Körpersprache im Mehrhundehaushalt - wie erkennt ihr Konfliktpotenzial?

  • Naja, es wurde ja schon mal gesagt: es kommt auf die Intention des Hundes an.

    Nicht jedes Kontaktliegen weist auf Konfliktpotential hin. Da ist sicher auch viel von der Situation selbst abhängig. Es kann aber eben ein Zeichen für einen Konflikt unter den Hunden sein, wenn z. B. von einem Hund besonders oft dieses Kontaktliegen ausgeht. Kann, muss aber nicht.

    Ich denke, es ist da auch wie beim Spiel unter Hunden: wenn die Rollen regelmäßig gewechselt werden, also mal der eine, mal der andere der Hase oder der Jäger ist, dann ist es ein ausgeglichenes Spiel.

    Wenn Hund A und B sich mit dem Initiieren des Kontaktliegens abwechseln und jeder jederzeit ohne Stunk weggehen kann, seh ich da keinen Grund zur Sorge.


    Beispiel, aktuell aus dem Leben gegriffen: ich liege gerade mit einer Schüssel Chips auf dem Sofa. Dino liegt eingerollt mit Körperkontakt neben mir und döst. Zeigt kein Interesse an den Chips, Körperhaltung ist insgesamt entspannt. Kopf liegt von der Chipsschüssel abgewandt.

    Es ist sehr unwahrscheinlich, dass er mit mir kontaktliegt, weil er im Konflikt mit wasweißich ist. :ka:

    Der liegt schlicht neben mir, weil er grade Lust auf Kontaktliegen hat. Dass ich dabei halt auch gerade Chips esse, ist zweitrangig.


    Ich könnte jetzt auch problemlos aufstehen und weggehen. Dino hindert mich nicht daran.

  • Könnte man also aus der Körperhaltung der Hunde herauslesen, welche Art Kontaktliegen auf Konflikte hinweist?


    Bei unseren Kandidaten ist es abwechselnd, wer initiiert. Manchmal wird dabei geputzt und geschmust und manchmal nur Rücken an Rücken oder Po an Po gepennt. Jeder kann die Situation jederzeit verlassen ohne dass der Andere da irgendwie aufgeregt reagiert.


    Wie erkennt man die Konfliktankündigung bei solchen Sachen denn?

  • Anhand der Körperspannung und der Mimik kann man Konflikte grundlegend gut erkennen. Bei Dino seh ich das inzwischen sehr gut, wenn er eine Ressource hat und Masha zu nahe kommt - der Blick wird starr und hart, der Körper ist angespannt und man sieht das Weiße bei den Augen. Die Ohren sind dabei leicht nach hinten gerichtet.

    Geht Masha wieder weg oder schreite ich ein, wird sein Blick wieder weicher, die Gesichtszüge entspannen sich und der Körper verliert an Spannung, er wirkt insgesamt einfach wieder weicher.


    Ich hab aber auch eine Weile gebraucht, um die Feinheiten bei Dino zu erkennen und das Gesamtbild einordnen zu können.

    Ob das auch aufs Kontaktliegen übertragbar ist, weiß ich nicht, ich vermute aber schon.


    Hier gibt's unter den Hunden halt kaum Kontaktliegen, daher kann ich nur mutmaßen. Höchstens zwischen Dino und Bonny im Auto, weil die auf der Rückbank halt auch nicht unendlich viel Platz haben, da liegen die dann auch mal Po an Po und dösen. Das geht da dann halt nicht anders, aber da wirken auch beide Hunde entspannt.


    Dino und Masha liegen manchmal ganz zufällig nah beieinander, wenn beide bei mir im Bett sind. Die berühren sich da aber auch nur ganz selten, also Kontaktliegen ist das für mich dann nicht.

  • Ja, solche und ähnliche Konfliktsignale kenne ich von meinen Hunden auch in Bezug auf Ressourcen.


