Aggression euch gegenüber - Wie geht ihr damit um?

  • Ich glaube es geht hier nicht um "Gewinnen" oder "Erfolg".


    Es geht darum, dass ein Konflikt aufgebaut wird, der nicht sein müsste.


    Bei nem frechen Junghund, der seine Grenzen testet, aber grundsätzlich Vertrauen hat - ja, da kann man auch mal klar antworten (je nach Situation). aber ein Hund, dem das Urvertrauen fehlt und der schlicht und ergreifend falsch behandelt wird !! - nein, da macht man es mit "zeig ihm wo der Hammer hängt" garantiert schlimmer.

  • Ich kann total verstehen, dass du mit den Nerven runter bist und du dir auch grundsätzliche Fragen stellst :bussi:


    Mir gings mit meinem ersten eigenen Hund in der Anfangsphase auch echt oft mies, und der war "nur" gegenüber Fremden aggro. Mit dem konnte man super arbeiten, toller Hund, aber gerade die psychische Belastung hatte ich echt unterschätzt. Wir mussten halt echt schnell viel Lernen, nichtmal nur im Umgang mit dem Hund, vor allem psychisch: Rückschläge weg stecken, mit Selbstzweifeln klarkommen, mit negativen Reaktionen aus dem Umfeld umgehen, den Hund so nehmen wie er ist und die positiven Dinge nicht vergessen usw..


    Klar sind solche Emotionen für den Umgang mit deinem Hund nicht hilfreich, aber es ist eben normal. Wir Menschen haben halt auch Gefühle :ugly: Und wenn man sowas zum ersten Mal erlebt beim eigenen Hund, ist es sicher nochmal was anderes als mit 30 Jahren Hundetrainer-Erfahrung.

    Pfeffernaserl hat das wirklich toll beschrieben.

    Ich drücke euch die Daumen, dass ihr euren Weg findet und der Trainer euch weiterhelfen kann :laola: Über die Motivation kann hier ja nur spekuliert werden.


    Maulkorb finde ich auch sehr entlastend und hilft auch gegen Verband anknabbern |)

  • Hm - was das mit mir machen würde, weiß ich nicht. Hoffentlich nichts. Denn ich hab hier nen Hund sitzen, den ich mir geholt habe in dem Wissen, daß er beim Vorbesitzer gelernt hat, sich nur mit Beißen vor ihm retten zu können, und daß mir das auch passieren könnte, wenn ich was falsch mach.


    Sprich, wenn der nach vorn gegangen wäre (bisher nicht passiert in den 1,5 Jahren seither), hätt ich kein Problem mit IHM gehabt, sondern überlegt, wo was falsch laufen könnte. Denn der ist ansonsten komplett "sauber", geht nie grundlos nach vorn. Ich würde mir Hilfe suchen und zeigen lassen, wo ich das Verhalten des Hundes falsch interpretiert oder mißverstanden habe, sodaß er sich genötigt fühlte, mit den Zähnen voran zu agieren. Im Prinzip hast Du ihn zB nach einer elend stressigen Situation noch zusätzlich bedrängt mit dem Stupsen und so. Der Hund weiß nicht, daß Du ihm nicht wehtun wirst, weil Du von der Verletzung weißt, der hat wahrscheinlich einfach noch im Kopf "scheiße, wenn da was hinkommt, machts echt richtig aua", und versucht, das zu verhindern. Wenn der Hund das aber mit Schnappen macht, hast Du in meinen Augen schon 27 Stufen der Eskalation an Warnungen übersehen, die er vorher getätigt hat. Das fördert das Vertrauen des Hundes nicht wirklich *gg


