Qualzuchten IV
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Gast41354 -
1. Mai 2022 um 21:52 -
Geschlossen
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Ist in der Pferdezucht üblich und behindert die Rassenzucht dort in kleinster Weise. Ich sehe das Problem nicht …
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Die Rassezucht wie wir sie heute verstehen gibt es ja auch erst seit dem 19. Jahrhundert. Vorher wurde auch gezüchtet, aber nicht in dieser krassen Unterteilung in verschiedene Rassen, bei denen dann auch nur die aus dem Zuchtbuch erlaubt sind.
Als Beispiel:
Ab dem 13. Jahrhundert wurde eine gelenkte Jagdhundezucht betrieben, damit sich die „reinrassigen“ Hunde nicht mit den Bauernhunden vermischten. Hierbei war das Aussehen der Hunde zweitrangig; „reinrassig“ waren jene, die gut jagen konnten.
Dh es gab natürlich die verschiedenen Schläge Hofhund, Hütehund, Jagdhund mit verschiedenen Aufgaben, etc, aber zur Zucht wird genommen wer gut ist, unabhängig von seiner Abstammung.
Das es dabei auch Probleme gibt ist klar, aber grundsätzlich spricht mMn viel dafür, daß man mit einer Abkehr von der heutigen Rassezucht der Hundepopulation einen Gefallen tun würde.
Man muß ja nicht wild alles kreuzen, was sich auf der Straße trifft, sondern durchaus bei der Wahl auf Wissen über Genetik zurück greifen.
Tatsächlich gibt es ja auch heute Rassen, die grob so gezüchtet werden "wie früher", also "wer gewinnt darf sich fortpflanzen".
Bei den mir bekannten Rassen, die so gezüchtet werden mangelt es dann wieder an gesundheitlichen Tests, aber man darf ja träumen, oder?
Tatsächlich finde ich es faszinierend, wie fest sich der Gedanke von Hunderassen in unseren Köpfen eingenistet hat, daß wir von "3000 Jahre alte Rasse" reden und dabei Reinzucht im Kopf haben.
Tatsächlich sind die x Rassen ein Kunstprodukt des 19 Jahrhundert, geschaffen für Shows wie Crufts...
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Bei vielen Rassen dürfte es dann ja fast unmöglich werden einen Partner zu finden?
Ja genau, das ist ja das problem.
Um etwas entgegenzuwirken, wäre ja dann eigentlich einkreuzen von anderen Rassen nötig - aber dann ist Rassezucht ja tatsächlich in Frage gestellt?
Ja.
Aus genetischer Sicht ist Reinzucht und vor allem Linienzucht eine Sackgasse.
Man darf aber auch nicht vergessen: Wenn der Genpool der Inselpopulation groß genug ist (und eine "Rasse" ist ja nichts anderes als eine von Gesamtgenpool abgeschnittene Inselpopulation), kann die Population durchaus überleben und gesund sein. solange sich innerhalb der Inselpopulation sehr viele Individuen fortpflanzen. Die Durchmischung durch die genetische Rekonfiguration die dabei ständig stattfindet, sorgt für genug Varianz.
Das Problem ist eben nicht nur die gerninge Anzahl von Indiviuen in einer Rasse (Reinzucht), sondern eben auch Zuchtauswahl innerhalb der Rasse. die Tatsache, dass in jeder Rasse nur relativ wenige Indivuduen zur Fortpflanzung kommen.
Und das stellt für mich tatsächlich die gesamt Praxis der Rassehundezucht in Frage: Immer nur die "besten" auszuwählen, und nur zugelassene Züchter züchten mit ihren Hunden. Alle anderen Hunde pflanzen sich nicht fort.
Das ist aus vielen Gründen sicher sinnvoll, aber für den Genpool halt eine Katastrophe.
Und da bringt es auch nix, ab und zu mal einen "Schuss Fremdblut" reinzubringen.
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Aber was bringen offene Zuchtbücher?
Um das zu beantworten: Mehr Individuen, die sich fortpflanzen können/dürfen und damit automatisch mehr genetische Varianz. Auch dann, wenn Verwandschaft vorliegt.
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Auch das Streben nach perfekter Gesundheit steht dem entgegen.
Das man Trägerhunde ausschließen will, Hunde nur noch frei von allem sein sollen.
Je mehr Drumherum notwendig ist, desto weniger Lust haben die Leute darauf ihre Hunde in die Zucht zu bringen.
Das fängt dann bei den Investitionen für die heutige Vorstellung von Aufzucht an und geht dahin, dass Hunde als krank angesehen werden, weil sie Träger von irgendwas sind.
Und dazu fehlt auch einfach die Objektivität. Viele Züchter hängen emotional total an ihren Linien. Der Blick für Gesundheit und Wesen ist da völlig geschönt.
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Und dazu fehlt auch einfach die Objektivität. Viele Züchter hängen emotional total an ihren Linien. Der Blick für Gesundheit und Wesen ist da völlig geschönt.
