Erlernte Hilflosigkeit? Tipps fürs Training?

  • fliegevogel

    Ja, kann sein dass das mal so kommen wird. Da hast du vollkommen Recht, es ist ein berechtigter Einwand und ich bin mir dem auch ohne weiteres durchaus mehr als bewusst. Aber was soll ich mir jetzt darüber Gedanken machen? Im Moment und aufgrund der positiven Entwicklung habe ich noch allen Grund, davon auszugehen, dass es klappen wird. Wozu ich schliesslich bereit sein werde bzw. was denn tatsächlich an weiteren Einschränkungen/Änderungen nötig wird, wird die Zeit zeigen. Das ist rein spekukativ... Was wäre wenn... das bringt mir nichts. Probleme kann man dann lösen, wenn sie da sind.

    Und doch, Kritik die mir in meiner Situation nichts bringt, werde ich ausblenden. Alles andere macht mich ehrlich gesagt auch traurig. Was die Leute ja sehr gerne vergessen: Der Hund ist nich so. weil WIR es falsch machen... der Hund wurde von anderen mutwillig kaputt gemacht und wir sind diejenigen, die ihr eine Chance geben. Was wäre die Alternative? Dass sie wie tausende andere Hunde, die nie eine Chance hatten, eingeschläfert wird. DAS darf man von mir aus kritisieren, und zwar so lange und breit wie man will! Aber nicht uns, die so einen Hund aufnehmen, das ganze Leben so weit möglich umstellen und mit viel Herzblut und Liebe das Beste für unsere Maus rauszuholen versuchen und ihr ein würdiges Leben bieten wollen! Wer mal - wie wir - vor Ort war und diese verlorenen Seelen gesehen hat, weiss, was ich meine.


    Lysaya

    Ja, wir machen es schon so, dass wir sie teilweise zuhause lassen und jemand mit ihr am Mittag rausgeht. Das klappt super, geht aber halt nicht immer.

  • Hundehaltung kann eine sehr emotionale Sache sein.

    Absolut. Und zusätzlich ist es für die meisten auch eine sehr schwierige Erfahrung, in Foren über Probleme zu schreiben. Meistens redet man über Probleme entweder mit Freunden oder Familie, die einem wohlgesonnen sind und auch harsche Kritik liebevoll verpacken, weil sie nicht wollen dass man abends heulend im Bett liegt. Oder man redet über Probleme mit Profis, die ein beruflich monetäres Interesse daran haben, höflich zu sein und Kritik entgegenkommend zu formulieren, damit man nicht zum nächsten Therapeuten/Hundetrainer/wasauchimmer geht. In Foren redet man über sehr persönliche Probleme mit einer Gruppe von Fremden, denen es sowohl persönlich als auch beruflich Wurst sein kann wie es einem geht und die sich daher oftmals nicht so viel Mühe geben, Sachen so zu formulieren, dass sie diplomatisch klingen. Damit muss man echt umgehen können und wie Du sagst, sich die Sachen dosiert und mit Rücksicht auf die eigene Gemütslage vornehmen und dann teils auch konstruktiv umformulieren. Man muss also selber den Schritt gehen, den Familie und Freunde normalerweise für einen tun, wenn sie einen kritisieren. Dann kann es einem viel bringen.

  • was ich vielleicht noch ergänzen muss bez Büro: Der Arbeitsweg ist mit dem Auto. Es ist ein Einzelbüro am Ende des Ganges, der Hund hat wirklich Ruhe und schläft auch viel und entspannt. Die Pippi-Runden sind etwas stressig, aber die werden noch sehr kurz gehalten zwei Mal am Tag.

  • Absolut. Und zusätzlich ist es für die meisten auch eine sehr schwierige Erfahrung, in Foren über Probleme zu schreiben. Meistens redet man über Probleme entweder mit Freunden oder Familie, die einem wohlgesonnen sind und auch harsche Kritik liebevoll verpacken, weil sie nicht wollen dass man abends heulend im Bett liegt.

    ich sehe das ganz anders: das private Umfeld kann durchaus auch harsche Kritik formulieren.

    In Foren wird gerne ausgeteilt, mit Vorurteilen drauf geschlagen, den Leuten gar keine Chance mehr gegeben, sie werden in eine Ecke gedrückt, irgendwann mischt sich der übliche Mob mit ein und das wars dann.

    Der Neuuser mit seinen Fragen meldet sich nie wieder, verständlich, und der Mob schwingt sich zufrieden weiter zum neuen Opfer.

    traurig, aber Realität im DF

  • bez. Umplazieren: Ja, ich würde es tun, wenn es für den Hund besser wäre, auch wenn es mir das Herz brechen würde. Aber im Moment sind wir noch weit entfernt von dem Punkt. Wie gesagt: Wir haben sie seit zwei (!) Monaten und sie hat sich schon sehr entwickelt!