    Deine Frage suggeriert, daß Du jetzt ein Problem hast, weil Du dem Hund nicht mehr vertraust. Ich glaube aber, daß der Hund nicht das Problem ist, der reagiert glaub ich, was ich so lese (kann nur das beurteilen, was Du schreibst, ich seh das ja nicht vor Ort), ganz normal. Aber er "übertreibt", weil Du scheinbar bestimmte körpersprachliche Reaktionen und Warnungen von ihm nicht wahrnimmst, mit denen er Dir kommuniziert, daß Du grad bitte net näherkommen solltest. Also muß er´s "für Blonde" erklären: mit den Zähnen. Jetzt hast Du verstanden. Problem: Dein Job ist es jetzt, ihm zu erklären, daß Du sehr wohl sehen kannst, wenn er Dich nicht neben sich haben möchte oder braucht, wenn er Dir das mitteilt - aber dafür mußt Du Dir von einem guten Trainer seine Körpersprache genau erklären lassen. Damit Du durch adäquate Reaktionen auf die körpersprachliche Kommunikation des Hundes diesen wieder davon überzeugen kannst, er muß nicht nach vorn gehen, Du bist jetzt in der Lag, nette Hinweise zu verstehen.


    Das heißt nicht notwendigerweise, daß Du komplett weggehst, wenn er Dir sagt, es wir ihm zu eng. Besser wäre es, ihm in dem Moment etwas mehr Raum zu geben, zB 2 Schritte zurück oder zur Seite zu gehen. Etwas warten, sodaß er merkt, Du gehst auf seine Aussage ein, Du verstehst ihn. Nachdem Du aber grad irgendwas machen willst bei ihm oder ihm geben willst, würde ich dann wieder nen halben Schritt zu ihm gehen, oder mich in sein Richtung wenden, und die Reaktion abwarten. Sozusagen ein "ist es jetzt ok, wenn ich langsam zu Dir komme?" Wenn er ruhig liegenbleibt, noch paar cm näher. Zeigen, daß Du was für ihn in der Hand hast, oder nur neben ihm was holen willst (indem Du Deine Front und Blick auf den zu holenden Gegenstand ausrichtest, statt frontal auf den Hund!), abwarten, was er sagt. Das ist so ein kleines Wechselspiel a la "darf ich?", das ihm zeigt, a) Du willst nix Wildes von ihm und b) Du verstehst, daß er Dich grad lieber weg hätte, aber Du mußt da halt grad hin. Diesen kompletten Dialog kann man so fein gestalten und mit Körpersprache unterstützen, daß der Hund anfängt, wieder mit Dir in den Dialog zu kommen. Das bedeutet aber für mich auch, er kriegt nen Ort, wo er nicht behelligt wird (Körbchen). Wenn ich in die Ecke muß, bitte ich ihn heraus (mit Leckerlie) oder warte, bis er das Körbchen grad mal verläßt. Dort wird er NICHT angefaßt, dorthin kann er sich zurückziehen, wenn er nicht bereit ist, irgendwas mit ihm machen zu lassen.


    Der Hund ist er ganz kurz bei Dir, da muß erst noch ganz viel Vertrauen entstehen. Wenn Du ihm seinen Freiraum aber läßt, und lernst, seine Aussagen zu verstehen, wird das im Laufe der Zeit entstehen, und solche Dinge werden nicht mehr vorkommen.


    Damit in der nächsten Zeit nichts mehr passiert (bis ein Trainer da draufgucken kann! Und der ist zwingend nötig.), würde ich als Managementmaßnahme empfehlen:

    - nichts vom Hund wollen (also sitz platz & Co. - braucht er grad net, so kurz nach der Ankunft muß der eh erstmal noch ankommen)

    - sein Körbchen ist der Rückzugsort, da faß ich ihn nicht an!

    - wenn ich rausgehen möchte zum Gassi, den Hund aus dem Körbchen locken, NICHT dort abholen und mit der Leine rausziehen oder so. Siehe vorhergehender Punkt; zum Anleinen müßte ich ihn im Körbchen anfassen, deswegen besser rauslocken.

    - beim Anleinen erhöhte Vorsicht: seitlich neben dem Hund hinhocken (nicht frontal gegenüber, und nicht von oben drüberbeugen!), die Leine zeigen, beim LANGSAMEN Griff ans Halsband auf Gestik/Mimik achten, wenn er ausweicht, laß ihm den Raum, warte kurz, lock ihn her, zeig nochmal die Leine ("ich will Dich nur mitnehmen, ich tu Dir nix"), bis er wieder kommt und bereit ist, sich anleinen zu lassen.

