geschichten von wegen "ich hab da tolle Videos gesehen ,ich bilde jetzt nen Schutzhund aus" hatten wir in letzter Zeit doch schon häufiger im DF. Und ausnahmslos jedesmal ging es gewaltig in die Hose weil die Leute dann die absolute Breitseite in Sachen Maliwelpe bekommen haben. :thinking_face:

  • Ganz ehrlich, bei den Grundvoraussetzungen (ich fasse zusammen: gar keine Erfahrung, nur Eindrücke aus social media die als "Wissen" deklariert werden, dadurch völlig unrealistische Erwartungshaltung, eine unsichere, ängstliche Partnerin die ganz sicher sein will, dass es zu keinem Vorfall kommt, zwei kleine Kinder) sehe ich in praktisch jedem Hund eine Gefahrenquelle.

    Alle Hunde können beissen wenn die Menschen keine Ahnung haben und sich falsch verhalten, und auch ein kleiner Hund kann bei kleinen Kindern schwere Verletzungen verursachen.

    Jemand der keine Ahnung hat, kann gar nicht beurteilen, was da alles in sozialen Medien rumgeht, ob der Hund gut ausgebildet läuft oder einfach nur hysterisch im Ärmel hängt. Schon gar nicht den Aufwand abschätzen, den es braucht bis ein Hund solide ausgebildet ist.

    Beispiel: Dein Mann sagt: "Kein Problem, so ein gut ausgebildeter IPO (Sport-Schutz) Hund hört prima, ist gut ausgelastet und besser kontrollierbar, der beisst nicht!"

    Erstens: die Sportausbildung hat null und gar nicht mit der normalen Erziehung mit Haus, Kind, Spaziergang, Nachbarshunden etc. zu tun. Genau das macht es aus, dass der Sport den Hund nicht gefährlich macht. Es sind völlig verschiedene Dinge. Der Hund kann auch im Sport top sein und im Alltag null funktionieren, weil zu reizoffen, zu viel los, keiner in der Lage den Hund runterzufahren, kommt nicht ausreichend zum Schlafen (dieser Typ Hund muss das meistens lernen, geht nicht von allein)... klassische Situation wo dieser Typ Hund ruckzuck überspringt und schon ist es passiert.

    Zweitens: es dauert ziemlich lange bis der Hund sportlich soweit trainiert ist, dass er zumindest auf dem Platz so funktioniert wie Dein Mann es sich vorstellt. Der zieht nicht ein und paar Wochen später ist das ein super ausgebildeter Hund. Das dauert Jahre, gerade wenn man das erste mal überhaupt mit Hunden arbeitet und dann auch noch mit Hunden die schnell und gut lernen, vor allem die Fehler die man so macht als Anfänger, die trainiert man da alle schön rein und dann mit doppelt soviel Arbeit wieder raus.


    Wenn Dein Mann wirklich glaubt, dass das was für ihn ist, soll er mal Smartphone und Computer ausschalten und sich Hundesportplätze in der Nähe angucken, da wo er dann ja auch trainiert. Nicht nur einmal, sondern regelmäßig 2-3x die Woche bei jedem Wetter, die Hunde, die Menschen und die Arbeit mal in echt kennenlernen. So wird sein Leben dann auch sein.


    Es liegt nicht daran, dass man einen Sporthund nicht gut in der Familie halten kann.

    Hier liegt es daran, dass für gar keinen Hund eine solide Grundlage da ist. Auch was Kinder und Hund betrifft. Kinder müssen im Umgang mit jedem Hund feste Regeln haben, nicht in den Hundekorb/Hundebereich krabbeln, weil man grad knuddeln will, nicht umarmen oder festhalten oder dran rumzerren oder drauf rumklettern usw. Denn gegen solche Übergriffigkeiten wird sich fast jeder Hund irgendwann zu Wehr setzen. Erst knurrt er (frag doch mal Deinen wissenden Mann was zu tun ist, wenn der Hund das Kind anknurrt wenn es zu ihm in den Korb klettert, was macht man dann? richtige Antwort im Spoiler), schnappt womöglich in die Luft aber irgendwann beisst er wenn man das nicht vernünftig löst.

    Also erstmal realistisch informieren in der echten Welt wäre für euch sicher am besten.

    Achso, und von wegen Schäferhund... ich meine @Lockenwolf führt Großpudel im IPO Sport. Die können auch beissen.