  • Der Hund ist seit 2 !!!!!!! Monaten da.



    Mensch da geht noch soviel.

    Da kann man noch gar nichts sagen ob Umfeld u.s.w passt.

  • Das erinnert mich sehr an meine Hündin, die jetzt seit über 7 Jahren bei mir ist.


    In der Wohnung hat sie sich am Anfang nicht bewegt, v.a. nicht in Gegenwart von mir oder meinem damaligen Partner. Sie hatte sich die Ecke hinter dem Esstisch ausgesucht, war sie alleine oder in der Nacht ist sie in die Sofaecke gewechselt.


    Ich habe dann ihr Körbchen in diese Ecke gestellt, die Näpfe nach dem ersten Tag direkt davor, so dass sie am Anfang nicht aus dem Körbchen musste zum Fressen oder Trinken.


    Die Näpfe habe ich allmählich immer weiter vom Körbchen weg gerückt, so dass zu erst die Vorderpfoden raus mussten, dann der ganze Hund. Bis zur anderen Seite des Tisches ging es relativ schnell, dann war aber erstmal Schluss. Nach einem halben Jahr ist sie zum ersten Mal vom Sofa gesprungen und zum Napf gelaufen, als ich im Zimmer war.


    Spazieren ist sie immer gern gegangen, an der Leine ließ sie sich auch vom Sofa oder Körbchen nach draußen führen, selbst zur Tür gekommen ist sie erst nach über einem Jahr.


    Sie schnüffelt draußen leidenschaftlich und markiert viel. Am Anfang musste ich immer völlig ruhig stehen, wenn sie geschnüffelt hat, habe ich mich minimal bewegt ist sie erschrocken und hat nicht weiter geschnüffelt. Das erste Mal markiert hat sie nach etwa drei Monaten.


    Wenn jemand von hinten kam, blieb sie stehen und schaute, bis die Person vorbeigelaufen war. Vor den meisten Hunden draußen hatte sie Angst, manchmal reichte es, einen Hund von Weiten zu sehen und der Spaziergang war gelaufen.


    Hatte man sie nach dem Heimkommen im Flur von der Leine gemacht, setzte sie sich dort in die nächste Ecke und kam nicht von selbst ins Wohnzimmer.


    Es hat bestimmt zwei Jahre gedauert, bis sie sich bei Annäherung nicht jedesmal aufgesetzt hat. Nach etwa vier Jahren hat sie sich das erste Mal mit Körperkontakt zu mir hingelegt, noch heute wird ihr das nach einer Weile zu viel.


    Letztes Jahr wurde ich das erste Mal angewedelt.


    Mit Spielzeug spielen tut sie nicht, was relativ schnell ging, war Leckerlies suchen, damit habe ich ihr nach und nach auch das Bewegen in der Wohnung schmackhaft gemacht. Andere Zimmer gingen aber auch erst im zweiten oder dritten Jahr. Seit zwei Jahren kann sie auch den Snackball benutzen.


    Mit meinem Ex ins Büro musste sie von Anfang an, zuerst hat er immer einen kurzen Zwischenstopp bei der Fahrt eingelegt, weil sie sonst nach etwa 15 min gebrochen hat. Im Büro hat sie sich einen leeren Raum zum Schlafen ausgesucht.


    Was ich mit meinem Roman sagen will: lass Deiner Hündin wo es geht die Zeit, die sie braucht und sei Dir bewusst, dass manche Dinge dauern können, zwei Monate ist nicht viel. Es kann auch sein, dass manche Dinge bleiben (bei manchen Geräuschen, z.B. Gabel klirrt auf Teller, flieht meine Hündin noch immer). Aber die Geduld lohnt sich. :herzen1:

  • Ah, vor dem Hintergrund verstehe ich besser, dass es mit den Fortschritten möglichst etwas schneller gehen soll :smile: . Da wäre mein Rat dann tatsächlich, dass Du Dir einen guten Trainer suchst, der sich wirklich auch speziell mit Angsthunden auskennt (und keiner Vertreter der „da muss er halt durch-Fraktion“ ist). Ggf. auch einen Tierarzt mit Schwerpunkt Verhalten, aber das ist leichter gesagt als gefunden.


    Wenn beim Hund ein grundsätzlicher Wille zur Kooperation da ist, dann kann man über gezielte Exposition Einiges machen. Da würde ich mich aber definitiv anleiten lassen. Und halt wirklich auf die Themen beschränken, wo es wirklich nötig ist.


    Hast Du schon geschrieben, wo Du wohnst? Falls ja, habe ich es überlesen. Vielleicht hat ja noch jemand einen Trainertipp.