    - versuch mal, während Du hantierst, leise, ruhig und freundlich mit ihm zu reden - bei meinem Faro hilft das ungemein, daß er merkt, ich will ihm nix Böses. wenn das hilft, beibehalten.

    - Hausleine ans Halsband (ohne Haken und Schlaufen! ACHTUNG: Wenn Du nicht da bist, entfernen, damit er sich nirgendwo verheddern kann!). Dann mußt ihn nicht anfassen, wenn Du ihn woanders hinführen möchtest im Haus. Maximal einen Knoten am Ende machen, dann kannst ihn mit der Leine auch zum Gassi mitnehmen, ohne daß Du umleinen mußt. Ist schon wieder einmal weniger an ihm rumhantiert.

    - Maulkorb aufsetzen, wenn er das kennt (wenn nicht: FINGER WEG davon, dann muß das erst geübt werden, und wie geschrieben; erstmal NIX machen mit ihm und nix üben, erst wenn er bissel Streß verdaut hat.)

    - Wenn Besuch kommt: Hund ins Nebenzimmer, Tür zu. Ist sonst nur Streß für den Hund, und u.U. gefährlich für Besucher. Der Hund muß mit der Masche keinen Erfolg verbuchen können, das wäre kontraproduktiv. --> Konflikten aus dem Weg gehen, solange man dem Hund keine Alternative als Lösung beigebracht hat.

    - wenn möglich, NICHT korrigieren. Erreicht man, indem man vorausschauend agiert und Zimmer, in die er nicht soll, rechtzeitig schließt, Futter erst auf den Boden stellt, danach erst den Hund in den Raum führt, ihn gar nicht erst aufs Sofa läßt, sondern ihm sein Kissen zeigt, sobald er sich nähert, statt ihn dann schon vom Sofa werfen zu müssen, etc., nix zu Essn aufm Tisch stehen lassen, wenn er drangehen könnte. Also nach Möglichkeit Verhaltensweisen/Aktionen verhindern, die ich nicht haben möcht, damit ich nicht korrigieren muß, da er darauf ja inzwischen "ungnädig" reagiert. Nicht den Hund in Versuchung führen, Quatsch zu machen, den Du dann korrigieren müßtest. (Mein Lieblingsspruch: die besten Fehler sind die, die eben gar nicht erst vom Hund gemacht werden können, dank vorausschauendem Hundeführer; eben genau deswegen, weil man nicht korrigieren muß!)

    - achja: Halskragen aufsetzen! (ruhig, mit vielen Leckerlies, viel Lob und ruhiger Stimme - wenn Du Dich net traust, geh nochmal zum Doc und laß es ihn bzw. seine Helfer machen, sag aber bitte dazu, warum - auch die hängen an ihren Fingern!) Dann mußt Du nämlich auch da nicht mehr korrigieren, der Hund kommt schlichtweg nicht mehr dran. Glaub mir, das ist deutlich weniger stressig für den Hund, als wenn Du ihn dauern korrigieren mußt, gerade jetzt, wo eh grad alles zu viel ist und er Schmerzen hat.

    - Bis das halbwegs verheilt ist: KURZE Gassigänge, Leinenzwang. Würde auch Schmerzmittel etwas sparsam dosieren (so daß er nicht KOMPLETT schmerzfrei, der Schmerz aber gut erträglich ist)- solang´s beim Laufen wehtut, rennt der Hund nämlich nicht freiwillig wie wild umher, sondern schont sich! Und schon wieder ein Punkt, in dem Du nicht korrigieren und ihn ausbremsen mußt, ein Konflikt weniger.


    M.E.n. brauchst Du einfach ein bisserl Know-how, wie Dein Hund mit Dir kommuniziert, es muß Dir wer zeigen, was der Hund meint, wenn er etwas zeigt, während Du in der Nähe bist, sodaß Du seine Kommunikation verstehen und vertrauenerweckend darauf reagieren kannst. Dann wird er auch wieder mit Gesten kommunizieren, wenn er merkt, Du verstehst auch, ohne daß er beißt.

