Hund vor Kind schützen?

  • Hunde haben verschiedene Methoden mit Konflikt umzugehen.

    Dein Hund neigt im Augenblick offensichtlich dazu, es einfach auszuhalten.

    Problem dabei ist, dass viele Leute es einfach übersehen, "der Hund kann ja gehen, wenn er es nicht mag" - nein, kann er nicht, es ist in dem Moment nicht in seinem Repertoire für Konfliktverhalten. Darum ist es deine Aufgabe, den Hund vor solchen Übergriffen zu schützen. Es kann aber auch sehr gut sein, dass euer Hund in seinem früheren Leben schlicht gelernt hat, dass weggehen nicht hilft.

    unser Hund ist meist derjenige der sich über Menschen freut und Kontakte initiert.

    Und auch der Punkt muss nicht wirklich Freude sein, sondern kann bereits Konfliktbewältigung sein. Der Hund versucht durch überschwängliche Freude zu beschwichtigen und gut Wetter zu machen, nennt sich Fiddlen. Funktioniert nicht so wie gewollt, also fällt dein Hund in die nächste Strategie, es einfach über sich ergehen zu lassen (freeze).


    Auf jeden Fall bist du gefragt, da etwas zu unternehmen.

    Natürlich kannst du versuchen, dem Hund beizubringen, sich bei Konflikt aktiv zu entziehen, klingt aber gerade nicht so, als würde er das können. Also ist es deine Aufgabe aktiv zu werden.

    Sonst kann es durchaus passieren, wenn der Hund zu sehr überfordert wird, dass er sich noch anderen Konfliktbewältigungsstrategien zuwendet und die sind dann nicht mehr so nett wie fiddlen und freeze.

  • Unser Hund (11jähriger Schäferhund-Mischling) kannte auch keine Kinder, bis unseres hier dazukam.

    Wir haben ihm von Anfang an aus jeder Situation zu jederzeit rausgerufen, wenn wir gemerkt haben, es ist ihm unangenehm.

    Und so nach 2 Jahren macht er das jetzt auch selbstständig, aber nur bei unserem Kind (also im eigenen Rudel).


    Draußen nehme ich ihn immer an die angewandte Seite oder hinter mich, wenn wir Kontakt zu anderen haben. Ob Kinder oder Erwachsene ist erstmal egal.

    Fragen die Kinder ob sie streicheln dürfen, erkläre ich Ihnen, dass Mimo das nicht mag, sie ihm aber gerne Leckerlies werfen dürfen o.ä.

    Das klappt sehr gut, und die Kinder verstehen das auch alle.


    Selber entscheiden lasse ich Mimo das nie, wenn ich ihn hinlassen würde, würde das für ihn bedeuten, dass er die Verantwortung für den Kontakt hat. Er würde nie von sich aus aus der Situation gehen. Und dieser Verantwortung kann er gar nicht gerecht werden.

    Wie gesagt, nach 2 Jahren hat er angefangen mich zu fragen, wenn Leute kommen und ich es nicht mitkriege. Reagiere ich dann nicht, heißt das für ihn, er muss regeln, ob er will oder nicht.

  • Ich würde da glaube ich dazwischen gehen. Sobald ich sehe, dass einer meiner Hunde das Streicheln durch ein Kind nicht mehr genießt (selbst wenn es ihn nicht stört - das reicht schon aus dass er nicht mehr aktiv will), unterbinde ich das. Das dient in erster Linie der Sicherheit des Kindes. Klar würden meine Hunde ein freundliches und lediglich aufdringliches Kind nicht gleich beißen, aber alleine ruckartige Bewegungen um der Berührung zu entfliehen können ein Kind aus dem Gleichgewicht bringen. Sobald ich also bemerke, dass mein Hund nicht mehr berührt werden möchte, bringe ich ihn vor dem Kind in Sicherheit, damit das Kind auch sicher ist 🤣

  • Ich finde den Ansatz schlau, deinem Hund beizubringen, dass er sich einer Situation entziehen kann, indem er zu dir kommt. Damit er das lernt, solltest du ihn in der genannten Situation zu dir rufen, wenn du merkst, dass es ihm unangenehm ist. Dann ist es aber auch wichtig, dass du ab dem Moment, wo er zu dir gekommen ist, wirklich niemanden mehr zu ihm hin lässt.

    Genauso würde ich es auch machen. Und gleichzeitig dem Kind sagen, dass der Hund jetzt Ruhe braucht und nicht mehr angefasst wird. Mit 6 Jahren sind die alt genug, das zu verstehen.

