Tierschutzhündin bellt ständig

  • Hallo liebe Forummitglieder,


    ich hoffe, ihr könnt mir helfen...


    Seit gut zwei Wochen habe ich eine ca. 7-8 Monate alte Hündin aus dem Tierschutz. Sie war bevor sie zu uns gekommen ist ein paar Wochen auf einer Pflegestelle, wie sie davor gelebt hat, ist unbekannt.


    Mir und meinem Mann gegenüber ist sie freundlich, schon eher distanzlos und fordert sehr viel Aufmerksamkeit. Wir haben vom ersten Tag an feste Regeln im Haus eingeführt (z.B. nicht aufs Sofa, nicht aufs Bett), die sie mittlerweile einhält, am ersten Tag wurde aber groß diskutiert. Sie wollte am ersten Abend z.B. unbedingt mit im Bett schlafen. Wir haben sie dann wirklich zwanzigmal wieder raus gesetzt und irgendwann im Körbchen neben dem Bett angeleint. Auch ist sie unserer Ersthündin gegenüber sehr distanzlos. Wenn ich sie ließe, würde sie permanent versuchen, mit ihr zu spielen, auch wenn meine Ersthündin nicht auf ihre Avancen eingeht. Unsere Versuche, sie davon abzubringen, ignoriert sie konsequent, so dass wir sie dann irgendwann anleinen. Auch kann ich sie zehnmal hintereinander in ihr Körbchen bringen, sie steht wieder auf. Körpersprachliches Eingrenzen interessiert sie auch nicht.


    Dies nur zur Beschreibung und jetzt zu meinem eigentlichen Problem. Sie bellt ständig völlig hysterisch und lässt sich dann auch nicht beruhigen (bzw. nimmt uns dann gar nicht mehr wahr, habe ich den Eindruck). Wenn sie draußen jemanden vorbei laufen hört, wenn sie einen Vogel durchs Terrassenfenster im Garten sieht, wenn der Postbote kommt, wenn ich den Staubsauger benutze, wenn mein Mann oder meine Ersthündin ‚überraschend‘ die Treppe von oben runter kommen und noch vieles mehr. Draußen (ich gehe aktuell nur kurze Runden mit ihr) bellt sie jeden Menschen, Hund, Garagentor und noch vieles mehr an. Ach, gestern hat sie einen Pullover von mir, den ich auf mein Bett gelegt hatte (der also plötzlich überraschend da lag) angeknurrt.


    Man muss dazu sagen, dass meine Ersthündin tiefenentspannt ist und seit ich sie habe, in unserem Haus vielleicht dreimal gebellt hat. Leider interessiert das die neue Hündin nicht. Ich hatte gehofft, sie würde sich an meiner entspannte Ersthündin etwas orientieren, aber das scheint nicht der Fall zu sein. Ansonsten verstehen sich die beiden Hündinnen aber recht gut, spielen auch jeden Tag sehr ausgeglichen miteinander. Zusammen füttern ist auch kein Problem.


    Meine neue Hündin rennt auch ständig zur Haustür, horcht und schnuppert und bellt dann, wenn sie irgendwas hört (oder riecht?). Ich versuche sie dann von der Tür wegzuschicken, damit sie nicht denkt, dass sie aufpassen muss. Sie läuft aber immer wieder hin. Dann kommt sie irgendwann wieder an die Leine und da bellt und fiept sie dann rum, weil es ihr nicht passt. Auf mich wirkt sie auf der einen Seite sehr unsicher und gleichzeitig aber auch sehr forsch/frech.


    Mich macht dieses ständige Gebelle mittlerweile echt fertig und ich weiß nicht, was ich machen soll. Natürlich arbeite ich schon an ‚Sitz‘ und ‚In dein Körbchen‘ mit ihr, aber verständlicherweise kann sie diese Befehle noch nicht. Sie ist ja gerade mal zwei Wochen hier.


    Wird sich das noch von alleine bessern, wenn sie sich hier sicherer fühlt? Was kann ich in ihrem aktuellen Trainingszustand tun, um ihr und uns etwas Stress zu nehmen? Soll ich es ignorieren und ruhig bleiben, wenn sie hysterisch an der Tür bellt? Oder soll ich jedes Mal hingehen und rausgucken (was nicht immer geht, da man ja auch mal duscht, kocht etc)?


    Vielen Dank schon mal für eure Antworten!

  • Sie kommt aus der Slowakei. Welche Rassen beteiligt sind, weiß ich leider nicht. Sie ist ca. 35-40 cm hoch und sehr schlank/zart gebaut. Das Gesicht sieht ein bisschen wie eine schlankere Version eines JRT aus.