  • Was eine große Hilfe dabei ist, den Hund zu verstehen, ist die folgende DVD, in der ich heut noch Neues entdecke, wenn ich sie wieder ansehe:

    Hier bekommst Du Bilder und Videosequenzen, die Du mehrfach hintereinander ansehen kannst, zusammen mit der Erklärung, was der Hund da gerade zeigt, und was es bedeutet, sodaß sich für Dich aus seiner Körpersprache ein Bild ergibt, was er Dir damit mitteilen möchte. A la: der Mundwinkel ist nach hinten gezogen, bedeutet xy. Der Körper ist nach vorn/hinten gerichtet, bedeutet aggressiv/defensiv, die Ohrenhaltung xy sagt zz aus. So kann man echt reelle Situationen immer wieder angucken im Video, und sämtliche Elemente der hündischen Körpersprache nachvollziehen, bis man sie auch an andren und v.a. eigenen Hund erkennt.


    Ist genial - denn in Echtzeit sieht man manchmal die feinsten kleinen Signale nicht, weil so schnell oder so feine Bewegungen, im Video kann man mehrmals danach suchen, und man nimmts dann irgendwann auch am eigenen Hund wahr, weil man gelernt hat, auf welche Zeichen man gucken muß.

    Das ist ne super Begleitlektüre - aber für den Anfang tust Du Dir mit Sicherheit leichter, wenn Du Dir von nem Trainer Deinen Hund quasi "erkären" läßt.


    Mach Dir jetzt also eine Vorwürfe, das bedeutet nicht, daß der Hund Dich jetzt nicht mehr mag, oder Ihr nicht zusammenpaßt! Wenn da was schiefgelaufen ist, dann aus Unwissenheit, nicht aus bösem Willen. Daß Du jetzt ein wenig ängstlich bist, kann ich gut verstehen, weil Du die Reaktion halt nicht hattest kommen sehen. Aber das wird wieder, wenn Du Dich mit dem Thema beschäftigst, und ich denke, in einem Jahr werden wir hier lesen, wie Du über Dich selbst schimpfst "wie konnte ich ... an ihr nur übersehen" *gg Wirst sehen - das klappt! ;-)


    Also: kein Gedanken mehr, was das mit Dir macht oder machen sollte. Gar nix. Das Wichtigste ist schon passiert: Daß Du Dir Gedanken machst, was da schiefgelaufen ist, und daß Du jetzt doch verstanden hast, daß der Hund Dir etwas mitteilen wollte: daß ihm dies oder das zu viel ist. OK - er hat das Nudelholz verwenden müssen, weil Du das Kleingedruckte nicht gleich verstanden hast *ggg Aber jetzt hat Du es verstanden und kannst mit ihr ZUSAMMEN daran arbeiten.



    Tröste Dich mit dem Gedanken: der Hund kann nix dafür. Du hast, ohne es zu wollen, Grenzen überschritten, die er Dir höflich und wahrscheinlich zu vorsichtig gezeigt hat, weil Du ihn nicht verstanden hast. Daher mußt er so deutlich werden. Aber: das ist normale Kommunikation, hat nicht wirklich mit Aggressivität beim Hund zu tun. Ist wie wenn Du jemandem fünfmal sagst: "Stell den Teller bitte in die Küche!", derjenige reagiert fünfmal nicht, und irgendwann wirds Dir zu doof: "Hey, nimmst Du jetzt vielleicht mal das verdammte Ding und trägst es in die Küche! Glaubst, ich bin Deine Putzfrau???" Das hat auch nicht wirklich mit Aggressivität zu tun, sondern nur damit, daß der Andre Dich fünfmal ignoriert hat, Dich nicht ernstgenommen hat oder - vielleicht einfach nicht verstanden hat...... Jetzt ist sie halt deutlich geworden, das ist ne Basis, mit der man arbeiten kann. Sie hats geschafft, sich Dir verständlich zu machen, und Du versuchst, sie zu verstehen. Prima! ;-)


    Ich wünsche Dir viel Geduld und Gelassenheit, laßt Euch Zeit, laß sie erstmal ankommen und richtig Vertrauen gewinnen. Was den Trainer betrifft: hör auf Dein Bauchgefühl, wenn irgendwelche Maßnahmen Dir "spanisch" vorkommen, frag nach, was das bewirken soll, ihn selbst. Und wenn er das nicht adäquat erklären kann, frag hier nach. Aber tu nichts, wo Dein Bauchgefühl sagt, dabei hast Du ein schlechtes Gefühl. Weil das merkt auch der Hund, wenn Du nicht dahinter stehst. Und mit "blöden" Methoden gewinnt man kein Vertrauen.


