Training in der Öffentlichkeit - wie geht ihr mit Menschen um?

  • Ich habe dieses 'kleines Mädchen'-Problem auch. Was mir hilft sind entscheidende Klamotten. Entweder sowas wie schon gepostet oder eben der 'wohnt seit 3 Jahren unter der Brücke'-Look.


    Bei freundlich-übergriffigen Menschen mit denen man naiverweise schon angefangen hat zu reden hilft den Spiegel vorhalten. Also bei sowas hier:

    Zitat

    Denen erkläre ich dann sehr höflich "Ja, der ist süß, aber bitte nicht ansprechen, anstarren oder näher kommen. Der ist aus dem Tierschutz und hat Angst vor Fremden." aber die Leute halten dann meist nicht die Schnauze und gehen, sondern fangen an zu diskutieren oder reden einfach weiter mit dem Hund ("Waaas? Du hast Angst vor Fremden? Ach, das musst du doch nicht." oder "Ach Gott, der Arme. Was hat der denn erlebt, weiß man das? Aus welchem Land kommt der denn? bla bla").

    Frag sie was das soll, frage sie WARUM sie das jetzt machen, frag sie WARUM sie, nachdem du so freundlich zu ohnen warst, so dermaßen respektlos und unhöflich sind, komplett zu ignorieren was du gerade gesagt hast, frag sie WARUM sie dich als erwachsene Frau nicht ernst nehmen. Usw. ... Besteh auf eine Antwort auf dieses warum. Keine Ablenkungen, Ausflüchte und Ausreden gelten lassen, sondern wirklich konkret auf die Antwort bestehen warum sie sich dir gegenüber jetzt gerade so respektlos verhalten/warum sie so respektlos sind dich als erwachsenen Menschen nicht ernst zu nehmen (egal ob du das explizit so fragst oder nicht, das ist die Frage die sie beantworten sollen.)

    Manche entschuldigen sich, viele rennen einfach weg. Aber die reden nie wieder mit mir. Meist wenden sie sogar extra den Blick ab.

    (Funktioniert übrigens am besten, wenn man dabei scheißfreundlich und höflich, aber bestimmt, bleibt.)


    Das mache ich so ähnlich auch mit passiv-aggressiven Leuten die mit meinen Hunden reden um mich zu kritisieren. Da ist die Frage dann, "warum sagst du überhaupt was, wenn du dich nicht traust es mir offen ins Gesicht zu sagen."

    Hier hilft ein neutraler bis strenger Tonfall und nicht stehen bleiben. Meist rennen die zwar genauso weg (sie trauen sich ja eben nicht den Konflikt offen auszutragen), hin und wieder kommt aber auch ein Pöbler zum Vorschein.


    Mit Pöblern kann man sich jegliches diskutieren sparen, die ignoriert man. Auch über den Mund fahren hilft nur wenn es sie einen Moment verwirrt und man schnell genug außer Reichweite ist und das ist bei Pöblern selten...

    Außer man hat richtig schlechte Laune, die kann man ganz herrlich an so jemandem abreagieren. Auch mit obiger Methode. Immer schön ruhig und sachlich bleiben und dann so fragen, dass ihnen eigentlich nur Antwortmöglichkeiten bleiben die lauten "Ich bin dumm.", "Ich bin übergriffig", "Ich bin unverschämt" usw... Macht Spaß... Und wenn es einem zu dumm wird (Gegen Dummheit kann man nicht gewinnen.), kann man wieder zu Standardtaktik übergehen, ignorieren und weiter gehen.

  • Der Fehler ist, überhaupt zu reagieren oder zu versuchen, etwas zu erklären.


    Einfach weitergehen, dein Ding machen, fertig. Keinen Blickkontakt aufnehmen!


    So zeigst du deinem Hund, wie man damit umgeht. Wenn du auf fremde Menschen reagierst, und dich innerlich über sie aufregst, verstärkst du ja das Verhalten des Hundes.