Wie recht du damit hast. Bei den Dalmis heißt es immer wesensfest freundlich usw. Was ich aber sehe sind einige, nicht alle Hunde die wenig von diesen Eigenschaften zeigen. Über Gesundheit möchte ich gar nicht erst sprechen, da gäbe es auch Nachholbedarf.
Gespräche mit Züchtern darüber enden meist mit naja nur weil Mutterhündin so ist Blabla…
Gerade bei einer Rasse die wirklich nur auf Schönheit gezüchtet wird ohne jegliche Arbeitsprüfung, sollte ein deutlich härterer Wesenstest her, der nicht nur auf einem Platz stattfindet, sonder in der Umwelt.
Und wenn unsicher neuerdings als neugierig deklariert wird, sollten meiner Meinung nach auch unabhängige Richter her die nicht dem Verband angehören.
Offene Zuchtbücher bleiben wohl ein Traum, bei dem Lua Projekt in der Dalmatiner Zucht hat es ewig gedauert bis die Nachkommen von diesem einen Rüden als Dalmatiner angesehen wurden und endlich in die Zucht durften. Auch heute noch sagen Linienzüchter das es mischlinge sind. Dabei wäre dem Dalmatiner wirklich damit geholfen wenn die Harnsäure Problematik verschwinden würde und man evtl. nochmal so eine verpaarung anstrebt. Dalmatiner/Pointer, weil alle Nachkommen im Lua Projekt sind doch eher eng miteinander verwandt.
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Spoiler anzeigen
Wie recht du damit hast. Bei den Dalmis heißt es immer wesensfest freundlich usw. Was ich aber sehe sind einige, nicht alle Hunde die wenig von diesen Eigenschaften zeigen. Über Gesundheit möchte ich gar nicht erst sprechen, da gäbe es auch Nachholbedarf.
Gespräche mit Züchtern darüber enden meist mit naja nur weil Mutterhündin so ist Blabla…
Bei mir stand der Dalmi ja auch ewig lang auf der "irgendwann"-Liste. Aber ich lese/sehe immer mehr und immer häufiger (Tiktok, Umfeld, Instagram, hier) von unverträglichen Dalmatinern (oft Rüden, aber auch Hündinnen). Das find ich auch spannend, weil ich die früher nicht so kennengelernt habe. Als ich eine Züchterin drauf ansprach kam nur: "Meine nicht, werden gut genug sozialisiert." Aber daran kanns doch alleine nicht liegen, oder?
Spoiler weil nicht direkt QZ - Aber passt hier gerade:
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Für offene Zuchtbücher plädiere ich hier in diesem Forum ja schon ewig. Und darf dafür auch immer wieder heftigen Gegenwind erfahren. Die Tabelle und Carol Beuchats Blog habe ich übrigens auch immer wieder verlinkt.
Ich freue mich also sehr über Rückerts Blogbeitrag. Vielleicht bringt das ja doch einige Leute zum Umdenken.
Ich finde es gerade auf Käuferseite sehr schwierig, bei der Hundewahl ethisch einigermassen vertretbar zu handeln: ich bin überhaupt keine Gegnerin der systematischen Rassehundezucht, mag Rassehunde und sehe sie als wichtiges Kulturgut. Ich finde aber, dass die geschlossenen Zuchtbücher dringenst geöffnet gehören. Wer nach wie vor genetische Inzuchtkrüppel produzieren will, kann das meinetwegen ja trotzdem tun (auch wenn ich persönlich natürlich eine ganz klare Haltung dazu habe). Andererseits hätte auch ich gerne einen Hund, dessen Abstammung, Herkunft und Gesundheit untersucht und bekannt und dessen Eignung und Charakter einigermassen vorhersehbar sind.
Das System der ISDS ("was hütet und sich verhält wie ein Border Collie, das ist auch ein Border Collie") liesse sich im Prinzip auch auf andere Gebrauchs- sowie auch auf Familien- und Begleithunde übertragen. Ja, es gäbe dann eben auch völlig legitim gemischte Rassemixe. Damit müssten 'Puristen' ja dann nicht züchten oder könnten für sich oder durch die Organisation in einem Verein festlegen, dass sie gar kein oder nur ein gewisser Prozentsatz an Fremdblut zulassen. -
Gerade bei einer Rasse die wirklich nur auf Schönheit gezüchtet wird ohne jegliche Arbeitsprüfung, sollte ein deutlich härterer Wesenstest her, der nicht nur auf einem Platz stattfindet, sonder in der Umwelt.
Aber auch hier - obwohl ich dir eigentlich zustimmen, das Wesen sollte viel höher bewertet werden, als die "Schönheit" - das hiesse, nochmehr Selektion, noch mehr Hunde, die aus der Zucht ausgeschlossen werden.
Da schüttet man das Kind unter Umständen mit dem Bade aus.
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Deswegen sagte ich auch, ich wäre für offene Zuchtbücher. Es müsste ein viel größerer genpool her, Zucht besteht ja nicht nur aus einer Komponente und alles auszuschließen wäre fatal für jede Rasse.
Wild alles zu Kreuzen ohne Wesens und gesundheitsprüfung wäre aber ebenfalls nicht zielführend.
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