  • Sie schläft tagsüber eigentlich nur, wenn ich in Sichtweite bin und mich nicht groß bewege. Dann schläft sie auch sofort ein. Oft auch angeleint, weil sie sonst ständig zur Haustür rennt oder versucht, mit meiner Ersthündin zu spielen. Jetzt gerade sind wir alle in der oberen Etage und sie steht fiepend und bellend am Kindergitter, weil sie runter will (vermutlich zur Haustür). Ihre Geschäfte hat sie aber alle eben erledigt. Das kann es nicht sein.


    Der Ablauf ist unter der Woche wie folgt: Vor der Arbeit lasse ich die Hunde kurz in den Garten. Dann arbeite ich fünf Stunden im Homeoffice. Meine Ersthündin schläft in der Zeit nebenan im Zimmer, meine neue Hündin liegt im Körbchen mit im Arbeitszimmer. Da ich in der Zeit die ganze Zeit am Schreibtisch sitze, schläft sie da auch entspannt und bellt höchstens mal, wenn sie draußen was hört. Danach gehen wir dann ca eine halbe Stunde spazieren (ich will sie am Anfang nicht überfordern). Da bellt sie dann alles und jeden an (zum Glück leben wir recht ländlich, dass man nicht so viele Menschen trifft, aber ein paar sind es schon). Anschließend wird dann 30-40 Minuten mit der Ersthündin getobt. Danach sind wir dann im Haus, üben zwischendurch mal ‚sitz‘ oder ‚Körbchen‘. Meine Ersthündin schläft relativ viel und zieht sich dann auch nach oben zurück und kommt zwischendurch mal runter. Die Kleine und ich sind dann unten und sie beobachtet, was ich mache bzw. steht an der Tür oder am Fenster und bellt. Zwischendurch lasse ich sie immer mal wieder in den Garten, da sie noch nicht so lange ‚anhalten‘ kann. Zwischendurch wird dann noch mal mit der Ersthündin getobt. Abends geht es dann noch mal zwanzig Minuten raus. Im Dunkeln ist sie aber noch unsicherer.


    Sie hat ziemlich viel Energie, aber wie gesagt, ist sie draußen so gestresst, dass ich aktuell keine langen Spaziergänge mit ihr machen will. Nachts steht sie immer wieder auf und kommt an unser Bett und versichert sich, dass wir noch da sind. Dann bellt sie auch manchmal plötzlich los und rennt ganz wild durchs Haus.

  • Liest sich danach, dass sie viel drauf wartet wann es endlich Action gibt, die bekommt sie auch durch eure Hündin, und sonst passiert in der Rübe nicht viel.


    Sie braucht eine Aufgabe für den Kopf, etwas woran sie zu Knobeln hat, sonst sucht sie sich Ersatz.

    Und die Aufgabe die sie sich jetzt gesucht hat, ist ich kläffe dauernd und alles und jeden voll wenn mir langweilig ist. Sie kann nicht damit umgehen wenn nichts passiert.


    Statt sie eine Halbe bis Dreiviertelstunde mit eurer Hündin toben zu lassen, würde ich einzeln gehen, irgendwo wo nicht viel los ist, und eine entspannte Schnüffelrunde gehen.

    Zusätzlich schauen was ihr Spaß macht ( die meisten Hunde gehen in Nasenarbeit richtig auf) und regelmäßig ( ein paar Mal die Woche) anbieten.

    Das kann zB ZOS sein, Dummysuche oder dass ihr etwas versteckt.


    Wenn sie irgendwo rum steht und kläffen mag, weg schicken, ab auf ihre Decke ( diese sollte so positioniert sein, dass sie ihrer selbst gewählten Aufgabe nicht nachkommen kann, also in eine ruhige Ecke) , die soll ruhen und sich nicht das Hirn weg kläffen.


    Für draußen - und auch drinnen, drauf achten dass ein Trainer drauf guckt.

  • Danke für deine Antwort! Ich muss vielleicht noch ergänzen, dass ich die ersten Tage damit beschäftigt war, die beiden Hündinnen zu vergesellschaften. Die ersten Tage mochten sie sich nicht wirklich. Und danach habe ich mit der neuen Hündin nachmittags sowas wie Autofahren geübt und versucht, sie an den Staubsauger zu gewöhnen etc.. Ich habe den Eindruck, sie kennt nicht wirklich viel. Ein paar Leckerchen habe ich auch bereits im Haus suchen lassen. Aber für richtige geistige Auslastung war bislang einfach keine Zeit. Sie ist ja gerade mal zwei Wochen hier.