    Man kann ja auch kurz nicken, ohne direkt hinzusehen, wenn man höflich sein will.


    Versuch mal, wirklich in Bewegung zu bleiben. Das hilft in ganz vielen Situationen und ist für den Hund viel einfacher, als zu sitzen.


    Nicht hinschauen, stur und zügig! geradeaus weitergehen, Hund außen halten, weiter gehen weiter gehen weiter gehen - ob der Hund bellt oder nicht, egal, solange er außen bleibt und weiterläuft. Nicht zögern, nicht zum Auslöser gucken, selbst nicht reagieren. Sei deinem Hund ein Vorbild.

  • Ooooh, so viele Antworten. Ich habe alles gelesen, aber werde jetzt nicht auf jeden einzelnen Beitrag eingehen können, sondern gebe mal Rückmeldung zu den am häufigsten genannten Punkten:


    - nicht so stark frequentierte Wege laufen:

    Machen wir eigentlich schon gar nicht. Wenn wir unsere Wohnung verlassen müssen wir aber - egal ob wir in den Wald, zum Park, zum PKW-Stellplatz oder zur regulären Gassirunde durch Grün- und Brachflächen wollen, erst einmal ca. 200 Meter durch die "Stadt". Dabei kommen wir dann auch zu einem kleinen Platz mit einer großen Ampelkreuzung und 99% der Begegnungen passieren da. Wenn wir aber nicht gerade umziehen wollen, können wir diesen Ort nicht meiden. Wir treffen da auch nicht gerade Unmengen von Menschen, aber selbst wenn wir nur 5 Leute treffen, spricht uns oft genug einer davon an. Auch ohne Hund werde ich hier ständig vollgequatscht. Der Altersdurchschnitt hier ist extrem hoch (Ost-Sachsen) und die ganzen Oppas und Ommis haben eigentlich immer was zu sagen. Viele sind nett, viele nicht, aber gesprächig sind alle. :face_with_rolling_eyes:


    - zu dem "Menschen-Vermeidungs-Kit":

    Witzig, dass dieser Vorschlag kommt: Springerstiefel, Lederjacke und vorwiegend schwarze Klamotten müsste ich nicht erst kaufen. Das war bis vor einer Weile mein Alltagslook (als ich noch in Berlin wohnte). Inzwischen habe ich das aber zum "Ausgeh-Look" degradiert, weil das hier auf dem Kaff nur dafür sorgt, dass die Aufmerksamkeit aller Fremden immer bei mir ist, wenn ich irgendwo lang gehe. In Berlin haben schwarze Klamotten keinen interessiert, aber hier fällt das auf. Und das ist mir extrem unangenehm, daher bin ich auf unauffälligere Sachen (Jeans, Turnshuhe, unbedruckte Shirts) umgestiegen. Vielleicht sollte ich die anderen Outfits doch wieder rausholen. :rolling_on_the_floor_laughing:


    - Zum Thema "Fremde einfach ignorieren":

    Ich weiß, dass ich das sollte, aber es fällt mir schwer. Und selbst, wenn ich das mache, bin ich innerlich total aufgewühlt, weil ich weiß, dass ich gerade unhöflich bin und dann ein schlechtes Gewissen habe. Aber natürlich ist das Quatsch und ich versuch das jetzt zu trainieren.


    Ganz ehrlich, ich glaub ich hab zu lange in der Großstadt gelebt. Das hört sich jetzt vielleicht total widersinnig an, aber es ist wirklich so: In Berlin kümmert sich jeder um seinen Kram und keiner quatscht dich einfach dumm an, außer irgendwelche Penner vielleicht, aber denen gibst du einen warmen Kaffee aus oder nen Euro und mehr interessiert die nicht. Kein Mensch würde da auf die Idee kommen, sich in deine Angelegenheiten einzumischen oder irgendwas zu kommentieren, was du gerade machst. Und selbst wenn du da im Einhornkostüm einradfahrend das kommunistische Manifest singen würdest, würde kaum jemand dich eines zweiten Blickes würdigen. Sooft wie hier auf dem Dorf in einer Woche wurde ich in Berlin in 6 Monaten nicht von Fremden angesprochen. Ich kenne das einfach nicht und hab wahrscheinlich noch selber nen halben Kulturschock. :rolling_on_the_floor_laughing:

    Und falls dich doch einer anquatscht, kannst du den Leuten in Berlin egal welchen Alters einfach "Fuck off" sagen. Das verstehen alle und du siehst die eh nie wieder. Hier ist das anders, da versuch ich dann halt so höflich zu sein, wie irgend möglich. Das muss ich mir wohl abgewöhnen.

    Unser Dorf hier ist eine einzige große Hundewiese mitsamt sämtlichen Binsenweisheiten, die ungefragt zum besten gegeben werden, und meine Hündin ist "der arme Hund, der nie mitspielen darf". Ich bin "die unfreundliche Frau, die kein Deutsch versteht".

    Das ist zugegebenermaßen nicht besonders schön, aber es schont meine Nerven und die meiner Hündin. Mir ist es lieber als mich gegenüber Wildfremden für meine Hundeerziehung zu rechtfertigen.

    Ja, ich fürchte darauf läuft sowas dann hinaus. Ich wollte das eigentlich nicht - ich wohne das erste Mal (seit der eigenen Kindheit) an einem Ort, der klein genug ist, dass man sich kennt und ich hatte wirklich vergessen, wie das sein kann. :unamused_face:


    Ich werde jetzt mal versuchen, ein bisschen schroffer auf die Leute zu reagieren oder sie zu ignorieren - je nachdem, was die Situation erfordert. Vor allem für Freddy, denn er denkt wirklich, dass ich das nicht im Griff habe. Ich merke das ganz deutlich daran, dass er mir bei allen anderen Sachen viel mehr vertraut und wir Fortschritte machen, nicht jedoch bei der Fremden-Problematik. Er hat z. B. entsetzliche Angst vor Wasser (inkl. Flaschen, Gläsern etc.) und unserem Schaukelstuhl. Wenn ich aber dabei bin kommt er inzwischen ganz ungezwungen an seine Angst-Auslöser ran, schnuffelt und liegt z. B. auch entspannt direkt neben dem Schaukelstuhl. Das macht er bei meinem Mann z. B. nicht. Mit anderen Hunden haben wir ja auch total tolle Fortschritte gemacht, das hatte ich ja geschrieben. Aber wenn andere Leute ins Spiel kommen, dann orientiert er sich sofort zu meinem Partner, wenn wir zu dritt unterwegs sind. Und nach allem, was mein Mann von seinen Runden so berichtet, hat Freddy mit ihm seit Wochen keinen Menschen angebellt, selbst Bekannte, mit denen er sich unterhalten hat, waren kein Thema. Bei mir wär das überhaupt nicht vorstellbar in Ruhe mit jemandem zu sprechen so wie der Hund bei Menschenkontakt hochfährt. Das zeigt mir schon ganz deutlich, dass da unbedingt bei mir was passieren muss, bevor beim Hund was passieren kann.

  • Vielleicht fällt dir dann leichter, zwar zu Grüßen (kurze bei euch übliche Grußformell) aber dabei deine Körpersprache nicht in Richtung des Menschen zu verändern (man dreht sich ja eigentlich jemanden zu, wenn man grüßt - und sei es, das man nur den Kopf dreht.). Also üben zu grüßen, und dabei die Körpersprache vom Menschen abwenden oder weiter in Laufrichtung halten. Ganz wichtig: nach dem Gruß sofort wieder die Aufmerksamkeit zum Hund und ihn evtl sogar ansprechen: "wir gehen weiter zur Wiese/ das hast du aber fein gemacht, komm wir gehen weiter,..." - auch damit dein Hund mit seiner Aufmerksamkeit bei dir bleibt und nicht denkt, er muss jetzt Kontakt zum Menschen aufnehmen.