    Beim Kontaktliegen oder Pflege zeigen sie diese Mimik aber nicht. Da sind die Gesichter entspannt und die Augen „weich“, oft auch genüsslich geschlossen (z.B. wenn einer dem anderen das Ohr zum Auslecken hinhält und der andere dann putzt - sie wirken dabei fast schon als würden sie gleich dahinschmelzen). Es wird manchmal auch die Nase im Fell des anderen vergraben und dann so geschlafen. Auch Pfoten werden gegenseitig geputzt. Wenn sie sich länger nicht gesehen haben (zum Beispiel wenn einer Gassi war und der andere zuhause), belecken sie sich an den Schnauzen zur Begrüßung und derjenige der Zuhause war beschnuppert den anderen sehr intensiv um die mitgebrachten Gerüche zu „lesen“. Sie machen auch einige für Menschen unappetitliche Sachen, wie sich gegenseitig im Intimbereich sauber machen und am Po, und sich nach dem Essen gegenseitig die Reste aus den Zähnen ausschlecken. Sie scheinen auch beide daran interessiert zu sein, also es geht nicht nur von einem davon aus.


    Ich mache mir aber natürlich trotzdem Gedanken, da es ja zwei gleich alte intakte Rüden sind und beides eher physische veranlagte, ernste Rassen (bzw. bei Geri ein Mix aus solchen).

  • Es geht um diesen Thread: Zwei Hunde haben plötzlich Probleme
    Thinkwave war der TS.


    ThinkWave: "Sie zu trennen wenn wir nicht da sind ist für beide Hunde schlecht. wie gesagt die kleben aneinander."


    @ Grinsekatze: "Die kleben nicht aneinander; die kontrollieren sich."
    ---
    ThinkWave: "Die kuscheln, Die schlecken sich gegenseitig ab, die haben bis vor kurzem auch gespielt, jetzt machen sie das verständlicherweise nicht mehr. also das spielen"

    Phonhaus: "Sorry - aber mal ganz drastisch gesagt: Du vermenschlichst Deine Hunde. Das sind Lebewesen mit ganz anderen Bedürfnissen. Und das „bekuscheln“ und „abschlecken“ ist weiß Gott nicht unbedingt freundlich. Im besten Fall, so wie Du ihr Verhalten generell beschreibst, ein Versuch der Konfliktlösung bzw. ein Versuch des Stressabbaus. Wahrscheinlich aber schon eher nerven und mobben."


    flying-paws: "Die kontrollieren sich gegenseitig. Da wundert es wenig, dass es kracht."


    Okay, sind jetzt keine massenhaften Beiträge die konkret zu dem Thema waren, es war mir aber aufgefallen.
    Vielleicht hab ich noch nie 'kontrollieren liegende' Hunde gesehen. Oder ich kann das einfach nicht lesen.
    Und ich hab zwar mal aufdringlich schnüffelnde und beleckende Hunde gesehen - aber das war dann so, dass der Aufdringling stand, hoher Kopf, Ohren vorn, Rute hoch und recht schnell und steif wedelnd, dabei lecken an den Augen und an der Schnauze des Gegenübers. Eigentlich so, wie Rüden das gern bei Hündinnen im Proöstrus und bei Kastraten machen. Diese Situationen gab's hier auch schon zwischen meinen Mädels.
    Aber das passiert ja nicht gemeinsam seitlich auf einer Liegefläche liegend.
    Und das würde auch einfach niemand auf der Welt als kuscheln bezeichnen. Neverever.

    Damit bleibt für mich also die Frage, wie kontrollierendes Liegen und Putzen aussieht. Ich kann mir das echt nicht vorstellen.
    (Und natürlich auch, was es sonst noch für Indikatoren gibt, die Konflikte anzeigen, die man vielleicht übersehen könnte)


  • Ah, Du hast mich zitiert. Ich erinnere mich nur noch vage an den zitierten Thread (und finde ein aus dem Zusammenhang genommenes Einzelzitat da auch nicht hilfreich), aber mMn war daraus nicht zu lesen, dass Kontaktliegen und Putzen per se problematisch ist. Nur, dass es eben nicht unbedingt ein Zeichen von „Friede, Freude, Eierkuchen“ bzw. dicker Hundefreundschaft ist. Je nach Kontext.