    Also - egal, was mit UNS irgendwas gemacht hat, das mit UNSEREM Hund passiert ist (ist eh nicht relevant für EUCH): nimms einfach nur als Zeichen, daß was schiefgelaufen ist (hast Du ja schon), und finde raus, wie Du das ändern kannst. Das wird das, was auch immer Du jetzt empfindest, ins Gegenteil verkehren: Vertrauen zum Hund wiederherstellen, Ängste/Sorgen beruhigen, und die GEMEINSAME Arbeit an Eurer Kommunikation festigt die Beziehung. Viel Erfolg! ;-)

  • Ich verstehe deine Unsicherheit und vielleicht Angst sehr gut: Rando, mein erster Hund, fing mit 13 Jahren an zu beissen, immer, wenn man ihn hochheben wollte (um ihn ins Auto zu heben). Whs. litt er an einem Hirntumor (wir liessen dies nicht mehr abklären). Diese Wesensveränderung war so schlimm, er war mein Herzenshund, und nun musste ich Angst haben vor ihm.... Ich weiss sehr gut, dass er nichts dafür konnte, und ich habe ihn so sehr geliebt und die Situationen vermieden, in denen er beissen könnte, d.h. wir sind halt von zuhause aus laufen gegangen.

    Als Aris ca. 2 Monate nach Randos Tod aus dem Tierschutz einzog, war ich am Anfang völlig unsicher, wenn ich ihn hochhob, ich hatte wirklich Angst davor. Zum Glück ist Aris ein richtiges Lamm, der mir meine Angst bald mal genommen hat.

  • Sobald man 1x vor seinem Hund zurückgewichen ist wenn er knurrt oder schnappt, wird er es immer wieder versuchen weil er gemerkt hat, dass er damit Erfolg hat.

    Daher sollte man das 1. Mal Zurückweichen abhaken und mit einem 2. Mal rechnen und darauf entsprechend souverän und klar reagieren damit der Hund nach dem 2. Mal merkt, dass er damit definitiv keinen Erfolg hat.

    Volle Zustimmung!


    Ich finde, dass ein Hund kein Aggressionsverhalten gegenüber Menschen zu zeigen hat. Im normalen Alltag. Und besonders gegenüber seinem Herrchen/Frauchen. Punkt.


    Klar gibt es Ausnahmen: ein Hund wird verprügelt, wird von unfähigen Besitzern über lange Zeit drangsaliert, etc.


    Wenn ich jetzt als Halter meinem eigenen Hund gestatte, mir mit Aggressionsverhalten zu begegnen, indem ich das als Kommunikation entschuldige und somit zulasse, dann darf ich mich nicht wundern, wenn das Verhalten immer wieder gezeigt wird und evtl. peu a peu in weiteren Situationen bzw. immer ein bisschen früher und früher.


    Der Hund braucht klare Grenzen und Führung. Liebevoll und vertrauensvoll. Dementsprechend weiche ich nicht zurück. Ich sehe die Hundehalter in der Pflicht, sich mit der Körpersprache der Hunde und deren Kommunikationsverhalten zumindestens in einem gewissen Rahmen zu beschäftigen/auszukennen, damit ein Hund durch Meideverhalten (!!) klar machen kann, dass er etwas nicht möchte.


