Tierschutzhündin bellt ständig

  • Hallo liebe Foris,


    ich wollte mich mal mit einem Update melden und einer Frage in die Runde.


    Unsere neue Hündin ist jetzt seit ca. zwei Monaten bei uns. Die ersten 4-5 Wochen waren sehr anstrengend für alle Beteiligten und ich war ehrlich gesagt (mangels Erfahrung mit sowas) auch nicht gerade optimistisch, dass sich da viel bessern wird. Nun läuft es seit drei-vier Wochen aber richtig gut. Die Hündin hat sich mittlerweile an sämtliche Geräusche im Haus gewöhnt, so dass sie drinnen eigentlich nur noch (manchmal) bellt, wenn sie draußen etwas hört. Staubsauger, Fön, Kaffeemaschine- alles kein Problem mehr.


    Auch draußen ist es viel viel besser geworden. Mittlerweile kann ich mit ihr an Menschen, Fahrrädern, Motorradhelmen und sogar an anderen Hunden vorbei gehen, ohne dass sie sich aufregt. Sie reagiert nicht mal mehr auf bellende Hunde, die sie hinter einem Zaun anpöbeln. Ich führe sie an lockerer Leine sehr nah bei mir und spreche sie in den entsprechenden Situationen freundlich an. Sie reagiert eigentlich immer und guckt zu mir und bekommt dann ein Leckerchen. Das klappt überraschend gut. Es ist aber alles noch sehr wackelig. Sobald ich sie vorlaufen lasse und sie nicht rechtzeitig anspreche, eskaliert sie sofort wieder. Da ich sehr aufmerksam auf den Spaziergängen bin, passiert das aber fast nie. Was noch blöd ist - wenn wir mal an einer Ampel stehen bleiben müssen und auch noch andere Menschen stehen und warten (und sie angucken?) regt sie sich auch sofort wieder auf. Ich stelle mich dann vor sie und schirme sie ab, das klappt so mittelmäßig.


    Ich lasse sie mittlerweile im übersichtlichen Gelände auch frei laufen, wenn weit und breit niemand zu sehen ist. Sie hört schon recht gut, wenn ich sie rufe und passt auch von alleine auf, dass sie mich nicht verliert. Jagdtrieb scheint sie nicht besonders zu haben. Einen sicheren Rückruf (mit separatem Wort) baue ich gerade parallel noch auf.


    Nun meine Frage: Ich vermeide aktuell noch direkte Hunde-und Menschenbegegnungen (also mit Stehenbleiben und Kontaktaufnehmen). Würdet ihr mir raten, damit so lange zu warten, bis der Rückruf ganz sicher eingeübt ist und das dann erst im Freilauf zu machen? Oder soll ich das an der Leine mal versuchen? Sie ist grundsätzlich verträglich mit anderen Hunden. Ich möchte nur vermeiden, dass sie an der Leine wieder zu pöbeln anfängt, wenn ich sie damit in eine für sie (möglicherweise) blöde Situation führe. Im Freilauf habe ich die Befürchtung, dass sie eventuell unkontrolliert zu anderen Hunden/Menschen hinrennt und diese verbellen will. Ich kann es leider aktuell nicht einschätzen. Was meint ihr?

  • Hey!

    Schön zu hören, dass es sich so erfolgreich entwickelt. Weiter so!

    Ich kann es leider aktuell nicht einschätzen.

    Gibst Du Dir mit diesem Satz nicht eigentlich schon Deine Antwort?! Wenn Du es nicht überblicken kannst, dann lass es. Hab' noch ein wenig Geduld. Es sind ja erst ein paar Wochen rum und Du sagst selber, dass es in verschiedenen Situationen noch wackelig ist.


    Aktuell scheinst Du für sie ja ein gewisses Maß an Sicherheit zu repräsentieren, so wie sich das hier liest. Ich befürchte, Du würdest das auf's Spiel setzen, wenn Du zu schnell den nächsten Schritt machst. Versau's Dir nicht!