  • Alle Hunde können beissen wenn die Menschen keine Ahnung haben und sich falsch verhalten, und auch ein kleiner Hund kann bei kleinen Kindern schwere Verletzungen verursachen.

    Oh ja, die wissen dass sie Zähne haben und einsetzen können. Und dass Schutzhunde nur auf Befehl beißen ist wirklich Unsinn, darauf sollte man sich absolut nicht verlassen.


    Dazu kommt ja dass überhaupt erst mal als Welpe die Beißhemmung geübt werden muss.

    Welpenzähne können auch schon ziemlich weh tun.

    Wenn man von vornherein Angst vor dem Hund hat, auch wenns wegen der Rasse ist, merkt der Hund das halt und nimmt einen nicht ernst. Und zwickt auch mal - was die Angst steigert, auch gerade bei Kindern.

    Die Kinder schreien dann auch gerne mal rum, was den Hund wiederrum anstacheln könnte.


    Das würde in einen bösen Teufelskreis führen.

    Hund zwickt -> Angst steigt -> Hund nimmt einen nicht ernst, zwickt evtl. stärker -> Angst steigt weiter...


    Unser Hund, 11,5 Monate, ist nun kein DSH oder Mali, aber immerhin Herdenschutzhund mit drin. Aber wie schon gesagt wurde kann schließlich JEDER Hund beißen.

    Und bis vor so 1-2 Monaten hat er meine Mutter immer noch mal gezwickt weil er sie nicht ernst genommen hat. Zum Glück haben wir das nun im Griff.

    Mit Angst dahinter sieht die Sache aber anders aus.


    Gerade in der ersten Zeit ist hier der Pflasterbedarf ziemlich in die Höhe geschossen, bis Jimmy das Zwicken endlich gelassen hat.

  • Gerade in der ersten Zeit ist hier der Pflasterbedarf ziemlich in die Höhe geschossen, bis Jimmy das Zwicken endlich gelassen hat.

    Mal eine Frage dazu...


    Kann man von Zwicken sprechen, wenn man Pflaster braucht? Dann beißt er doch oder?


    Wie kann man dem Hund das Zwicken eigentlich abtrainieren?

  • Kann man von Zwicken sprechen, wenn man Pflaster braucht? Dann beißt er doch oder?

    "Zwicken" ist ja eher so ein Euphemismus. Kurzum, der Hund hat aus irgendeinem Grund seine Zähne benutzt. Wenn er noch lernt, wie man seine Zähne dosiert einsetzt/sich ordentlich verhält, kann da schonmal Blut fließen, je nach Rasse.

    Wie kann man dem Hund das Zwicken eigentlich abtrainieren?

    Das kommt immer auf den Grund dafür an. (Temporäre Überdrehtheit/versteckte Schmerzen/Überforderung/Unterforderung/Frust...)


    Das ist ein sehr umfassendes Thema und kommt immer auf den Einzelfall an.

  • "Zwicken" ist ja eher so ein Euphemismus

    Wäre mir ehrlich gesagt lieber, wenn der/die von mir zitierte (Kornnatter) das selbst beantwortet. Du kennst bestimmt nicht die Situation in der Blut floß.

    O...kay, ich dachte, es handelt sich um eine allgemeine Frage bezüglich des Begriffs.


    Hier floss allerdings auch schon Blut. Welpenzähne sind halt einfach echt spitz.

  • Wie kann man dem Hund das Zwicken eigentlich abtrainieren?

    Zum Trainieren der Beisshemmung gibt es ja schon drölfzigtausend Threads.

    Man könnte evtl. auch im Fotothread von @Kornnatter94 nachlesen.


    Leider hat sich die TE ja nicht mehr gemeldet, trotzdem würde ich vielleicht schauen, dass dieser Thread nicht allzu sehr abgleitet in andere Themen und unübersichtlich wird.

  • Huhuuuu Yasemin98 :winken:

    ich find's ganz ganz toll dass Du Dich schlaumachst :bindafür:


    Ich gehöre wohl zu den Ausnahmen die Schäfis (Deutsche Schäferhunde) anfängergeeignet halten. Weil es eigentlich supersimpel ist - man sucht sich einen oder zwölf Vereine, geht dort ein, zwei Jahre regelmässig (ohne Scheiss wirklich regelmässig!) hin. Bevor! man sich einen Hund holt.

    Man macht mit, man hilft. Man geht als zu suchendes Opfer, hockt stundenlang im Dreck und in der Kälte und lässt sich finden.

