Nun habe ich mich eigentlich gefreut, von unseren Fortschritten zu berichten - und davon, was mir beim Training und beim damit verbundenen ganz genauen beobachten aufgefallen ist - aber irgendwie bin ich gerade ein bisschen betroffen und traurig, wenn ich ehrlich bin
Irgendwie habe ich gerade das Gefühl, dass zwanghaft versucht wird, Lucy ein Problem anzudichten.
Ja - das "nein" klappt nicht. Das ist Mist - das sollte natürlich bei einem 2,5jährigen Hund nicht sein - und das habe ich auch nicht beschönigt.
Aber irgendwie komme ich mir vor, als hätte ich geschrieben, dass mein Mann den Geschirrspüler nicht einräumt - und bekomme dann als Antwort, dass ich mir besser gleich einen Platz im Frauenhaus suche, weil er mich bestimmt bald schlägt, weil er ja schon beginnt, den Geschirrspüler nicht auszuräumen.
2. Du überschätzt deinen Hund maßlos. Sie weiß genau, was sie darf und was nicht, weiß was ihr gehört und was nicht, würde dies nie tun und jenes nie tun... nö.
Selbst mein dummer Hund mit den 4 Hirnzellen weiß was ihm nicht gehört.
Mein intelligenter Hund weiß das auch, sogar sehr genau. Es interessiert ihn nur nicht so besonders... Der lässt die Sachen von anderen nur aus dem Grund in Ruhe weil er weiß es bedeutet Ärger.
Ich bin mir auch sehr sicher, dass Lucy das genau unterscheiden kann.
Sie kennt auch ihre ca. 20 Spielzeuge beim Namen und kann somit auch ganz genau unter den Spielzeugen, die ihr gehören, unterscheiden.
Und es ist ja nicht so, dass Lucy bisher 2,5 Jahre in einem Kokon gelebt hat - es gab ja auch vorher immer wieder Dinge, die sie gerne haben wollte, die aber uns oder z.B. Besucherkindern gehört haben und die sie dann nicht genommen hat.
Davon ab halte ich es für wirklich utopisch mit einem aktiven Kind dafür zu sorgen das sich null Spielzeug auf dem Boden befindet. Je nach Hund steigert man damit ja doch auch nur noch die Wertigkeit und gibt dem ganzen eine Wichtigkeit die vorher nicht da war.
Ich hab hier auch kein Krabbelkind mehr, aber dafür ne Nichte die überall ihre Kuscheltiere rumliegen lässt. Meine Hunde finden Kuscheltiere toll, man kann damit so schön zergeln, reißen, schütteln... Und beide wissen genau das die Tierchen von Nichte Klein nichts angerührt werden.
Klappt seit Jahren hervorragend, ohne Frust und Widerspruch. Akzeptanz halt.
So, wie Du die Situation mit Deiner Nichte beschreibst, war es hier bisher auch.
Sowohl bei Besucherkindern, als auch in den letzten 3 Monaten, in denen ja auch bereits Babyspielzeug auf dem Boden lag.
Klar kann das gehen.
Ich finde, man kann es sich einfacher machen - weil es hier ja eben nicht geht. Sonst gäbs ja die ganze Fragestellung nicht.
Die Fragestellung hat sich nicht auf das Spielzeug, sondern auf das "nein" bezogen - die Thematik zum Spielzeug an sich kam nicht von mir.
Im Gegenteil - ich habe mehrmals geschrieben, dass es für mich keine Thema Hund/Kind oder Hund/Babyspielzeug ist.
Das "nein" klappt im Moment überhaupt sehr schlecht - aber da wir aktuell einen Großteil des Tages mit Spielzeug verbringen, zeigt sich das Thema hier einfach am deutlichsten.
Ich habe ja schon geschrieben, dass die Situation die gleiche wäre, wenn ich Pferdeäpfel im Wohnzimmer liegen hätte - das kommt aber halt einfach nicht vor, deshalb habe ich das Problem auch nicht
Und 98% des Alltags sind nach 2,5 Jahren einfach eingespielt - bei Essen auf dem Tisch brauche ich kein "nein", das dann ignoriert werden könnte, weil das Essen auf dem Tisch ja sowieso als Tabu steht.
Würde ich das Essen plötzlich auf den Boden stellen, würde Lucy das Essen auch nehmen, wenn ich es nicht ausdrücklich verbiete.