    Mein eigener Hund hat mich noch nicht gebissen, aber ich hatte schon Situationen mit anderen Hunden. Als Anfänger habe ich Unsicherheit gezeigt, bin zurückgewichen. Ich war halt Anfänger, machte Fehler und lernte dazu. Wenn es jetzt zu entsprechenden Situationen kommt, wird das Ganze ausgesessen. Sprich: ich weiche nicht zurück, bleibe ruhig stehen, vermeide evtl. Blickkontakt und/oder drehe mich seitlich. Alles zur Deeskalation meinerseits, aber auch nur so viel wie nötig. Bisher sind alle Hunde, der eine früher, der andere später, zurückgewichen.


    Wie gesagt, ich spreche hier nicht von hochproblematischen/hochaggressiven Hunden, sondern von den halbwegs normalen/durchschnittlichen/gesunden Hunden. Die kennen und können beides und man muss ihnen nur die Chance geben, das erwünschte Verhalten zu zeigen. Austicken kann jeder Mal. Mensch wie Hund. Entscheidend ist immer und auf beiden Seiten, wie man den adäquaten Umgang damit findet. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.


    Ein Arbeitskollege ist mal von seinem Staff-Mix gebissen worden. Blutig. Er hatte gebissen und sich dann relativ schnell verkrümelt. Mein Kollege hat es kurze Zeit später zugelassen, dass sich sein Hund bei ihm entschuldigt hat. Der wollte ihm die Wunde lecken und mein Kollege hat die noch blutende Wunde natürlich geschützt, aber das Lecken halt knapp daneben zugelassen.

  • Ich finde, dass ein Hund kein Aggressionsverhalten gegenüber Menschen zu zeigen hat. Im normalen Alltag. Und besonders gegenüber seinem Herrchen/Frauchen. Punkt.


    Klar gibt es Ausnahmen: ein Hund wird verprügelt, wird von unfähigen Besitzern über lange Zeit drangsaliert, etc.

    Die Liste dieser Ausnahmen finde ich sehr missverständlich, weil sie nur zwei Extreme konkret benennt, die so verhältnismäßig selten vorkommen dürften.

    Auch ohne, dass man den Hund wild verprügelt und ohne, dass man völlig unfähig ist:


    - man muss bei JEDEM Hund, der in irgendeiner Form "Vorgeschichte" hat, damit rechnen, dass man sich mit Aggression dem Halter gegenüber auseinandersetzen muss

    - bei bestimmten Rassen ist es sehr wahrscheinlich, dass die entweder im Laufe der Pubertät oder in hohen Frustsituationen Aggression gegen den Halter zeigen (das berühmte "Umdrehen an der Leine" bei Hundebegegnungen mit "Feinden" z. B.)


    Wenn man das nicht auf dem Radar hat, kann einen das weit aus der Bahn werfen.


    Ich nehme an, dass du das anders gemeint hast, aber so wie es da steht, kann man das auch gut als Anleitung dafür nehmen, dem Hund das Warnen abzugewöhnen und ihn direkt zum Schnappen zu erziehen:

    Wenn ich jetzt als Halter meinem eigenen Hund gestatte, mir mit Aggressionsverhalten zu begegnen, indem ich das als Kommunikation entschuldige und somit zulasse, dann darf ich mich nicht wundern, wenn das Verhalten immer wieder gezeigt wird und evtl. peu a peu in weiteren Situationen bzw. immer ein bisschen früher und früher.


    Dass man dem Aggressionsverhalten des Hundes nicht "nachgibt" und den Hund mit dieser unangenehmen bis gefährlichen Strategie "Erfolg" haben lässt, da gehe ich mit.

    Aber es braucht keinen Tierquäler und keinen Vollidioten-Halter, um in solche blöden Situationen mit dem Hund zu kommen.


    Nachtrag: Es braucht auch keine "hochproblematischen/hochaggressiven" Hunde. Es braucht Hunde mit Vorerfahrung oder einfach Hunde bestimmter Rassen.

  • Die Themenüberschrift lautet ja: wie geht ihr damit um!