    Man steht bei Regen und Schnee draussen, man latscht und latscht und latscht Fährten.

    Man beobachtet und redet, findet heraus wie das Ganze in der Realität aussieht. Dass die Hundchen Individuen sind, Seelchen mit eigenem Charakter.

    Man erlebt Idioten im Verein und muss mit denen klarkommen weil so ganz allein wird das nix mit ausbilden :no:


    Dann - wenn man sich mindestens zwei Jahre Seriös! in den Vereinen vorbereitet hat, sucht man sich die sogenannten "Plan B-s und C-s" was mit dem Hund ist, wenn mal was ist.
    Ferien, Unfall, etc. was das einem das Leben halt so um die Ohren schlägt.


    War man brav und seriös in den Vereinen, hat man inzwischen gute Kumpels die einen auch gern Hinweise und Adressen geben, die einem unter die Arme greifen wenn was ist.

    Weil normale HundeTagesstätten nehmen in der Regel keine Schäfis :no:
    Man findet auch kaum jemanden, der den Hund spontan nimmt, ausser eben man ist zuverlässig in den Vereinen.


    Drum ja, Schäfis empfinde ich als anfängergeeignet. Wenn das jemand wirklich will, geht das.


    Was mir meine Zehennägel rhythmisch hoch- und runterrollt, ist die Aussage "er will einen Schutzhund" weil das zeugt von Null, wirklich und ehrlich Null Ahnung.

    Das anschauen von Videos ist ganz nett aber es gibt da doch krasse Unterschiede :smile:
    Ja Videos können helfen. Aber ganz unter uns: die sind erst gut wenn man weiss was man macht und erkennen kann, was gut ist und was nicht.
    Und das kann Dein Mann (das verspreche ich Dir!) nicht. Noch nicht.


    An Deiner Stelle würde ich mir und den Kindern vom Mann zwei von ihm ausge- und besuchte Vereine zeigen lassen :D vor Ort natürlich. Und mir seine Kumpels und Kumpelinen dort vorstellen lassen :D die werden Dir auch noch den einen oder andern Tipp mit auf den Weg geben. Du kannst auch selber sehen wie das dann wirklich läuft mit der Ausbildung zum Sporthund.


    Mit einem Stündchen ist das nicht gemacht. Da hat man eher mal ein Stündchen nichts zu tun als ein Stündchen zu tun :smile:


    Bleib kritisch!

  • Leider hat sich die TE ja nicht mehr gemeldet, trotzdem würde ich vielleicht schauen, dass dieser Thread nicht allzu sehr abgleitet in andere Themen und unübersichtlich wird.


    Dann geb ich halt on Topic mal noch meinen Senf dazu, weil ich den Aspekt der Sache noch nicht gelesen hatte:


    Selbst wenn dein Mann es schaffen würde, den Hund tadellos auszubilden, hört der Hund nicht automatisch auch auf dich. Die Hunde wissen ganz genau, wen sie vor sich haben und womit sie durchkommen. Es kann also durchaus sein, dass der Hund bei kurzer Abwesenheit des Mannes dann das "Ruder übernimmt" und dich/die Kinder/den Besuch der Kinder stellt oder maßregelt (sprich abschnappt, "zwickt"). Gerade wenn du Angst vor dem Hund hast, ist das ein Risiko.


    Muss nicht so sein, kann aber bei bestimmten Rassen durchaus, die gerne die Verantwortung übernehmen, wenn aus hündischer Sicht nötig. (Man korrigiere mich falls angebracht! Ich kenne es so.)


    Kurzum muss man zu der Sache sagen: Ein Hund ist ein Hund, und ein Hund hat Zähne. Jeder Hund kann beißen, auch aus Schmerz oder Unsicherheit oder Erschrecken...


    Letztens im Forum gab es einen sehr traurigen Fall, wo ein Schäferhund eine bis dahin unerkannte, sehr schmerzhafte Augenerkrankung hatte und deshalb überraschend das Kind gebissen hat, als das unerwartet nachts ins Zimmer kam. Extrem tragisch für das überaus kompetente Frauchen, das sich daraufhin zur (vernünftig durchgeführten und geplanten) Abgabe des Hundes entschied.


    Egal, wie man es angeht, ein Hund ist eben ein Tier. Und gerade bei Rassen mit mehr "Wumms" potenziert sich das Risiko natürlich etwas. Es sind keine reißenden Bestien, nur eben... Hunde.

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