    Ich finde hier den Vergleich mit Wölfen nicht aussagekräftig (finde ich fast nie, ehrlich gesagt) und auch den Vergleich mit Gruppen verwilderter Hunde nicht. Weder die Einen noch die Anderen leben als Zwangsgemeinschaft in beengten räumlichen Verhältnissen. Heißt, neben sozialer Körperpflege ist dort, wenn sich zwei gerade gegenseitig auf den Wecker fallen, noch eine ganz einfache Möglichkeit: Sich aus dem Weg gehen. Geruch und Körpersprache des Anderen mal nicht zur Kenntnis zu nehmen. Diese Möglichkeit ist in einer beengten Wohnung mit ggf. auch nur einer begrenzten Zahl attraktiver Plätze eingeschränkt bis kaum vorhanden.


    So, und jetzt gehe ich erstmal nachlesen.

  • So, ich bin jetzt bei dem Thread. Ausgangspunkt war, dass es zwischen einer als zweiter Hund gekommenen größeren Junghündin und einem kleineren jungen erwachsenem Rüden immer häufiger zu Streit gekommen ist. Nachdem sie länger ohne Hausregeln oder Anleitungen für die Interaktion untereinander Drinnen zusammengelebt haben. Die Konstellation:


    „Hund Nr 1: Charly, ein ca 3 Jahre alter Dackel-Jack Russel Mischling.

    Hund Nr 2: Amy eine ca 8 Monate alte Schäferhund-Ridgeback-Wolfsspitz Mischung.“


    So, wie die Entwicklung beschrieben wurde, ist die jüngere Hündin dem älteren Rüden zunehmend penetrant auf die Pelle gerückt. Bis hin zu so einer Schilderung - Zitat der Threaderstellerin des anderen Threads:


    Zitat

    Sie zu trennen wenn wir nicht da sind ist für beide Hunde schlecht. wie gesagt die kleben aneinander. Charly hat test weise mal ne Nacht im Schlafzimmer unten bei Niko verbracht und amy hockte die ganze zeit vor der Tür, die hat sogar dahin gekackt. umgekehrt ist es eher so das Charly pennt der ist das ja gewohnt wenn wir nicht da sind pennt der immer. trennen ist generell schwierig es gibt nur eine Tür und die kann amy beliebig öffnen. und dann gäbe es noch die Schlafzimmer da sind sie dann in einem raum eingesperrt und amy wird dann überall Schäden anrichten(vermute ich mal)

    Also - wenn der eine Hund keine Ruhe finden kann und sich die ganze Nacht dem Zugang platziert und dahin defäkiert, wenn der andere Hund von ihm getrennt ist (und der andere Hund aber ganz offensichtlich keinerlei Problem mit dieser Trennung hat bzw. auch zunehmend genervt von der Aufdringlichkeit des Jungspunds ist - Fletschen und Knurren bei Annäherung bzw. Einmischung in die Interaktion mit dem Menschen wurden auch beschrieben), dann frag ich mich eher, wie man dieses Konfliktpotenzial nicht erkennen kann.


    Ich guck dann nochmal weiter.

  • Das ist ein interessantes Thema.


    Ich war mal dabei als ein Hund dem anderen die Schnute leckte und es dann zur Beißerei kam. Was mir dabei aufgefallen ist:

    Es war irgendwie penetrant und die Hunde standen direkt Kopf an Kopf. Die Körper waren unbeweglich etwas steif vielleicht. Die Rute des "Täters" war still die des "Opfers" wedelte.

    Mir war irgendwie klar das es gleich knallt.


    Meine beiden Rüden lecken sich nie die Lefzen und machen nie Kontaktliegen. Liegt einer lässt der andere in in Frieden, um Futter wird nie gestritten, sie liegen manchmal in der Nähe, Spielen und machen Hundedinge gemeinsam.


    Aus meinen Beobachtungen ziehe ich den Schluss das lecken und dauernd nah liegen schon den Konflikt andeuten. Entspannte Hunde interagieren immer mal kurz aber lassen alle Freiräume.

  • Ich denke dass man da die Gesamtsituation kennen und sehen muss.

    Unsere 3 halten zusammen, agieren als Team bei wichtigen Sachen, kuscheln aber nie miteinander und putzen einander nie. Der Staff ist hier der einzige Hund der Körperkontakt mit anderen Hunden mag und will. Als wir die Hündin hatten lagen sie oft zusammen und putzten einander. Mit der Hündin hatte er nie einen Konflikt und sie auch nicht mit ihm.