  • Ich finde den Ansatz schlau, deinem Hund beizubringen, dass er sich einer Situation entziehen kann, indem er zu dir kommt. Damit er das lernt, solltest du ihn in der genannten Situation zu dir rufen, wenn du merkst, dass es ihm unangenehm ist. Dann ist es aber auch wichtig, dass du ab dem Moment, wo er zu dir gekommen ist, wirklich niemanden mehr zu ihm hin lässt.

    Genauso würde ich es auch machen. Und gleichzeitig dem Kind sagen, dass der Hund jetzt Ruhe braucht und nicht mehr angefasst wird. Mit 6 Jahren sind die alt genug, das zu verstehen.

    Würdet ihr dann auch unterbinden, dass der Hund wieder zum Kind geht?

  • Wenn der Hund das nur tut weil er nicht weiß wie er sonst Mitesser Situation umgehen soll, dann ja.

    Nicht jeder Hund kann ergehen wenn ihn was überfordert oder nervt.

  • nein, kann er nicht, es ist in dem Moment nicht in seinem Repertoire für Konfliktverhalten

    Das finde ich einen interessanten Aspekt.


    Ich habe mal etwas überlegt und kann mich an eine Situation erinnern, bei der er aufgrund von ungewolltem Kontakt hinter mich gegangen ist. Wobei hier eher der Grund Angst war, glaube ich. Kann sein, dass dies andere Reaktionen triggert.


    Habe auch versucht etwas weiter in die Richtung zu denken, wie dies Hunde untereinander lösen. Ob sie als konfliktvermeidende Handlung die "Flucht" benutzen. Was meint ihr dazu?

  • 👍🏻Machen sie...Fiddle, Freeze, Fight und Flight.


    Je nach dem, was der Hund an Verhalten aus dem Hut zaubern kann wird er eine (bzw. in Abfolge mehrere dieser Verhaltensweisen) einsetzen.

  • Habe auch versucht etwas weiter in die Richtung zu denken, wie dies Hunde untereinander lösen. Ob sie als konfliktvermeidende Handlung die "Flucht" benutzen. Was meint ihr dazu?

    Natürlich machen sie das.

    Ist einerseits Typsache, andererseits lernen sie das.


    Sie lernen es aber nicht dadurch, dass du abwartest und guckst, was der Hund wohl meint, sondern ganz klar Begegnungen reglementierst.

    Nur weil deiner zu einem Menschen oder Hund hinmöchte, heisst nicht, dass er das jedes Mal tun darf. Wenn er die Begrenzung durch dich (ich schaue immer, dass ich physisch dazwischen bin, das ist viel effektiver, als den Hund durch die Leine zu begrenzen) aber nicht als "hier gehts nicht weiter" akzeptiert, dann kommt er natürlich auch nicht auf die Idee, dass du für andere eine Grenze sein könntest.


    Man kann das super üben. Bitte andere (die du kennst), einen schnellen Schritt mit ausgestrecktem Arm auf den Hund zuzumachen - und du blockst deinen Helfer dann für den Hund überdeutlich erkennbar ab, bewegst dich also körperlich dazwischen, und lässt ihn nicht an den Hund.

    Dazu muss dein Helfer gar nicht nahe rankommen, das geht auch mit Abstand.


    Wenn du passende Hunde kennst, kannst du das auch mit Hunden üben.


    Im Alltag kann man es zur Gewohnheit werden, den Hund immer ganz beiläufig auf die abgewandte Seite zu beordern (Stimmkommando üben, oder ein bissel rückwärts gehen und beim wieder-vorwärts gehen umsortieren - so wenig wie möglich Zug auf der Leine).


    Und mit diesem Grundstock hat der Hund dann auch die Idee: Frauchen: undurchdringliche Wand! im Kopf.


    Das geht nicht von heute auf morgen, aber es geht.

    Ist natürlich was anderes, wenn man das mit einem Todesmutigen Terrier übt, der vor nix Angst hat, bzw. die Einstellung hat: dann erst recht!! oder mit nem eher sanften Hund... Letztere nehmen das schneller an und sind erleichtert (heute hat sich meiner wieder gekonnt hinter mir versteckt vor einem Hund, vor dem ICH mehr Schiss habe als er...) - mein Gassi-Dackel-Terrier-Mädel ist deutlich eher der Meinung, dass sie das doch alleine kann *grummelknurr*


    In meiner Erfahrung: Wenn sie das erst mal drin haben, also dieses "ich kann ja weg" bzw. es wird mir geholfen, wenn ich es brauche, muss man weniger sorge haben, dass in einer Situation, in der man selbst nicht auf Zack war, direkt was passiert. Das Vertrauen wächst.

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