    Und, wie gesagt, solltest du dich mit jemandem doch unterhalten wollen, dann signalisiere vorher deinem Hund, dass er keinen Kontakt aufnehmen muss. Stell dich zwischen ihn und dem Menschen, geh im Bogen um den Menschen rum, so dass der Abstand größer ist; bring deinen Hund ins Sitz oder Platz, damit er weiß, dass er nicht zum Menschen soll/ von ihm nicht erwartet wird, Kontakt aufzunehmen; und block den anderen Menschen und halt diesen auf Abstand. - da dann gerne auf respektvollen Verhalten aufmerksam machen, wie schon vorgeschlagen. Es ist nämlich auch dir gegenüber respektlos, sich dir dicht zu nähern um an den Hund zu kommen - wird bei Männern deutlich seltener gemacht. Da dringt kaum einer in die Wohlfühldistanz ein, wodurch der Hund automatisch geschützt ist. Besteht also auf einen respektvollen Abstand.


    LG Anna

  • Du sollst ja nicht schroff oder unhöflich sein!

    Du solltest einfach nicht darauf eingehen, einmal nicken und weitergehen. Stell dir vor, du musst ganz schnell zum Bus oder so.


    In meiner Erfahrung - wenn man nicht stehenbleibt und die Leute nicht anschaut sprechen sie einen auch nicht an. Das sieht man doch schon auf Distanz, ob jemand zu einem hinschaut. einfach nicht reagieren, dran vorbei gucken. Kannst ja guten Tag sagen im Vorbeigehen.

  • Ich habe dieses 'kleines Mädchen'-Problem auch. Was mir hilft sind entscheidende Klamotten. Entweder sowas wie schon gepostet oder eben der 'wohnt seit 3 Jahren unter der Brücke'-Look

    Ich finde, es überschreitet jegliche Instanz, mein Aussehen zu verändern, damit andere mich nicht ansprechen. Sollte kein Mensch tun... Jeder sollte so rumlaufen, wie er sich wohl fühlt und mit dem gleichen Respekt behandelt werden.

    Frag sie was das soll, frage sie WARUM sie das jetzt machen, frag sie WARUM sie, nachdem du so freundlich zu ohnen warst, so dermaßen respektlos und unhöflich sind, komplett zu ignorieren was du gerade gesagt hast, frag sie WARUM sie dich als erwachsene Frau nicht ernst nehmen. Usw. ... Besteh auf eine Antwort auf dieses warum.

    Finde ich nicht zielführend, durch dieses Warum Gefrage zieht man diese Situationen immer wieder unnötig in die Länge. Da braucht man auch niemand anderen erziehen wollen.

  • Wenn ich hochkonzentriert den Hund vollgequasselt habe, hat das eigentlich jeder akzeptiert. Vor allem, wenn ich laut die entsprechenden Botschaften verkündet habe 'wir gehen einfach vorbei, es passiert dir nichts'. Damit bezieht man sich auf den Hund und die Leute fühlen sich nicht vor den Kopf gestoßen, wie wenn man sich auf sie bezieht 'bitte fassen Sie den Hund nicht an'.


    Mit "Bitte nicht ansprechen, nicht anschauen" habe ich eine so lustige Erfahrung....Ich stehe mit Megan auf der Wiese schon auf Abstand und eine Frau bleibt stehen und betrachtet den Hund, ich raune ihr also diese Worte zu und sie hat es gar nicht verstanden und rief mit zu: 'So schön sind sie nun auch nicht, unfassbar'...

  • Ich habe dieses Tshirt in diversen Farben und als Hoodie und meistens überwiegt die diebische Freude da draufzuzeigen und zu fragen: „Können Sie lesen?!“ über den Ärger, dass ich’s tun muss…

    Mittlerweile trage ich die Klamotten nicht nur zum Gassi sondern auch zum einkaufen :pfeif:


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