    Und das extreme Bellen macht sie auch vom ersten Tag an (da z.B. meiner Ersthündin gegenüber, aber auch wegen sämtlicher Geräusche). Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass es da bereits aufgrund von Langeweile war.


    Trotzdem werde ich das mit dem geistigen Auslasten jetzt mehr versuchen. Alleine spazieren gehen mit ihr kann ich auch (war ich auch die ersten Tage). Das Problem ist, dass sie nicht alleine bleiben kann und meine Ersthündin muss ja auch raus. Ich bin tagsüber mit den Hunden alleine. Dh, ich müsste dann erst eine Runde mit ihr alleine gehen und dann noch eine mit beiden Hunden zusammen. Was ich aber machen kann.


    Eine Trainerin werde ich auch auf jeden Fall dazu holen. Wollte aber auch hier dem Hund erst mal ein paar Tage Zeit geben. Sie ist bei fremden Leuten ja auch extrem unsicher. Wir hatten meine Mutter gestern zu Besuch und da ist sie natürlich auch wieder komplett ausgerastet. Hat dann aber nach 5-10 minütigem Ausrasten in Form von Bellen und Rumspringen mit Bürste ein Leckerli von meiner Mutter genommen. Meine Mutter saß ruhig am Tisch und sie ist dann von alleine hingelaufen als sie das Leckerli bemerkt hat und danach war dann alles gut. Hat sich dann auch direkt von meiner Mutter streicheln lassen. Und ist danach immer wieder angekommen, um zu betteln.


    Ihr Körbchen steht weit entfernt von der Haustür ohne Sicht darauf, aber leider mit Sicht in den Garten (wir haben bodentiefe Fenster). Einen Platz, wo sie nicht aus dem Körbchen raus in den Garten gucken kann, gibt es auf der ersten Etage leider nicht. Vielleicht stelle ich mal einen Sichtschutz neben ihr Körbchen auf die Fensterseite? Ach so und zurück schicken auf ihren Platz funktioniert nicht, bzw. sie verlässt ihn dann sofort wieder. Ich leine sie dann da an, aber dann rastet sie halt im Körbchen an der Leine weiter aus.


    Naja, heute war wenigstens die erste Nacht ohne Gebell. Ich hatte ihr Körbchen im Schlafzimmer in die hinterste Ecke gestellt. Direkt davor habe ich meine Ersthündin positioniert und davor ist dann unser Bett. Wir waren also alle zwischen ihr und der Tür. Vielleicht hat das geholfen.

  • Für mich liest es sich ziemlich überfordert...

    Sitz Platz etc würde ich hier noch gar nicht großartig üben.

    Grade wenn der Spaziergang schon so viel Stress bedeutet würde ich sie nicht hinterher noch toben lassen und dann noch irgendwas üben...


    Bonny hat auch in der ersten Zeit viel gebellt und wegen allem angeschlagen. Das hat sich nach ner Zeit aber gelegt als sie gemerkt hat dass die Geräusche normal sind und dazu gehören.

  • Seit gut zwei Wochen habe ich eine ca. 7-8 Monate alte Hündin aus dem Tierschutz.

    Der Hund ist noch gar nicht bei Euch angekommen. Nicht ansatzweise. Das dauert bei so einem Hunde Monate. Bis dahin ist alles neu, neu, neu, neu. Bei einem Hund, der ein leben in zivilisierter Gesellschaft nicht kennt, ist noch mehr alles neu, neu, neu.

    Auch ist sie unserer Ersthündin gegenüber sehr distanzlos. Wenn ich sie ließe, würde sie permanent versuchen, mit ihr zu spielen, auch wenn meine Ersthündin nicht auf ihre Avancen eingeht. Unsere Versuche, sie davon abzubringen, ignoriert sie konsequent, so dass wir sie dann irgendwann anleinen. Auch kann ich sie zehnmal hintereinander in ihr Körbchen bringen, sie steht wieder auf. Körpersprachliches Eingrenzen interessiert sie auch nicht.

    Es wäre sinnvoll, wenn Du zwei Bereiche im Haus schaffen könntest, so dass dieser Streitpunkt erst Mal nicht vorhanden ist.

    Draußen (ich gehe aktuell nur kurze Runden mit ihr) bellt sie jeden Menschen, Hund, Garagentor und noch vieles mehr an.