    Die anderen beiden haben eine größere Individualdistanz. Würde Ziva jetzt einem anderen Hund auf die Pelle rücken, dann wäre es weil sie ihn wegbewegen will und nicht weil sie kuscheln will. Dasselbe beim Senior.


    Lefzen lecken passiert hier ausserhalb eines Konfliktes niemals untereinander. Warum auch? Und wenns passiert dann meist weil einer den anderen genervt hat und merkt dass es kurz vorm Krachen ist und die Situation entschärfen mag.


    Es dauert seine Zeit bis man bei mehreren Hunden einen Blick für die Dynamik bekommt.


    Ich erinnere mich da an einen Fall aus meiner Verwandtschaft. Haushalt X hat seit kurzem eine kastrierte Hündin aus dem TS, Haushalt Y hat einen potenten Labbirüden. Die Haushalte verbringen viel Zeit gemeinsam und die Hunde immer dabei und die sind soooo gute Freunde und spielen sooo schön. Als ich mal da war zu Besuch sah ich dann was das hieß. Der Labbi völlig oversexed, die arme Hündin nur am Beschwichtigen, Fiddlen und wegrennen. Der Rüde wieder nach. Und so ging das die ganze Zeit. Die Besizter "die spielen sooo schön, gell? Und danach sind beide soo müde" :herzen1:

  • (und finde ein aus dem Zusammenhang genommenes Einzelzitat da auch nicht hilfreich), aber mMn war daraus nicht zu lesen, dass Kontaktliegen und Putzen per se problematisch ist. Nur, dass es eben nicht unbedingt ein Zeichen von „Friede, Freude, Eierkuchen“ bzw. dicker Hundefreundschaft ist. Je nach Kontext.

    Ja, genau - sorry! Ich fand das beim erneuten Lesen des Threads auch insgesamt differenzierter, als ich es erinnert hatte - und tatsächlich gar nicht so viele Leute, die gesagt haben, dass das Kuscheln kein Kuscheln sei. Das ist mir einfach nur so präsent hängengeblieben weil mich das so nervös gemacht hat, da habe ich etwas überfokussiert. Dein Zitat habe ich deshalb herausgepickt weil ich das total spannend fand, es spiegelt natürlich weder den Thread insgesamt, noch deine Beiträge zu ihm wirklich plastisch wieder.

    Also, bei diesem Fall war ja sehr klar, dass da die Luft brennt. Als der Thread eröffnet wurde, gab es schon mehrfach heftige körperliche Auseinandersetzungen. Der TS betonte aber immer wieder, dass vieles gut laufen würde.
    Und irgendwie deckt sich das mit der kurzen Beobachtung, die ich im Urlaub gemacht habe. Da sind die Hunde sich richtig an die Gurgel gegangen und lagen einige zeit später beisammen und wirkten auf mich wirklich entspannt und defensiv.

    Weißt du noch, was deine Vermutung war, als du geschrieben hast, dass Bekuscheln und Abschlecken keinesfalls freundlicher Natur sein müsse? Ich kann mir einfach außer aufdringlichem, steifen, frontalen Rumgezuppel des einen am anderen nichts darunter vorstellen.
    Sieht des konfliktbeladenes Putzen und Kuscheln ähnlich aus, wie vertrautes Putzen und Kuscheln?

    Oder ist damit einfach grundsätzlich ein beschwichtigendes Schnauzelecken von unten gemeint? Ist das überhaupt immer beschwichtigend?

    Oder mal anders formuliert: ich habe Verständnis dafür, dass Menschen manchmal Spiel und Mobbing oder Spiel und Fiddeln nicht auseinanderhalten können. Aber mit etwas Blickschulung versteht man's ganz gut.
    Aber ich hab noch nie einen Hund gesehen, der beim Kuscheln steif wird, der versucht, einen anderen in der Bewegung einzuschränken, indem er sich dazu legt. Oder ich hab's tausend Mal gesehen und nie erkannt.
    Worauf muss man da also achten?

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