Arbeit mit der Schleppleine

  • In einem anderen Thread war es gerade Thema, mich interessiert diese Thematik aber total (auch weil es für uns sehr relevant ist) und ich würde gerne eure Erfahrungsberichte/Meinungen/Fragen hören :winken:.


    Und zwar geht es mir darum, wie ihr mit einer Schleppleine (oder auch Flexileine falls ihr die stattdessen verwendet) und eurem Hund arbeitet. Bei manchen ist die Schlepp ja ein Leben lang dran als Absicherung, bei anderen nur zu Beginn wenn der Hund eingezogen ist und die Regeln erst lernen muss und oft ist der Hund lange Zeit frei gelaufen, bis dann z.B. die Pubertät gekommen ist und die Schlepp her musste. Wie war das bei euch? Vielleicht wollt ihr kurz eure Rasse und die Problematik beschreiben, wieso eine Schlepp her musste und am interessantesten wäre es auch zu wissen, wie ihr trainiert habt und welche Erfolge ihr damit hattet.


    Ich fände es toll hier einen kleinen (oder auch großen ;)) Erfahrungspool zu sammeln, möglichst von verschiedenen Hunde/Menschentypen und wie sie an ihren jeweiligen Problemen arbeiten.


    Oft stellen sich ja folgende Fragen:

    Wie lange sollte die Schleppleine sein?

    Nehme ich sie nur zur absoluten Notfalls-Absicherung oder zeige ich dem Hund z.B. über heranziehen was ich will/nicht will?

    Wann nehme ich die kurze Leine/wann steige ich auf die Schleppleine um bzw. generell wieviel Raum gebe ich meinem Hund wann zur Verfügung (z.B. abhängig vom Trainingsstand)?

    Wie/Wann steige ich von der Schleppleine in den richtigen Freilauf um?


    Freue mich schon auf euren Austausch :bindafür::winken:

  • Ich fange auch gleich Mal an:


    Charlie ist 20 Monate alt, ein Labrador und mein erster Hund. Seit er ca. Ein Jahr alt ist haben wir ein großes Problem mit Jagdverhalten gepaart mit viel Selbstständigkeit seinerseits und nicht zu 100% sitzenden Grundgehorsam. Seitdem ist er auch sehr oft an der 10m oder 15m Schleppleine, die ich in der Hand halte. Unser Hauptproblem ist, dass er extrem unterscheidet, wann die Leine oben ist und wann nicht. Wenn er dann doch Mal im Freilauf ist, nutzt er es extrem aus und hat einen riesigen Radius. Außerdem ist es meinen Eltern komplett egal, ob er Mal in den Wald abzischt um Spuren zu verfolgen, sie lassen ihn auch immer frei laufen und sind dahingehend unbelehrbar - er geht zwar nur ca. 1-2x/Woche mit ihnen Gassi, aber dann darf er alles und es gibt keine Regeln/Grenzen.


    Mein Hauptproblem ist daher, dass er sofort Chancen nutzt seinen Kopf durchzusetzen sobald er merkt, dass ich keine Handhabe mehr habe, gefordertes Verhalten auch durchzusetzen (eben mittels Leine). Das zeigt mir, dass er die Regeln die wir aufgestellt haben und den Radius den er haben darf überhaupt nicht akzeptiert hat. Wir starten im Februar mit einer neuen Trainerin und ich hoffe sehr, dass wir dann weiterkommen :tropf:

  • Alana ist 15 Monate alt und ein Altdeutscher Mops.

    Als Welpe hatten wir immer ne 5 oder 15 m Schleppleine dran, da sie ein sehr freiheitsliebender Welpe ohne Folgetrieb war, und alle Hunde,.Menschen, Autos, etc interessanter waren als wir. Somit war Freilauf nur gesichert möglich.

    Freilauf gab es, sobald der Rückruf saß. Zwischenzeitlich (in der Pubertät) musste wieder die Schleppleine (teilw. Schleppend) ran, da der Rückruf für 3 Monate vergessen war.

    In der Zeit haben wir auch daran gearbeitet dass sie nicht ins Unterholz oder in Gebüsche abbiegt.

    Als der Rückruf wieder saß, gabs in passenden Gebieten Freilauf. Sonst Flexi. Und die Schleppleine somit nicht mehr in Gebrauch. Bis auf weiteres.


    Kurze Leine gibts nur in der Zivilisation. Also Tierarzt, öffentliche Verkehrsmittel, aber auch auf dem Weg zu Freilaufgebieten, da ich der Flexi bei befahrenen Straßen nicht traue.

  • Gypsi, 19 Monate, Springer Spaniel läuft eigentlich immer frei und braucht keine Schlepp.