  • Ich lasse sie mittlerweile im übersichtlichen Gelände auch frei laufen, wenn weit und breit niemand zu sehen ist. Sie hört schon recht gut, wenn ich sie rufe und passt auch von alleine auf, dass sie mich nicht verliert. Jagdtrieb scheint sie nicht besonders zu haben. Einen sicheren Rückruf (mit separatem Wort) baue ich gerade parallel noch auf.

    Finde ich viel zu früh bei einem Tierschutzhund! Da muss nur mal was sein, was ihr noch nicht erlebt hattet (Hase, Wild, ein Knall, ein Jet der drüberfliegt etc.) und der Hund ist weg. Mit 2 Monaten bei dir kannst du das noch gar nicht richtig abschätzen. Manchmal taut der Hund auch noch auf und entdeckt den Jagdtrieb dann nach 3-4 Monaten, weil er endlich entspannen kann.

  • Ich habe hier ja selber auch eine Tierschützhündin sitzen und ich finde es auch mutig, nach 2 Monaten schon abzuleinen. Ich glaube ich hatte nach 2 Monaten noch das Sicherheitsgeschirr dran, obwohl Luna keine Anstalten gemacht hat abzuhauen, aber sicher ist sicher!

    Nach ca. 3 Monaten dachte ich auch "jetzt ist Luna angekommen", weil sie sich schon so sehr verändert hatte und mutiger wurde, aber nachdem ich sie nun seit 10 Monaten hab kann ich dir sagen da kommt noch mehr! Das ist unglaublich schön zu erleben, wie sie immer mehr ein "normaler" Hund wird und das Vertrauen steigt :herzen1: allerdings gehört da auch dazu, dass der Hund doch plötzlich mal durchstarten, wenn ein Eichhörnchen kurz vor einem über den Weg läuft. Das sollte man im Hinterkopf haben.


    Ich war die ersten paar Monate für den Freilauf immer mit 15 m Schlepp unterwegs. Nach ca. 5 Monaten sind wir auf eine 5 m Schlepp umgestiegen, die ich, wenn ich mir absolut sicher war, mal losgelassen habe und die Leine ist hinterhergeschleift. Das hat den Vorteil, dass man selber oder auch andere Leute, den Hund schneller greifen können, falls doch mal was sein sollte. Luna hat sich irgendwann mal vor dem Eierwagen erschrocken, der erst gebimmelt hat und dann noch ein "Kikeriki" abgespielt hat. Da wollte sie straight nach Hause laufen. Kam total unerwartet! Da war ich froh, dass die Leine hinten dran hing, die ich schnell greifen konnte.


    Freut mich aber, dass es sonst sehr gut bei euch läuft :herzen1: das liest doch schonmal super!


    Für den Rückruf kann ich übrigens auch eine Pfeife wärmstens empfehlen, weil die immer gleich klingt und den Vorteil hat, dass keine Emotionen mit rein spielen. Als Mensch ist man dann ja vielleicht doch mal aufgeregt, wenn Hund plötzlich durchstartet und die Aufregung in der Stimme nehmen Hunde wahr. Ein Pfeifton ist dagegen immer gleich und neutral. Bei uns gibt's dafür das Jackpot-Leckerchen Leberwurst aus der Tube schlecken. Das bewirkt Wunder. :D

  • Gibst Du Dir mit diesem Satz nicht eigentlich schon Deine Antwort?! Wenn Du es nicht überblicken kannst, dann lass es. Hab' noch ein wenig Geduld. Es sind ja erst ein paar Wochen rum und Du sagst selber, dass es in verschiedenen Situationen noch wackelig ist.

    Ja, das stimmt wohl. Das ist eigentlich genau das, was ich auch denke. Ich mache ansonsten ja auch nur Sachen mit ihr (und meiner anderen Hündin), bei denen ich mich sicher fühle und meine, sie einschätzen zu können. Von daher werde ich mit der ‚Kontaktaufnahme‘ in welcher Form auch immer noch warten, bis ich das Gefühl habe, dass es soweit ist. Ich hatte halt das Bedürfnis, dem Hund ‚Kontakte‘ zu ermöglichen. Aber wahrscheinlich freut sie sich zum aktuellen Zeitpunkt eh noch nicht darüber. Und sie ist ja durch meine andere Hündin auch nicht sozial isoliert.