Und genau das ist mein Thema:
Hätte ich vor 4 Wochen leckeren Braten auf den Boden gestellt und dazu ein "nein" gegeben, wäre Lucy mit "okay, ist nicht für mich" wieder gegangen.
Jetzt aktuell würde sie den Braten fressen, auch wenn ich währenddessen 100 Mal "nein" sagen würde.
Es ist einfach die Frage, ob man sich selbst ein Setting erschaffen möchte, in dem man ständig korrigieren und abbrechen (und eben auch präsent sein) muss.
"Setting up for success" ist so ein Zauberwort. Hier findet ein "Setting up for Failure" statt. Je mehr Gelegenheiten man schafft, dass der Hund verbotenes tut, umso schwieriger wird das ganze, umso öfter geht es schief, und umso stärker wird das "Nein" beansprucht. Dass es sich dann auch irgendwie abnutzt, ist ja kein Wunder. Man wird das nein ohnehin noch oft genug brauchen, ich würd es nicht wollen, es im Alltag 200 mal am Tag einsetzen zu müssen. Das würde mich selbst auch nerven.
Du kennst doch unser "Setting" gar nicht.
Ich muss nicht mal jetzt, wo das "nein" ja nicht klappt, 200 Mal am Tag "nein" sagen.
Es gibt einige wenige Situationen am Tag, in denen ich ein "nein" benötige - aber zu 99% der Zeit ist es hier harmonisch und entspannt.
Und ich benötige aktuell auch nicht für mehr Situationen ein "nein" als vorher - nur wurde vorher das "nein" sofort befolgt - und nun nicht mehr.
Ein "Setting up for Failure" sehe ich absolut nicht.
Und ganz ehrlich:
Ich werde meinem Kind doch nicht jahrelang verbieten, auf dem Boden zu spielen.
Bei aller Hundeliebe - da würde ich dann tatsächlich eher einen aversiven Abbruch versuchen oder Lucy Wohnzimmerverbot erteilen, als meinem Kind das Spielzeug wegzunehmen.
Natürlich wird unser Kind auf Lucy Rücksicht nehmen müssen - aber es darf nicht soweit kommen, dass das Kind nicht auf dem Boden spielen darf.
Aber das nur nebenbei - denn dieses Problem gibt es aus meiner Sicht überhaupt nicht.
Ich denke, ein generelles "schlepp keine Sachen rum" ist für den Hund eher umsetzbar als ein "manche Sachen darfst du rumschleppen, andere nicht, und es kommt auch immer auf den Zeitpunkt und die Situation und was weiß ich noch alles an".
Klar geht das sicherlich mit manchen Hunden ganz prima. Aber nicht mit allen.
Auch das Problem stellt sich aus meiner Sicht nicht.
Aber nehmen wir mal an, das wäre das Problem:
Mein Problem ist ja, dass Lucy das "nein" ignoriert.
Wie soll ich ihr jetzt klar machen, dass sie das Spielzeug nicht nehmen, wenn sie das "nein" doch nicht interessiert?
Hier drehen wir uns ja im Kreis.
Und wenn sie das "nein" wieder ernst nimmt - dann gibt es auch kein Problem damit, dass ich die einzelnen Gegenstände verbiete oder erlaube.
Ich sehe da auch die Verwirrung für Lucy nicht - es ist doch ganz normaler Alltag, dass der Hund bestimmte Sachen nehmen darf und andere nicht.
Und wie gesagt - die Unterscheidung hat ja auch bislang völlig ohne Probleme geklappt.
Sie versuchte ja in der Vergangenheit z.B. auch nicht, meine Deko zu nehmen, obwohl sich das manche Dinge durchaus zum Spielen / fleddern usw. anbieten würden.
(Das wäre übrigens ein gutes Beispiel - hier würde das "nein" aktuell auch nicht klappen. Allerdings stellt sich dieses Problem momentan nicht, weil dadurch, das keine Deko auf Babyhöhe steht, die Deko auch aus Lucy-Höhe verschwunden ist.)
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Ich schicke diesen Teil jetzt schon mal ab, damit der Text nicht evtl. weg ist, wenn ich die weiteren Zitate einfüge und weil es ja eh schon recht lang ist.
Ich antworte aber auch gleich noch zu den weiteren Punkten.