    Unser Alter Hund, vemutlich Deutsch Kurzhaar/ Pointer irgendwas Mix konnte aber zeitlebens nur sehr begrenzt freilaufen. Bei mir ging es noch halbwegs, bei meinem Eltern war er nur an der Leine. Eigentlich ist er im Wald immer an der 10m Schleppleine gewesen. Diese wurde auch immer in der Hand gehalten. Wir hatten ihn mit 8 Monaten aus dem spanischen Tierschutz bekommen und er war ein extremer Jäger, der sich in Spanien wahrscheinlich auch durch Jagd ernährt hat. Daher war Jagen extrem wichtig für ihn und er bereits sehr geübt.

    Nach viel Rückruftraining konnte ich in an ausgewählten Stellen auch mal freilaufen lassen (auch weil ich gelernt hatte diesem Hund sehr gut zu lesen und zu sehen, wann er in den Jagd modus kippte) aber verlässlicher Freilauf, wie bei Gypsi jetzt, war mit ihm Zeitlebens nicht möglich.

  • Looney, meine Borderhündin ist 1.5 Jahre alt und war auch eine Weile an der Schlepp.

    Sie war als Junghund recht selbständig unterwegs und wollte viele Entscheidungen selber treffen. Als Welpe hatte sie zwar noch Folgetrieb, der sich aber dann mit 4 oder 5 Monaten so langsam verabschiedete. Zu anderen Menschen und Hunden hinstürmen und Vögel hetzen waren die Hauptgründe. Ich nutzte je nach Tagesverfassung von Frau Hund entweder eine 15m oder eine 10m Schlepp, später dann nur noch 5m. Jeweils ganz leichte, dünne Nylonseile. Ich habe die Schleppleine nie aktiv gebraucht, sondern nur als Absicherung schleifen gelassen. Looney war als Junghund sehr impulsiv und wollte einem Reiz SOFORT hinterher. Hatte sie keinen Erfolg weil Schlepp, war es leicht, sie zu mir umzuorientieren.

    Wenn sie mal doch nicht hörte, sammelte ich sie kommentarlos ein. Niemals habe ich sie über die Schlepp zu mir gezogen, ich finde das persönlich nicht zielführend.

    Mit zunehmendem Alter, besserem Gehorsam und vor allem nach der ersten Läufigkeit (mit 8/9 Monaten) war die Schlepp nur noch in speziellen Situationen nötig, wenn ich nicht zu 100% aufmerksam sein konnte (z.B. auf dem Rad und Hund dabei).

    Heute läuft sie in ländlichen Gebieten, in Wald und am Feld immer frei. Fremde Menschen werden schön ignoriert, zu anderen Hunden darf sie auf meine Freigabe. Jagen auf Sicht ist manchmal, wenn sie in hoher Erregungslage ist (z.B. nach einem Rennspiel mit mir) noch Thema, wenn sie hoch im Trieb ist. Da sind wir aber gezielt am Üben, die Erregung runterzufahren und es reicht nun schon ein ermahnendes "Ey!", damit sie gar nicht durchstartet. Kommt aber halt auf mein Timing an.

    In den Stehtagen ist meist die Flexi dran, je nach Tagesform von Hundi.

    Schleppleine liegt zwar im Keller, aber ws gibt immer mal wieder Momente, wo ich sie hervornehme um etwas gezielt zu üben.

  • Wenn er dann doch Mal im Freilauf ist, nutzt er es extrem aus und hat einen riesigen Radius.

    Würde ich dann komplett sein lassen.

    Jeh mehr Erfolge er hat (klingt halt nach sehr selbstbelohnendem Verhalten) desto schwieriger wird es, ihn von diesem Verhalten wieder ab zu bringen.

    er geht zwar nur ca. 1-2x/Woche mit ihnen Gassi, aber dann darf er alles und es gibt keine Regeln/Grenzen.

    Dein Hund, deine Regeln.

    Entweder deine Eltern halten sich an deine Regeln (also Leine ran) oder sie dürfen nicht mehr mit ihm Gassi gehen.


    Ein "wildernder" Hund ist eine Gefahr für sich und seine Umwelt.

    Ich möchte nicht dass mein Hund Passanten belästigt, Tiere hetzt, einen Unfall verursacht, vom Auto überfahren wird, Jogger jagd, vom Jäger erschossen wird, usw.

    Wenn meine Eltern das anders sehen, ok meinetwegen - aber dann gebe ich ihnen nicht meinen Hund in die Hände - mein Hund, meine Verantwortung.

    Das zeigt mir, dass er die Regeln die wir aufgestellt haben und den Radius den er haben darf überhaupt nicht akzeptiert hat.

    Nicht akzeptiert oder nicht verinnerlicht.

    In den meisten Fällen ist es letzteres.