  • Ich war die ersten paar Monate für den Freilauf immer mit 15 m Schlepp unterwegs. Nach ca. 5 Monaten sind wir auf eine 5 m Schlepp umgestiegen, die ich, wenn ich mir absolut sicher war, mal losgelassen habe und die Leine ist hinterhergeschleift. Das hat den Vorteil, dass man selber oder auch andere Leute, den Hund schneller greifen können, falls doch mal was sein sollte. Luna hat sich irgendwann mal vor dem Eierwagen erschrocken, der erst gebimmelt hat und dann noch ein "Kikeriki" abgespielt hat. Da wollte sie straight nach Hause laufen. Kam total unerwartet! Da war ich froh, dass die Leine hinten dran hing, die ich schnell greifen konnte.

    Also ich bin eher Typ Vorsichtig und da, wo ich sie aktuell laufen lasse, ist plattes Land und weit und breit keine Straße und auch keine Menschen. Eierwagen oder Ähnliches werden wir dort nicht antreffen, aber ich verstehe natürlich den Hinweis, dass immer etwas unvorhersehbares geschehen kann, wodurch der Hund sich erschrecken könnte. Ist aber da wirklich sehr sehr minimiert das Risiko. Die Leine dran zu lassen für den Fall der Fälle ist aber eine sehr gut Idee.

  • Für den Rückruf kann ich übrigens auch eine Pfeife wärmstens empfehlen, weil die immer gleich klingt und den Vorteil hat, dass keine Emotionen mit rein spielen. Als Mensch ist man dann ja vielleicht doch mal aufgeregt, wenn Hund plötzlich durchstartet und die Aufregung in der Stimme nehmen Hunde wahr. Ein Pfeifton ist dagegen immer gleich und neutral. Bei uns gibt's dafür das Jackpot-Leckerchen Leberwurst aus der Tube schlecken. Das bewirkt Wunder. :D

    Bei uns gibt es für den Rückruf Käse (gibt es sonst NIE), kommt auch sehr gut an :-). Meine andere Hündin (ebenfalls Tierschutz) ist dadurch zu 98 % zuverlässig sofort abrufbar. So erhoffe ich es mir für den Neuzugang auch.

  • Für mich klingt das, als hätte dieser Hund auf mehreren Ebenen Probleme.


    1. Keinerlei Sozialverhalten im Sinne von Respekt gegenüber Abwehr oder Meidungsverhalten


    2. Die absolute Unfähigkeit zu entspannen und loszulassen, besonders wenn sie erst mal was im Kopf hat.


    3. Eine übertriebene Fixierung , vermutlich aufgrund von Verlustängsten, was natürlich auch zu Problemen führt, wenns ums alleine bleiben geht und das trotz Anwesenheit der zweiten Hündin.


    Das ist natürlich nur eine sehr oberflächliche Beurteilung, weil keiner hier den Hund direkt sehen und beobachten kann, aber da werdet ihr ein gutes Stück Arbeit vor euch haben.



    Erstmal braucht dieser Hund absolute Konsequenz und strikte Strukturen und Regeln. Nur so wird er sich sicher fühlen und lernen, dass sich beide Seiten an Abmachungen halten, ihr sowohl Liebe, als auch Schutz bieten könnt und sie nicht zurücklassen werdet.


    Wie du bereits festgestellt hast, klingt es, als könnte dieser hund null akzeptieren oder einschätzen, wo sein Bereich endet und der des anderen beginnt und das er eingeladen werden muss, um diesen zu betreten.


    Ihr werdet nicht drum rum kommen, mit einem sehr intensiven Training, nach und nach die Zeit zu erhöhen, in der ihr diesen Hund alleine lassen könnt.


    Erst eine Minute, dann 2, dann 3, dann 4 usw. Bei solchen Hunden muss man wirklich extrem langsam und behutsam vorgehen, damit der Hund schnelle Erfolge erzielt und Sicherheit aufbaut.

    Die positive Bestätigung, zusammen mit dem exakten timing des lobs und der Belohnung, ist hier noch wichtiger, als bei anderen Hunden.