    Zur ansatzweisen Ehrenrettung des Vereins kurz angemerkt: Wie schon gesagt, gerade die Bangbüxen haben ein echtes Talent dafür, nicht aufzufallen. In der Gruppe agieren die dann oft halt eher im Hintergrund und passen sich dem Verhalten der anderen Hunde etwas an bzw. verstecken sich etwas dahinter. Die Schwierigkeiten zeigen sich da nicht so manifest wie dort, wo der Hund dann plötzlich alleine mit der ganzen Last der menschlichen Aufmerksamkeit konfrontiert ist und ggf. noch in einem komplett fremdartigem Umfeld gelandet . Und für intensive Einzelbeobachtung hat nicht jeder Verein die Zeit, auch nicht dort, wo insgesamt betrachtet gut gearbeitet wird. Shelter sind ja doch eher für Grundversorgung ausgerichtet. Das ist nicht schön und man sollte es bei einem Importhund im Hinterkopf haben, dass sich so etwas manifestieren kann. In den meisten Fällen gehts gut, manchmal aber auch nicht.


    Ich finde es toll, dass Ihr das Beste aus der Sache machen möchtet und dabei auch Hilfe sucht. Habt Ihr Bekannte mit souveränenund umwelt Hunden, mit denen gemeinsames Gassi und Spiel möglich ist? Das ist kein Ersatz für einen Ersthund, kann aber helfen

  • Zur Stadtthematik wegen Büro: Meine Maus hats nie geschafft, in der Stadt klar zu kommen. Ich lebte in Berlin (Hintertür direkt im Wald und GartenInnenhof, Vordertür Stadt). Sie musste zwangsweise immer mal mit mir 5 Minuten bis zur Bahn laufen, um meine Eltern zu besuchen. Nach 2 Jahren war diese Strecke immer noch mit Stress verbunden (Öffis hingegen waren kein Problem). Bis heute ist jegliche städtische Strecke garnichts für sie. Kann also passieren, dass die Bürorunde nie gut laufen wird. Wie lange seid ihr denn im Büro? Vielleicht geht es sich ja aus, dass ihr vorher und nachher ins Grüne geht und im Büro eben nicht. Stadt ist schon hartes Programm mit viel zu vielen Reizen.

  • Der Grund, warum in Foren oft so ein harscher Ton herrscht ist wohl auch, dass man so wunderbar anonym ist. Man muss den Leuten nicht in die Augen schauen, während man mit imaginär geschwellter Brust und dem Vogel der Weisheit auf der Schulter auf andere herabschaut. Das ist auch insofern ganz komfortabel, als man selbst ja auch unangreifbar ist. Ich als ‚Hilfesuchende’ teile natürlich relativ viele Informationen, die mich angreifbar machen. Die ‚Kritiker‘ liefern dagegen natürlich keine oder nur selektive/geschönte Infos zu ihrer eigenen Situation, ihren eigenen Fehler und ihren eigenen Fähigkeiten oder Unfähigkeiten.


    Ich habe sehr Mühe, dass man mir oder der Orga die Schuld in die Schuhe schiebt für irgendwas. Die Frau, die den Hund vermittelt hat, ist eine Idealistin, die ihr Leben den Hunden widmet. Ich bewundere sie, sie hat schon tausende Hunde vor dem so sicheren Tod gerettet und an schöne Plätze vermittelt. Klar gab es schon Fälle, wos dann nich gepasst hat. Aber das lässt sich nie ganz vermeiden, egal wie seriös man das aufzieht. Ganz ehrlich, ich werde demütig, wenn ich solche Menschen erlebe!


    Und dass der viel besungene ‚souveräne Zweithund‘ bei uns wirklich DEN Unterschied machen würde, ist reine Spekulation. Es gibt sie, die Hunde die lieber alleine leben. Ich hatte viele Jahre so ein Exemplar - auch aus dem spanischen Tierschutz.


    @ Lytante

    Danke für deinen Bericht. Ich erkenne in einigen Schilderungen auch total unsere Hündin, auch wenn deine Hündin wohl noch deutlich ängstlicher war. Es ist sehr spannend für mich, solche Erfahrungen zu lesen und mit meinem Hund abzugleichen. Und es tut auch gut zu lesen, dass andere auch zu beissen hatten.


    Noch kurz zum Büro: Wir gehen am Morgen raus, aber die Bürozeit ist mit Fahrt schnell mal 10h, da lässt es sich nicht vermeiden, dass sie mal raus muss. Wir versuchen es dann, kurz zu halten. Es geht grds. auch ganz gut. Vermutlich auch, weil ich mich eben bemüht habe, ihr viele der Reize schon vorher zu zeigen, statt sie ins kalte Wasser zu schmeissen.

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