    "Ein Schüler ist immer nur so gut wie sein Lehrer".


    Und wenn eine Rasse, die so stark auf Zusammenarbeit gezüchtet wurde wie der Labrador, im Freilauf so "ungehorsam" ist wie du schreibst.

    Würde ich davon ausgehen, dass der Hund keinen Plan hat was du von ihm willst.

    Das Resultat ist das selbe - solange das Problem besteht sollte der Hund nicht von der Leine - aber der Blick auf den Hund (und auf sich selber) ändert sich.

    Und meiner Erfahrung nach lassen sich Probleme einfacher lösen, wenn man den "Fehler" nicht beim Hund sucht ("er akzeptiert einfach keine Regeln!"),

    sondern bei sich selber (ich muss meine Methode überdenken, damit der Hund eine Chance hat mich zu verstehen)

    Wir starten im Februar mit einer neuen Trainerin und ich hoffe sehr, dass wir dann weiterkommen

    Neue Trainerin heißt, eine "alte" Trainerin hat nicht geholfen?
    Falls ja, warum nicht? Was waren ihre Tips?

  • Wir haben eine 7-Meter-Schleppleine und die, seit unser Terriermix bei uns lebt, bei jedem Spaziergang in Gebrauch. In Gegenden, wo es wirklich passt (also keine Eichhörnchen oder Kaninchen wuseln und die Hundedichte gering ist), ist auch vorübergehender Freilauf drin. Ansonsten nutzen wir die Schlepp inzwischen so, dass wir unseren Hund in einem ca. 4-Meter-Leinenbereich der 7 Meter im Grunde mit Kommandos (Rückruf oder Stopp) oder körpersprachlichen Gesten händeln. Insofern bekommt er - wenn's gut läuft - so gut wie nie das Ende der Schleppleine im Sinne eines Leinenzugs zu spüren. Das halten wir für die beste Vorbereitung für einen soliden Freilauf, in dem der Rückruf wirklich verlässlich funktioniert.

    In zwei, drei Monaten wissen wir mehr. :smile:

  • Bei Quintus (unserem früheren Hund) war es auch so, dass ganz genau wusste, dass er jetzt nicht an der Schlepp ist und machen kann, was er will. Da hat teilweise das Klicken des Karabiners gereicht und er war im Vollspeed weg.

  • Manfred007


    Das "Mein Hund - meine Regeln" ist leider nur extrem schwierig durchzusetzen. Ich bin teilweise einfach auf meine Eltern angewiesen, diese wiederum gehen dann mit anderen Hundehaltern spazieren wo alle Hunde frei laufen (teilweise weil sie gehorchen, teilweise weil es den Haltern egal ist was der Hund treibt), ihnen da zu verklickern, dass Charlie an der Leine bleiben muss, ist nicht wirklich machbar. Sie sind noch von der "alten Schule" und meinen: der Hund soll laufen/rennen und sich auspowern (=Spuren hinterhetzen) und jagen liegt ja in seinem Naturell. Dagegen anzukämpfen ist fast unmöglich, in ein paar Monaten ändert sich aber auch nochmal die Wohnsituation, wodurch sie noch seltener mit ihm gehen werden und ich hoffe, das es dann auch anders aussieht.


    Vielleicht war akzeptiert der falsche Ausdruck, er weiß definitiv worum es geht, kann in hohen Erregungslagen das aber noch nicht umsetzen. Gleichzeitig ist er ein Meister im Verhaltensketten bilden, baue ich etwas zu stark auf Leckerlis/Belohnung auf, führt er genau dieses Verhalten andauernd herbei (z.B. in den Wald springen) um dann das Kommando raus da zu bekommen und sich seine Belohnung abzuholen.


    Die erste Trainerin hat hauptsächlich über ein Schau-Signal und damit einhergehende Umorientierung gearbeitet, die jedes Mal natürlich belohnt wurde. Hat einerseits dazu geführt, dass er den gesamten Spaziergang vorgelaufen ist, in den Wald gestarrt hat, auf das schau gewartet hat und sich dann das Leckerli geholt hat. War für uns beide sehr unentspannt ehrlich gesagt. Die neue Trainerin hat sich aber auf Jagdverhalten und Jagdersatztraining spezialisiert (die alte Trainerin nicht) und ich bin sehr gespannt auf ihre Ansätze.


    Charlie hat leider auch keinen so großen will to please wie es viele Labbis haben, er kommt aus einer jagdlichen Leistungszucht die, wenn sie einmal auf der Jagd sind und losgeschickt wurden, sehr selbstständig entscheiden und agieren - das sieht man ihm an, nur leider gibt's für ihn kein Kommando zum losschicken, das entscheidet er selber xD

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