    Habt ihr die Möglichkeit jemanden zu holen, den der Hund nicht kennt, der bereit ist mehrfach bei euch zu Leuten oder klopfen, bzw am Fenster vorbei zu laufen oder an der Tür, um ihr Verhalten gezielt auszulösen und euch somit die Möglichkeit zu geben, sie zu korrigieren und belohnen, falls es funktioniert?


    Sie braucht unbedingt positive Verknüpfungen!


    Außerdem werdet ihr nicht drum herum kommen, ihr strikte Grenzen zu weisen und sie gegebenenfalls, wenn sie in ihren bell wahn verfällt, wo sie euch nicht mehr wahrnimmt, durch ein unangenehmes Geräusch oder einen Reiz, aus ihrem Programm zu holen. Findet einen Reit, der ihr keine Angst macht, aber unangenehm genug ist, sie kurz zu erschrecken bzw aus dem Programm raus zu holen, in dem sie fest steckt. Das is ganz wichtig.


    Ihr könnt zb Grenzen aufzeigen, indem ihr euch sofort weg dreht und sie nicht mehr anseht, wenn sie die Grenzen zu euch nicht einhält. Eure andere Hündin kann das natürlich nicht, aber ihr könnt es.

    Wie ist es, wenn ihr laut und in tiefen Ton "Stopp" sagt und dabei auch die Handfläche ausstreckt, wenn sie eure Hündin belästigt?


    Ich denke ihr müsst erst diese Grenze zu euch klar machen, ehe sie auf euch hören wird, wenn es um die andere Hündin geht.

    Versucht es wirklich mal, indem ihr euch sofort und immer wider abwendet, sobald sie sich nicht respektvoll zu euch verhält, bzw die Grenze nicht einhält. Der Hund will ja nicht ins Bett, wegen dem Bett, sondern weil ihr dort seid. Selbiges gilt für die Couch.


    Immer wider runter is eh klar, aber ihr könntet auch ganz gezielt trainieren, dass ihr immer sofort geht, wenn sie trotzdem nochmal versucht hoch zu steigen. Beim ersten Mal runter werfen und sobald sie auch nur versucht rauf zu steigen, direkt zurück stoßen (natürlich besitmmt, aber in angemessener Stärke) und dabei aufstehen und weg gehen, mit einem deutlichen Nein, oder bei solchen Hunden noch besser, einem Geräusch das ihr als Verneinung oder Korrektur festlegt.


    Solche Hunde, die sich dermaßen aufheizen, sind deutlich besser mit Geräuschen, wie klicken, schhnalzen, pfiffen usw zu bändigen, weil Sprache sie oft weiter aufheizt. Natürlich kann man mit dem Hund auch sprachlichen Kontakt halten, aber wenns um Befehle und Training geht, ist es oft gut, eher Geräusche als Sprache zu nutzen.


    Versucht das mal! Ihr seht ja, wie es klappt.

    Ihr müsst den Hund jetzt sehr genau kennenlernen und die Körpersprache genau beobachten. Das ist der Schlüssel zur schnellen und gut getönten Korrektur und um den Hund besser zu durchschauen und zu erkennen, woher for Probleme wirklich kommen.

  • Also ich bin eher Typ Vorsichtig und da, wo ich sie aktuell laufen lasse, ist plattes Land und weit und breit keine Straße und auch keine Menschen. Eierwagen oder Ähnliches werden wir dort nicht antreffen, aber ich verstehe natürlich den Hinweis, dass immer etwas unvorhersehbares geschehen kann, wodurch der Hund sich erschrecken könnte. Ist aber da wirklich sehr sehr minimiert das Risiko. Die Leine dran zu lassen für den Fall der Fälle ist aber eine sehr gut Idee.

    Meine Mama hat ja aktuell meine Hunde. Das zweite Mal nun seit 2018.

    sie hat an Ella auch die Schleppleine dran gemacht zur Sicherheit.

    Gestern ist sie wohl 2mal durchgestartet für heim, hat dann aber auch gewartet.

    Sicher ist sicher.

    Wenn du Glaubst sie vertraut dir, lass laufen, aber zuerst immer noch besser die Schleppleine dran.

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