    Mir fällt gerade ein Beispiel aus der letzten Woche ein. Früher bin ich tollpatschig entgegen den Kommunkationssignalen des Hundes in die Fettnäpfe reingelatscht. Aber ich bin ja lernwillig und offensichtlich auch halbwegs lernfähig. Also: Ich traf ein Ehepaar, dass ich ca. 1 Jahr zuvor schon einmal getroffen hatte. Damals hatten sie ihren Tierschutzhund ganz frisch und der hatte Angst vor allem, besonders (fremden) Menschen. Zu dem Zeitpunkt hatte er auch noch kein Vertrauen zu seinen eigenen Menschen gefasst.


    Jetzt beim Wiedersehen zeigte sich der Hund schon deutlich entspannter, stand aber trotzdem (die vollen 10m Flexi ausnutzend) so weit wie möglich weg vom Geschehen. Es war noch ein anderer Hundehalter mit seinen 2 Hunden da. Die 3 fremden Hunde konnte der Tierschutzhund gut tollerieren, hatte auch kurz Kontakt mit allen. In der Entfernung stand er auch recht entspannt wirkend und betrachtete die Situation. Seine Menschenangst bei Herrchen und Frauchen von mir angesprochen wurde gesagt, dass es schon besser geworden wäre. Ich bat um die Erlaubnis, dies testen zu dürfen. Ich musste an den Menschen ca. 2m vorbei und dann gab's ja noch die 10m Flexi. Ich hatte kaum seine Menschen passiert, da kam Bewegung in den Hund (Unruhe), er fing an zu schlecken und wandt den Kopf ab. Ich blieb natürlich sofort stehen. Ich hatte ja dazu gelernt. Meine Bemerkung zu dem Pärchen, dass es aber doch noch deutlich unangenehm für ihn ist, wurde verwundert nicht verstanden. Ich ging erstmal zurück auf meinen alten Platz und machte dann, nach ca. 10 bis 15 sec, in denen sich der Hund wieder beruhigte und in seine Beobachterrolle zurückgekehrt war, einen zweiten Versuch, indem ich rückwärts auf ihn zuging. Aus dem Augenwinkel konnte ich erneut seine Beschwichtigungssignale sehen, zusätzlich jetzt noch am Boden schnüffeln und brach auch diesen Versuch ab und ging auf meinen Platz zurück. Diesmal noss der Hund noch 2x. Auch dies kommentierte ich gegenüber dem Pärchen und erklärte meine Beobachtungen. Sie waren erstaunt.


    Ich erklärte, was ich getan hatte und warum ich es getan hatte. Genauso die Reaktionen des Hundes. Hätte ich jetzt seine Signale ignoriert, wäre zu ihm gelatscht, hätte ihn vielleicht sogar versucht zu streicheln, wer weiß, vielleicht hätte ich einen Biss riskiert. So reichte es seitens des Hundes, durch Meide-/Beschwichtigungsverhalten (weiter weglaufen konnte er ja wegen der Leine nicht) mitzuteilen: Du, das wird mir jetzt unangenehm, ich will das nicht!


    So gehe ich inzwischen mit dem Thema um.

  • Die Themenüberschrift lautet ja: wie geht ihr damit um!

    Stimmt.


    Um das für mich noch zu beantworten: Ich bin noch nie auf die Idee gekommen, bei einem fremden Hund, der ein Thema mit Menschen hat, da irgendwas auf einer Gassibegegnung testen oder demonstrieren zu wollen, die Motivation verstehe ich nicht.

    Einzige Ausnahme: Ich wurde mal von den Haltern aufgefordert "können Sie den mal bitte füttern, hier haben Sie ein Leckerlie".

  • Ich nehme an, dass du das anders gemeint hast, aber so wie es da steht, kann man das auch gut als Anleitung dafür nehmen, dem Hund das Warnen abzugewöhnen und ihn direkt zum Schnappen zu erziehen:

    Um Gottes Willen. Genau das Gegenteil ist mein Anliegen. Erklärt sich vielleicht mit meinem nachgereichten Beispiel.


    Und: natürlich ist meine Liste kurz und extrem. Etwas später schrieb ich ja, dass ich vom:

    ... von den halbwegs normalen/durchschnittlichen/gesunden Hunden.

    ausgehe.


    Klar gibt's da rassetypische Unterschiede. Besonders wichtig wird's bei Hunden mit unschönen Vorerfahrungen.

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