    Oje. Ich würde erst Mal nur in den Garten gehen. Ein Hund, der sich so beim Gassi aufregt, hat nach zehn Minuten sein Energiekontigent für den ganzen Tag schon aufgebraucht. Ich würde das Gassi erst Mal komplett weglassen und schauen, dass sie erst Mal im Haus zur Ruhe kommen kann. Erst, wenn sie schlafen kann, würde ich mit Mini-Runden starten, die sofort damit verknüpft sind, dass sie trainiert wird mit den Außenreizen umgehen lernt.

    Das Gesicht sieht ein bisschen wie eine schlankere Version eines JRT aus.

    Zeig mal ein Bild. Wäre ich jetzt sehr neugierig was das sein könnte.

    . Jetzt gerade sind wir alle in der oberen Etage und sie steht fiepend und bellend am Kindergitter, weil sie runter will (vermutlich zur Haustür). Ihre Geschäfte hat sie aber alle eben erledigt. Das kann es nicht sein.

    Ich könnte mir vorstellen, dass sie sich mit Jagdreizen draußen kicken möchte oder das Bewachen auf die Spitze treibt. Das ist sehr ungesund.

    Da ich in der Zeit die ganze Zeit am Schreibtisch sitze, schläft sie da auch entspannt und bellt höchstens mal, wenn sie draußen was hört.

    Wenn sie aufspringt, wenn sie was hört, ist der Schlaf leider auch nicht so tief wie er sein müsste, dass sie Erholung bekommt.

    Anschließend wird dann 30-40 Minuten mit der Ersthündin getobt.

    Das würde ich nicht zulassen. Höchstens mal fünf Minuten und auch drauf schauen, dass die gesittet spielen.

    Zwischendurch lasse ich sie immer mal wieder in den Garten, da sie noch nicht so lange ‚anhalten‘ kann.

    Bei dem enormen Stresslevel kann ich mir vorstellen, dass der Körper leidet. Aber ich würde trotzdem sicherheitshalber mal eine Urinprobe untersuchen lassen. Man kann ja Flöhe und Läuse haben ...

    Und danach habe ich mit der neuen Hündin nachmittags sowas wie Autofahren geübt und versucht, sie an den Staubsauger zu gewöhnen etc..

    Was hat sie für ein Thema mit dem Auto?

    Ihr Körbchen steht weit entfernt von der Haustür ohne Sicht darauf, aber leider mit Sicht in den Garten (wir haben bodentiefe Fenster). Einen Platz, wo sie nicht aus dem Körbchen raus in den Garten gucken kann, gibt es auf der ersten Etage leider nicht. Vielleicht stelle ich mal einen Sichtschutz neben ihr Körbchen auf die Fensterseite? Ach so und zurück schicken auf ihren Platz funktioniert nicht, bzw. sie verlässt ihn dann sofort wieder. Ich leine sie dann da an, aber dann rastet sie halt im Körbchen an der Leine weiter aus.

    Ich könnte mir vorstellen, dass das ein Hauptproblem ist. Zu viel offene Sicht auf alles. Hast Du mal eine Box zur Verfügung gestellt? Ich würde einen Bereich im Haus abgrenzen, wo sie keine Sicht auf was hat und sich auch nicht mit Gerenne hochfahren kann. Am besten etwas, wo sie Dich bei ruhigen Sachen wie Büroarbeit auf Distanz sehen kann, aber sonst nichts anderes. Ich könnte mir vorstellen, dass sie mit den vielen Außenreizen und dem Leben mit einem Menschen im Haus komplett überfordert ist. Wenn das noch länger so weitergeht, wird sie leider auch körperlich krank werden. Es ist unbedingt notwendig, dass sie Ruhe finden kann. Also schlafen, schlafen, schlafen. Sie müsste eigentlich derzeit nix anders tun als schlafen, damit überhaupt eine Basis geschaffen werden kann an den anderen Dingen zu arbeiten.

  • Für mich liest es sich ziemlich überfordert...

    Sitz Platz etc würde ich hier noch gar nicht großartig üben.

    Grade wenn der Spaziergang schon so viel Stress bedeutet würde ich sie nicht hinterher noch toben lassen und dann noch irgendwas üben...


    Bonny hat auch in der ersten Zeit viel gebellt und wegen allem angeschlagen. Das hat sich nach ner Zeit aber gelegt als sie gemerkt hat dass die Geräusche normal sind und dazu gehören.

    Das freut mich zu hören! Ja, ich denke auch, dass sie sehr überfordert ist.

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